St. Pantaleon-Erla, Taidingsrechte und Freiheiten des Erlaklosters (1625)

Panthädingbiechel deß würdigen  gottshauß Erlacloster in Össterreich under der Ennß. renoviert durch herrn Erhardten  Leschler, königlicher neüer stüftung zu unser lieben frauen und allen heiligen engeln in Wienn  auch Ybbs und Erlacloster hoffrichtern, anno aintausent sechshundert und fünfundzwainzigisten.

Vermerkt die thädungsrechten und  freihaiten deß wurdigen  gottshauß Erlacloster, welch anietzo und alweeg auch von alters hero im brauch gewest, so auf bevelch und verordnung  der hochwurdigen  in gott geistlichen auch  edlen frauen frauen Agneten, koniglicher neüenstüftung  in Wienn  sowoll Erlacloster und Ybbß  abbtissin und dero admodum  reve- rendi patris commissarii Dionisii Blawen durch deroselben hoffrichtern zu Erlacloster Erharden  Leschlern widerumb  renovirt und aufgericht worden zu Wienn  den ersten monatstag  januarii nach Christi Jesu unsers lieben herrn und seeligmachers gebuert im sechzehenhundert  fünfundzwainzigisten jahr.

Deß gottshauß Erlacloster stüft und pandäting wie volgt: daß erste ist am montag  nach der heiligen drei konig tag, daß ander am montag nach st. Georgen tag, daß dritte am montag  nach st. Colmans tag;  daß vüerte am pfinstag nach lichtmessen ist daß recht pandäting, steet an zwaier thätting statt, gibt kainen rechtpfening.

Wan  nun die schrann mit deß gottshauß underthanen  besetzt, volgen die rechtsprich:

Erstlichen fragt ain hoffrichter wo es an der weil und an der zeit daß er müg an statt der abbtüssin seiner genedigen frauen daß stüft oder pandäting  besitzen?

Zum  andern fragt er wo die schran aber mit gueten ehrlichen leüten genuegsamb  besetzt, dem  clager inner und ausser der schrann ainem wie dem andern daß recht zu sprechen?

Zum  dritten fragt er wo die articln von wort zu wort zu verlösen von nothen sein oder nit?

Volgent  so lest man  die hernach  benanden  articuln, und läst ain hoffrichter auf ieden articl ain sondere frag hinumbgehen.

Erstlichen melden und sagen deß gottshauß freihaiten und sein daß ihre recht daß dieselben nirgent, weeder  in stetten noch märkten, unbeclagt auf sollen gehalden werden.

Sie melden  auch: wan  ainer einen sohn oder tochter verheirath, mög  er denselben wenig  oder vüll geben ohne verhinderung  der herrschaft.

Item, wo ainer söhn  töchter knecht oder diernen bei ihme hat, soll er die biß auf die herrschaft versprechen und anderer orthen nit anvogten.

Wo  ainer ain involk, es sei man oder frau, bei ihme hatt, soll er die nach  vierzehen tagen der herrschaft ansagen und nit weiter unangesagt behalden, oder er ist wandel verfallen sechs schilling und zween pfening.

Item, wo ainer gegen dem  lantgericht in zicht käm, es sei in waß sachen eß wöll, so soll denselben gegen dem lantgericht ain rechtstag für die obrigkeit gesetzt werden und alda gehandlet werden waß recht ist.

Ob aber ainer mit dem  landgericht haimlicher weiß ohne wüssen der herrschaft, umb waß  es were, abbrechen und sich vergleichen wurde, der stehet in der herrschaft besserung und  soll ihme auß der herrschaft urlaub gegeben werden.

Sie melden auch daß kein lantrichter auf allen deß gottshauß grünt ohne  vorwüssen  der obrigkait nicht eingreif oder pfendung  zu thuen macht  und fueg haben soll.

Wo aber ainer den todt verschuldt, so soll derselb nach dreien tagen dem lantgericht uberantwordet  werden  wie er mit giertl umbfangen,  und dem waltpotten die speiß und dem roß daß fueter und nicht mehr zu geben schuldig sein.

Item, wo ainer ainem  in seinem hauß verbottene wort gäb, der ist der herrschaft zu wandl sechs schilling und zween pfening.

Ob ainer aber ainen under seinen tachtropfen mit blosser wöhr nachlaufen  wurde, der ist der herrschaft zum wandel fünf pfunt und zwen schilling pfening.

Wan  ainer aber felber oder andere paumb  muethwüllig  abhackt, der ist der herrschaft zum wandl fünf pfunt und zwen schilling.

Item, ob ainer ain viech, es wär roß küe oder schwein, an seinen schaden funt, so soll er daß pfenden und einthuen. und so der dem daß viech zuegehört soliches nit außnemben  wolt, so mag erß dem  es schaden gethan am  dritten tag der herrschaft antworten. volgent soll der dem3 daß viech zuegehört, dem so schaden  beschehen den schaden und waß daß viech verzört bezallen und  der herrschaft zu wandel geben  zweenundsibenzig pfening. nimbt er aber soliches viech ohne erlaubnuß  fraventlich auß, ist er ain fravelwandl verfallen sechß schilling zwen pfening.

Wan  nach ieder saat der leste pflueg auß dem velt kumbt und der fridt nit gemacht wüerdt, so ainer daß uberwisen wüerdt, ist er der herrschaft zu wandel  zweenundsibenzig  pfenning.

Item, so ainer rain- oder marchstain  fräventlicher weiß außackert. ierd er daß überweist, ist er ain wandl sechs schilling und zween pfening.

Ob ainer haimblicher weiß rainstain außgrueb  oder sonsten vertilgen thett, der ist der herrschaft fünf pfunt und zween schilling pfening.

Es soll auch ain rainstain von ainem zaun stehen nemblichen  drei schuech weit, damit der pflueg seinen gang haben mag.

Item, wo ainer haimblicher weiß zeün und fridt öffnet, wierdt er daß .berweist, der ist zum wandl verfallen zweenundsibenzig  pfenning.

So ainer den andern überzeünt, der ist von ieden stecken wandl zweenundsibenzig  pfening.

Es soll ainer dem andern  die velder im fridt bei schönen wödter achtag, aber in regenten wetter vierzehen tag lang halten.

Item, wan deß pfarrerß zu St. Valentin oder deß pfarrers zu Erlacloster underthanen  vor offner schrann alhie beclagt, so mag solicllen sein ambtman  oder sonsten ain haußgenoß außborgen  und nach vierzehen tagen .ider alher für ain ersamb geding stöllen und alda mit recht abgeschaiden .erden  wie von alter hero beschehen.

Ob ainer aber bei dem  thäding nit erscheinen, der ist zu wandl zweenundsibenzig  pfening,  aber im panthäding  sechß  schilling zween pfening.

Und so ihn sein nachbauer, derß waiß das er nit alda, verschwüg und nit anzaigt, der ist auch zu wandl zweenundsibenzig  pfening.

Wo  ainer ainen beclagt und last die claag fallen ohn wüssen des hoffrichters, der ist zum wandl zweenundsibenzig pfening.

Sie melden auch daß der so beclagt würdt vor der schrann, mag erst .ber vüerzehen tag antwort geben.

Und ob sich ainer unbillich und muetwülliger  weiß in den thäding beclagen lässt, der ist zum wandl zweenundsibenzig  pfening, aber zu den pantäding  sechß schilling und zween pfening.

Alle zuck- und pfantwandl  gehören zu dem  hoffrichter, aber alle andere straffen gehören zu der herrschaft oder grundobrigkeit.

Die wüert sein ainem hoffrichter oder räntschreiber von ieden außgeschenkten vaß wein ain recht- und  pfentkändl wein zu geben schuldig;  darentgegen  ist ain hoffrichter oder räntschreiber auf beruefen in nothsachen beistant zu thuen verpunden. und wo die wierth sich deßen verwidern, soll ihnen der zapfen abgeschlagen  und der wein  außgelassen .erden.

Hie fragt hoffrichter nachvolgenter panthäding:  wer zu claagen hat, der claag.

Volgent fragt er wie lang er mit aufgerichten gerichtsstab zu sitzen schuldig sei?  darnach  ist eß beschlossen allain waß sonsten von nöthen zu handlen.

Schlußformel gleichlautend mit der des Taidings von Winklern (nr. 101) oben S. 671, 25-30.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Handschriftensammlung R 220 | Seiten: 5a-12a |
Herkunft / Fundort
Pantaleon-Erla | BH: Amstetten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
exaktes Datum: 1. Januar 1625 | Entstehung: 1625 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 840-844, Nr. 114/I (Edition).

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