St. Leonhard am Forst, Banntaiding des Marktes (15. Jh.)

... .. . er sei sein entrunner hold, er soll da ân recht allain mit im nichts ze thuen haben. . .Und ain itzlicher purger soll pei fronrecht sagen und nicht pei seinem aid.

Und  welcher purger do icht gelten soll, den soll niemant  darumb aufhaben  an kainer stat, er voder ee daß recht an den richter da zu Sant Leonhart.

Und  wer in dem markt icht verzert, er sei dienstman ritter oder knecht, der soll das gelten also das er darumb  nicht fuerbas sol das recht suechen.

Und kain gast sol in der wochen mit seinem kauf nicht schaffen dan allain wen markt ist.

Und  wen  ain gast wider ain andern da icht kauft auf dem markt oder verkaufet, ob es ir ainen gerewet, so schullen si paid an dem nagsten marktag das recht vor dem richter da suechen. thuen si deß nicht, so geet das selb recht an dem driten marktag an irer paidern herrn.

Das ist der zoll: von dreissig pfenning ain pfenning, und von funfzehen ain halber pfenning. von dem roß zwen, von dem rind ainer, von dem schwein ain pfenning, von dem schaff ainen halben, von der gaiss alsam, von dem kalb ain halben, von der haut ain pfenning;  und von allem getrait geit man do kain zoll.

Ob ain fewer außkam  und das es der selbig wirt nit peschrier unzt dew es aufkumbt. peschreit er es aber, so hat er freihait drei tag auf seiner pranstat.

Ob ain purger pegrif ainen deup oder deupin in ainem hauß und entphrembt  im seines guets, pegreift er in unter dem  tag[trophen] und nimbt im das gestollen guet, so hat der purger gewalt das er dem deup .ol mag genemen  daß guet und ist dem richter darumb nichts vervallen. so aber das geschach das sich der deup des purger setzet und sich weret, doch das darnach der purger den deup ze tod erschlueg und uberkumpt,  so soll er in auf die gassen werfen und im auf das herz legen drei pfenning, damit hat er in puesset. so aber der deup kumpt  herauß fuer die tagtrophen, pegreift in der richter, so ist er dem richter vorfallen und mit im umbget wie in verlust.

Ob ainer ainem purger an dem hauß lusembt, mag in der purger mit ainem staill erwerfen, so soll er im aber drei pfenning auf das herz legen und  hat in schon pusset und ist dem richter darumb  nichts vorfallen.

Und wen ainer ainen purger herauß fodert, als oft und er das thuet so ist er alweg  umb zwenundsibitzik  pfenning, es sei inner oder auser.

So ainer auser ainen schlecht mit der faust an das antlitz oder .o er in hintrifft, und hat den daum in der hant, so ist er dem richter verfallen ze wandln ain pfunt pfenning, aber ain inner gesessn im markt zwenundsibitzk  pfenning. schlecht aber ain ausser ainen mit flacher hant, so ist er verfallen ze wandel von iglichem finger zwenundsibitzk pfenning. und ain inner ist uberall schuldick zwenundsibitzk  pfenning von ainem solchen schlag.

Ob ain schleichender deup kam in den marchkt zu Sant Leonhardt im forst, so soll in der markrichter  nemen  zu seinen henden und im nemen .as er hat. es hat auch der lantrichter nichts zu ervordern an den markrichter. so scholl der markrichter den deup an dem dritten tag dem lantrichter antwurten, als dann von alter herkomen  ist.

Und  ob ain auflauf geschach in dem markt und das es dem markrichter ze schwer wer, und welcher purger nicht zuluff, den selben soll der markrichter nemen und in pessern nach der purger rat. so der richter ainen purger nemb,  so soll er in unverschlossen halten;  und wen er nit gesessen wer, so soll er in pehalten oder pewaren  alß pest er mag.

Und wenn ain purger sitzt zu dem wein der gesessen ist, so er nit gelt hiet, so soll in der wirt nit pfenden, so soll er des morgens komen und das pezalen, und so er nit gelt hat schol er des wirthes huld gewinnen. geschach  aber das nit, so soll der wirt an dem  dritten tag klagen dem markrichter. so aber ain gast ses zu dem wein, wer er sei, und er nit gelt hat, so hat in der wirt woll ze pfenden.

Auch haben die purger zu Sant Leonhardt  die gerechtikait ze vischen auf ainem  wasser an ainem  iczlichen freitag vor mittemtag, auf dem selbichem  vischwasser ze vischen die vier helbling wert sein, und sunst niemant darauf ze vischen wen  der des wasser gewaltig ist. pegreift aber der vischer oder sein anbalt ainen aussern, sei wer er woll, so hat er in gewalt ze pfenden;  so er sich aber setzt und sich nit pfenden wolt lassen, so sol er es dem richter anbringen. und daß penant vischwasser hebt sich an auf der wuer  am Gries mit ainem  ort, und get unzt gen Playckhen an die wuer mit dem andern ort.

So ainer ain stain aufhebt und pringt in uber die knie und wierft doch nit, so ist er vorfallen zu wandel zwenundsibitzik  pfenning. ierft er aber, so ist er umb ain pfunt pfenning.

Und kain gast schol nit klagen uber ain purger am sambstag. es ist auch der richter die klag nicht schuldig aufzenemen.

Und wan ain edelman zuckt freflich am sampstag,  so ist er auß der schaid schuldich ain pfunt pfenning und darin desgleichen auch ain pfunt pfenning;  und ob ain pawer, auß der schaid 6 schilling zwen pfenning und in die schaid auch 6 schilling 2 dn. so aber ainer dem andern fuerbartet in dem purkfrid zu Sant Leonhardt,  es sei vor der kirchen oder an andern enden, ân klag und anpringen deß richter, der selbig ist auch dem markrichter  schuldik ze wand. schilling 2 dn.

Auch ist die gerechtikait hie deß marks: so ain gast ain vaß wein vorkauft, es sei klain oder groß, so ist er schuldik dem richter zwen pfenning ze zoll. geb er aber ze kosten und nit hingeb, und so er es hingeb in ainer meil wegs, so ist er aber dem richter schuldich zu geben den zoll zu Sant Leonhardt. thet er aber des nicht, so ist er dem richter vorfallen so viel guet als er dan vorkauft hat in acht tagen.

Das ist auch die gerechtikait: ob ain verpot geschech, ob ainer den andern  vorpieten wolt, so sol er geben dem markrichter zwen pfenning und  sol dem richter das recht vergwissen das er dem verpot wel nachkomen  von  anfank unzt an das ent bei zwaiunddreissik  pfunt pfenning, als es dan des marks gerechtikait ist und der herschaft Peylstain. so er aber dem recht nicht nachkem,  so ist er vorfallen dem richter zu Sant Leonhardt  der obpemelten  summa  geltz. elcher tail aber in dem verpot unrecht wurde, der ist dem richter schuldich ze wandl  zwenundsibitzik pfenning. und sollichs verpotrecht soll man suechen am dritten tag vor dem richter zu Sant Leonhardt.

So geschach das ain man  oder fraw hie auf dem mark  valsche pfenbart vail hiet, es wer welherlai pfenbart es wer, und die verkaufet, die sein dem richter verfallen, und hat auch den selbigen menschen  zu pessern  und sunst niemantz.

Auch ist hie unser gerechtikait das kain purger ainem andern kain knecht  oder diern auß seiner gwalt soll dingen ân desselbigen purger willen und wissen.

Das ist die freiung der gerechtikait zu Sant Leonhardt im vorst, als von alter herkomen  ist: zu sant Johans tag zu den sunbenten;  und .ert acht tag vor sant Johanns  tag und acht tag hinnach.

So ainer kam  und klaget uber ainen inwaner  des purkfrid, so ist der richter nit schuldig klag aufzenemen  die weil die freiung wert noch kain genugen ze thuen.

So ain gast kam in der freiung und  wolt ainen anderen gast vorpieten, so ist der richter nicht schuldichk  solch vorpot aufzenemen  die .eil die freiung wert.

So ain manschlachter kam  in die freiung und vopt sich an den richter und gibt im darzu sein gerechtikait zwelf dn, so scholl er in peschirmen alß lang die freiung wert.

Die freiung wert hinauß  fuer di kirchen, fuer das kreuz, an die stigel, und fuer die stigel alß ver als ainer mit ainem schlachamer  mag gewerfen; und wert an dem  ander ort gegen dem Newsidl,  von der peunt des jungen  Lucasen, alß ver ainer gewerfen mag mit ainem schlachamer;  und an dem dritten ort wert die freiung gegen der Fuerstenaw,  von der stigl so man auß dem somerveld hinauß steigt in das hoffeld, als weit als ainer mit ainem schlachamer gewerfen  mag;  auch an dem vierden ort wert die freiung hinaus fuer das aigen als ver als ainer mit ainem schlaghamer gewerfen  mag;  auch wert die freiung an dem funften ort von dem zusteg  uber die Melckh  als weit als ainer mit ainem schlachamer gewerfen mag.

Das ist die gerechtikait in der freiung: so ainer ain schwert  zuckt, so ist er vorfallen dem richter funf pfunt oder ain hant auf gnad.

Standort
St. Pölten | BH: St. Pölten | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Niederösterreichisches Landesarchiv | InvNr.: Papierhs. (15. Jh.) |
Herkunft / Fundort
St. Leonhard am Forst | BH: Melk | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1400 - 1500
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 549-553, Nr. 83 (Edition).

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