St. Georgen an der Traisen, Rechte des Marktes (1471)

Bl. 1b-7a

Hie ist ze merkchen die recht des markchz zu sand Jörigen, als si van alter her chömen sind und sew unser varvadern uns hinder in lassen haben und wïr sew noch haben und die fürsten dem markcht geben habent.

Item, am mantag wann sich der markcht anheft und di erst chram .ïrt aufgericht unzt der markch ent nimpt, ob inner der zeit ein gebalt oder ein frëvel geschëch van einem dïnstherren, als der in den markcht rit leuf oder gieng, als oft aines sper lankch wer er nach iedes sper lankch 30 lib. dn schuldig zu wandel;  und ein ritter, er reit oder gee mit gebalt, noch iedem sper lankch 20 lib. dn zu wandel;  und ein erber knecht nach iedem sper lankch 10 lib. dn;  und ein pawr 1 lib. dn.

Und  ob ainer verpotene  ber trät auf den markcht,  es wër armst spiess oder hakchen, der ist umb frëvelwandel 6 ß 2 dn;  man schol es aber des ersten verruefen. und  ob ainer wuerfpeil trueg auf den markcht, der ist ein frëvelwandel 6 ß 2 dn.

Und  ob ein fleischhakcher unrains fleisch auf den markcht prächt, das schol man beschawen  und schol ims nemmen,  und darumb ze wandel 6 ß und 2 dn.

Und ob ein fleischhakcher phinnigs fleisch auf den markcht prächt, der schol ein ströbeins chrënzel auf haben. tuet er des nicht, er ist umb 72 dn zu wandel.

Es schullen auch all fleischhakcher fleisch auf den markcht fueren, newslagen  oder altslagen, das lnuer rain ist, wann sew wellent, und sind darumb nichts phlichtig.

Und welicher fleischhakcher nicht unslid dient der geit all markchtag 1 dn, und welicher fleischhakcher unslid dient der geit nicht.

Und wann  ein ölër in der vasten auf den markcht  chumpt, an den ersten markchtag  geit er ain phunt öl, und an dem andern markchtag  ist er frei, und darnach all markchtag 1 dn.

Und wer häring auf den markcht pringt, der geit 1 dn oder zwen häring.

Wer  auf den markcht  chumpt  und hingeit welicher lai das sei, ân viech alain, an ainer stat, der ist schuldig van 20 dn 1 dn, und was hinder 20 dn hin wïrt geben da ist man van schuldig 1 helbling. ër aber das ainer sein chaufmanschaft  tailet durich des zolls willen das er des überhaben .är, und des übervaren  wïrt, der ist darumb verfallen zu wandel funf phunt  phening und was  er vail trät, der richter schol im aber den zoll geben der da van gehört.

Wër aber das ainer den zol austrueg und des übervaren würd, wo in der richter begreift auf meins herren guet, der mag in darumb  vachen und ist darumb ze wandel 5 lib. dn.

Wër aber das ainer den zol austrueg und chäm  auf eins andern herrn guet und des laugnet, der schol darumb  in dem markcht gar recht .erden;  und ob er des nicht tët, so hat der markcht das recht und der richter das er einen andern darumb  aufhab;  man schol aber seinen herren zum ersten darumb  zu red seczen.

Und  ob in dem markcht in eins purger haus icht verchauft würd do lman zol van phlichtig wër, und es der wiert verswig, der wër darumb  ze .andel 72 dn und der da hin geit 5 lib. dn ze wandel.

Wër aber das ainer ein lamp hin gëb halt nuer umb 1 dn, der ist davan schuldig ain helbling;  oder ander chlain viech, van iedem  haup ainen helbling.

Und ain chramër mit ainem wagen und mit ainer spanplache. dn, und van ainer unbedakchten  chram 1 helbling.

Und  wer in dem  markcht  gesessen ist, der geit chainen zol van chainerlai ding.

Und ein iesleicher fragner der do chauft do man zol van geben schol und dem zolnër nicht rueft das man  es wol gehören mag, der ist darumb verfallen was er gechauft hat und funf phunt phening  zu wandel.

Und  ein gast [der] tuech hin geit leinein oder wollein, der do nicht hachzeitphenning  geit, der ist zu zol van iedem snit 1 dn.

Und  welicher wachs  vail hat ze liechtmess  auf einem tisch und nicht auf einer chram, der geit 1 dn.

Und  der markcht hat das recht, wer richter da ist, das er wegen schol die glött ban er wil in dem jar, iegleich gelött wesunder aus dem phunt;  er schol auch di purgër pei im haben. und welicher dann zu ring hat oder ze swär, den hat der richter ze pessern als in anderen mërkchten recht ist. wër aber das er rechte swër hat, darumb ist er nichts phlichtig.

Und schol der richter auch in dem markcht ellen aufstözzen. elicher ze chuerz oder ze lankch hab, der ist darumb phlichtig.

Und alle die wandel die gevallen van des markchts recht, di schüllen gevallen dem richter, ân dreierlei recht, die gevallen dem lantrichter.

Das erst, ob ein lantrichter ein dieb in dem markcht west, der schol den richter in dem markcht  darumb  anruefen oder seinen anbalt das er im den vach, und schol in selbs nicht vachen;  und schol in in dem marcht gevangen haben unzt an den dritten tag und nicht lenger.

Und ob ein markchtrichter selber einen dieb vieng, den schol er wehalten unzt an den  dritten tag, und schol dem lantrichter in den drin tagen das chünd tuen. chëm er aber in den drin tagen nicht, so schol in der richter und di purger weisen ab meins herren guet auf ein gemerkcht und schol in pinten zu einem paum mit einem rüghalbm als er mit guertel umbfangen  ist, und schol dem lantrichter dreistund ruefen;  chumpt  er dannach  nicht, so sind sein di purger unentgolten und die hanthaft ist des markchrichter, er schol sei aber dem lantrichter leichen das er den dieb damit überbint, und  schol dann die hanthaft her wider dem richter antwürten.

Und  ob ein dieb hie in dem markcht icht stull und wïrt gefangen, das schol man den lantrichter wissen lassen als recht ist, und schol in dem lantrichter antwürten, und schol im van iedem haus 1 dn geben, so schol in der lantrichter überbinden ân der purger schaden.

Und  ob ein streichunder  dieb her in den markcht  chëm und der richter di purger anrueft, das schol niem  mit willen versiczen. er das tuet, der ist umb sechs ß 2 dn.

Und  ob ein dieb ledig wïrt mit dem  rechten, den schol der lantrichter dem markchtrichter  her wider stellen, das er im und den purgërn guet werd das si furbas unschadhaft van im beleiben.

Es hat auch der lantrichter nichts hie ze schaffen weder wenig oder vil ân der purger und ân des richter willen.

Und ob ain purger den andern ze tad slueg der da 30 lib. ert hat, dem schol man zuesperren und nicht vachen umb die wandel, wenn er darumb  phlichtig ist 30 lib.; daraus gevallent dem markchtrichter 82 dn und die andern meinem  herrn. chämen  aber di freunt oder sein fraw, so schol in der richter vachen. mag  aber der richter, so schol er im hinten aus helfen, und wann di freunt var an der tuer sind, mag er, er schol im dannoch davon helfen.

Und chumbt  ainer pei der nacht in ains purger hoff, und rüft in der .ïrt an dreistund und wil sich nicht melden, und slecht in der wïrt ze tad, der schol es dem obern und dem nidern nachpawren  ze wissen tuen und ist darumb niem nichts pflichtig.

Wir  schüllen auch einen gesessen richter haben  in dem  markcht. und schol auch der richter aller güeter die mein herr der brobst in dem markcht hat stifter und störër sein anlat und ablat ze nemen: van einem grassen haus 10 dn anlat und 10 dn ze ablat, und van den chlainen heusern 6 dn ablat und 6 dn anlat.

Wir haben auch das recht das man nieman ïrrn schol der verchaufen .ell. und schol auch der richter niem leichen ân der purger willen, und di purger schullen dapei sein.

Es schol niemant  chainen hofherren  fessen ân der purger willen und ân iren ratt.

Wïr haben auch das recht: ob wïr ain richter hieten der uns ze swër .ër und der uns nicht ausrichten wolt, oder der uns ze jung oder ze alt .ër, oder wër ein tar, oder der uns nicht pei recht behielt, oder der ainen für den anderen wolt ausrichten, oder der dem armen nicht als geharsam .ër als dem reichen, oder der wider das recht tät, den schol uns mein herr der brobst verchern nach seinen genaden  und nach der purger ratt.

Auch hat meins herren brobst richter zu richten mitten in dew nawfart und als verr seine gueter gent di er hie hat.

Wïr haben auch recht das wïr alle jar jërlich ain pantaiding haben schullen des nachsten phinztags nach sand Jörigen tag, und darnach über vïrzechen tag ein nachtaiding.

Und hat das nachtaiding als guet recht als das pantaiding. und wes .ïr in dem pantaiding vergëssen, das schul wr? melden in dem nachtaiding.

Wïr haben auch das recht das wïr unsern richter gevadern mügen an dew  dritten sprach in dem pantäding. ob wier ichts vergëssen an unsern rechten, das schol er uns underbeisen.

Es schüllen auch di burger all pei dem rechten sein;  und wer dapei nicht wër, der ist umb 72 dn wandel. es schol aber der richter ïr iedem das verkunden.

Es schol auch ieder man  melden was in seinem haus unzucht geschiecht oder wo  er dapei sei gebesen. und was hie in dem  markcht geschiecht, das schol man auch hie ausrichten.

Wïr haben auch recht panfrid summer und winter zu machen, wann man ot var gefruer in di erd mag. und wann der richter ainen haist zuefriden und er des nicht tuet inner drein tagen, der ist umb zwelif phening, und als oft man ims sagt albeg über drei tag.

Und ob zwen  gest in den markcht chömen  an dem markchtag  oder eins anderen tags und ainer den andern verpieten wil, so schol sew der richter nicht ïrren.

Und alle pot und alle venchnüss stend auch auf den nachsten rechttag.

Es schol auch der richter chainem juden chain haus nicht versetzen lassen, und schol der jud chainem  darauf nicht leichen.

Und ob ein jud ain vachen haist umb  gelt oder verpeut, des schol in der richter nicht ïrren. er schol aber den in verpot und in der venchnüss nit lenger haben denn unzt an den dritten tag, so schol er in ze recht stellen;  und chëm der jud nicht, er wïrt ledig. man  schol es aber den juden ee wissen lassen, so ist der richter und di purger unentgolten.

Wïr offen auch alle dew recht di er hat an dem ürfar. ob ein nawfart aufrunn oder ein flas oder welicherlai das wër das man ledigen müst, das schol niem ân des richter willen tuen hin auf an des van Freysing guet und hin ab gen Pannsee an des Cappeller guet.

Und  wann das ürfar gengig ist, so schol niem über varen zwischen Zwentendorff  und Hollenbürkch, nüer hie. er das überfuer, wo man den begreift, so schol man di leut auf ain mittergries fuern und schol sew auflassen und schol enem zullen und geschlrr nemen und in selber vachen.

Und  wer her chumpt der über varn wil, den schol man über fuern umb sein phening, und  wer in fuert der ist des unenkolten. chumbt iem her nach, den schol man hin nach fuern auch umb sein phening, und der ist des auch unenkolten.

Es schol auch niem ungestifte heuser hie haben, es schol in iedem haus ein gestifter purger sein. und schol niempt  zwai heuser haben, er .estift sew dann oder er hab meins herren brobst willen.

Es schol auch niem in den leuthëusern etwas aufheben weder wein noch chöst noch  chainerlai, man geb ims dann oder man haiss in zuegreifen. .er aber das tuet, der ist umb 12 dn dem daigen dem er auf heft und nicht dem richter, und schol im der wïrt helfen.

Es schol auch chain ungelter hie nicht phenten  ân den richter oder .n seinen poten.

Und  schüllen alle phant hie vïrzechen tag ligen.

Item, ob man  new phenning  aufbürf, so schol der wechslär  dem richter in dem markcht  sechzikch newer phening  geben und seinen knechten 12 dn. so schol er ein lad hin fuer setzen da die newn phening  inne sind. und schol iedem mann  wechseln als recht ist. und schullen di purgër 10 schilling newer phening  nemen und  schullen im dafür geben was recht ist. und schüllen dann di purger mit einander richten;  das si gericht .erden, des schüllen si dann voligen.

Item, ob vischchëufel her köment und chaufent visch, ïr sein zwen drei oder vïr, di schüllen gleichen tail mit einander haben was sew mit einander chaufent, und schol ir chainer chainer auszug haben in nichte. und ob sew sich mit einander nicht gerichten möchten umb di cheuf, so schol sew der richter und di purger mit einander richten das si veraint .erden, des schollen si dann voligen.

Item, ob ein purger ein swert zukcht zu der zeit und markcht  ist, der ist ze wandel 72 dn, und ain inman zu der selben zeit 6 ß 2 dn;  und ein purger umb ein plutruns 6 ß 2 dn, und ein helfer auch als vil.

Und  ob ein purger in der wochen ein sbert zukcht, der ist zu wandel 12 dn, und ein inman 72 dn;  item, ein purger in der wochen umb ein pluetruns 72 dn, und ein inman umb pluetruns 6 ß 2 dn.

Item, wer ainen aus seinem haus vadert oder an sein venster stösst oder an sein tuer stösst oder in sein haus schilt, das sind frëvel. er das tuet, ist er ein purger so geit er 6 ß dn, ist er aber ein gast so ist er umb .andel 5 lib. dn.

Item, wer ainem verpotene wart zueredt, der ist ze wandel 6 ß 2 dn.

Und wer ainen mit der faust slecht, der ist umb 1 lib. dn. slecht er in aber mit flacher hant, so ist er umb 5 lib. dn.

Item, wer ain rauft, der ist umb 5 lib. dn. auch der ain aus seinem haus vadert.

Item, wer ain mit ainem stain wierft, der ist umb 6 ß 2 dn. und ob ainer ainen würf in seinem haus, der ist umb 5 lib. dn.

Item, der richter schol umb seine wandel chainen purger nicht vachen der ims ze verphenten hat. und wer sich dem gericht widerseczt, der ist ze bandel 5 lib. dn.

Unpilleichs grasen und schaiten das ist verpoten. er aber das tuet, der ist ze wandel 12 dn.

Item, all meczen in dem markcht  schullen gleich gras sein und alle vïrtail und achtail alle gleich gras. er das überfuer, den schol man pessern nach der purger ratt.

Es schol auch chain leitgeb chains purger knecht nicht mer vertuen lassen in seinem haus nuer was er oben der guertel hab. zeucht er im under der gürtel ab, das schol er im umb  sünst wider geben.

Es schol niem haniff derrn. er das tuet, der ist umb zwen und sibenzig dn.

Item, wer einem  purger an seinem  venster zuelüsmet  oder wo das ist, und rueft in der wïrt darumb  an, und wil sich der lüsmër nicht melden, sticht er in ze tad durich das venster, da ist er niemant umb phlichtig.

Item, es schol auch niemant phenich zaphen noch chraut ausprechen noch chainerlai das in der peunt stet. wer das tët, der ist ze wandel 72 dn. ob das iemant sëch und sein nicht fuerprëcht, der ist auch umb 72 dn zu wandel.

Man schol auch chainen aschen in die wasserschaff nicht schuten noch an die weg. er das tët, der ist umb 12 dn.

Standort
Herzogenburg | BH: St.Pölten | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stiftsarchiv Herzogenburg | InvNr.: Pergamenths. (15. Jh.) | Seiten: 1b-7a |
Herkunft / Fundort
St. Georgen an der Traisen | BH: St. Pölten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1471 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 212-217, Nr. 38 (Edition).

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