Seitenstetten, Ehhafttaiding (Ende des 16. Jhs.)

Bericht von dem ehehaft- und panthading  zu Seittenstetten und ordnung derselben.

Dise begreifen aigentlich in sich des gottßhauß  freihaiten und der underthonnen  gebreuch  und alte herkomen,  wie man  sich in todtfällen und keufen gegen der obrigkait auch ain underthonn  gegen dem andern zu hauß und felt verhalten soll. und dise thäding werden darumben  jährlichen offentlich gehalten, damit die junge mannschaft  dieselben breuch erlehrnen, und wo die darwider  handlen und straffmässig werden derenthalben kain entschuldigung  haben sollen. auch ist in solchen tädungen erlaubt daß die underthonnen  ainer wider den andern clagen, auch wo sie .ider die obrigkait oder derselben officier ain billiche clag und beschwär hetten daß sie dasselbe zu verhüetung  anderer weitleufigkait beschaidentlich fürbringen mögen.


Von  verruffen des ehehaftstäding und wer dabei sein soll.

Bei baiden thädingen  sollen erscheinen alle burger im markt und underthonnen  in dennen  vier ämbtern, alß Hoff Vedler Piberpach und Sontagberger  ambt, deßgleichen alle voggtknecht  und  vogtdienerin so sich im markt  und urbar aufhalten, die deß gottßhauß  genüessen  und entgelten wöllen, bei straff 72 dn welicher ohne erlaubnuß oder ehehafte entschuldigung  aussen bleibet.

Derowegen  ist ain ieder ambtman  schuldig in seinem ambt solche thäding auf drei vierzehen tag vorhero verruefen ze lassen, daß ain ieder am pfingstag vor herrn faßnacht wie auch acht tag hernach in die Thüerniz erscheinen und dem thäding beiwohne bei straff des wandels.

Von ersetzung der schrannen.

Wann  nun der tag verhanden  da man  die thäding pflegt ze halten, .üerdet  umb 12 uhr die grosse glocken biß um. uhr geleutet zum zaichen daß sich ain ieder under  solcher zeit zum thor herein und auf die Thüerniz verfüegen soll, wie dann hernach das thor gespert und kainer weiter eingelassen wüerdet. alßdan thuen der hofambtman  und die andern ambtleut so woll auß dem markt  alß auch iedem ambt besonder taugliche personen erwellen und die schrannen darmit besezen. und wan solches ordentlich beschehen,  würdet der hoffrichter zum  thäding beruefen  oder wer dasselb an seiner statt besizen thuet.


Vom  anfang der thäding.

So balt der hoffrichter in die schrannen  kombt, soll man durch den fronbotten silentium ruefen bei dem wandl 72 dn.

Hierauf erscheint der vorsprecher und nimbt ime erlaubnuß in die schrannen  zu tretten wie er mit güertel und gwant umbfangen,  nachdem er von dennen underthonnen  und ambtleuten erbetten worden sei dennen armen leuten ier notturft fürzubringen, mit dem vorbehalt, wo er soliches auß verhinderung  gottes gwalt oder unverstants  halber nit vollbringen möchte, daß die underthonnen  macht haben  sollen ainen andern  vorsprecher zu bestellen.

Erste frag. darnach  fragt der hofrichter den vorsprecher und ain erbars geding ob es an rechter weil und zeit sei, daß er alß hofrichter auf heutigen tag das ehehaft thäding  des gottshauß freihaiten und alten herkomen nach besizen und halten möge, dem würdigen  gottshauß  abbt und convent, auch  ihren armen  leuten voggtknechten  und  diern inner und aussern, umb alles waß an ine alß hofrichtern gebracht werden möchte.

Anderte  frag. ann  nun  der vorsprecher  und ain erbars geding soliches zu recht erkennen, fragt der hofrichter weiter ob auch die schrannen mit erbarn und tauglichen persohnen  genuegsamb  besezt sei oder nit. Antwort  des fürsprechers. darauf bitt der vorsprecher umb  erlaubnuß sich in der schrannen  umbzusehen;  gibt alßdann sein antwort daß nach seinem wissen und verstant die schronen mit ehrlichen pidersleuten gnuegsamb besezt sei, desthalben mög man  auch daß erbar geding fragen

Dritte frag. darüber fragt der hofrichter den vorsprecher was weiter recht sei. Der gibt antwort: 'ain ieder ambtman  soll mit ainem besoldten mann  beweisen  daß er das thäding  drei mall orndlich habe verruefen lassen'.

Von beweiß des thäding.

Darauf nimbt ain ieder ambtman  erlaubnuß aufzustehen und seinen zeugen fuerzustellen. derselbe zeug begert inne zu hören in allermaß wie er mit güertl umbfangen  sei. und soll also sprechen, er sag bei seinem gewissen: daß sein ambtman  das ehehaft thäding zu rechter weil und zeit gerueft habe alß von alter herkomen,  dessen sei er ain zeug heunt und so oft es mit dem rechten an ihn kom.

Vüerte  frag. der vorsprecher wird weiter gefragt deßgleichen  ein erbar geding, ob auch die zeugen zu der warhait und weißung  für gnuegsamb erkent werden ?

Fünfte frag. ann nun  die weißung  aufgenomben  und erkent ist, so fragt der hofrichter den vorsprecher weiter was recht sei. Der antwortt: er sprech zu recht daß ier genaden und daß gottshauß  habe freihaiten, so bestett sein von ainem  landßfürsten auf den andern;  dieselben freihaiten sollen billich und rechtlich gelösen und gehört werden.

Darauf lässt der hofrichter an die schrannensizer ain frag ergehen ob sie daß zu recht sprechen, auch von alters also sei gehalten worden. lest alsdann das privilegium Rudolphi des ersten de anno 1276 und die jüngern  kaiserlichen confirmation  aller freihaiten (davon hernach zu ent diser thäding abschriften einverleibt sein) von wort  zu wort ablesen, mit folgender frag ob solche freihait nit billich soll gehalten werden?  begert solches mit recht zu erkennen.

Darnach  werden die thädingpuncten  verlesen alß hernach folgt.


Anfang  der tädingßpuncten.

Freihaiten im closter.

Erstlichen ist zu wissen daß in dem gottßhauß  alhie allenthalben freiung ist, und wert füer daß ausser thor hinauß. er dieselb zerbricht, es sei mit worten oder werken, ist er ain edlman  so ist er alß oft daß beschiecht verfallen 32 pf dn, ain gemainer man aber 5 pf dn oder nach gestalt der sachen ein hant.


Tafern- und schenkrecht.

Item, hat daß wüerdig gottshauß Seittenstetten freihait daß ain herr praelath nach  dessen willen und  gefallen inner und außer deß closters .ein umbs  gelt mag  ausschenken  lassen ohne meniglichs  einredt. umb daß man  aber solches leütgeben ein zeit lang hat beruehen  lassen und nit gebraucht,  würdet  doch offentlich gemelt und bezeugt daß solches dem gottshauß  und herrn praelathen an dessen habenten  freihaiten und gerechtigkaiten ohne nachtl und schaden sein solle, wie man sich dann auch solcher gerechtigkaiten kaines weegs begeben sonder dises lauter vorbehalten haben will.


Sterbheubter, hantnemen und stüftgelt.

Wann  es sich zuetregt daß mit ainem behausten  guet oder ledigen stuck deßgleichen auch mit ainem peutllehen, es sei durch kauf übergab tausch oder in ander weeg, ain verwandlung  geschiecht, nit weniger auch .ann  ainer zu ainer wittib auf ain guet heuratt, so mag  die stüft gegen der herrschaft 14 tag anstant haben und der ambtman  von armueth  wegen noch  14 tag zuegeben. deßgleichen wann  sich begibt das ain man mit todt abgeth und die nachgelassene wittib das guet wider an die hant nemen .ill und darbei zu bleiben hat, so soll sie sich umb daß hantnemen von den tag des todtfals an auch inner 14 tagen bei der obrigkait anmelden, hantnemen  und sterbhaubt nach  herrschafts brauch richtig machen. uerde  aber ainer ohn wissen und willen der herrschaft lenger verziehen, so ist daß guet der obrigkait verfallen.


Peutllehen.

Item, wer von dem gottshauß lehen innen hat, es sei wißmath äcker zehent und  andere lehen, und dieselben ohne  vorwissen des gottshauß .eiter verkauft, versezt oder übergibt, der hat verlohren seine rechten und der gruntherr mag  dieselben güeter und lehen zu seiner hant einziehen und gebrauchen. deßgleichen wer die berüerten lehen nach ainem todtfall lenger alß 14 tag versizt und das lehen zu ersuechen underlassen thuet.


Peen der in der stüft ungleich ansagt.

Da ainer weniger in der stüft ansagt alß er verkauft hat und das ime bewisen wierdt, so ist derselbig grunt und das guet der herrschaft verfallen und der herr solle demselben entgegen das stüftgelt, das ist den zehenten pfenning, hinauß geben, damit daß er nit umbsonst davon gehe.


Geltdienst.

Item, ein ieder underthonn  und wer  sonsten der herrschaft gelt dient, der soll dasselbige an unser lieben frauen gebuertstag in der kornsatt unfailbarlich richtig machen bei straff des wandels 72 dn, und alß oft er 14 tag darüber ausstentig verbleibt alweeg das wandel 72 dn verfallen.


Traitdienst.

Den traitdienst und marchfueder  ist ain ieder schuldig zu schütten auf den tag so darzue gesezt oder angesagt würdt und nicht 14 tag hinnach. .er aber auf bestimbten  tag solchen dienst nicht brächt und ohn .illen des castners versäss, der ist daß wandl verfallen 72 dn und allweg .ber 3 tag zwai mall so vill.


Kuchldienst.

Der kuchldienst stehet in der obrigkait macht und waal denselben einzubringen oder abzulösen. elche aber denselben kuchldienst wann  er begert wuert nit brächten, deßgleichen waß man bei der hoffkuhel nit bedürftig ist, den ist man schultig abzulösen wie er zu Waidthoffen  oder Steyr ungefährlich auf den markten  daselbst verkauft wierdt und nicht rehter.


Wiltpaan  und vischwasser.

Item, der sich haimblich oder offentlich understunte in und auf der herrschaft vörst wiltpaan reißgejait und vischwasser, welche  dem gottshauß von alters hero zuegehört, ohn wissen der herrschaft oder deren anwält betretten zu lassen, es sei mit jagen schiessen aufrichtung vögltenn und leimbpämb  oder ander verbottenen haimblichen  waitmanschaft,  wie auch mit der vischerei, durch waß mittel solches geschehen  mag, den soll man pfenten und  dem hofrichter zu handen  überantworten,  der würdet alßdann mit ainem solchen verbrecher und frävler, er sei underthann oder hab ain frembten herrn, der straff halber zu handlen wissen. er aber solche und  dergleichen eingriff frembter obrigkaiten, die dem gottshauß sein recht zu entziehen begerte, wissentlich verschwige, der soll darumben auch der straff underworfen sein.


Leimpaumb.

Es soll auch kainer deme  ain leimbpaumb  in des gottshauß walt oder vörstern erlaubt ist, denselben seines aignen gefallens sondern mit .issen und willen der herrschaft und dessen so darüber bestelt ist zurichten. der aber darwider handlet ist zu straf 12 und 6 ß dn verfallen, auch den schaden des jungen holz zu erben schuldig.


Holz abschlagen.

Es soll sich auch keiner understehen  aignes gewalts im walt oder vörstern des würdigen gottshauß abzuschlagen  pauholz schindl oder spöltnholz deßgleichen heßlenes pürhens ertstamb  rechenstill oder waserlai gattung holz daß wäre, sonder der jenige so dergleichen holz bedüerftig soll mit dem vorster zu der obrigkait komen  und umb  die bewilligung auch außzaigung des orts wo ers zu schlahen haben soll anmelden. der aber hierwider fräventlich sich vergriff, ist von iedem stamb, er sei clain oder groß, daß wandl verfallen 72 dn, auch das holz so er von der stell bracht hette und den schaden so darauß entsprungen  insonderhait abzutragen.


Scheiter spälten schindl.

Es soll auch kainer von spälten scheitern schindlen und andern ain mehrers  alß ime erlaubt worden  und er bezalt hat auß dem walt bringen, auch nit eheunder, es habe es dann  der vorster vorhero besichtiget und erlaubt, darumb man ime das gewöhnliche  stockrecht raichen soll. der aber darwider handlet, soll gestrafft werden nach ortnung  des rechtens.


Robath.

Ain ieglicher der robat in die hofgärten, auf die hofwisen und auf die hoffelder schuldig ist, soll selbst erscheinen oder ainen tauglichen robater schicken auf den tag darauf man gebeut und rueft. und sollen umb früemeßzeit alle bei einander sein beim wandl. er aber ainen all zu klainen oder kranken robater schickt der die arbait nit volbringen möchte, den sollen die ambtleut nit annemben sonder wider zuruck schicken auch mit straff des wandls.


Anbauen.

Item, welcher paur auf dem sähtag der lezt ist und umb die fruemesszeit zum  anbauen nit kommen  wäre, der soll dem ersten ain mezen habern verfallen sein. urten  sie aber alle zu rechter zeit komen, so soll der castner dem  ersten ain mezen habern geben. ob aber ainer oder mehr solches gebott verachten, aintweder gar außbleiben oder zu spatt komen .uerden,  die sein schuldig das wandl  und waß  die herrschaft schaden nimbt dasselbig zu erben.


Fronbott.

Item, so die herrschaft oder iere anwalten den fronbotten oder nachrichter zu iemanden  schickt, es sei wegen ausstentiger herrforderung, erscheinung gehn  hoff, oder so er ainem ain anclag verkünten  oder ainen pfenten solte, und ain solcher darzue er geschickt wierdt dem fronbotten schmächliche oder andere verbottene wort gäbe oder aber sich sonsten ungehorsamb erzaigte und des fronbotten widersezte, der ist so oft das geschieht verfallen 12 und 6 ß dn.


Jahrmarktsfreihait.

Der jahrmarkt  alhie zu Seittenstetten würdet  gehalten am  sontag nach unser lieben frauen gebuertstag. und hat füerstliche freihung, gehet ein 14 tag vor unser frauen tag und weret 14 tag hinnach, mit allen freihaiten und gerechtigkaiten alß andere jahrmärkt  im lant Österreich. und .er die freiung bricht, es sei mit werfen schlagen raufen oder wie daß sonsten  geschiecht, der ist verfallen 20 march  gold, zehene dem lantßfüersten und zehene dem löblichen gottßhauß laut und innhalt kaiserlicher majestet freihaiten, brief und sigel.


Vom gericht.

Item, welcher sich des gerichts fräventlich underwindt  so doch der richter oder seine verweser anhaimbs  weren, wie oft ainer das thuet alß oft ist er gehn hoff verfallen 5 pf dn und dem richter abzutragen seine schmach  und schant.

 .Beistant dem richter.

Es soll auch ain ieder dem  richter so er amts halber in ainer noth und gefahr were und derwegen aufbieten thette, treulichen beistant laisten und sich des nit eussern, bei straff nach dem der ungehorsamb  auch der schaden so darauß erfolgen möchte groß oder klain sein würdet.


Vom nachsetzen  in die heuser.

Item, ob ainer den andern antastete und derselb in aines burgers hauß  flüchtig wuert, auch kain schaden herauß  thette oder thuen wolte, und  ihme  sein widersacher hinein nachsezen thete, darinen schaden beweiset oder zuefüegen  wolte, derselbig ist gehn hoff verfallen 5 pf dn und dem  marktrichter daß wandl 72 dn, auch den beschedigten den schaden abzutragen und zu erben.


Verbott der repressalien.

Item, alle des gottshauß  underthonnen,  holden und leut haben die freihait daß man nindert, weder in meuthen  stötten märkten  noch andern orten, ainen für den andern aufhalten solle, sondern ein ieder solle sich des ordentlichen  richters und  seines selbstschultners benüegen  lassen. elhem  burger und underthonn aber deme zuwider waß zuegefuegt wuerte, der soll solhes alßbalten der obrigkait zu wissen machen,  damit des gottshauß freihaiten geschuzt und hantgehabt  werden inhalt darüber habenden kaiserlichen brief und sigl.

Von delinquenten in lantgrichtsfällen.

Ob auch ainer umb malefizischer verbrechen willen gegen dem lantrichter bezichtigt wuerde, den soll der lantrichter nit aignes gewalts aufheben oder einziehen sonder an den hoffrichter alhie zu Seittenstetten erfodern; der soll sich hernach an seinen nechsten nachpaurn  oder andern umbsässen  ob er solcher inzucht schuldig sei oder nit gnuegsamb  erkuntigen. zum  fall er nun dem  bezügtigten an der unschult befindet, so soll er solches dem lantrichter zu wissen thuen und den beclagten unbetrüebt und unangefochten  zu lassen begern. olte aber er lantrichter kain genüegen daran haben,  so soll der hofrichter den verklagten mann in der herrschaft zu den rechten halten und verschaffen daß er sich von seiner inzücht purgiere und entschuldige, alß dan der hofrichter an die schrannen sezen vier haußgenossen  und der lantrichter auch darzue bringen drei freien, darzue er lantrichter daß recht verborgen auf den armen man  bei 32 pf dn.


Abtrag deß lantrichters.

Und so nun der arm mann  auf gehörte weiß gerecht erfunden wüerdet, so ist er frei und ledig, besizt auch sein guet in nuz und gwör alß .ie vor und ist darumben niemant nichts verpunden sonder der lantrichter schuldig ime sein zörung widerumb  zu erstatten auch schant und schmach abzutragen;  daß bestehet 32 pf dn, wie es dan von alter ist herkomen.


Lantgerichtliche exemption.

Es ist aber daß gottßhauß von ainem kaiser, könig und füersten des hochlöblichisten hauß Österreich auf den andern ansehentlich befreit und in ruebigen gebrauch und herkommen,  daß kain lantrichter oder frembte herrschaft  auf des gottshauß  underthonnen  auch derselben grunt und poden  holden und leut eingreifen, weniger dieselben an leib oder guet straffen mag;  außgenomen  es hette ainer den todt verschuldt und were dessen durch den hofrichter zuvor überwunten,  alßdan gehört er ins lantgricht nach weiß und gstalt alß hernach weiter zu vernemben  ist.


Von  liferung der maleficanten.

Wann  ain malefizperson an wahrer that begriffen oder aber sonst ainer von malefizischer thatten wegen des thodts schuldig befunden würdet, so soll man vor dem dritten tag solches dem  lantrichter zu wissen thuen mit begern daß er alher erscheine und den thätter übernembe. und man  soll ihne dem  lantrichter zu dem  creuz auf der burgerwait bei dem spittall antworten wie er mit güertl umbfangen  ist, darzue 72 dn und nicht mehr, wie dann  aller widerfall dem  gottßhauß alhie zuestendig ist;  der lantrichter aber soll alßdann mit im handlen nach seinem verschulden, item darzue haben  den züchtinger  und waß er zu solchen dingen bedarf. olt aber der lantrichter an den 72 dn nit gnueg haben und den armen man  also bloß stehen lassen, so soll man  ime dreimall ruefen;  er kombt alßdann oder nit, nembe in auch an oder nit, so soll man den armen mann mit ainem strohalben oder mit ainem zwiernsfaden bei dem creuz zu ainem stecken binden, er bleib lang oder kuerz daran;  und so ain schaden darauß folgete, soll daß gottßhauß  oder die iehren denselben bei des lantrichters leib und guet bekomen  alß wie recht ist.


Streichende dieb.

Item, so ein streichender dieb in der herrschaft betretten und eingebracht .üerdet, so soll in allermaß alß ob gehört mit ime gehandlet .erden. ierd  er sich aber der fahung weren und dardurch zu todt geschlagen oder erschossen, so soll man  ime drei pfenning auf die wunden legen, damit ist er gebössert und gebüest und niemands  von seinetwegen zu antworten  schuldig.


Beistant wider die thäter.

Item, wann  einer ein solchen dieb allain ankämb  und an seinem schaden begriff. bermächt  in aber nicht und derowegen hilf begert, dem soll ein ieder seinem vermögen nach zu hilf komen. elcher daß nit thett, den soll man straffen an leib und guet.


Von betrettnen tätern und vertilgungen.

Ob auch ainer ain thätter auf seinen grünten und an seinem schaden begrif, so mag er ihm dasselbig guet so er ime gestollen wider nemben alß .eit seine grünt weren, und ist niemants nichts davon verfallen. und ob er inne wan er sich widersezet schon zu todt schlueg, so ist er nit mehr schuldig alß 3 dn auf die wunden ze legen. darnach soll man daß dem lantrichter verkünden,  daß er den todten leichnam fechsne;  .olt aber der lantrichter daß nit thuen, so hat derselbig man macht einen andern mit vorwissen der herrschaft aufzudingen, der den todten cörper auf seinen grünten in ein grueben werfe und eingrabe;  möcht er aber kain nicht bekomen, so mag  er daß selber thuen und  ist ime zu kainer schmach  oder nachredt zuezumessen.


Fridtbieten.

Wann  der richter oder ain ambtman  bei ainem peenfall fridt gebeut, so soll derselb fridt gehalten werden. so aber der richter oder ambtman in abwesen  wär  und ein haußwüerth  oder ein ander ehrlicher man oder aber ain knecht, wer der wäre, ainen peenfall aufsezt, der soll so woll gehalten .erden  alß wan in die herrschaft oder ier anwält selbst aufgesezt hetten. an  aber ain solcher aufgesezter fridt gebrochen wüerdt und der jenige so denselben gebotten solches inner 3 tagen nit anbringt, so ist er selbst schuldig den fall zu geben wie er den aufgesezt hat. also auch so ain fridt aufgesezt wuert, wie dann obgemelt ist, und inne ain thail allain oder aber beede thail zugleich denselben  nit halten wolten, so soll man sie nemben  und also lang hinwek  sezen biß sie selbst gar gern fridt haben .öllen.


Maulstraich.


Item, so ainer über den andern zuckt, so ist er dem richter verfallen 72 dn. fordert aber ainer ainen andern auß seinem hauß, so ist er gehn hoff verfallen 12 und 6 ß dn und die verbotten wort zu straffen alß man statt an ainem findt.

Item, schlegt ainer den andern ins angesicht mit zuegethaner hant, so ist er gehn hoff verfallen 1 pf dn. schlecht er aber mit offner hant, so ist er verfallen 5 pf dn, von ieden finger 1 pf dn.


Steckenschleg.

So ainer den andern mit ainem  stecken schlecht, ist er gehn hoff verfallen 12 und 6 ß dn. schlegt aber ainer den andern mit ainem kirchstab der ain stahel und ain ring hat, der ist zu wandl 12 und 6 ß dn.


Werfen.

Wüerft ainer den andern mit ainem stain, hacken oder pleikugl oder .aß  es für wüerf wären, oder kämb ainem mit ainem gespanten armbrust nach, der ist daß wandl 5 pf dn und den schaden zu erben verfallen.


Clagsachen.

Item, alhie zu hoff hat man  drei clagen. und am ersten soll man clagen bei dem ambtman. so aber der ambtman  nit genuegsanlb thett oder genüegig  thuen möchte,  so mag der anclager bei dem hofrichter clagen, der ist alßdann schuldig den zu fordern durch den fronbotten über welchen man  clag hat. mag nun der hoffrichter beede thail ausser behelligung ierer gnaden  aines herrn praelaten verainigen und abschaiden, so bleibt es dabei; mag aber solches ursachen halber nit beschehen, so hat der anclager daß mitl bevor solches ainem  herrn praelaten selbst anzubringen  und zu clagen, damit ime in 14 tagen ein billiches benüegen beschehe.


Vom  clagen im täding.

Item, so ainer im ehehaft täding über ainen clagen will, so soll er denselben vorm  täding mit zwaien haußgenossen  beschicken, sonst aber die clag nit statt haben;  und so er sich ausserhalb des tädings mit ime vertragen will, dasselb guetlich an- und aufnemben;  .olt er aber sich mit ime in güete nit vergleichen, so mag er inne billichen mit recht füernemen. und der fronbott soll auf des clägers füergebrachte clag dem beclagten in offnen rehten dreimall ruefen daß er für recht erscheine und die clag verantwort; so er aber nit kombt, so stehet dem cläger bevor inne auf andere 14 tag für obrigkait erfordern ze laßen und sein clag zu volfüehren.


Clag im pontäding.

Item, ob ainer in dem ehehaft täding nit clagen thätt, waserlai ursachen halber daß beschiecht, oder so ainer zu clagen nicht komen möcht, so mag  er hernach in dem ponthäding clagen, und soll ime alle gerechtigkait nachfolgen und darinen nichts verzogen werden  alß ob es im ehehaft täding beschehen wäre.


Wie  außrichtung sol beschehen.

Es soll aber der hofrichter oder ambtman  auf die angenomben  clag kain außrichtung thuen, er habe dan den beclagten zuvor gehört ob er dem cläger einhellig?  item, ob sein guet ander leuten verpfendet oder nit?  darnach  ist er schuldig gnueg  zu thuen, er sei reich oder arm inner oder ausser.


Volfuhrung  der clagen.

Item, welcher inner oder ausser  der thäding  umb  geltschulden .illen vor dem hoffgericht oder dem ambtman wider ainen sein clag anhengig macht, dem soll man  seiner sprüch halber, sover sie anderst bekänntlich und kain vorher gehenden  beweiß erfordern, inner 14 tagen zallung schaffen. uerde aber ein solcher schuldner seinem glaubiger under solcher zeit nit zufriden stellen, so ist der cläger schuldig sein clag nach außgang  berüerter 14 tag vor dem hofrichter  widerumb zu erhollen und umb  weiter auflag anzuruefen. und so auch der beclagte in disen anderten 14 tagen die zallungen nicht laist und daruber der cläger weiter umb  außrichtung anrueft, so ist die obrigkait schuldig ainen solchen ungehorsamben zaller solang hant zu halten oder aber sein haab und guet anzugreifen, damit dem  cläger wie recht ist ain benüegen beschehe.

Welcher cläger aber auf die erste oder anderte clag und der obrigkait auflag nach außgang  der geschafften zallungstermin seinen schuldner freiwillig lenger zuesiehet und sein clag nit ordentlich vortsezt, dem ist die obrigkait solches saumbsals 1 halber zu kainer verantwortung  oder entgelt verpunden, sonder mueß  ime ein ieder die schult des verzugs selbst zuemessen.


Appellationrecht.

Item, in allen und ieden articln freihaiten mannßzucht punt fähl und .andeln, wie die hievor gelesen und benent worden,  hat ain ieder herr praelat und abbt zu Seittenstetten alß gruntherr die obrigkait billich und rechtlich bevor. er aber weiter und ferrer dingen will, der mags thuen, doch unvergriffen  und und unentgolten der obrigkait an ieren freihaiten und gerechtigkaiten.


Frag an den vorsprecher wegen  der gottslästerung:

'Vorsprecher, ihr wist euch  zu erindern  daß jahrlich im ehehaft täding ain frag ergehet, wie mit ainem zu handlen der überwisen wierd daß er mit gott gescholten oder gott gelestert hab;  hierumben frag ich euch und ain ganz erbars geding waß desthalben recht sei. - Hierauf antwortt er daß man ein solchen andern zum exempel soll ans creuz stellen.


Zween puncten nach abgelesnem  thäding:

Ambtleut  entlassung.

Wann  nun die thädingspuncten  abgelesen seint, alßdan vermelt der hofrichter: 'Vorsprech, ich frag euch ob nit ain ieder ambtman  schuldig ist im ehehaft thäding sein ambt aufzugeben ?' - Darauf antwortt er mit ja;  und müessen  die ambtleut herfüer tretten und dessen zum zaichen den stab berüehren.


Abtritt und sprach der underthanen.

Uber diß pflegt man dennen  underthonnen  auch  zu vermelden, sie .issen sich gueter massen zu erindern daß sie vor jahren iere abtritt zwar verwurcht  und verscherzt, iedoch weilen ier hochwüerten  und genaden ihnen heutiges tags auß gnaden erlaubt haben daß sie alten brauch nach mögen abtretten, sich mit einander bereden und wo sie waß füerzubringen heten daß selb mit gueter beschaidenhait füerbringen, daß wöllen ier hochwüerten und gnaden anhören  und darüber gebüerlichen bschait erthailen lassen.

Hierauf tretten der vorsprecher  und etlich underthannen,  so vill deren wöllen, ab und lassen folgents ier notturft den vorsprecher  fürbringen.

Uber diß fragt der hoffrichter den vorsprech waß weiter recht sei. Der antwortt, man soll den diener ruefen lassen;  .er zu clagen hat soll für die schrannen komen, der hofrichter aber sei weiter und lenger zu .arten nit schuldig alß biß ainer dreimall in der schrannen  auf- und abgehen mag.


Ende des ehehaftthäding.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichische Nationalbibliothek | InvNr.: Cod. 14.915 (Suppl. 2124) | Seiten: 1a-12b |
Herkunft / Fundort
Seitenstetten | BH: Amstetten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1590 - 1600
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 734-745, Nr. 108/I/2 (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Markt | Taiding - Kloster

<< zurück