Seitenstetten, Banntaiding (Ende des 16. Jhs.)

Pontäding.

1. Zu eingang des ponthäding  bittet der vorsprecher abermalß ihme zu erlauben in die schrannen zu tretten wie er mit güertl und gwant  umbfangen sei.

2. Darnach fragt der hofrichter widerumb  ob es an zeit und weil sei daß ponthäding  zu halten alß von alters herkomen ?

3. Item, ob auch  die schrannen mit ehrlichen pidersleuten zu recht gnueg besezt sei oder nit?

4. Wer bei dem ponthäding  sein soll und waß  die straf darauf sei. Id est 5 fl. 2 ß dn.

5. Fragt der hoffrichter waß weiter recht sei. Darauf antwort der vorsprecher, man  mög auf heutigs pontäding fürbringen und melden alles .as im ehehaft thäding vergessen worden,  es gehör dem gottshauß zue oder seinen armen leuten. sonderlich mag  man melden  waß kaufen und verkaufen grunt und  poden, gräben und äcker, zeun und paumanschaft angehört.


Anfang der articl des ponthäding.

Zahl porgen.

Erstlich, wan ainer verkauft grunt und poden, vahrnuß und anligend guet und  begert der zallung halber von seinem  abkaufer porgschaft zu laisten, die bezallung aber von dem abkaufer auf bestimbten tag und weil nit gehalten wurde, so sind die pürgen schuldig zu bezallen in formb  und mass  wie sie die porgschaft eingangen  seint. er aber sach daß der abkaufer mit dem verkaufer andere täg und zallung alß beschlossen worden anstellet und macht ohn wissen und willen der porgen, so seien dieselben porgen ierer porgschaft müessig und niemants zur antwort weiter schuldig.


Gwerschaft.

Item, ain ieder der da verkauft grunt und poden äcker und wißmadt, ist schuldig sein abkaufer jahr und tag schermb  und fürstand ze laisten für all rechtliche ansprach. und ob ainer solches nit thuet, dessen dann der ander thail schaden nämb, den ist er schuldig abzutragen  und gnuegsamb zu thuen.


Robat der mair.

Item, die mair zu Pierpaumb  Wipfl Schrämbl  Rising Schahenmair und Weinperger  haben ir zuegelassne robat zum  ackern und zum  schnit, die sollen gleicher massen zu der weil und angesagten tägen wie die hofrobat bei dem wandl verbracht werden.


Abfreiung der töchter.

Item, so ainer ainem sein tochter abfreit ausserhalb wissen und willen vatter und mueter oder ierer negsten befreundten  und dessen überwisen .ürdet, den soll man straffen an leib und guet nach aufsezung der rechten.


Abfreiung  der ehehalten.

Item, so kuntbar  und erweißlich daß ainer dem andern sein knecht oder diern all weil sie noch in ieres herrn versprechen sein auch gern lenger dienen wolten, mit überigen verhaissungen  des lohns aufredet oder abtrünig machet und also auf sein thail zeucht, so ist er gehn hoff verfallen 12 und 6 ß dn, auch ain andern knecht und diern zu bestellen oder .aß  im schaden darauß gehet zu erben schuldig.


Anvoggten.

Item, wer voggtknecht  und diernen hat, der soll sie gehn hoff anvoggten und versprechen. er aber seine beheurate söhn und töchter zu diensten halten will, der soll sie zwar auch auf die herrschaft versprechen, iedoch  düerfen sie sich gehn hoff nit anvoggten,  es wäre dann daß ain dienstvolk ainem herrn wolte zu überschwär  sein, so soll ers nit lenger im dienst halten sondern gehn hoff anvogten. er aber auf ain jahr nit dienen sonder tagwerch  arbeiten wolt, den soll niemants aufhalten, er sei dan angevoggt, bei straff des wandls so oft ainer über 14 tag ainen aufhelt;  soll auch die schäden so ain solcher thätt bei ainem aufhalter oder wüerth bekomen .erden.


Fenster losnen.

Item, ob ainer an aines ehrlichen manns  hauß, es sei bei tag oder nacht, losen und ier gehaimb damit außnemen  wolte und darüber beschrien .urde, den soll man mit den ohren an daß fensterprett zwicken oder aber gehn hoff 12 und 6 ß dn ohn alle barmherzigkait verfallen sein.


Rainstain und march.

Item, so ainer außgrüeb rainstain oder rainmarch oder aber newe rain ausserhalb wissen  der herrschaft haimblich machet, wie die genent .uerden, und dessen überweist wuert, ist er von iedem der herrschaft verfallen 60 und 5 pf dn alß oft [das] geschiecht.


Pölzte paumb.

Item, so ainer ainem andern auf dessen grunt gebölzte paumb außgrueb und dessen uberweist wuert, so ist er schuldig von iedem pelzer 60 und 5 pf dn ohne alle parmherzigkait straff zu erlegen.


Holz abhacken, überzeunen.

Item, ob ainer dem andern sein holz abschlieg, es sei waß füer holz es wölle, deßgleichen so ainer den andern überzeünet  ohn willen und wissen des andern, der ist von iedem  stamb und von iedem röbstecken gehn hoff verfallen 12 und 6 ß dn und von iedem stecken im zaun 72 dn.


Überbauen.

Item, wan sichs begibt daß ainer den andern  überpaut, es sei am anwenden  oder sonst, und doch dem paw mit der sengsen oder sichel nit nachkombt,  so ist er im nichts darumben  schuldig. komb  er im aber nach und wolt dem andern also seinen grunt entziehen, so hat die herrschaft inne darumb  zu straffen alß man statt an im findt, so es anderst der ander thail anbringt dem solcher schadt geschehen  ist.


Neue fridt und peünten.

Item, wer newe fridt anfangen  oder peünten  will oder peuntzeün macht,  der soll sie machen  und halten ohn seines nachpaurn  schaden. thätt er aber daß nicht, so ist er seinem nachpaurn  schuldig den schaden zu erben und in der herrschaft straff gefallen.


Paumb  stimlen.

Wo ainer äcker hat und sein nachpar  paumb  dabei und die äst des paumbs  so weit nider hangen daß ainer mit dem geschier durch den paumb nit fahren mag,  so soll er seinen nachbern ermahnen  und bitten die öst abzuschlagen. uert  er aber solches nit thuen, so mag er auf den pflueg oder äx stehen und mit der hacken die er bei dem pflueg fürt sovill abschlagen und abhacken alß er auf der pfluegäx mit der hacken  erlangen mag, damit er sein fuer ohne schaden verbringen mög  und sein geschier nit zerreisse;  darumb  ist er seinen nachparn  noch der herrschaft nichts verfallen.


Graben  raumben.

Item, wo zween nachparn  grünt, äcker oder gräben gegen einander haben, so hat er zunehst  seines nachparn  grünten  zween  schaufelstich aufzeheben und auf den graben ze werfen, damit er die graben stett raum- ben mag. soll auch den graben allweeg in den dritten jahr raumben und aufheben.


Lebendige  fridt.

Item, es soll auch ain nachpar dem andern auf dessen grünten das grüene holz an dennen friden nit zu nachend  abhacken. uerde aber ainer den andern überweisen  daß er im sein holz verderbet oder außgrüeb, so hat ihn die herrschaft ze straffen so man solches an sie anbringt.


Aukengraben.

Item, wo ierer zween zwischen  holz oder wait ainen aukengraben   gegen einander haben und holz trauf steht, waß dann ainer ungefehrlich so er auf seinen graben steht mit ainer hacken  die ainer daumbellen  lang ainen still haben soll am holz erlangen kan, daß mag er in seinen graben niderpucken.


Zaunrecht.

Item, wo zween  nachparn gegen  einander haben wait, wisen oder felder, waß grünt das seint, so sollen si vor dem zaun ein zwerchschuech brait holz stehn lassen. an aber ainer ein fridt hat und doch auf ainem thail kain grunt sein wäre, so soll ime drei schuech grunt nach der zwerch zuestehen, damit er den fridt machen  kann.


Felber züchten, gmaine pämb.

Item, wo ainer ist der auf seinen grünten felber züchten oder stossen .ill, der soll denselben felber von dem zaun aines schuechs lang herdan sezen, damit solcher fridt auf seinen nachbarn  nit getrungen werde. uerd aber ain paumb  oder mehr, welcherlai pämb die wären, in ainen zaun aufwahsen und so groß werden daß sie den zaun gegen seinen nachparn  auftringen .olten, so soll man den zaun an die päumb  anhenken  und die selbigen paumb  folgents zu dem fridt gehören. so aber ain oder mehr pämb zwischen  zwaier nachparn  fridt stunten, so sollen si dieselben päumb gleich nuzen und genüessen mit einander.


Paumb  schinden.

Item, ob ainer dem andern seinen pämb  auß hass verlezt oder schindt, der ist der herrschaft 60 und 5 pf dn straf wandl verfallen.


Überfall der wilden frücht.

Item, ob ainer aichen oder ander unpölzt paumb  an seines nachparn fridt stehn hette und von solchen paumben  die frücht abreissen thetten, so stehen solhe abreissende frücht dem jenigen zue auf dessen grunt sie fallen, aber der ander soll auf sein thail nit passen oder abbrechen, sonder .aß  ungevähr  mit dem fall sein grunt berüert das mag  er aufklauben, damit die schäden  so man  von solchen paumben  gewartent ist, mit dem fall der frücht ersezt werde. olt aber ain nachbar dem andern so willig sein und die frücht allenthalben aufklauben lassen, das läst man geschehen. er aber seinen nachparn sein fall nit wolt vergunnen,  der schlag zunachst seines nachbarn die öst oder den paumb  ab.


Uberfall des geschlachten obsts.

Was  aber andere geschlacht und  gebölzte paumb  sint, wie die genant .erden,  davon  sollen die frücht nachfolgen dem  grunt darauf der paumb  steht. an auch solche frücht über seines nachparn  zaun und gehögen3 .berhiengen  und fielen, mag er denselben nachkomen,  doch ohne schaden seines nachparn  fridt, daß er nit nidertrette noch aufprech.


Baumb  abschlagen.

So ainer ain paumb  abschlagen wolt zwischen sein- und seines nachbarn grunt, soll er solches mit wissen und willen seines nachbarn thuen. so aber solches nit geschäch  und der paumb  auf seines nachbarn  grunt fiel, so ist der paumb und fall seines nachbarn.


Felber stimblen.

Item, so ainer dem  andern seinen felber stimblete, derselbig ist von ieder gärten verfallen und schuldig 72 dn.


Gefreiet viech.

Item, stier pern und hannen  sollen frei sein und von niemant eingethuen oder gepfendt werden, außgenomen  wan er stieß oder aufriß so soll man sie weiter bringen, damit nit schaden darauß entspring. uert es aber der deß der perr oder stier ist nit wenden, ist er schuldig den schaden zu erben.


Windige  hunt.

Item, ob ainer ain wündigen  hunt hette und wisset daß von im, derselbig soll den hunt weiter bringen und andere ohn schaden halten. uerde  er aber schaden beweisen, wie er genent wuert, denselben ist er schuldig zu erben.


Hofau und wait darauf.

Item, wan man im lansing viech auf die hoffaw treibt und der ambtman oder fronbott dasselb hernach verbeut, so ist die herrschaft oder ier anwalt befuegt, so sie weiter viech auf der aw finden, denselben nachzustellen und für den schaden gehn hoff ze treiben. uert aber in dem herbst ehe man  daß graimath gar hinauß füert, auf der aw und wismath  viech begriffen, soll man demselben viech gleichfalß nachstellen.


Schwein ringen.

Item, so durch den fronbotten gerueft auch ain tag bestimbt  daß ain ieder sein saw soll ringen, damit ainem von des andern viech nit schaden beschäch, welcher hierüber das zu demselben tag nit thuet und die saw am schaden begriffen werden, so ist der des die saw seint dem richter das wandl 72 dn verfallen. man soll und mag auch die saw darumben  einthuen und dem so schaden geschehen  ist billichen abtrag verschaffen.


Viech pfenden.

Item, so ainer sein viech ainem andern auf dessen grunt zu schaden halten wurde, waß  für viech daß wäre, und sich doch derselbig seines thails mit zeunen  woll versehen hette, so mag der so das viech zu schaden findt umb  sein schaden einthuen, doch aber soll er solches von stunt an dem  jenigen dessen das viech ist zu wissen thuen, daß er dasselb abhol und sich mit im umb  den schaden vergliche. olt er aber daß nit thuen, so soll der welcher das viech innen hat, dem  richter oder ambtman  ze .issen thuen daß er daß viech fechsne auch leut auf den schaden schicke und darob seie daß in solcher schadt abgetragen  werde nach der billichkait. .ierd aber das viech ohn wißen des pfenders, richter oder ambtmans .eiter bracht oder außgelaßen, so ist der thäter gehn hof verfallen 12 und 6 ß dn.


Wasserleuf.

Item, so ainer ob dem  andern hat grünt, wie die genant wurden, und käm  ain wasser das er wenden  kan, so soll er es seinem nachparn in ainen flußgraben ohne schaden  außfüehren, so vill er gewenden mag, es sei mit dem pflueg hauen  oder schaufel. urt aber ain überflüssiges wasser komen  daß ainer nit wenden  möcht, so soll ain nachbar  sowoll alß der ander dasselbig auf sein grünten außlassen und weiter füehren, damit es auch dem ander nit zu schaden komb. ob aber ainer oder mehr wären, sie sein nun in oder ausser der herrschaft, die solches wasser gegen einander zu füehren hetten und solhes nit thuen wolten, so soll ain herr den andern solches verkünten,  damit er mit den seinen solches zu wenden  schaffen möge;  .elcher  aber solches mit thuen wuerde, soll dem  andern seinen schaden  wenden und seiner herrschaft den fahl verfallen.


Trink- und milchprunnen.

Item, ain ieder trinkbrunnen,  er sei auf waß grünt er wöll, soll aim ieden der sein bedarf frei sein. ill aber ainer ain milchbrunnen  aufrichten, den soll er mit willen haben oder im etwaß darfüer raichen, wie sich dann ainer mit dem andern vertragen mag.


Pfantsatzung.

Item, so ain nachbar  dem andern  leihen will, soll er sich solchen darlehens nit auf besondern  grünten sondern  auf dem ganzen  guet versichern lassen, damit die güeter volkomentlich  verbleiben, auch alle zertrenung und schwächung  verhüetet werde.


Hochzeiten.

Item, nachdem  auf den hochzeiten von wegen der menig  des volggs so auß maniher  herrschaft zusammen  kombt, öfters vill unrath und muetwillen ist entstanten, soll hinfüero kainer über zween tisch göst nit haben. aß aber ainer uber zween tisch vermaint zu halten, soll solches mit willen der herrschaft beschehen, daneben  angelobt werden allen unfueg und unwillen, alß vill ime müglich ist, zu underkomen,  abzestellen.


Waß  nach dem pontäding zu thuen.

Nach  verlesung des pontädings begeren die underthonnen  bißweilen .iderumb  ain abtritt, so innen mit condition alß im ehehaft täding begriffen bewilligt wierdt.

Wüerdet  aber kain abtritt begert, fragt der hofrichter waß  weiter recht sei?  antwortt  der vorsprecher, es sei ain alter gebrauch die ambtleut .ider zu bestetten oder nach gefallen der obrigkait andere sezen. die müessen darauf aufs new anglüben  und den scepter anrüehren.

Alßdann  rueft man wider: 'wer zu clagen hat soll herfüer tretten'.

Ende des pontäding.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichische Nationalbibliothek | InvNr.: Cod. 14.915 (Suppl. 2124) | Seiten: 13a-19 |
Herkunft / Fundort
se | BH: Amstetten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1590 - 1600
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 751-757, Nr. 108/II/2 (Edition).

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