Scheibbs, Maut und Marktrechte (1537)

(Alles Folgende nur in CD, unmittelbar an den obigen Text sich anschließend:)

Item, wir sollen zu iedem pannthäding  zwen aus dem ratt und zwen  aus der gemain nemen  und  erwëllen di do alweg in der wochen zwier oder mer  beschauen sollen prott und vleisch. von erst das prott, das das nach seinem kauf und gesatzt rechtlich gepachen werd. desgleichen das vleisch das di vleischaker schlachent und fail habent, das das nit unzimblichs und ungerechts oder ungesatztes viech sei. und was man des prots zu chlain oder ungerechts vleisch findet, das soll man in nemen und sol si darzue straffen, alß dan in andern stettn in Österreich gewanhait ist.

Item, des gleichen sol man auch handln mit andern handwerchern, domit si auch rechtlich und treulich arbaitn, als dan in andern stettn auch gewonnhait  ist.

Item, und sullen alle hantwerch gemainklich  und iegleichs besonder alle gerechtighait haben als si dan anderstwo  in stetten und in markten im lant zu Osterreich habent.

Item, es sol niemand von dienundem  volk, wie das genand  ist, nichts kaufen  das die graffschaft zuegehör. er das überfuer, der ist dem gericht darumb  des wandls verfallen nach seinen schulden.

Item, es soll auch niemands dem andern weder knecht noch diern vor der gedingten zeit in dem jar nicht abdingen. er das thätt, der ist des wandls schuldig 72 dn und dem andern seinen schadn abzuetragen.

Item, gieng aber ain knecht  oder diern haimblich von irer herrschaft in der gedingten  zeit, in welher herschaft si die ankomen,  daran sollen si gevordert werden und im di haissn antwurten. är aber das ein knecht oder diern ir gedingte zeit nit aus möcht dienen, das sol mit den nachpaurn  gehort und nachmals  nach irem rat gericht werden.

Item, man sol von ainer ieglichen frauen die ain mann hat, nicht theurer kaufen noch von iren kindern dann umb  12 dn ôn ires manns willen.

Item, es soll auch niemand gefärig oder peissund hunt oder slahunde oder peissunde ross oder ander schedliche viech oder thier haben, dovon den leuten schaden geschache. er das uberfüer und darüber hielt, der ist des viechs der herschaft verfallen und ainem  seinen schaden  abzutragen. darzue mag  in der markt pessern zu dem paw nach der schuld.


Von  den feurstetten.

Item, es soll der marktrichter zu iedem pannthading  des rats zwen und der gemain  zwen oder welhen er ervordert nemen  und den gepieten bei dem wandl zu bschauen all feurstet, und was nit bewart sei das man das in ainer zeit hinfur bewar und pesser. er das nicht thät, der ist dem richter zu wand. tal. dn.

Item, es sullen auch die burger und ir innleut all ir feurstet und feur bewaren  treulich. erkugkt sich aber icht feur in seinem haus, das er unter seinem dach nit verdempfn  mag, des ander leut auch zu schaden koment,  die soll er in ablegen und wider keren und ist dem gericht zu .andl sechs schilling zwelf phening.

Item, ob sich ain feur in ainem haus erhüeb, verschwig das der selbig wiert, so ist er vervallen leibs und guets. berueft er es aber ee es .ber das dach kumbt  und kumbt  das feur verer zu schaden, er soll von dem  gericht und  vor aller meniclich sicher sein unz an den dritten tag. ar aber das iemands dawider  thät, der ist darumb zu wandl vervallen funf phund  pfening.

Item, ob ain feur mit gefär auskäm  und des laugnen wolt und doch das mit warhait auf in pracht wurt, der ist dem landgericht leibs und guets vervallen.

Item, es sol niemands weder im winter noch im sumer mit prinunden vakln  noch spänliecht des nachts auf der gassen in dem markt nit geen, er well dan ain liecht von wachs  oder von inslit tragen. er das uberfuer, der ist darumb zu wandl ain phund  phening.


Von der satt und frids wegen des traids.

Item, es soll alle wintersath zu sand Michels tag gesaet und gefridt sein, und  die habersatt soll zu sand Jorgen tag gesaet und gefridt sein, des gleichen all wisen.

Item, es sol niemand  von gefridten zeunn zaunholz fuder tragen noch  nider prechen. er darüber betretten wurd  oder iemant  das säch und verschwig,  so sind baid thail zu wandl  verfallen ieder ain phund phening.

Item, wer schaden thuet mit sangen, schneiden  an graß an obs an kraut und andern dingen, der ist dem gericht zu wandl zwenundsibenzig phening.

Item, es soll niemands in unsere velder viech treiben ee wir ganz daraus ledig werden. wer  das daruber  thuet, der ist von iedem  haubt schuldig zu wandl  zwelf phening  und ainem seinen schaden abzunemen.

Item, es soll auch kainer aus unsern purkrechten  nichts verkaufen noch  verkomern  ôn der herschaft willen und wissen. er das überfuer, den sol die herrschaft darumb straffen nach iren gnaden.

Item, es sol auch unser kainer mit im zu gmain  sääen lassen.

Item, wer dem andern zu arbaiten verspricht und im des ausget ôn eehaft noth, der sol ime seinen schaden abtragen den er des genomen  hat. darzue ist er des wandls vervallen zwelf phening.

Item, es sol niemand auf den hof viech treiben, nuer allain di burger. es sollen auch di burger selbs kain galtviech darauf treiben. er domit begriffen wirdet, der ist dem vorster von iedem  haupt verfallen acht phening.

Item, es sol niemands mist auß dem markt verkaufen ainem aussern .n wissen und willen aines richter bei ainem phund phening.

Item, es sol auch niemant auf dem  hoff holz abschlachen ôn des richter und des rats willen, es sei klain oder gross, und voraus mit des vorster willen, domit es auch beschaut sol werden;  .er das daruber that, der ist zu wandl  verfalln dem vorster zwenundsibenzik  phening. es soll auch  niemant  darauf zu acker gehn noch hauen  noch peunten machen ; .er das thät, der ist auch zu wandl 72 dn. und die nutz sollen all dem vorster beleiben und gefallen.

Item, es sol auch kain burger mer haben dan acht schoff zwischen sand Jörgen tag und sand Michels tag. as er der mer daruber hat, der soll sich der richter underwinden  und  der herrschaft antwurten  und ist darzue zu peen verfallen von ieder kla zwenn phening.

Item, es soll auch kain pek mer schwein haben  dann viere.


Von des lantgerichts wegen.

Wir melden auch das unser genedige herschaft zu Gämingkh hie in unserm  markt  und purkfrid, darzue auf allen des gotshaus grunten  und guetern lantgericht, stok und galgen haben und des gotshaus lantrichter uber das pluet und all schedlich sach zu richten hat;  und kain ausser lantgericht hat in unserm  markt noch  purkfrid noch anderswo  auf des gotshaus gruntn kain gwalt zu greifen.

Item, wolt des gotshaus lantrichter umb  schedlich sach umb ainen in den markt greifen, den soll er des ersten an dem  markrichter ervordern. .olt er im den aber nit antwurten  und saumig darin sein, so mag er selbs woll nach im greifen. käm  er aber dem lantgericht in solher zeit hin, so ist der marktrichter oder von wes schulden  das bescheche dem lantgericht leibs und guets verfallen ôn alle gnadt.

Item, wann  des gotshaus  lantrichter uber  schedlich leut richten .ill, so sol und  mag er ainen zuchtinger  und andern zeug so er darzue bedorf nemen  und bestelln, wo im das fuegt und gefelt, domit schëdlich sach gericht werden, dadurch  hinfur lant und leut, witib und waisen beschiermbt .erden.

Item, wann des gotshaus  lantrichter ain recht besitzen will, darzue solen wir im, der richter und ratt auch die gemain, hilflich sein in allem dem  das wir im dan rechtlich schuldig sein zu thuen;  und wes er dan darzue bedorf, dem sol er das vor zu rechten zeiten verkunten, als von alter herkomen  ist.

Item, welher unter uns in dem  markt und purkfrid von dem lantrichter oder marktrichter oder von dem ratt gevodert  wierdt oder selbs ain solh lantgschrai hörten, darzue sollen wir hilflich und berait sein. er das nit that, der ist zu wandl verfallen funf phund phening.

Item, ob ainer den andern zu todt slueg und in ain richter darumb anfallen und fachen wolt, ist er ein gesessner mann  und verpurgelt dem richter zwaiunddreissig phund  pfening und seine wändl, so sol in der richter geen lassen. kumbt  aber des todten manns frondschaft und rueft den  lantrichter an, so sol und mag  er in nach irem begern in vänknuss nemen  und mit im handln als recht ist. auch soll[man]den selbn todtn leichnam noch ander unrecht todt leichnam ôn urlaub des lantgerichts nicht aufheben;  .er das uberfuer, der ist dem  lantgericht vervallen zu wandl zwaiunddreissig  phund  pfening.

Item, wan sich ain todtslag auf aller unser herschaft gruntn begeit, so ist das wandl zwaiunddreissig  phund phening. gescheche  es dan in dem markt  und purkfridt, so ist es auch 32 tal. dn. aber daraus sol man geben dem marktrichter  sechs schilling zwelf phening.

Item, ob ain streihunder dieb in den markt und purkfrid kam, darzue sol ieder mann  helfenlich sein, domit er gefangen  werde. er das nit thät, der soll darumb  gestrafft werden an leib und an guet.

Item, welher ein valscher zeug ist und des uberweist wierdt, der ist dem lantgericht straff verfallen nach lands rechten.

Item, welher ain valschen ait schwört und das hinz im erweist .ierd, den sol das landgericht darumb  straffen mit der zungen datz dem nagk ausziechen, als des lands recht ist.

Item, wer bei der nacht an die heuser lusnen get, den soll man darumb  straffen on leib und on guet.

Item, welher  den andern des nachts in seinem pëtt oder in seinen gemächen  slecht, den sol das lantgericht darumb  straffen on leib und on guet.

Item, prenner rauber droer mörder  und solh ander ubltäter sollen kain freiung haben. o man di begreift, darnach sol man hinz inn richten nach iren schulden.

Item, wer rainstain rainpäm  rainstekn ausgrebt oder abslecht mit muetwilln  und  in fravel, der ist dem  lantgericht verfallen funf phund phening. gescheche es aber ungeverlich, so sollen die nach ratt der nachpaurn und mit dem es angeth inner dreien tagen hinwider gesetzt und geslagen werden  als si vor gestanden sein.

Item, 7 wer dem andern in ainer bschaw  seines unrechtens  der marich aller zuelegt, das er wissentlich thuet und das hinz im erweist wierd, domit  ainer verkurzt ist worden,  den soll di herrschaft darumb  straffn und pessern on leib und on guet.

Item, wer dem andern fruchtper päm, si sein gepelzt oder ungepelzt, oder velber abhaut  und abslecht oder stumelt, der des uberweist .ierd, der ist der herschaft und  irem lantgericht von  iedem stam vervallen funf phund phening.

Item, wer dem  andern in frävel gättern, zeun oder auferhoben gräbm abschlueg, zerpräch und niderzug ôn ehaft not, der ist der herrschaft und irem lantgericht verfallen zu wandl funf phund phening.

Item, welher dem andern  frävenlich furwart unbeclagt  auf der herschaft grunten, der ist der herschaft zu wandl verfallen zwaiunddreissig phund pfening.

In beiden Hss. folgt ein mit dem Texte von Gaming (nr. 89) I, S. 582, 2- 85, 2, fast gleichlautendes Stück.

Standort
Scheibbs | BH: Scheibbs | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stadtarchiv Scheibbs | InvNr.: Papierhs. (Markt Scheibs freihait 1537) |
Herkunft / Fundort
Scheibbs | BH: Scheibbs | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1537 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 612-616, Nr. 90/Ib (Edition).

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