Rossatz und Rossatzbach, Rechte des Aigens (1660)

Pahnpiechel von anno 1660.

Vermerkt die rechten der herrschaft herrn Mattheußen von Spauer etc. und deß aigenß zu Rosßaz und zu Pach.

Von erst ist zu merken daß die herrschaft herrn Matheysen  von Spauer etc. drei pantäding soll haben alle jar in dem aigen zu Rosßaz, daß erste nach st. Jörgen tag, daß ander nach st. Collmans tag, daß dritte nach der liechtmeß. und wan man  die haben will, soll man sie vor ruefen vor vierzehen tagen. und wer in der zeit außfuhr ân urlaub deß richter und nicht bei dem rechten wär, der ist des wandelß schuldig 72 dn;  ist er aber vor außgefahrn oder außgangen, der ist nichts bliben.

Wür ruegen mehr bei unsern aiden daß die herrschaft und wür recht haben und von alter also hergebracht haben und bei dem herrn von Kuenring seel. gehabt haben auf dem aigen gefürste freiung haben. und dieselbig freiung und march heben sich an niden bei der Trefferin mitten in dem pach da der galgen stehet, und wert unzt gen Obern Pergarten  an die valterseil, und in die Frießniz, und in den pach, und auf den Arnstorffer und auf den Grienen weeg, und auch mitten in die Tannau in die nauvart. und waß sich darin verhandelt um schuld, daß hat anderst niemand zu richten dan sein herrschaft und sein richter. und haben darzu stock und galgen.

Wür  ruegen mehr bei unserm  aiden daß die herrschaft unser gnädiger herr herr Matheyß von Spaur recht hat hie zu Rosßaz  in dem aigen: .er umb freiung wegen  herkombt und bitt der freiung, ist eß umb ehrbahr sach, so soll der haußgenoß zwen oder drei nemen  und komen zu dem richter und zu dem vier bürgern die die herrschaft hat darzue gesezt, und bitten der freiung. ist er ein sämlich man der der freiung werth ist, so soll man ihm die freiung geben jahr und tag, und geb dem richter 12 dn. und wan jahr und tag außkombt, so soll er ab der freiung gehn und bleiben ab der freiung tag und nacht. kombt er hinwider und bitt alß vor gemelt ist, so gib man ihm alß vor, ist er ein saumblich mann  deß man in dem aigen und  auf der freiung geleiden mag;  ist er aber üpig und zu schwer, so soll ihm der richter ab dem aigen urlaub geben;  .iderfür ihm .ften icht von deß aigens leuten mit schelten und mit wunten  oder ihn halt zu todt erschluegen, ist man der herrschaft nichts bliben noch dem richter.

Wür  ruegen  mehr bei unsern aiden: geschäch daß ainer in frävel und mit verbottener wehr auf daß aigen ritt oder gieng, und alß ver  daß gericht geet, ist er ein edlman so ist er der herrschaft bliben 10 pfund dn vom spieß;  ist er ain arbeiter oder ein pauer, wie er genent ist, der ist schuldig der herrschaft 5 pfund pfenning und dem gericht 72 dn alß oft er daß thuet.

Wür  ruegen mehr bei unsern aiden: geschäch daß wür  haußgenoßen innen wurden  und ain auflauf geschäch und wolten der herrschaft ihr ehr retten und deß aigenß, und wer daß wür dieselbigen wundten oder halt zu todt schliegen, desselbigen ist die herrschaft unentgolten und die zwei aigen und die ganze gemain.

Wür  ruegen mehr: wer auch der ist der frembt leut und göst herladet zu schaden und in gefahr auf daß aigen, wie maniger der ist und alß oft das geschiecht, der ist zu wandel als oft ain mann  fünf pfund dn der herrschaft und dem gericht 72 dn.

Wür  ruegen mehr bei unsern aiden daß wier hie haben ain freies aigen iedem mann  abzufahren und aufzufahren, daß in niemand daran engen soll noch mag, wan er von erst zustüft alß er von recht soll;  und wer aufvert auf ein hueb oder lechen, der geit dem richter drei schilling pfenning und den burgern  ain emer wein. eß ist auch hie ain freies aigen iedem mann herzufihren und zu verkaufen  brod fleisch käß aier wein korn viech und anderer kaufmanschaften,  daß man  kainen daran engen soll. eß soll auch kein fragner fürkaufen unzt alß lang daß sich die burger verwegen zu kaufen, und wer fürkauft der ist zu wandel dem richter 72 dn.

Wür  rugen mehr  bei unsern aiden daß alle fürfang zu feld und zu dorf, was die Tanau hinbricht und herwider geit, daß ist der ganzen gemain. ob der grund ganz hinbrochen und ain thail noch da ist, so gehört eß zu demselbigen grund. er daß übervert, der ist zu wandel dem richter 72 dn.

Wür  ruegen mehr  bei unsern aiden daß [man] alle die stuck da unser herrschaft ihren dienst auf hat, eß sei hueb oder lechen, und was darzu gehört stüftlich und beulich soll innen haben und zuestiften von ainem sanct Jörgen tag unzt an den andern. thuet er daß nicht, der ist zu wandel  bliben dem richter 6 ß 2 dn.

Wür  ruegen mehr daß unser herrschaft rechten ewigen weindienst alle jahr hie hat zu nehmen  15 ß emer most und acht emer most. und die dient man  von hueben  und von lechen, und die hueben iegliche darzu zwai hüener und ein pratten oder drei pfenning für ain huen. und sollen dieselbigen den weindienst bringen in den Frauenkeller und in tragen in die vaß ohn alle müehe der herrschaft, und geben ainen pfenning dem schreiber; und darzu so geit iede hoffstatt 2 dn zu vaaßziehen die zu Rosßaz unzt auf die gstetten, und geit die herrschaft 60 dn von der stetten an die zilln. und wan hueb  und lechen ihren wein hat bracht in den Frauenkeller in die vaß, so sind sie ledig des jahrs;  geschäch hinfür icht unglick dran, deß sind sie entgolten. er auch hat roß und wagen,  der soll ân lohn führen ain vaß wein auf die stötten. und soll auch ieglicher fragner und fleischhacker geben in den Frauenkeller ainen pfening umb  inslit.

Wür  ruegen mehr  bei unsern aiden daß wier alle recht haben mit der herzogen maß die zu Krembß  und zu Stain gib und gäb ist, eß sei eln emer mezen viertl und waag. und wer mit kleiner maß geb und mit größer nem, der ist bliben des wandels alß er gnad find an der herrschaft.

Wür  ruegen mehr bei unsern aiden daß wür unter unß selbst sollen erwöhlen  einen richter der hie geseßen  ist und deß aigens kind ist;  und den sollen wür  bringen zu der herrschaft, die soll in unß bestätten zu ainem richter ob der herrschaft gefelt.

Wür  ruegen mehr bei unsern aiden: ob daß geschäch daß ain mann den andern zu todt schlueg, der ist der herrschaft 30 pfund pfening. und .an der schuldig man guet wird oder seiner freund ainer für die wandel, so soll man ihm sein hab nicht anfallen;  .ird ihm aber darüber icht genohmen von  dem gericht, daß geth ihm an seinem wandel ab. den hüet sich vor seinem feinden.

Wür  ruegen mehr: geschach daß unser haußgenoß  ainer ainen dieb deß nachts oder halt bei dem tag in seiner auwe oder in seinen gemach  und an seinem guet funt, er soll in anfallen und bringen zu dem gericht ob er mag. urd  er ihm aber zu überschwingig  und ihn zu todt schlueg, derselbig ist der herrschaft nichts bliben noch dem gericht.

Wür  ruegen mehr bei unsern aiden: wer ainer dem andern ansuecht in frevel an seinem hauß und ihn herauß fordert mit scheltworten, der ist zu wandel 6 ß 2 dn.

Wür  ruegen mehr: wer verbottene wöhr  hie tregt in gevehr, eß sei hacken spieß lange meßer armst, welcherlai daß ist, daß ist zu wandel 72 dn alß oft er daß thuet.

Wür  ruegen mehr bei unsern aiden: waß unß haußgenoßen  mit dem todt ledig wird, daß gefelt auf die nechsten freund ohn alles recht. ird es aber zu krieg, so soll sich sein der richter unterziehen unzt auf daß recht;  und wem  daß recht gevelt, der hat daß guet ân alle widerred und ist dem richter nichts drumb bliben.

Wür  ruegen  mehr: wan  daß ist daß unser ainer, man  oder frauen, kombt  in krankheit und sich sein der priester mit der gotts ehr underwindt, so hat kein weltliches gericht mit dem  siechen und mit seinem leichnamb  nichts zu schaffen weder umb  geldschuld oder umb anderlai, und soll laßen kommen  die leicht in den freithoff ân alle irrung.

Wür ruegen mehr: wan daß ist daß wür  oder unser nachkommen machen wellen und  geben unsern hausfrauen  oder kindern, da bedürft nicht daß gericht darzue, wen unser ieglicher soll zu ihm nehmen  seiner nachbarn zwen oder drei und  soll vor illn außzaigen waß  er machen will und aufgeben mit seiner hand, und hat alß vill kraft alß mit gerichts handen geschäch.

Wür ruegen mehr daß wier haben drei freiweeg zu dem aigen. der ain haist der Untergrüeß, der ander Zu den langen lißen, der dritte der Mihlweeg. und wer die verzeint, ist er deß wandelß schuldig 72 dn alß oft er das thuet.

Wür  ruegen mehr bei unsern aiden daß kain fleischhacker zu Rosßaz soll haben fail pfiniges fleisch noch saumbliches  in seiner pank;  er soll hinvor stehen vor seiner bank und haben ain strebern gränzlein auf. thet er deß nicht, so ist er sein fleisch verfahlen daß er fail hat, und geben daß armen leuten. und sollen auch kain unflath nicht haben vor den benken;  der ist zu wandel 12 dn alß oft er daß thuet.

Wür ruegen mehr  daß wür  recht haben gen Mölckh in dem markt, daß wür daß ganze jahr kein zoll noch kein maut geben was wier da kaufen den an sanct Collmans tag und an dem abent.

Wür  ruegen mehr daß wür recht haben gen Korneuburg, daß wür nicht mehr geben, wer von hin zu Rosßaz und zu Pach abfert mit einer zillen, zu kaltmaut den zwen pfenning  hinzu und herdan, und geben dem richter alle jahr zweihundert birn wenigist, und  haben darumb alle recht die ander burger da haben;  möcht  man der piern nicht gehaben, so geit man ihn für drei piern zwen pfenning;  und wer abferth von unß, die sollen die piern außrichten;  .er daß nicht thät, der ist zu wandel 72 dn. auch haben  wür recht gegen Wienn zu geben ie von einer zillen, si sei groß oder klain, 5 dn hinzu oder herdan, und wer da anzug der geit 12 dn, und .er fürferth der geit 2 dn.

Wür ruegen mehr  das wür haben zu Rosßaz ain gemaines padhauß. und ein ieglicher pader der soll unß gehorsamb sein und  bei uns sizent sein. er er ungehorsamb, so haben  wür recht in abzusetzen und einen andern bestätten der unß gehorsamb  ist, oder halt setzen ain andere badstuben herauf den bühel für die sein.

Wür  ruegen mehr  daß wür haben ain freien wald, der gehört zu den zwaien  aigen gehn Rosßaz und gen Pach, und hat darin niemands  recht den wier. und haben  auch darin ain haiholz, da soll unser kainer nicht hinfahren unzt daß man es erlaubt iedem man. thet es ainer deß nicht, der ist deß wandelß schuldig alß oft ain burger 72 dn oder ain stamme.

Wür  rugen mehr  bei unsern aiden daß wür recht haben hinz dem ferigen zu Thierenstain, daß er soll haben ain urfahrschöff und zillen da man  mit roß und wagen  mag überfahren und auch die leut an sicher sein;  und geben ihm alle jahr ieder haußwirth vier pfenning und ieder fleischhacker 5 lib. inslidt, und wer roß und wagen hat ein fueder wüdt, daß soll man  ihm führen zu dem  waßer. und soll unß darumb  führen daß ganze jahr alle jahr jährlich. und wan die Danau groß ist oder eiß rint, wan ein frembder  man geit ainen pfening, so geben wür nicht mehr dan ain helbling. auch zu dem fergen zu Pach haben wür recht daß er auch soll haben züllen und ein urfahrschöff;  .an  er daß neukauft, so soll ein ieglicher haußgenoß geben zu steier 2 dn, und zu ostern sein walgair, und soll unß auch darumb  überführen, und  dient der herrschaft 3 pfund pfening alle jahr. auch soll kein verg zu Pach führen die marktzillen, die ist iedem mann frei.

Wür ruegen mehr  daß 15 hueb sollen dienen zu dem  gericht alle jahr iede bueb 5 mezen  haabern  und iede hoffstatt 5 dn in der vasten alle jahr ainem ieglichen richter. und der richter geit der herrschaft alle jahr pfund pfening von dem gericht, und der müllner in dem Windstall 60 dn auch der herrschaft alle jahr.

Wür  ruegen mehr  daß man  kain viech soll halten in dem  Paumgarten .eder  roß noch küe. er  daß thät, der ist zu wandl  ie von ainem 12 dn.

Wür  ruegen mehr etc.: wer zeun hintraiet und abpricht oder stivoll aus den bambern  nimbt, wer daß thuet und alß oft, der soll ihm die schäden abtragen und widerkehren und ist dem richter zu wandel 72 dn.

Wür  ruegen mehr: wan die fleischhacker viech haben, die sollen sie halten ohn der leut schaden zu holz oder unter dem Kirnberg und in der gemain  auch. thätten sie sein nicht, so sind sie zu wandel ie vom viech 12 dn.

Wür  ruegen mehr  daß wür recht haben hinz dem fischern zu Pach, daß sie ihre fisch nicht sollen von dannen  führen unzt alß lang das daß viech auß wird getriben. thätten sie daß nicht, so seind sie zu wandel 72 dn alß oft sie daß thuen.

Wür  ruegen mehr: wer hingeit hueb oder lechen und sich deß hauß abthuet, der ist bliben der herrschaft ain pfund  pfening und dem richter 60 dn und den burgern ain emer wein und dem mann  sein schaden.

Wür  ruegen mehr  bei unsern aiden: wer hie wein schenkt, und wie er ihn außrueft also soll er in geben mit der maß. thät er daß nicht, so ist er zu wandel dem gericht 72 dn.

Herkunft / Fundort
Rossatz | BH: Krems | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1660 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 427-432, Nr. 68 (Edition).

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