Pöchlarn, Ordnung und Gerechtigkeit der Stadt (1539)

1539 Oktober 3.

Insert in II.

Pankraz Bischof zu Regensburg beurkundet: Als wür durch verhenknus gottes deß allmechtigen  zu unsers stüfts administration kommen  und die ersamen  liebe getreu richter, rath und ganze gemain unser statt zu Pechlarn in Össterreich gelegen uns als irem rechten natürlichen fürsten und herrn erbhuldigung  und pflicht gethon, haben wür inen dagegen zugesagt si bei iren rechtmeßigen  und billichen ordnungen,  gueter polliceien und gerechtigkeiten so si von weilant unserer herrn und vorfahrn am stüft seeliger gedechtnus und sonsten erlangt, auch genediclich handzuhaben  und bleiben zu lassen.Auf die Bitte des Richters, Rates und der ganzen Gemeinde bestätigt und verneuert nun der Bischof jene hergebrachten Rechte und Gewohnheiten, und zwar:

Fürnemblich  und zuerst: nach den und von alter herkummen  das jährlich drei panthaiding, aine zu liechtmeß, die andere zu st. Georgen und die dritt zu st. Michaels tag, in unser statt zu Pechlarn haben gehalten sollen werden, wollen wür das fürter nur aine, und nemblich die zu st. Georgen tag altem gebrauch nach gehalten, die vierzehen tag darvor zu Pechlarn berueft und  den sitzenden persohnen, als richter und  den rathsgeschwornen, von uns, unsern nachkommen  oder einem ieden unserm pfleger zu Pechlarn an unser statt uf denselben pantheidingtag  ain mall oder ieder persohn vierundzwainzig  pfening darfür geben solle werden.

Item, die gränitzen oder überfeng in malefitzischen gerichtlichen sachen in unser herrschaft zu Pechlarn erstrecken sich nemblich heer dißhalb der Thonau: aine gegen dem stüft Freyßing bis in den Hochen  wörth, die andere gegen dem closter zu Seyttenstötten  uf die Hochstrassen;  und enderhalb der Thonau:  die dritte uf die Meißlburg gegen dem erzherzog zu .ssterreich, und die viert uf die Dachgrueb  gegen der abbteßin zu Ybß.

Ernannte auch andere gränitzen und vermarchung  der herrschaft sollen jährlich nach gehaltnen pantheiding  von unsern ambtleiten, stattrichter und rathsgeschwornen  zu erhaltung derselben besichtiget werden.

Item, von alter hero hat kein lantrichter oder herr der lantgerichts gewaltig oder fechig ist, nichts zu schaffen gehabt auch noch nicht zu thuen in dem gericht und der herrschaft zu Pechlarn umb alles deß ainem lantgericht zustehet, es sei wenig oder viel;  es wer dann das ain persohn gefangen die den todt verschuldt hett, alßdann soll ein richter zu Pechlarn demselben  lantrichter drei tag darvor embieten wann  man uber dieselbe persohn richten will, dann soll er der lantrichter auf solchen bestimbten gerichtstag unverzogenlich  erscheinen, ain richter zu Pechlarn sitzen und richten uber dieselb persohn in der statt an ainem, und am andern der lantrichter dergleichen uf dem marchstain des lantgerichts.

Ist dann  sach das man ainen dieb begreift mit ainem lantschaden, so richt unser richter in der statt mit sechs geschwornen  deß raths und soll inen damit uf dem marchstain  antworten und weiter der lantrichter uf demselben marchstain  ine den armen mit den sibenden richten.

Wo  aber der lantrichter nit käm, soll man ime zu bemelter zeit auf bemeltem marchstain  dreimall ruefen. kombt er dannoch nit, so soll unser richter und rathsgeschworne  die verbrichig persohn auf den marchstain setzen und derselben das angesicht hindan keren und ir die hent mit ainem rogghalbm  pinden;  .ähr  dann sach das sie darvon käm  und man  der schaden näme an leib oder guet, das sollen und mögen wür unsere  nachkommen richter burger und unterthonen  arm und reich habhaft werden bei dem  herrn deß das lantgericht ist und seinem lantrichter, das sollen sie alles außrichten. thätten sie das nit, so soll man es bekommen  auf allen iren haab und güetern, wo sie die zu Össterreich uf wasser oder lant haben, dieselben anfallen und verkommern  ohn clag und verbott und alle recht. umb  und für solches geben wür und unsere nachkommen   für uns selbst jährlich bemeltem lantgerichtsherrn oder an statt sein seinem lantrichter zu ainem ieden st. Marthins tag vier pfunt pfening, welche dann iedesmall durch ainen gewissen  unsern burger zu Pechlarn gehen Molckh inen geantwortt werden  soll, und dann die von Clain-Pechlarn zu st. Michaels tag vierthalb pfunt pfening.

Was  die verstollen persohnen tregt oder treibt, wie das genannt ist, das alles bleibt uns von obrigkeit wegen, und soll auch dieselb persohn nur mit dem leib dem lantrichter auf dem marchstain  vermög deß gerichtlichen urthls geantwortet und gebracht werden. o aber der lantrichter, wie vor, mit derselben hinlaßig handlen wurde, so ist der schaden wider bei dem lantrichter zu suechen.

Wer  dann ain schedliche persohn in unserm  gericht und der herrschaft Pechlarn begreift, der soll die antworten  ainem unserm richter zu Pechlarn, oder aber, wo er den nit erhalten oder fachen kunt, dann dieselb ainem  richter zum wenigisten anzaigen. alßbalt soll ein richter die gefenklich annemen  oder nach ir zum besten trachten;  und von welchem  thail er umbgangen wurde, derselb soll uns als der obrigkeit zu poen verfallen sein als vill deß gericht ain ganz jahr ertragen mag.

Item, unser und  unsers stüfts herrschaft, gezirk und  vischwait gehet enderhalb der Thonau  aus dem Waitzenbach  unz in die Marbach, her dißhalb unz in den Walbach  und aus der Thonau  unz in die Erlaff bis gehn Offnern in die Wasserschaphen.

Item, dergleichen unser urfahr aus dem Waitzenbach  enderhalb  der Thonau in den Marbach  und heer dißhalb bis in den Wallenbach.

Item, was ein ieder förg der ort uberzufiehrn von alter gewonheit .egen zu thuen schuldig ist. erstlich soll er unser leüt umbsonsten uberfiehren, .ann er ainen uberfiert der ime sein billiche belohnung gibt;  sover aber kain belohner vorhanden  wer, alßdann soll im der uberfahren will sein gebürlichen lohn geben. elcher aber gehn markt fert heriber oder hiniber die Thonau,  der soll den förgen lohnen. er soll auch am sambstag ain schiff stellen heriber und hiniber zu fahren;  .er das versaumbt, solle ime förgen nachvolgent lohnen oder aber auf ainen andern lohner warten.

Was  ain mensch  gehn  müll herauf an das urfahr tragen mag, das soll ime umbsonst gefiert und der miller ohne maut mallen;  .elcher aber .ill das er ime das müll zu dem dorf fiehre, der soll es verlohnen. es soll auch iemants anderer ausser deß förgen ichts von kaufmansgüetern  hiniber oder heriber fiehren, allein von dem förgen ain zillen darzue gewinnen. olte dann ferg ihme keine leichen, mag er die ander ort wie er kann gewinnen.

Die marktzüllen gehn Melckh  mag ein ieder dem die burger si verlassen fiehren.

Niemant  soll keinen lohner uberfiehren dann er förg;  und welchen er förg daruber begreift, den mag  er darumb  pfenten. und wehr kürch - farten will uberfahren, der solle dem förgen sein lohn geben. die hauer aber und arbeiter hin und wider umb  ain helbling und nit hecher fiehren.

Unser leüt in beeden Pechlarn haben auch macht und guet recht ire schnider, hauer und arbeiter zu iren aignen gebeuen und weingärten selbst ohne entgelt zu fiehren. so si aber mit denselben ainen lohner uberfierten, sein sie dem förgen volkomenlichen  lohn zu thuen schuldig von allem gesünt. und soll sie der förg all in das uhrfahr fiehren.

Begeb es sich das iemant in angezaigtem  urfahr auflag oder scheiteret, darzu soll niemant zillen leichen dann  der förg oder mit desselben bewilligung.

Ob auch förg einen dieben uberfiert, käm dann der schreier. eher .an er in uber die naufarth brächt, so soll er ine herwider fiehren;  ist er aber uber die naufarth, soll er in an das lant hiniber fiehren. muet dann einer das er hinach fuehr, das soll er thuen;  nöth in aber der dieb, deß soll der förg unentgolten sein.

Item, drei perg hölzer, die seind mit willen unser der herrschaft gethailt und geaigent, nemblich zwen  in die höff lehen viertl müll und deß freiaigen, und der dritt, der da haist die Gemain, der wirdt abgeben in die drei heuser ains pflegers, pfarrers und fergens. das soll ain forster und ainer aus der gemain  thuen nach iren treuen. und wehr das holz nimbt, der soll einem pfleger ain vorsthannen  und dem vorster zwen pfening geben, .elches der vorster einzebringen schuldig ist.

Aus den andern  zwaien bergen gibt man von iedlichen lehen alle jahr zu st. Pauls bekerungstag  einem  pfleger ein guete huen  oder vier pfening und dem vorster zwen pfening. und deß vorgenannten  holzs soll der vorster hieten;  für solches wirdt ime ain ganzer  dienst von ainem viertl ackers von uns nachgelassen. es soll auch der vorster einen ieden der nicht gerechtigkeit hat, oder er in deß andern holz begreift, pfenten für zwelf pfening, die sollen ime gevolgen. vorster soll auch dem so schaden geschehen,  denselben schaden und wehr es gethon anzaigen;  verhielt ers aber, so soll er alles deß jehenigen verfallen sein deß der verbrecher verfallen gewest.

Item, unsere underthonen  seien auch von allen iren früchten die inen auf iren grünten wachsen und sie uf den markt Stainkhirchen bringen und alda verkaufen, daselbst kein zoll zu geben schuldig.

Item, benannte unsere underthonen  zu Pechlarn haben auch  von alter zu recht das si zu Ybß und Melckh voll dem jenigen[so]si an den marktzillen hinzue oder herdann  fiehren, kain maut oder zoll geben.

Item, ferner soll keiner der unsern auf kainen paanmarkt  noch anderstwo umb ainich spruch und forderung verbotten, sonder iederzeit wie sich gebürt vor einem ieden unserm pfleger und richter ehe zu redt gesetzt und vorgenommen. o aber ainer von ains andern wegen  verbotten wirdt, soll der jenig so die sach betrifft den verbottnen wider ohn entgelt ledigen und schadloß halten;  .o nit, er durch unsere ambtleüt darzue gehalten wirdt.

Item, ob iemant in unser herrschaft zu Pechlarn willens wehr oder .urde was zu verkaufen, es sei heuser hoff gueter weingärten wißmath .cker oder andere grünt, wie die genannt, der soll solche der herrschaft leüt anbieten und zu kaufen geben: wo sie dann iemant nit kaufen wolt, ainem andern ime gefellig verkaufen.

Item, es mag  ain ieder fleischhacker in beeden Pechlarn wohnende fleischwerch treiben und arbeiten nach seinem vermögen  und das verkaufen nach seiner notturft (doch in dem werth und  gewicht iederzeit den metzgern zu Ybß  und Mölckh  geleich, und das sie ain wider den andern geverlich und ungeverlich mit gebung deß nit vorthailen). das auch iedem und in allem alles fleisch so sie schlachten und fellen, durch die so darzue verordnet beschauet werde;  .elcher dann under inen mit unrainem  fleisch gefunden wirdet, derselben soll ir ieder so oft es beschehe gemainer statt zu poen  sechs schilling pfening zu geben verfallen sein. auch welcher fleischhacker aus nachleßigkeit oder unfleiß acht tag ahne failß fleisch in seiner pank und hauß  währ. derselb soll aber gemainer  statt als oft das beschehe wider  sechs schilling pfening poenfahl zu entrichten verfallen sein;  .ehre  aber ainer vierzehen tag ahne failß fleischs wie ietzt gemelt ist, demselben solle das fleischwerch zu arbeiten ain ganz jahr verbotten und ohn sonder willen und erlauben unserer richter und rathsgeschworner .eiter zu fleischwerchen nit gestatt;  darzue alles fleisch irgent anderst dann  an der gewohnlichen  schlachtstatt abgethon,  und beede Pechlarn nimmer  ohne fleisch gelassen werden.

Item, unser pfleger, richter und etliche rathsgeschwohrne  sollen alle jahr zum  wenigisten ainmall oder so oft es noth thuet die müllen und feuerstett, alle maaß, gewicht und ellen aufheben, die besichtigen und beschauen, und wehr  darinen ungerecht oder straffwürdig befunden wirdt, ainen ieden so oft es beschicht  nach gestalt der sachen und seiner verhandlung darumben  straffen und wandlen.

Item, ain ieder peck in beeden Pechlarn  seßhaft mag  der ort woll arbeiten und brodt pachen nach seinem vermögen  und das verkaufen nach seiner notturft. doch sollen sie zum wenigisten alle monath ainmall durch die verordneten  mit ihrer arbeit und prodtpachen  nach gelegenheit deß traitkaufs beschauet und gepfacht werden. und also oft bei ir ainem oder mehrern  durch dieselben gesetzten beschauer gefunden wurde  das sie zu klain prodt umb  den billichen pfening nach gang iederzeit deß traitkaufs pachen  wurden, so soll inen dasselb klein und ungleich pfenwerth  prodt genommen   und umb  gottes willen den haußarmen  leüten geben werden. die beede Pechlarn auch nimmer ohne prodt lassen, bei einer sondern poen ihnen nach irem verbrechen, auch unser pfleger, richter und rathsgeschworner erkanntnus darumb  aufgelegt werden.

Item, das oel zu beeden Pechlarn soll in der fasten nicht heher geben oder verkauft werden  dann es auf dem panmarkt  zu Mölckh  am erchtag gilt, und welche das ubertretten, die soll ain richter zu Pechlarn nach der geschworner  erkanntnus  darumben  bessern.

Item, was die vischer fachen am  pfinztag nach mitten tag unz uf den freitag zu mittag, mit denselben gefangnen  vischen sollen sie den inwohnern zu beeden Pechlarn wartend  sein und niemants andern. thätten sie aber das nit, darumb  mag  sie ain stattrichter nach billichen und der geschwornen  rathsermeßigung  biessen.

Item, ain ieclicher leütgeb in beeden Pechlarn  mag ain fueder wein und  sovill pier ân leitrecht schenken. begreift man in aber mit nassen zapfen an st. Marthins abent, der soll gemainer statt zu leütrecht geben zwelf pfening.

Item, ob ainer unser underthon  oder gerichtsmann  in unser herrschaft zu Pechlarn umb ainich inzick bezichtigt wurde und aber sich der vor unserm  stattrichter und  rathsgeschwornen  beredet, der gebür nach entschuldiget und purgieret, derselb soll alsdann gegen meniclich solcher inzick entschuldiget sein und im deß von stattrichter und raths glaubwürdig schriftlich urkunt under gemainer statt sigl uf sein begehren geben .erden.

Item, ob sich in der statt, dem  andern Pechlarn  oder ganzer unser herrschaft ain auflauf oder sonsten nottwendige  sachen zutriegen, das ainem  unserm pfleger, stattrichter und rathsgeschwornen  zu fürkommen beschwert sein wurde, alßdann sollen uf die erforderung oder aufpott alle unsere underthanen  reich und armb zu stundan gehorsamlich  erscheinen und auf sein, das jenig so uns und unser herrschaft zuwider sein mecht als die getreuen  helfen vorkommen  und wenden. elcher  oder welche aber deß umbgiengen  und sich ungehorsamblich  erzaigen wurden, der oder dieselben sollen irem verschulden nach  schwerlich mit ungenad  an leib und guet darumb  gebessert und gestrafft werden.

Item, welcher leütgeb in seiner behaußung  ainem oder mehr uber ain pfunt pfening zu verliehren spillen lesst, soll er spiller zu pueß ime dem leütgeben  der zech zu bezallen entbrochen  und uns oder unserm pfleger und ambtleüten an unser statt deß so er uber das ain pfunt pfening verspillet verfallen sein.

Item, was auch in unser herrschaft zu Pechlarn für mangl  und gebrechen, .ie die genannt, verhanden  sein, die sollen in dem gehaltnem pantheiding offentlich bei ainer straff angezaigt und darauf die billicheit von obrigkeit wegen fürgenommen  und gehandlet werden.

Bei und zu solchem panteiding sollen und mögen  all unser underthonen in der ganzen unser herrschaft zu Pechlarn  erscheinen und sich solcher ordnung  in gemain  (ausserhalb der burgerlichen  begnadung) gebrauchen.

Darzue soll in iedem aigen oder dorf, wie von alter herkommen,  ein vorster als ein nachgesetzter  vorgeher bleiben, doch iederzeit dieselben mit willen und gefallen unserer ambtleit aus vier oder mehr, so iedes ort unserer underthonen  denselben unsern ambtleiten anzaigen und fürstellen, an- und aufgenommen  werden.

Darneben  soll, wie ermelt, meniclich bei solchem pantheiding  in der statt ohne alle wöhr erscheinen. elche aber deß uberfahren wurden, der soll zu straff verwürkt  haben  die wöhr  und  darzue zwenundsibenzig pfening.

Item, so sich auch begebe das durch ainen oder mehr inwohner  und burger der herrschaft und statt in seiner herberg oder behaußung  durch aignen unfleiß oder verwarloßung  ain feuer uber das tach kämb,  alßdann solle derselbig inhaber ain pfunt pfening unableßiger poen zu bezallen schuldig sein.

Zu disem fahl, dergleichen auch wo gelegte feier also ufgehen wurden, solte meniclich, niemant ausgenommen,  verpflicht sein bei vermeidung schwerer ungenad  und straff leib und guets dem negsten zuzelaufen und bestes getreues vleiß zu retten, damit weiterm schadt vorkomen  werde.

Und bei wem  solch aigen und selbst verlast feuer aus- und seinem nachbarn  damit zu schaden kombt, derselb soll sich nach erkanntnus ains unsers  pflegers oder ambtmanns  mit dem  belaidigten und dann ime von unser  als obrigkeit wegen umb  den zuegefiegten schaden und  nachtill vertragen;  so er solche widerkerung  und straff am  guet nit vermögent .ähr, am leib darumben, wie recht und billich, gestrafft werden.

Welcher  auch der erste so solch feuer oder prunst offenbart und ausschreiet, dem  soll von dem jenigen[da]es bei außkommen, durch ainen unsern pfleger oder ambtmann  ain pfunt pfening zu geben verschafft .erden.

Item, als von alter herkomen  das allweg in der wochen  in unserer statt zu Pechlarn ein gewohnlicher  wochenmarkt  am montag  gewesen ist, ordnen  und gebieten wür das der also an ainem  sambstag  für und für bleiben und gehalten werden soll. und das alle die so in unser und unsers stüfts herrschaft und  gericht zu Pechlarn wohnen  und seßhaft sein und faile pfenwerth, als flachs garn schmalz air käß hinnen oder anders haben, die inen zu verkaufen  fail, das sie zuerst solche ir pfenwerth an kain anders end dann auf bemelten wochenmarkt  bringen, da fail haben und iedes in seinem  werth umb  ein gleichen billichen pfening bieten und  geben. elche aber solche ihre faile pfenwerth ungevarlich alda nit anwerten oder verkaufen, die mögen  alßdann dieselben woll anderstwo, wo  sie wollen, nach irer notturft vertreiben. es mögen  auch an dem benannten sambstag und gewohnlichen  wochenmarkt   all außwendig  schuechmacher fleischhacker pecken crammer  und ander dergleichen hantwerchsleüt  die faile pfenwerth  haben, woll in die benante unser statt bringen, da fail haben und verkaufen wie sie mögen.

Item, es soll auch niemant der ainicherlei gewerb oder arbeit treiben .olt, in unserer statt oder deß andern Pechlarn ziehen noch heußlich darinnen .ohnen  ohn  sondern willen und wissen unserer ambtleüt, stattrichters und  rathsgeschwornen  daselbst, sonder sie vor darumben  ersuechen, burgerrecht empfahen  und gemainer  statt an solchem einziehen zwenunddreißig  pfening geben. dergleichen, ob ainer aus bemelter unser statt od er Klain-Pechlarn der heißlich kurz oder lang da gewohnet  hett ziehen wolt, der soll auch gemainer  statt zwenunddreißig  pfening entrichten ehe er ausziegt, und soll aber mit wissen und willen unser ambtleüt, deß stattrichters und rathsgeschwornen  ausziehen. es soll auch ein ieder der also in beeden Pechlarn  ziegt und heußlich da wohnen  will, ehe acht tag nach seinem einziehen vergehen, von inen unserm  stattrichter und rathsgeschwornen  burgerrecht gewinnen. und niemant, er sei reich oder arm, der in der statt oder zu Clain-Pechlarn wohnt  und nit burger ist, soll keinerlei gewerb oder fail sachen treiben;  .elcher aber das thätt, deß man  warlich gewahr  wurde, der soll gemainer statt sechs schilling pfening poen zu bezallen verfallen sein. si mogen  in auch aus der statt und  Clain-Pechlarn woll urlauben, doch mit unsers pflegers zu Pechlarn .issen  und sonst nit. es wehr dann  ob wür  oder unser nachkommen iemant hinein schuefen und setzten, das mögen wür woll thuen, doch das der oder dieselben dannoch  nichts destoweniger  von inen burgerrecht empfangen.

Item, ob sich zwen oder mehr burger mit einander (doch allein in der statt, in der obern vorstatt, auch zu Clain-Pechlarn und ausserhalb unsers schloß und herrschaft zu Pechlarn) zertruegen, an einander raufen oder schluegen oder ander dergleichen ihrthumb hetten, hindangesetzt fliessend .unden,  lamb und die drei händl so zum halßgericht gehören, sollen unser stattrichter und  rathsgeschwornen  woll macht  und gwalt haben sie darumben zu entschaiden und zu vertragen ohne einrede und verhinderung unser, unserer nachkomen  und ambtleüt.

Ob im auch ain oder mehr unser burger und burgerin zu beeden Pechlarn  gegen ainem oder mehr derselben daselbst ainicherlei zwitracht und irrung vornämb, umb  was händl oder sachen das wär, hindan gesetzt fliessend wunden,  lem, die vorbemelte drei händl und was zum halßgericht gehört, darumb  soll ein ieder den andern vor einem ieden stattrichter zu Pechlarn  erstlich und an keinem  andern ort beclagen und vornemmen,  der dann  allein oder mit ime die rathsgeschwornen  daselbst woll macht und vollen gewalt haben  sollen si umb solch ir zwitracht und irrung, was und umb  ween die weren, als vorgeschriben ist, uf ir verhören mit einander zu vertragen und zu entschaiden, auch die verbrüchingen  nach billichen dingen zu straffen. o sie aber durch dieselben unser stattrichter und rathsgeschworne solcher irer irthumb nit entschaiden oder verainicht mechten .erden,  so sollen sie das alßdann an uns, unser nachkommen  oder einen ieden unsern pfleger und ambtman  zu Pechlarn bringen und von uns oder denselben dahin wür sie schaffen, ihrer irthumb güetlich entschaid nemmen.

Es soll auch ein iedlicher haußmann  der sprich oder forderung zu ainem  burger oder burgerin hett, umb dieselben sein sprich ine oder sie auch anfenklich vor ainem stattrichter vorwenden,  darinen ein ieder stattrichter und rathsgeschwornen  uf verhör der sachen vorbestimter  maß .oll macht haben soll zu handlen. o aber sich die tail sambt oder sonder unser stattrichter und rathsgeschworner  handlung und entschied beschwert zu sein vermainten, sollen und mögen  sich die iederzeit derselben uf uns, unser nachkommen  und unser ambtleüt weiter beruefen und waigern und in sachen von uns oder inen vernern entschiet nemmen  und empfahen.

Item, ain ieder stattrichter soll iederzeit nach rath und guetgedunken ains unsers pflegers oder ambtmann  und der rathsgeschwornen  bestelt und angenommen,  auch derselb zur bestettigung  ernenten unserm  pfleger und ambtman  fürgewisen  und angezaigt werden;  .elche richter und rathsgeschwornen dann iedesmahls  in irer erwehlung oder anstant ainem ieden unserm  pfleger und ambtmann  von wegen  unser gebürlich und gewonlich pflicht thuen soll.

Item, wo sich sachen begeben das ain stattrichter ainen oder mehr rathsgeschwornen für sich oder zu ime erfordern wurde, die sollen im alle gehorsamb  sein und uf sein erforderung komen. elcher aber ân ehehaft verhinderung oder ursachen ungehorsamb  wär und nit erschin, derselb und ein ieder soll gemainer  statt als oft es beschehe umb  zwenunddreißig pfening poen zu geben verfallen sein.

Item, nachdem  gemaine  unser statt mit ainem sondern sigl fürsehen und  begabt ist, wöllen wür hiemit eroffnet haben  was ein stattrichter und rathsgeschworne  damit fürter besiglen sollen und mögen. benanntlich all ir mißive oder sent-, eheliche geburt-, kuntschaft- quittanzen- schultoder bekanntnussprich  oder verträgs- dergleichen ire abschidtbrief, sovill sich deren in beeden Pechlarn und irem ausgezaigten burgfriden allein zutragen und  weiter nit;  doch auch was persohnlich händl und nit grunt und boden beriehren thuet. und solch sigl soll nit allein in aines richters gewalt sonder in der andern rathsgeschwornen  verwahrung  sein und behalten .erden.

Item, was  wür, unser nachkomen  oder ambtleüt  an unser statt für gebott und verbott ausgehen lassen, dieselben poen, straff und gefell, sovill sich der in beeden Pechlarn oder dem ausgezaigten  burgfriden begeben .erden,  sollen stattrichter und gemainer  statt zu guetem gevolgen  und verbleiben.

Item, wür wöllen auch: was in allen vorgeschribnen puncten  und articulln für poen und straff geföllen, das die all und iede besonder, so dan billich, den vorgenanten  unsern stattrichter, rathsgeschwornen  und gemainer  statt zu Pechlarn, als vorgeschriben  und begriffen, mit sambt den poenen der sätz, als dann andere stett und poenmarkt recht ist und zustehen, von einem ieden verbrecher, er sei reich oder arm, denselben unsern  stattrichter und rathsgeschwornen  und gemainer  statt ohne alle genad  oder nachlassen geben, bezahlt und zuegestelt, auch jährlich nach gehaltner pantheiding von inen ainem unserm pfleger oder ambtmann  erbar und  aufrichtige rechnung  davon oder darumben  gethon, damit derselben unser statt nutz, wolfarth und notturft mit bevestigung der gebew und anderm  aufnemmen gepflanzt werde, dardurch in besserung komb und die außwendigen unser und unsers stüfts arme leüt und underthon, wo das noth thuen wurde, zu der ain zuflucht und versicherung suechen und haben mögen.

In vor- und  negstgemelten poenen und straffen soll jährlich und iedes jahr besonder gemainer statt zu derselben notturft an gebeuen und sonsten werden und zustehen der halb thail und ainem stattrichter für seine gehabte mühe und ambtsverwaltung der ander halb thail.

Damit aber unser stattrichter und rathsgeschworne wissens haben .ie weit sich ir jurisdiction oder gerechtigkeit erstreckt, vorgeschribens inen zu handlen gebürt, so haben wür denen ietzt für uns und unser nachkommen ainen burgfriden und außzirk deßhalben geben: nemblich die statt Pechlarn (ausserhalb unsers schloß und seiner zugehörung) .ie sie mit der stattmauer vergriffen, darzue die ober vorstatt dabei bis an deß ort da der müllgraben von der Khottmüll in die Thonau gehet, und deß aigen zu Clain-Pechlarn, als weit dann eines ieden behaußung  stadl hoffstadt und garten daran gelegen mit zeinen und gärten umbfangen ist, verner und .eiter nit.

Auf das sich meniclich diser ordnung  und alten herkomens  wissens hab, nicht entschuldigen oder außreden möge, wöllen wür das die jerlichen auf gehaltenem  pantheidingtag  allen und ieden inwohnern  und burgern, arm und reichen, nach lengs offentlich verlesen werden  soll.

So wür nun mehr und vorbestimbte  puncten und articull mit allen und ieden iren inhalten für uns selbst auch in trefflichem unserm  versambleten rath für aufrechen  und redlich erfunden, der zuversicht durch die genannt unser stattrichter, burger und gemainte unser statt zu Pechlarn in aufnemmen und besserung komen  mögen, bestätigt sie der Bischofbis auf unser  und unser nachkommen  unverschaidenlich  verändern,  besserung, ab-, darzue oder davon thuen oder gahr ledigs widerruefen, das wür uns hierinen nach  unserm willen und gefallen allweeg und  zu ieder zeit zu thuen ganzen gewalt und macht zu haben vorbehalten. ..

Geben zu Pechlarn, auf freitag nach st. Michaels deß heiligen erzengls tag, den dritten deß monats octobris, nach 1 Christi unsers lieben herrn geburt im fünfzehenhundert neununddreißigisten  jahre.

Standort
Pöchlarn | BH: Melk | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stadtarchiv Pöchlarn | InvNr.: Orig. Perg. |
Herkunft / Fundort
Pöchlarn | BH: Melk | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
exaktes Datum: 3. Oktober 1539 | Entstehung: 1539 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 554-564, Nr. 85/I (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Stadt | Taiding - Bistum

<< zurück