Oed-Öhling, Rechte im Burgfrieden (1536)

Hernach seint beschriben die rechten so wir haben in unserm purkfridt zu Ödt, als wier die von alter gehabt haben und durch die röm. kais. maj. Rudolphi vermeg  orginal von neuem confirmiert und bestätt worden.

Erstlichen: wir öffnen das wir haben sollen alle jahr drei pantäding mit unsern richter und er herwieder mit unß, daß erste am negsten mittichen nach dem liechtmeßtag, daß ander am negsten mittichen nach sanct Georgen tag, daß dritt am negsten mittichen nach sanct Michels tag. und soll ieder bürger und  ein ieder inman die drei pantading besuechen oder er ist umbs wandl zwölf pfenning.

Item, ob unsern richter nott saumet daß er der täding aienes nit besitzen mechte  an den ehe genannden  tägen ainem, so mag  er daß aiens  andern tags woll besitzen. und er soll daß vor bieten offentlich. und wer dann daran nit kombt, er sei burger oder inmann, der ist umb daß ehe genande .andl.

Item, es mag auch unser richter an dem ehegenanden  tägen ainem .ol besitzen an zwai täding statt.

Item, wier öffnen daß unsere purgrecht frei seint zu versetzen, zu verkaufen. und wer  ain hauß hin gibt, der gibt den richter zu ablaiet vierzehen  pfening, der daß bestet siben pfening, damit freit er all sein guet. wer äcker, wissen oder andere grint hin gibt, davon ist man kainem gewalt noch der herschaft nichts pflichtig;  man bedarf sein auch[nit]aufzegeben noch zu bestehen.

Item, wier öffnen daß wier haben daß recht: wan ainer under unß sein burgerliche behausung  oder gerechtigkeit verkaufen  will, so soll er solliches unsern richter anmelden, derselbe unser richter soll in alßdan an seiner wolfart nit verhindern sondern im deß statt thun. aber der im begert abzukaufen  und burger zu werden, der soll unsern richter kuntschaft seiner redtlichkeid halber vorlegen, alßdan mag er in woll aufnemen  ôn ainige ierung und widersprechen, ist auch der herrschaft nichts pflichtig.

Item, wir haben auch daß recht: von ainen hauß dienen drei pfening, und von ainem joch drei pfening. und den dienst soll unser richter hie in dem purkfridt einnehmen.

Item, waß ein vatter hinder sein lest, daß bedarf die haußfrau noch die kinder nit zu bestehen.

Item, wir öffnen daß wier haben daß recht: wer grünt von dem purkfridt hatt, es sein äcker wissen oder wellicher lai daß sein, und der nit heißlich in dem purktfridt sitzt, der soll alles daß daß auf den grinden .ächst fiern in den purktfridt und daß soll alles in dem purkfrid bleiben, außgenomen  waß  man mit der trischel gewinen mag,  daß mag er fieren .ohin  er will;  aber stro, hei und grainmat soll in dem purkfridt geetzt  .erden. er aber daß uber der purger willen nit in den purkfridt fieret und wider daß recht thuet alß ietzund vermelt ist, der ist verfallen der purgerschaft  aller der grint da daß guet darauf gewachsen  ist, und ist ihnen schuldig all ihren schaden abzutragen.

Item, wier haben daß recht: ob unsern ainem nott geschicht, daß er gebresten het an holz, so mag er die drei went woll abprechen an seiner behausung  und die verbrennen  und under der vodern vierden want hat er denoch  alle rechten die den purkfrid angehören. und mag im die herrschaft noch kain gewalt noch die andern nachbarn  nichts darumben  zuegesprechen noch straffen.

Item, wier öffen daß niemant  viech herein soll treiben auf unsere grint, weder durch gärten weder durch kein acker, es wer dan unsers gewenliches  viechs daß in burkfridt gehört.

Item, ain panzaun  soll[man] winder und sumer friden. und wan der pauman  den ersten samen  in den acker wierft in dem herbst oder in lanßen, so soll der fridt berait sein. und ieder man soll seinen hoff friden und  bewarn, daß seinen nachbarn  nit schaden  gescheche. und .ellicher sein frid nit also pewaret, es sei zu hoff oder felt, der ist umb ain fräffelswandel, und waß schaden geschicht die soll er alle abtragen.

Item, wir öffen daß die straß hie durch frei ist. darumb so soll niemant  sein holz vor seiner thier ligen lassen uber den dritten tag, daß niemant  der durch raiset nicht geieret wert. es soll auch niemant erthaufen vor seinem hauß lassen ligen über den dritten tag oder er ist wandel pflichtig.

Item, wir öffen daß wir haben ain offene dingstatt, daß man hie mag  verbieden und aufhalten umb  geltschulden, umb  tottschlag und umb diebstall.

Item, ob ainer unser ainen klagt, er sei ain ausser oder ein iner, umb  geltschult, und dem man gelt hielt, dem sollt man pfant oder pfening andworten. nimbt dan ainer essende pfant, die sollen stehen unz an den dritten tag alß ainem fromen haußgenossen;  darnach sol er daß pfant den geltschuldiger anpieden;  leset er daß, daß soll er im statt thuen;  löst er daß nicht, so soll er daß rechtferdigen nach der burger rath und dan seinen fromben  schaffen mit versetzen, verkaufen, damit er seins gelts bekem ; gibt erß teurer, daß soll er dem geltschuldiger wider erstatten;  gibt erß leichter, so soll man im merr pfant geben, daß er gänzlich außgericht .ert. aber schreinpfant sollen stehen vierzehen tag, darnach soll er die pfant dem geltschuldiger anbieten;  lest er die, daß soll er im statt thun;  lest er die nit, so soll er die pfant rechtverdigen nach der burger rath und davon  seines gelts bekomen;  gibt er dan die teurer, daß widerstatt er seinem gelter;  gibt ers aber leichter, so geb man im mer pfant, damit er außgericht werde.

Item, ob ainer klagt umb  gelt dem man nit hielt, er sei ain ausser oder ain inner, dem soll man daß recht anbieten. ist er ain gast, so soll man  ihm daß recht widerfarren lassen an dem dritten tag;  ist er ain iner, der soll recht suechen in eehafttädigen.

Item, wir öffen und haben  daß recht daß kein landgericht noch kain .alpott herein nit zu greifen macht hat umb kainerlai sach, weder umb tottschlag noch umb diebstall noch umb kain andere sach, er soll in alweg an unsern richter vottern.

Item, daß gott vor sei, ob unser ainer ainen tott schlieg, der ist dem landrichter nit mer schuldig zu todtwandl  dan aienläf pfening. olt er die nit nehmen, so soll man die selben pfening binden an ein richalmb  und die werfen in seinen hoff in dreien tägen oder am dritten tag.

Item, ob unser ainer alß unerlich hantlet daß ihn ain lantgericht von rechtens zu fodern hett, so soll er den an unsern richtern vodern. der selb unser richter soll dan aiegentlich forschen und sich erkundigen  mit den frumen burgern  hie ob der man leumdig sei oder nit. ist der man leumdig so soll in der richter und die burger auß der inzicht helfen und in treulich bereden. er  aber er ain unleumdig und schetlich man, so soll ihn unser richter selber zu seinen handen  nemen  und den halten unz an den dritten tag und  dem landgricht endpieten daß es kem. so soll der landrichter dan komen  mit den freien und mit seinem höcher, darzue soll man  hie der weisesten vier zusetzen, die selben sollen dan dem  menschen  urtaielen. und darumb  ist man dem landgericht schuldig 60 pfening Wiener und seinem höcher 12 pfening. und den schuldigen geurtaielten menschen  soll der höcher nehmen alß er mit gierdel umbfangen ist;  .aß er sonst guet hat, daß ist seiner haußfrauen und seiner kinder.

Item, kombt aber ain lantrichter nit nach der pottschaft die man im thuet, so andworten  wier den gefangen man  zu dem creuz an der lantstrassen und ruefen dem lantgericht drei stunt;  kombt  es, so underwind es sich deß gefangenen;  kombt es aber nit, so mögen wir den gefangen menschen  pinden an ein richalm: lauft er dahin oder nit, darumb sein .ier niemant  nichts pflichtig;  stunden unß aber schaden auf von deß gefangen menschenwegen, so ist unß ain landgericht schuldig abzutragen.

Item, ob ain mensch mit dieblicher hab wüerdt begriffen und beschriern, so mögen wier ihn selber woll angefallen und halden zu dem rechten unz an unsern  gewalt, und  soll unß deß menschen  unser richter entainigen ôn unsern schaden, und soll man mit dem selben menschen handeln alß vor vermelt ist. und wier megen  auch ainen waltpotten nemen wo wir wollen, ob ain walpott oder lantgrichtsdiener in dem lantgericht nit komen wolt oder so vill guets nit nemen wolt alß vor gemelt ist.

Item, kam  ain gast her und verbiet ainen menschen der sedtlich .er zu dem rechten, der soll unß guet werden  auf daß recht, daß er unß deß menschen  ôn schaden entainig. darumb megen  wir den menschen  angefallen und halden mit unsern richter, und soll der gefangen man gehalten .erden alß vor gemelt ist.

Item, wir haben  daß recht daß man unsern kainen nit verpieden soll in kainer statt, märkten noch dörfern, auf wasser noch auf lant, wo man bei ainer sunnen hin und her mag  raisen. er oder welcher daß darüber uber sich selber gäb und spräch 'ob du von mir auf die zeit nit außgericht .ierdest, so verpeut mich wo du mich ankombst', der selb wer der burgerschaft verfallen besserung nach statn und soll ihnen all ihren schaden oder spott abtragen.

Item, ob unser ainer verpotten würdt, so ist daß unser recht daß unser richter soll dahin raisen den ersten tag auf sein aiegen guet und soll den daß recht anpieten der den unsern verpotten  hat. raiset er aber lenger, daß geet auf deß guet darumb er raiset.

Item, ob ain feur außkam,  da gott vor sei, in welches mans hauß daß außkäm, schreiet der selbe man von stunt an mit lauder stim daß man daß woll höret, darumb hat er drei tag freiung. schreit er aber nit, so hat er nindert freiung weder auf waser noch auf lant.

Item, es soll ieder man sein feurstatt bewaren. es soll auch niemant keinem  unverniftigen potten kein feur auß seinem hauß geben, er kin dan daß woll bewaren. man  soll auch kainem feur geben, er habe dan sicher und wolbewarts  assach darein er daß vassen will. ellicher oder wer solich ding nit gewerlich und aiegentlich außricht, waß schaden davon komben, die seint dan schuldig abzutragen und soll man sie darumb bessern an leib und am guet.

Item, ob ain auflauf außkam, daß unsern ainem gewalt oder hilf nott geschach,  so sollen die andern all zuelaufen und treilich beistehen, ob man den ubertringen oder zu kurz wolt thuen oder beschedigen .olt in seiner behausung. er dan dem der hilfbedierftig nicht treulich an die hant stunde, der wer umb ain frävelswandel, und waß dem man vor schaden geschächen  dem man solt zulaufen, die wer er schuldig abzetragen.

Item, lauft aber einer in gefer zue und seinen feund suecht, der .er verfallen pesserung  an leib und an guet und ist schuldig abzutragen alle schaden die da geschechen.

Item, wer hauß, äcker oder grint will hingeben oder mist will verkaufen, der soll daß von erst die burger anfaielen;  .olten den sie nit kaufen, so mag er daß andern leuten verkaufen.

Item, es soll niemant kainen menschen  behalden mer dan ain nacht, er wiß dan fier ihn zu antworden. geschach aber daß nit, kam dan iemant davon in schaden, die soll er all abtragen.

Item, es soll kainer kainen trunken man  auß seinen hauß bei der nacht treiben, der bei dem tag in seinem hauß hat zeert. geschach aber fierpaß iemant schaden davon, die soll er abtragen.

Item, es soll niemant kainer frauen nit mer peiten dan zwölf pfening .ert ôn ihres manß willen. er ihr aber mer darüber peit, porgt oder leicht, der soll daß verloren haben. und ob ihren man schaden  davon kämen, die soll er ihm auch abtragen, und ist wandlpflichtig.

Item, wir haben  daß recht daß unser maß hie soll rechte Ensser maß sein.

Item, waß die fleischacker vor viech schlachten, daß soll wissentlich und öffentlich geschlagen werten bei dem tag und nit bei der nacht, und soll rain sein.

Item, wir öffen auch daß wir haben daß recht: waß hie ins verpott kumbt, daß soll auch hie werden außgericht. und wer dan pottwandlhaftig .ierdt, daß ist 60 dn.

Item, wer auß dem pott fert, der ist umb daß guet damit er wert verpotten, und ist dem schuldig der in hat verpotten aller ding darumb er in hat verpotten, und auch seinen schaden schuldig abzutragen, und ist den burgern zur besserung umb ain frävelswandl.

Item, wir öffen von deß Häberg  wegen, daß der selbe unß aiegenthumblich zuegehöret und ieder burger sein außgesteckten thaiel darinen hat. aber kain ausser hat in geringsten macht darein zu greifen;  .ellicher daß thet oder ergriffen wierdt, der ist den burgern  schuldig daß fräffelwandl, auch allen schaden guet zu machen.

Item, wir öffen auch von deß Paul Zeuners  zu Puechleitten und von deß Michels Aichpergers bei Ödt wegen im Reydt, daß die all unser rechten haben mit sambt unß. sie sollen auch mit unß leiten mit aller maß alß die andern burger under unß.

Item, wir haben  daß recht: welcher ain schwert zucket uber ainen oder ain andere waffen, ob er gleich kain schaden damit thuet, ist er ain iner so ist er zu wandl umb zwelf pfening, ist er ain ausser so ist er umb 60 dn;  thuet er aber schaden damit, so soll er nach erkantnus des richter und der vier weisesten burger gestrafft werden. lauft aber ainer dem andern under seine dachtropfen mit fravel, ist er ain inner so ist er umb 60 dn, ist er ain ausser so ist er umb 6 ß dn.

Item, waß  bei der nacht geschicht wandlhaftig  daß soll der wiert selber rüegen, waß aber bei dem tag geschicht daß sollen die nechtsten  zwen  nachbarn  rüegen;  und  wer rüegung  verschweigt, der ist wandlpflichtig.

Item, welcher inman  giebt dem richter alle pantating zwen pfening und die täding besuecht, der hat burgerrecht.

Item, wir haben daß recht: waß ausser holden umb unß sitzen, .elcher herren holden si sint, die aufveng wolden aufvahen, so haben .ir daß recht daß wir die selben aufveng auf miegen prechen.

Item, wir öffen auch: wen man in eehafttading rieget umb wandl, macht sich derselb nit in vierzehen tagen gerecht, so ist er dan deß wandl schuldig und verbleibt alle unser gerechtigkeit.

Dises piechel hat Davidt Halbachs der zeit confiermierter pharher zu Sündlburg  denen von  Ödt aus irm alten piechlein mit seiner aiegen hand also neu abgeschriben anno 1558 Reminiscere.

Standort
Oed-Öhling | BH: Amstetten | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Gemeindearchiv Oed ? | InvNr.: Pergamenths. (1558) |
Herkunft / Fundort
Oed-Öhling | BH: Amstetten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1536 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 660-666, Nr. 100 (Edition).

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