Obritzberg, Gerechtigkeit der Pfarre (vor 1578)

Hie ist vermerkt der widen Albrechtsberg gerechtigkeit zu st. Lorentzen pfharkürchen, die da geben seint von dem fürsten von Öestereich anno domini millesimo centesimo quadragesimo octavo, extractum  ex antiquo libello, daß ist 1148.

1. Anfänglich ist ein ieder fürst von Öestereich schuldig zu vogten die kürchen st. Lorentzen umb gottes willen.

2. Item, es seint auch die holden der kürchen st. Lorentzen [schuldig] einen ieden fürsten von Öestereich der da ihr rechter erbvogt ist, alß man den findt an ihren lantbuech in den huebhauß  oder canzlei zu Wienn, so er selbst zeügt in daß felt im lant Öestereich, daß sie ihm zu hilf kommen mit ihren haab und guet nach ihren vermögen.

3. Item, auch sagen die gebührende holden bei ihren ait daß ein pfahrer auf dem Allbrechtsberg  zu st. Lorenzen ihr rechter herr seie und sie dem schuldig sein zu helfen und rathen mit worten und werken nach ihren vermögen.

4to. Item, es hat ein pfahrer zu richten alle sachen, ausgenohmen  die er nit zu richten hat, mannschläg  dieberei heimbliche anzintung und wer ein jungfrau schwechet oder ihrer ehren beraubt wider ihren willen.

5to. Item, alle wandl seint eines pfahrers. und welche er nit einbringen mag, die solt der vogt einbringen helfen umb  den 3ten phening oder sein anwalt.

6to. Item, welcher gehet auf leistung ader sich unterwindt  bürgschaft ausserhalb eines pfahrers, der ist wandl schuldig 5 pf dn.

7timo. Item, es mag ein pfahrer umb sein gerechtigkeit, gült und züns die holden pfenten. und ob sie etwaß verschulden mit worten ader werken, so mag er sie zur straff fordern;  .elcher aber ihm darumb  nit gehorsamb .ehre, den soll ihm der pfahrer gehorsamb  machen  mit seinen ambtmann und mit den sechßern. so er demnach  dem pfharer nit gehorsamb  sein .ill, so soll der pfharer daß bringen an dem vogt, der soll den holden dem pfharer gehorsamb  machen.

8tavo. Item, es ist auch kein holt schuldig zu geben steuer nur allein dem fürsten, oder wann große noth angehet  dem lant Öestereich, oder .ann ein neuer pischoff angehet zu Passau.

9. Item, es soll der vogt des pfahrers holden von einer sohnn bis zu der andern oder von morgens  fruhe bis zu abent zu dienst werden, wo er sein hin bedarfet. bedarft ihrer aber der pfahrer, so soll ihm ein holt ein geniegen drumb thuen.

10. Item, es ist auch der pfahrer nicht schuldig zu geben daß ungelt so er wein schenkt in dem pfahrhoff;  aber er soll keinen zeiger ausstecken noch ausruefen laßen. also ist es von alten herkommen.

11. Item, es ist auch der pfahrer nit schuldig zu geben den tätz so er wein schenkt in dem pflharhoff, wie eben in den ungelt vermörkt wird.

12. Item, es soll ein ieder holt der widten Allbrechtsberg st. Lorentzen kürchen enpfangen  die güeter die an erben ansterben, von einen pfahrer, es sein lehen oder halbe lehen oder burkrecht, wie die güeter genant seint, nichts ausgenohmen,  innerhalb 14 tagen. der daß nit thuet, ist allweg verfahlen zweiundsibenzig  dn. desgleichen an den kaufen.

13. Item, es hat ein ieder pfarer den vogl-, hasen- und fucbann auf seinen gründen, als in der Hochenau,  in der Riedt, in dem Feesperg, in der Brunadern, die 2 werden genent des pfarers walt gegen Allbrechtsberg von herrn Allbrechten von Küring diezeit pfarer daselbst, item der Püchl und die Arztleichten, und auch daß waßer ganz zuegehörig.

14. Item, es ist auch gefürste freiung auf dem Allbrechtsberg, alß die von alter herkommen  ist und gehalten worden, mit solcher gerechtigkeit als: ob einer käm  auf den benanten Allbrechtsberg  und begeret der selbigen freiung von dem pfahrer oder seinen ambtmann,  so hat er freiung drei tag;  darnach so er herauß trith, drei schrith thuet vor den stain und .iderumb  hinzue kombt, so hat er aber 3 tag freiung;  und als oft er daß thuet über 3 tag und als oft er die bedarf als oft gibt er 12 dn.

Hat auch ein pfahrer auf wahl der holden macht einen richter, ambtmann zu stöllen.

15. Die gerechtigkeit der holden. Item, ob ein holt begriffen wurd mit dieberei oder für ein schädlichen mann,  so soll der pfarer oder sein ambtman sich des holden unterwinten  und soll in antwurten für den pfahrhoff an den stein vor den hoff alß er mit gürtl umbfangen  ist, und .as er sonst hat das soll bei dem gotshauß st. Lorentz bleiben, und ihme daselbst mit einem rithalben anbinten und dem vogt oder lantrichter dreimahl ruefen. und ob der lantrichter richten will, darzue ist ihm ein ieder hausgenoßener der widen holden flichtig 3 dn und nit mehr.

16. Item, ob einer kämb auf die widen Allbrechtsberg  und sezt einen verbodtne  redt ader wart zu die er ihm nit gewißen mag, der ist wandl flichtig nach ieden haußgenoßen der flichtig ist zu der schrann, zu geben sechs schilling.

17. Item, es soll auch kein holt der widen  Allbrechtsberg nit gehen in daß panthaitig gehen Obstorff oder anderer orthen sondern bei den pfahrhoff verbleiben.

18. Item, hebt einer ein schant an auf der widen Allbrechtsberg und zuckt ein schwert, so ist der wandl 72 dn.

19. Item, von einem meßer 24 dn.

20. Item, schlägt einer einen mit einer faust am kopf, so ist der .andl ein pfund pfening.

21. Item, schlagt einer einen mit einer hacken, so ist der wandl sechs ß dn.

22. Item, schlagt einer einen mit flacher hant, so ist der wandl 5 pf dn.

23. Item, von einem steinwurf 5 pf dn.

24. Item, von einem eisern kolm 5 pf dn.

25. Item, ob einer begrüffen wurd  der da losen wurd  an einen haus oder fenster, thuet der würth  die thier oder fenster auf und thuet ihm einen schaden, so ist der würth niemant nix darumb  schuldig oder flichtig. kombt  aber der würth herauß, so mag  er einen solchen anfahlen vor einen schädlichen mann.

26. Item, ob ein bauer frevendlich gieng auf die widen Allbrechtsberg und fordert einen herauß aus den pfharhoff, der ist daß wandl 6 ß.

27. Item, ein rütmeßiger 10 pf dn.

28. Item, ein lantherr 32 pf.

29. Item, kombt ein streichenter dieb auf die widen Allbrechtsberg mit gestollnen guet, so soll des pfahrers anwalt oder ambtmann sich des guets unterwinten und den diep wie er mit gürtl umbfangen ist antworten an dem vorgenanten stein;  und des pfahrers anwalt oder ambtmann sollen dem lantrichter zu rechter zeit ruefen oder wißen laßen wann  sie solche leut haben, damit er kommen mög. und man soll von einen ieden hauß geben 2 dn dem lantrichter zu hilf, damit er ihm überwindt.

30. Item, der traitdienst soll geben werden und gereicht dem pfahrer ein Pöltinger mözen, mit welchen ungefehr sich die [stat] St. Pölten behülft.

31. Item, es soll auch der traitdienst von den holden gedient werden dem pfahrer zu Allbrechtsberg  zlu st. Pöltlhen tag oder 14 tag nach den rechten diensttag ohne schaden und pfendung  oder peiten, doch daß mit .illen gescheche eines pfharers;  und darnach  mag ihn ein pfahrer selbst von ihm ein gnügen thun.

32. Item, es soll auch ein nachbauer  den andern  meßen daß treulich seie dem herrn und auch den holden.

33. Item, welcher gänß dient, der soll geb en ein ganß;  oder ob dem pfahrer die gans nit gefühl, so soll man ihm darfür geben 24 dn;  darinen hat der pfharer die wahl.

34. Item, für ein faschinghenn 8 dn.

35. Item, für ein herbsthen 4 dn.

36. Item, die holden zu Suladorff sollen Collmani oder 14 tag darnach dem herr pfahrer den waizdienst von den wisen in seinen losen antworten nach inhalt und vermög  des gruntbuechs  nach ihrer dienstmaß.

37. Item, es soll auch der pfahrer den auffangern allweeg geben ein viertl wein und ein mahl zu eßen.

38. Item, es sollen die holden ieder von einen lehen sechsfach fahren: 2 umb hei, 2 umb graumeth  und 2 umb  kraut;  von einen halben lehen einmahl umb  heu, einmahl umb graumet  und einmahl umb  kraut und mit der hant ein tag in schnidt zu tragen.

Von dem viech.

39. Item, wir haben auch  von alter her unser wait auf den eden baumgarten gegen Carlstätten und gegen  Weixstorff und Wetzlann an daß valther.

40. Item, ob wür von unfriths wegen  über andere grünt oder güeter treiben oder füren oder schaden thätten, dem sein wür  darumb  nicht schuldig.

Von dem waßerlauf.

41. Item, wer seine wasserlauf und gräben auf der widen Allbrechtsberg nit helt als von alter herkommen  ist, daß davoln schaden geschicht, .er daß wahr, der ist des wandl schuldig 72 dn.

42. Item, ob ein holt des pfahrers auf der widen Allbrechtsberg erschlagen .urd oder anderß umbkeimen und zu öesterlicher ueit den fronleichnamb unsers heren empfangen  hat, so soll und mag  man ihm mit des pfharers willen aufheben  und man ist dem lantrichter darumb  nix schuldig noch flichtig.

43. Item, ob ein holt den andern erschlueg und ob der den dodtschlag gethann  hat auf 32 fl. werth hat, so soll der vogt auf nix greifen .an er pfantmeßig ist.

44. Item, wann ein brunst auskemb vom aigenen feuer oder frembden feuer, so sollen die nachbaurn alle zusam laufen und alles treulich röthen helfen, und der darinen daß feuer auskommen ist, der soll haben unst an den dritten tag gefürste freiung da zu bleiben.

Das viech daß zu schaden gehet.

45. Item, daß viech daß zu schaden gehet, alß gänß und anders viech, daß wollen wier nit haben;  und als oft es nit geschieht von einen haubt alß oft 12 dn, wie es dann von alters herkomen ist.

Item, daß viech als oft meiner holden einer ein schaden findt und bringt es in den pfharhoff, als oft ein haubt als oft daß wandl 12 dn.

46. Item, zu st. Geörgen tag oder dabei soll ein ieder sein grunt ausfrieten. ob aber daß nit geschehe, so ist man schuldig den schaden abzutragen und daß wandl dem pfahrer 12 dn.

47. Item, wer einen geschlahten baumb  mit fräffl abschlögt, der ist noch ieden baumb zu wandl 5 pf.

48. Item, man solt 3 stunt oder 3 mahl in jahr panthaidung besüzen, zu st. Geörgen  tag, zu st. Micheli tag und zu liechtmeß;  und alweg vor verkindt werden 14 tag. und wer zum lezten mahl zu der theitung niht kombt zu der andern frag, der ist daß wandl schuldig 12 dn.

49. Item, wann  ein markstein ausgeworfen  würd, der solches thuet den soll man mit den kopf in die lucken steken.

50. Item, es soll auch kein holt st. Lorentzen kürchen auf den Allbrechtsberg nix verkaufen auf keinen lehen noch halblehen noch wißen noch aker, nur allein er habs mit willen eines ieden pischoff zu Passau die zeit regierent und mit willen eines lantfürstens von Öestereich, der erbvogt ist der kürchen  st. Lorentzen auf den Allbrechtsberg;  .ann  kein pfahrer der kürchen hat gewalt zu geben dem holden daß man etwas verkauft auf den gütern der holden, nur allein es gescheche mit willen des pischoff und des lantsfürsten. den gewalt hat der pfahrer: ob ein holt in armuth  käm  unverschuldter  sach sein, als von gefengnus oder ander erbahr sachen wegen, derselbe holt mag  etwas hingeben auf einen widerkauf und daß alle jahr etwaß abgelle an der selben summa  gelts darumben  er daß guet hat hingeben;  alß würd  nichts entfrembt von den güttern der kürchen.

51. Item, es seint auch die sechßer und ambtman schuldig zu beschauen zwier im jahr die feuerstätt, und wo sie ungeordnet  feuerstätt finden sollen sie dieselben anzeigen, damit solcher unfleiß bei solchen gestrafft .erde;  und welcher  nicht für daß feür wende, sollen sie nider schlagen.

52. Item, wo ein pfharer oder seine holden von einen pettvogten beschwehrt sein, so sollen sie solches dem lantsfürsten anzeigen und ihme einen andern bethsvogten  begehren.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Finanz- und Hofkammerarchiv, nö. Herrschaftsakten O 2 | alte InvNr.: Fasz. "Panthaidingen und Ruegbüchel" (Nr. 17.753), Nr. 11 |
Herkunft / Fundort
Obritzberg | BH: St. Pölten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1570 - 1578
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 416-421, Nr. 65 (Edition).

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