Ober- und Unterwolfsbach, Taiding (Ende des 16. Jhs.)

Vermerkt des pantätting und der artickel des Bennoberg, so im jar zwaimal, alß das erste am santag nach sanct Georgen tag und das ander am sontag vor st. Laurenti, gehalten und verlesen solle werden. Wolfsbach  im ambt Nidern-Seebach.

Erstlichen, so der pergmaister am tätting sitzt, soll er fragen ob es zeit sei das tätting zu halten. und welcher perknoß zue der dritten frag zwischen zwölf und ains nit verhanten  ist, derselb ist zu wandl 72 dn.

Es ist auch der gebrauch  und alt herkomen  daß ein ieder perknoß selbst zum tätting komme. ob ime aber gottsgwalt und herrngeschäft, daß glaubwierding  erfunden  wurt, verhinderte, soll er ain potten darbei haben der ain erb seines guets sei.

Item, welcher dem pergmaister  ehe daß tätting verlesen wierdt waß einredt, der ist zu wandl 12 dn.

Auch  welcher pergknoß  seine fridt, es sein art- oder panzeun, vierzehen tag nach dem ersten tätting nit guet und recht gemacht hat, der ist zu wandl 72 dn.

Es soll auch ein ieder an den fürhäpern  seines weingartens kein zausse nit aufwachsen  lassen sonder sauber abrämen. elcher daß nit thuet, der ist zu wandl 12 dn.

So hat ain ieder zu seinem weingarten  ain rain so gegen aufgang der sonnen geth;  darauf soll er auf- oder abgehn. allain auß bewilligung eines andern mag  er uber sein rain gehn;  .o es nit auß bewilligung und erlaubnuß aines andern beschiecht, ist er zu wandl 12 dn.

Es soll auch bei gedachten wandl ieder pergnoß durch seine aigne stigl so zunegst aufgang der sonnen ligt, auß- und einsteigen.

Nachdeme am obern orth ain wassergraben ist, welcher dann an seinem orth denselben nit raumbt und sauber helt, dardurch ainem oder dem andern schaaden beschieht, der ist zu wandl 72 dn und nichts destoweniger dem schaden beschieht solchen genuegsamb abzutragen.

Item, welcher stain und anders zause in die rain oder ainem auf sein grunt würft, der ist zu straff 12 dn.

Welcher  perknoß ain fridt vor seinem  weingarten abpräch und in anderthalb tagen (es sei im sommer oder winter) nit wider zuemacht, der ist zu wandl 72 dn.

Es soll auch kainer im ganzen jahrn zwerch über die weingärten gehn ohn unnotwentige  ursachen. er daß uberdrit, ist zu wandl 12 dn.

Mehr, welcher pergknoß  seine rain oder anger selbst nit abgrasen thet und ein frembde graserin darauf befunden wurt welche von dem pergmaister nit erlaubnuß  het, soll ier ain pfant genomben  werden. ob ihrs aber der pergknoß unbewust  deß pergmaisters erlaubt het, ist der pergnoß in deß pergmaisters straff per 72 dn.

Item, ob ainer auß seinem weingarten stöcken, klain oder groß, außzüg oder wektrieg,. .. .. und dem deß die stöken sein von iedem orth deß stöcken 12 dn verfallen.

So ainer ainem ain grunt in disem perg verkaufen oder seinem kint oder befreündten zu lieb geben wolt, soll alles mit vorwissen und willen deß pergmaister beschehen. er das übersiecht, ist zu straffen per 72 dn.

Wer  rain hinhauet  und weeg enger macht oder fridt im perg zerbricht muetwilliger  weiß, der ist zu wandl 72 dn.

Item, welcher  nit gueten fridt hat, dardurch viech oder anders in perg kombt  und schaden  dadurch beschieht, dem solcher fridt zuegehört ist schuldig den schaden zu bezallen und in der pergnossen  straff.

Item, es solle auch aintweders in dem haltenden tätting oder sonsten jährlich umb Georgi ain thauglicher hieter in den perg, wie es von alters herkomben,  beim pergmaister zu Wolffsbach  in unsern ambt Nidern-Seebach durch stimmung  der pergnossen aufgenomben  werden. deme soll der pergmaister bevelchen  daß er bei seinen treuen treulich hiete den armen alß den reichen. und welcher den hüeter seinen lohn nit gäb darumb  er gedingt wirdt, so soll der hüeter zu den pergmaister gehn, der soll ihm den lohn geben, und so ist dan der umb  daß wandl und den lohn verfallen der den hieter deß lohns zuwider ist gewesen.

Eß sollen auch die hüeter zu herbstzeiten fleisssige achtung geben damit im perg kainer uber der sonnen  undergangsich begreifen lasse;  so .ollen auch sonsten  im ganzen jahr soll sich kainer uber der sonnen undergang  mit arbait begreifen lassen. er aber hierüber begriffen wirt, ist zu straff 72 dn.

Eß soll auch am sambstag  nach mittagleütenzeit sich kainer im perg mit arbait oder sonsten befinden lassen;  eß were dann sach daß ainer hauer het und  zwaier weinstöcken lang noch zu hauen hette, sol es im auf ein halbe stunt hinach  den leüten erlaubt sein. er solches nit helt, ist zu .andl 72 dn.

Eß  hat auch  diser perg die fraihait  daß kainer nit hat daran zu verpieten den nur der pergherr, der hauer und hüeter umb ihr gerechtigkait.

Der hüeter solle kain verpott annemben  ohne wissen und willen deß pergmaisters.

Ob ainer oder mehr in disem  perg mit abpröchung  der weinpör durch die hüeter oder ander pergnossen  begriffen, der soll alßdan für den pergmaister gebracht werden und nach verprechung des entfrembden  guets mit straff mit ihm fürgenomben  werden.

So ain schwanger  weib zu herbstzeit am perg fürüber gieng und an die hüeter ain weinpör oder zwai begert, soll man ihrs göben.

Und so ainer in vollen stocken gen weingarten gehet, soll er dem hüeter drei mall ruefen ehe er die stigl aufbricht;  und macht  er die stigl nit nach ihm zue, ist er zu wandl 72 dn.

Es sollen auch alle stigl im perg auch die zeun und fridt durchauß nach und vor dem lesen allezeit fleißig zuegemacht sein, auf daß der perg stät in friden bleibe;  .elches stigl oder zaun offen gefunden wirt, der ist zu straff 72 dn. er aber sach daß ain ander ainem seinem fridt oder stigl zu neit ab- oder aufbräch und derselb glaubwierdig  betröten oder erfragt .urt, der ist dem gottshauß St. Pölten ân alle gnadt fünf gulden reinisch zu straff verfallen. ob aber ainer der es säch verschwig,  soll derselb an leib und guet gestrafft werden.

Item, es sollen auch alle zeit vierzehen tag vor st. Michaels tag ain pergnoß auß dem  obern und ainer von dem undern  orth der weingärten zu dem pergmaister kommen  und dem perg besehen, auf welchen tag man den leßtag setzen solle.

Welcher  pergnoß wan  man anfacht zu lesen sein pergrecht in drei tagen nit zum pergmaister bringt, der ist straff 72 dn. är aber sach daß er nit sovil hette zu lesen darvon er daß pergrecht richten kunt, soll er es .ber jahrsfrist zwifach richten.

Ob ainer ainem im perg verpotne worth  geben thet, ist der zu straff 72 dn. er es aber sach daß sie kämen gar zu schlagen, ist der anheber umb die rechte hant oder nach gnaden deß gottshauß St. Pölten 10 fl. zu straff verfallen.

Item, so der weeg am perg durch daß wasser zerbrochen wurt, solle ain ieder pergnoß (damit man hin und wider fahren kan) solchen helfen machen. elcher solches nit thuet, der ist zu wandl 12 dn.

Letzlichen  solle auch ein ieder sein wendlstatt sauber halten und raumben, daß man woll fahren und gehn mag. es solle auch kainer weder stain noch zausse in die äcker hinauß  werfen. er in solchem betröten wirt, der ist zu wandl 72 dn.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Handschriftensammlung B 69 | alte InvNr.: Kod. 176 | Seiten: 1a-7b |
Herkunft / Fundort
Unterwolfsbach | BH: St. Pölten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1590 - 1600
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 151-153, Nr. 24 (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Dorf

<< zurück