Michelndorf und Mitterndorf, Banntaiding (1648)

Pandäting Micheln[dorff] und Mitterndorff, so im fünfzehenh[undert] vierunddreißigesten aufgericht u[nd im] sechzehenhundert achtundvierzi[gisten] jahr verneüert worden.

Vermerkt deß löblichen aigen Michelndorff und Mitterndorff freiheit, herkomen und gebrauch, so man jährlichem an st. Geörgen tag im pondäting daselbst vermelt und rüegen thuet.

Erstlichen soll ein ieder in dem berüehrten aigen so heüßlichen angesessen ist aines ieden jahr am st. Georgen tag oder auf welchen tag es nun angekündet wirdt bei dem stain daselbst daß pondäting haimbsuechen. elcher aber daß übersiecht, darzue nit kumbt  und kein ehehafte ursach seines aussenbleibens anzuzaigen hat, der solle dem richter zweiundsibenzig pfening zur straff verfallen sein.

Eß soll auch ein ieder in dem aigen und darzue gehorig der herrschaft sein dienst zu den gewohnlichen  diensttagen in daß ambthauß bringen. ob aber ainer solchen dienst nit gehaben möcht, mag derselb anvohr zur herrschaft gehen und umb  ainen lengern tag anhalten. so aber ainer solches nit thät und  daß in seinem hochmuth wolt hintragen oder anstehen lassen und damit über den gewöhnlichen  diensttag verziechen, so ist derselbe der herrschaft daß lantsgebreüchige wandl. last ers dann anstehen daß  daß wandl  drei werden,  so ist er dem herrn der grunt verfallen.

Eß soll kainer kain inmann ohne willen und wissen der herrschaft und deß richters aufnemben. so aber ainer ain inmann der gstalt aufnimbt, so soll der wührt und inman bei einen feüer kochen. ann aber der inman ainen verdächtigen und sträfflichen wandl führte oder auch sein nahrung mit bösen oder schödlichen handlungen  zuwegen  brächte und der wührt darzue stillschweigen thete, solte er mit sambt dem inmann  auß dem aigen geschafft werden, da er aber auch mit häschte oder hielte, nach gstalt deß verbrechen  neben der abschaffung der herrschaft in die gelt- oder auch leibsstraff gefallen sein.

So ain angesessener nachpauer  in dem aigen stirbt, so sol sein verlassene .ittib ihr und ihren miterben  von der herrschaft lantsgebreüchig aufempfachen.

Und  ein ieder der heüßer oder andere grünt in dem aigen oder darzuegehörig kauft, der soll die in vierzehen tagen nach dem kauf aufempfachen. thuet ers aber nit, so ist er nach den vierzehen tagen alß oft uber nacht der herrschaft zu wandl  verfallen zwelf pfening, biß es kombt  zu zweenundsibenzig  pfening, dabei stehet es jahr und tag. und lässt ers aber anstehen 3 jahr, so ist er dem gruntherrn den grunt verfallen.

Wo iemant in dem aigen will heüßer kaufen oder verkaufen, der soll sich bei dem richter daselbst anmelden,  er richter aber es fürderlichen der herrschaft vortragen. und da ein kauf vorüber gienge und ainen gereüen tehte, der wehr neben den gesetzten pönfall der vogtherrschaft 3 zu wandl verfallen ain pfunt pfening.

So einer in dem aigen mit gott schildt, so ist er zum  ersten der herrschaft verfallen sechß silling pfening;  thuet ers zum andernmahl, so ist er verfallen fünf pfunt pfening;  .olt er aber damit nit aufhören, so soll der an daß creüz oder die prechl gespant und auß dem aigen geschafft .erden.

Ob einer oder mehr in dem aigen währen  die etwan einem oder mehr ihrer nachpauer verrüehten oder mit unwahrheit  versagten, dardurch dem aigen auch der nachbarschaft  krieg und zwütrach entstunde, deme solle geschaffen werden  daß er sein guet verkauf und sich weiter ziech, dan er sei dem aigen nit ein teüglicher mann.

So ainer in dem aigen zu dem  andern umb feüer gehet oder schickt, so soll daß feüer wolverdeckt  getragen werden. o  aber daß ainer nit thät oder solches seinem poten zu thuen befolch, so ist er dem richter zu .andl verfallen zwelf pfening;  und so ain ander daß feüer also unbewahrt säch tragen, daß nit beredet und darzue schwig, der währ auch wandl verfallen vierundzwainzig pfening.

Nach iedem pandating soll der richter oder die geschwornen  in dem aigen Michelndorff und Mitterndorff von hauß zu hauß hinumb  gehen, alle feüerstedt besichten, und so eine oder mehr  gefunden wirdet die nit wohl bewahrt und dem aigen schödlich sein möchten, so sollen solche feüerstedt durch dem richter abgeschafft werden. urde aber darüber ainer anfeüern ehe er die feüerstedt verwahrt hat, der ist der herrschaft darüber zu wandl verfallen fünf pfunt pfening und der richter soll dieselb feüerstadt niderstechen.

Und  so ain feüer in dem  aigen außkämb,  so soll ein ieder in dem aigen zuelaufen und treülich helfen retten. und der bei dem solch feüer außkumbt,  der soll in dem aigen freüung haben  drei tag;  .urde in aber ainer in seinen verderblichen schaden angreifen und belaidingen, derselb ist der herrschaft verfallen zweiunddreüssig  pfunt pfening.

So ain angesessner in dem aigen über den andern oder ein außlender .ber ein im aigen umb schult zu clagen hette, so solle drei vierzehen tag clagt werden;  und so ainer mit parem  gelt nit zu zahlen hat und erbiet sich mit pfembert zu bezahlen, solle es darüber anstehen biß an den dritten tag und  außgeschriern werden. erden pfant ligen an den 14den tag ungeschätzt, wo sich alßdann der schuldner in solcher zeit nit betregt, sollen die pfant durch den richter treülich eingeschätzt werden.

Und so der richter ainem in dem aigen zu sich oder für ihn erfordert und  derselb auf solch forderung nit kumbt  und der richter zu dem andernmahl  nach ihm schicken wurde, [soll] er dem richter zu wandl verfallen sein zwelf pfening.

Welcher  ain marchstain außgrueb  und es überweist würdt. der ist der gruntherrschaft zu wandl  verfallen fünf pfunt pfening.

Kainer soll ihm selb umb beschwehrung  so ihme zuegefüegt wurden ausserhalb deß verwalters ein geniegen thuen. ließ sich aber ainer gegen dem andern mit verbottnen warten hören, der ist für iedes verbotten .art dem richter zu wandl verfallen zwelf pfening.

So ainer ainem  angesessnen  in dem aigen bei nächtlicher weil an daß thor oder fensterbrett schlueg, der ist der herrschaft zu wandl verfallen sechß schilling und zween pfening.

Ob ainer gegen ainem ain stain aufhebt und würft nit, so ist er der herrschaft zu wandl verfallen fünf pfunt pfening. ürft er aber, so verfalt er daß wandl  dopelt.

So zween oder mehr in dem aigen mit einander zu schlagen kämmen und ainer den andern schlueg ein lamb- oder schambwunden   under die augen, der ist der herrschaft zu wandl verfallen fünf pfunt pfening. und so die aber ohne verwundung  mit einander nur raufeten, so ist daß wandl nach iedem finger ein pfunt pfening.

Es soll kein angesessner im aigen, desselben diener oder inleüt zu dem  undern zum wein kein verpotne  wehr, als pleikugeln hacken und ander, nit tragen. o aber ainer darmit begriffen wurde, der ist der herrschaft zu wandl verfallen fünf pfunt pfening.

Und  so ain außlender ins aigen zu ainem nachbaurn  zumb wein kämb, so soll derselb sein wehr so er bei ihm tregt dem wührt von stunt an zu halten geben. elcher aber solches auf deß würts anzaigen nit thuen .olt, so soll ihm der richter darumban  anreden und darzuehalten.

Ain ieder haußwührt  in dem  aigen der soll bei scheinender suhn von wein zu seinem weib und künt haimb gehen. urde er aber darüber bleiben, so ist er dem richter zu wandl  verfallen zwelf pfening. irdt er aber beclagt, so ist dann daß wandl zwenundsibenzig  pfening.

Eß soll niemant in dem aigen in stüben oder öfen honif dören. irdt aber ainer damit begriffen, der ist zu wandl vierundzwainzig  pfening verfallen. .irdt er aber beclagt, so ist dan daß wandl zwenundsibenzig pfening.

So ainem  in dem aigen der heüßlichen angesessen  etwaß entfrembt oder gestollen wurde, so mag  derselb ainem  seinen nachbauern, zween oder drei zu ihme beruefen daß sie ihm solch sein verlohren guet helfen suechen, und  dieselbing sollen daß thuen von morgen  alß die sohn aufgehet biß zum  abent und die sohn wider undergehet auf ihr selb zöhrung;  .o sie aber der solch guet verlohren weiter oder lenger haben wolt, soll er darumb der nachbauern  hult haben.

Und  so ainer solch sein entfrembt oder gestollen guet under seiner thorseil ereilen kunt, der möcht daß wider nemben  und er währ dem lantrichter nichts darumb  schuldig. ob ers aber ausser der thorseil ereült, sei wo es wol, so geb er zu fürfang zweenundsibenzig  pfelning und nemb sein guet wider.

Ob  ain schädlicher mann  der malefizhändl auf sich hett ins aigen kämb, der soll angenohmben  und in daß ambt- oder grichtshauß geführt und daselb über den dritten tag nit gehalten sondern dem  lantrichter an- zaigt werden. und so der lantrichter kombt, soll ihme derselbig schödlich mann hinauß zu dem fallthor geantwartt werden, und der lantrichter soll sich gegen der herrschaft bei zweiunddreüßig  pfunt pfening verbürgen  damit derselb man den aigen ohne schaden sei.

So ainer in den aigen erschlagen  wurde, hat der lantrichter allain das todenwandl  sechß schilling und zwen pfening zu fordern.

Alle behauste güeter in dem  aigen sollen wünter und sommer  gefridt sein, und der under soll den obern außzeinen.

Der richter solle zu st. Georgen tag hinumb  und all zein und fridt besichtigen. und welches fridt offen gefunden wirdet, der ist dem richter zu wandl verfallen vierundzwainzig  pfening. und so ainer solchen fridt nicht machet, der richter noch einmahl  hinumb  gienge, dem  fridt offen funde, so ist daß wandl zweenundsibenzig  pfening.

Eß soll ein ieder die klä an seinen zaun auf sein grunt keren. thet aber ainer daß nit und iemant dardurch  schaden nämbe, der ist zusambt .iderlegung  des schadens dem  richter zu wandl verfallen zweenundsibenzig pfening.

Es soll ainer dem andern reichenrecht lassen, und kainer dem andern zu nachet zeunen oder zimmern. irdt aber ainer darüber begriffen, der ist zu wandl verfallen zweenundsibenzig  pfening.

Kainer soll kain fruchtbahren paumb  oder felber der nit sein ist abhacken oder verderben. irdt aber ainer damit  überweist, so ist er der herrschaft zu wandl verfallen fünf pflunt pfening.
 . * Ob ain fruchtbarer paumb von ains grunt auf ain andern hieng, so soll derselb des der grunt ist darauf der paumb  henkt, die frucht so darvon auf sein grunt fallen aufklauben, die zwei theil zu dem stamb legen und den dritten thail für sich behalten.

Es sollen alle gewönliche  weeg und steig geraumbt  und gemacht .erden, damit deßhalb niemant  kein schaden nämb. ob aber ainer daß nit thet und dardurch iemant schaden empfing, es währ wie es wolt, so ist er, der dem solcher weeg zu raumben  oder zu machen  gebüehrt, dem richter zu wandl verfallen zwelf pfening. irdt er aber beclagt, so ist daß wandl zweenundsibenzig  pfening samb wi derlegung deß genohmbenen  schadens.

Es soll auch ain ieder die gewohnlichen weg und steig fahren, reiten und gehen. elcher aber darüber neüe ungewohnliche weg wolt machen, dardurch  iemant schaden nämb,  der ist zu sambt widerlegung  deß schadens dem richter zu wandl verfallen vierundzwainzig  pfening.

Die graßerin sollen nach den rain und steigen in dem trait auß- und eingehen. elche aber in den traidern wolten hin und wider gehen, iemant schaden thuen, dieselb mag durch dem halter oder aber dem daß trait ist gepfendt werden;  und so die solch pfant nit lesst, ist alß oft über nacht dem richter zu wandl zwelf pfening.

Waß viech über wünter  mit hei und stro gefütert wirdt. davon  soll ein ieder in daß waitgelt zu geben schuldig sein.

Und so ain viech under der hert, es sei welcherlei viech es wol, auf der hait oder halt junge hiet oder faslet, so soll ein hieter sein kolben daselbst hinstecken und dem daß viech ist daß anzaigen;  davon soll dem halter ist es ain groß viech geben werden  vier pfening, ist es aber under dem klain viech zween  pfening.

Es soll niemant in dem aigen bei ainem prun nachent waschen,  dardurch der unflath hineinkomben  möcht, auch kein aschen  oder sonst unsauber dieng darzueschitten. urde aber eins damit begriffen, ist daß wandl vierundzwainzig  pfening;  .irdt es aber beclagt, so ist daß wandl  zwenundsibenzig pfening.

Die aigen Michelndorff und Mitterndorff haben freiheit auf ihren gründen daß voglgait zu jagen und fahen.

Auch haben die aigen freüheit auf der Persing von Eckhweeg  mitten in die Persing alß weit ihre grünt gewehren  zu fischen.

Welcher  auf den wasser prüch zu machen  hat oder schuldig ist, der soll dieselbing auf des richters haissen in 14 tagen darnach machen. thet aber ainer daß nit, so ist er dem richter zu wandl  verfallen vierundzwainzig pfening. gieng aber der richter zu dem  andernmahl  auf dem pruch und findt den ungemacht,  so ist daß wandl zweenundsibenzig  pfening. ob aber ainer sein pruch über daß nit macht und daß wasser dardurch iemant schaden thett, der ist der herrschaft zu wandl verfallen fünf pfunt pfening lund den schaden abzutragen.

Und  so sich wassergiß zuetragen, also daß daß wasser  über die prüch außgieng, so soll ein ieder der anhaimbs  ist zuelaufen und auf daß treülichist helfen retten. elcher aber daß nit thät, der ist zu wandl verfallen drei pfunt pfening.

Welcher in dem aigen weingart im Hochenperg hat, derselb [soll] die gewöhnlichen  fridt zu st. Geörgen tag gemacht haben. er aber daß nit thät, der ist dem richter zu Russt wandl  vierundzwainzig  pfening, .irdt er aber beclagt zweiundsibenzig  pfening verfallen.

Niemant  soll in den perg für sich selb ohne willen und wissen der perggenossen  den perg mit den lösen öffnen. er aber darüber löst, der ist der herrschaft zu wandl verfallen ain pfunt pfening.

Item, wan  ain nachpauer  dem andern ain knecht oder dienstpoten auß dem  dienst redet, derselb soll dem richter zu wandl zwenundsibenzig pfening geben.

So ainer ain falsche maß  oder gewicht  het, und derselb soll ieden geschwornen zwelf pfening, und der richter stehet an dreier stadt;  und die maß soll der verwalter nehmben.

Item, so ainer oder eine ainen man oder weib seiner ehrn entsetzt und hieß ein framben man ein schalk oder ein framb weib ain huren, und so sie beclagt wurden,  soll ihm sein ehr wider keren und dem richter zwennundsibenzig  pfening.

Wann  zwei weiber an einander schulden, die sollen dem richter daß .andl geben zwen schilling und dem pockstain tragen soferr daß aigen gehet.

Auch  sollen weeg und steeg auß dem aigen frei sein auf die hait.

Item, wan ainer ainem underthonn  an seinem fenster loset und ihme iemant an der that erdappet, der solle es dem richter anzaigen und er dem loser 24 stunt in dem stock legen. da aber ainer solchen thäter verschonnen und nit anzaigen, es aber hernach dem richter kunt wurde, der solle neben dem loser solang in stock gelegt werden.

Auch  wan  ainer ainen einpräch oder in sein hauß wolte steigen, der ainen solchen findet und denselben zu seiner und der seinigen rettung mit gwalt abtrübe, schluge und verwundete,  daß hat er fueg gethonn und ist kein abtrag zu thuen nit schuldig.

Item, wan ainem  mann  ein schaden im velt geschäch, da soll der schaden beschaut  und ihm bezahlt werden, und  dem hieter und richter ihr gebüer.

NB.

Auf die verleßene articul darinnen deß aigen Micheln- und Mitterndorff alt herkomben  und freiheit angezeigt und  vermeldt sein, solt ihr richter daß erbar geding  die nachparschaft von man  zu mann  fragen ob sie 3 daß alles so verlesen worden, damit daß aigen Micheln- und Mitterndorff gefreüet also ingedenk sein.

1648.

Soli deo gloria.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Hausarchiv der regierenden Fürsten von Liechtenstein | InvNr.: Hs. Nr. 73 | Seiten: 1a-8b |
Herkunft / Fundort
Michelndorf | BH: Tulln | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1648 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 159-165, Nr. 26 (Edition).

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