Melk, Banntaiding (c. 1340)

Das sind des goteshaus recht hie ze Melch und des marchtes und auch der purgër, da dhain lantrichter nicht ingreifen mag mit recht und die si ze rüegen habent in seinem taiding.

Zü dem  ersten ist zu rüegent das der lantrichter nicht mer sitzen schol in dem marcht dann ?dreistund in dem jar, das ist ze sand Jörigen mezz,? zu sand Michels mezz ?und zü Perichtnachten, da man im ?zü gepunten sei ze gen zu seinen taiding. im ?ist auch niement gepunten darzü ze gen nuer die lantphenning  gebent oder die schenchent  und  nazzen zophen habent.

Item, ob ainer chëm in ein inzicht, den schol der lantrichter vodern dreistund in seinen taiding. und chümpt  er herfüer fuer den lantrichter, dem schol er sitzen zu seiner berednüzz;  chümpt er aver nicht herfüer, so schol der lantrichter nach im greifen als nach  einem schuldigen mann;  das gut? ist aver des goteshaus.

Item, ob ainer ainen fröndem  fund unpilleich, er wer armer oder reiher, in seinem haus oder in seinem hof pei der nacht, und wolt in der pürger vahen, und wert sich ëner und slecht in der purger oder sein helfer zu tod, da ist man dem lantrichter nichtes umb gepunden;  und wie er sein gewaltich wïrt, also schol er in geantwürten dem marchtrichter.

Item, wïrt ainer erslagen auf dem marcht oder in einem haus und .ïrt der schuldig flüchtig und chümpt in eins purger haus, den schol der lantrichter behawern  vor dem haus und schol hin in nicht chömen,  und schol senten nach dem marchtrichter, der schol im ?in heraus geantwurten oder seinem anwalt. chumpt  er aver die weil aus dem haus und chümpt hin ee das der marchtrichter  chümpt, da ist man niemet nichtz umb  gepunten.

Item, ez hat auch der lantrichter nichtes hie zu richten nuer das an den töd get;  und wie [ainer] der des goteshaus ist den hals verburchet, so ist das güet der abptës und der hopel des lantrichter.

Item, ob ein man derslagen wïrt, den schol man legen, er sei chund oder gast;  nuer das man behalten schol seines gewantes  zu urchund.

Item, ez schol auch der lantrichter dhain eln ?noch dhain gelöt nicht aufheben,  es sei dann ?der marchtrichter dapei. ër aver das ain eln ?zu chürz  wer umb ainen halben rüghalben, da schol der marchtrichter den lantrichter von nemen  und schol das pezzern, das ez nimer geschëch. und ob ain gelot ze ring wer umb  vier swer phenning  oder umb sechs ring, das schol auch der marchtrichter  pezzern und schol der lantrichter darnach auch nicht greifen.

Item, ez schol auch der lantrichter dhaim tuech nicht aufheben auf dem marcht, ez sei dann der marchtrichter dapei und der pesten purger vier, das si sehen ob das tuech gerecht sei oder nicht;  und ist ez ungerecht, so schol man ez offenleihen prennen  auf dem  marcht und schol ez der lantrichter nicht ausfüern.

Item, ob ainer gevangen wïrt in dem purchfrid, chümpt  er mit dem leben dervon, so ist des fürvanches zwai tail des abptes und das drittail des lantrichter. mit wë aver der mensch  das leben fleust, da habent[die] des gotes[haus]nichtes mit ze schaffen.

Item, si habent nicht verrer zu ruegen nuer zwischen des Weybertol und Salmans graben, nicht weiter ist der purchfrid.

Item, mit wë die des goteshaus  wandel fliesent, mit unzüchten, mit swert zuchen, die sind alle des abptes, da hat der lantrichter nichtes an.

Item, ob ainer gefüetert wur?t pei der nacht und chümpt er da zü und wil das wenten und wert sich ener und slecht er in zu töd, da ist er niemet nichtz umb  gepunten.

Item, ob der marchtrichter ainen vahen wolt, und chümpt man  im ze helfen, das ener wïrt geslogen, da gebent si nicht wandels  umb. er aver das das der lantrichter wolt ainen vahen und chöment  im ?die purger oder ïr diener ze helf und wirt ainer zwen drei oder vïer erslagen, da ist man dem lantrichter nichtes umb  gepunten.

Item, ez schol auch der lantrichter dhainn nachrichter nicht setzen .n des abptes willen. und der schol auch sitzen nuer in dem marcht und nicht anderswo. er schol auch nuer ein chunder man sein.

Item, was ist zwischen  Pechlorer gericht und  der Syernnich und .en der lantrichter darin vehet und wil hinz in sprechen oder hinz wëm er ze sprechen hat in dem marich, auf welher lai inzicht das sei oder wes hold er sei, das schol nuer geschehen zu Melch und anderswo  nicht;  ez gee dem menschen  auf das leben oder auf den tod, so schol er hie dersterben oder genesen.

Standort
Melk | BH: Melk | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stiftsarchiv Melk | InvNr.: Melker Stiftsurbar (1314) |
Herkunft / Fundort
Melk | BH: Melk | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1335 - 1345
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 509-511, Nr. 82/I (Edition).

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