Melk, Banntaiding (2. Hälfte des 15. Jhs.)

Hienach steet geschriben des erwirdigen gotzhauzz und closters zu Melkch gerechtigkait, freihait und löblich gewonhait, so es hat in dem markt daselbs.

Von ersten, das des benenten closters richter so zu zeiten erwellt und gesetzt wirdet, hie zu richten hat umb all sachen, es sei todgericht oder ander gericht, umb welherlei sachen daz sei, in dem markt und burkfrid, auch bei demselben markt  stok galgen schrann und dingstat haben und  richten, ausgenomen poden und grunt darinn er nicht zu richten hat, es werd im dann sunder bevolhen, als dann die furstlichen brief darumb gegeben ausweisen.

Der burkfrid zu Melkh wert als verr des closters purkdinst raicht.

Es sol ain geswarner messer gesetzt werden, der di gepranten und bewërten metzen Melkhermass innhab und in di kësten wiss zu leihen und darumb  ze antwurten, auch rechtlich dem kaufer und verkaufer mess, als er got darumb antwurten sol; und ob er anders tët, darumb sol er nach seinem verschulden gestrafft werden wie es mit recht zu im erkant wirdet.

Desgleichen sol ain gesworner sein zu der franwag und gewicht, das er die trewlich innhab und damit handl dem kaufer und verkaufer in allem form als mit dem gesworn messer, auf das ziment von Wienn aus.

Desgleichen sol es mit der wein- und mostham  redlich furgesehen und gehalten werden auf Wiener mass; und wer damit ungerecht erfunden .irdet, der soll nach seinem verschulden  darumb gestrafft werden.

Als es mit der ellen von alter her hie gehandlt ist worden, also sol es noch  heut alain mit der Melkhermaß   und^h ellen redlich gehalten .erden.

Es sol auch der richter aus dem rate zu im ervordern alle jar varaus ainsten oder wann  des notdurft ist di metzen zu vëchten, di gewicht, ellen und  wag aufheben  und besichten, wein- und  ander mass angiessen und redlich bezaichen, dadurch  niemant betrogen werde. er darinn ungerecht  erfunden wirdet, den sol der richter straffen nach verschuldung und nach des rats rate.

Es sullen zwen burger gesetzt werden  uber das prat. das sullen si all suntag beschawen  und  all erichtag. ann  si das ungerecht und ze ring vinden, so geb der nachrichter zwai pfennbërt umb 1 1/2 dn, darzue zu .andl  72 dn.

Es sullen zwen burger gesetzt werden uber das fleisch. das sol man all sambstag  und all erichtag beschawn. elher fleischaker, ain hieiger oder ain auswendiger,  nicht zeitigs fleisch hat, es sein küe oder kelber schof oder swein, den sol man das nemen  und wektun?,ü dadurch^v niemant schaden nem, und darzue zu wandl 6 ß 2 dn.

Es sol auch kain lediger gesell nicht hie fleischakken, noch kain ander fleischaker der ainn tisch hat sol kainem ledigen geselln sein fleisch hie verkaufen. er daruber begriffen wirdet, der ist des fleischstisch verfallen und darzue zu wandl 72 dn.

Es sol auch kain auswendiger fleischaker auf dem wochenmarkt  kain kalb, lamp noch schof nicht furkaufen und widerumb  auf dem markt verkaufen. .elher das tut, das sol man im nemen und darzue zu wandl 72 dn.

Es sol auch kain auswendiger fleischaker under den fleischtischen  kain schoffel noch heut nicht verkaufen, sunder er sol das offenlich auf dem markt hingeben. davon ist man den zol schuldig zu geben.

Es sullen auch die fleischaker hie kain viech in den heusern slahen sunder  si sulln ain offene fleischpank haben, darauf sullen si das viech slachen. er dawider tut, zu wandl 72 dn.

Auch sullen si den unflat den si pei den penkn lösen nicht auf die gassen werfen sunder in die Tunaw tragen. er dawider tut, zu wandl 72 dn.

Es sulln auch zwen burger uber das wollein tuch und zwen uber die hausen, hëring oder visch gesetzt werden. die sullen sölhs zu gepurlicher zeit beschawen am erichtag. vindet man das unrecht, so sol man das offenlich auf dem markt verprennen, darzue ze wandl 72 dn.

Zwen  burger uber die ledrer und zwen uber di schuster. das sol man beschawn  all erichtag. vindet man  das ungerecht, so sol man in das nemen  und darzue pessern nach des ratz rate.

Ain burger uber di swein zu beschawen  am eritag und sunst in der wochen. sol kainer saw beschawen  denn ainer derö gesworn ist, damit das niemant  betrogen wert. vindet man  aber 1 der 2 gesworn ainen daz er nicht recht beschawt  hat, den sol der richter peessern nach des ratz rate.

Auch  zwen  burger uber die sailer, die sol man  all erichtag beschawen. vindet man die ungerecht, so sol man in die nemen  und darzue pessern nach des ratz rate.

Es sol auch kain burger kainen kasten hinlassen, er nem dann den gesworen  messern ire recht aus. ob er des nit tëte, so ist er in das selbs schuldig zu geben.

Es sol auch kain burger kainem andern seinem nachpërn noch niemants dhainen metzen leihen noch nichts daran verkaufen  alain durch den gesworen  messer. ist im ain gepranter und gerechter metzen glichen, den sol er uber nacht in seinem haus nicht behalten. und wann er ains oder menigers uberfarn wirt, so ist er als oft zu wandl 72 dn.

Auch wer nicht kumbt  zu dem taiding wem darzue gerueft oder gesagt .irdet, die heuslich in dem  burkfrid sitzen, das da gewönlich  des nagsten  mitichen nach der heiligen dreier kunig tag gehalten wirt, der ist zu wandl 72 dn.

Wer den rate widertreibt, der ist zu wandl der herschaft verfallen 10 tal. dn.

Auch  ob geschëch das ettlich durch unsern purkfrid füern, riten oder giengen  und schadn tëten an leuten, an viech oder an anderm  gut?, den sol man aufhalten  als lang unzt er umb  den schaden genugtue  nach erkantnuss  dreier oder vierër aus dem rate. tuet er aber sölhs mit frëfl, der sol darzue gepessert werden am leib. geschiecht es aber ân geverde, zu wandl 72 dn;  geschicht das mit frëvl, zu wandl 6 ß 2 dn.

Es sol auch dhain burger noch inman  klagen uber den andern gen hof;  alain er sei dann hofgesind oder es treff grunt und poden an oder ob der richter ainem nicht woll genug  tun, so mag er klagen meins hern genad uber den richter.

Und  so ain kauf geschiecht im burkfrid, umb was sachen das ist, und  wirt ain phening daran gegeben, so sol der kauf stët pleiben, alain er gee dann mit paider tail willen ab. elher aber dawider ist, ain gesessner 72 dn und ain gast 6 ß 2 dn, und sol disem den schaden ablegen.

Es sol auch kain hieiger burger kains auswendigen  parg werden noch kainem  auf laistung noch kindlmues geen, zu wandl 5 tal. dn.

Es sol auch hie im burkfrid kainer dem andern sein diern noch ander sein gedingt arbater nicht abweisen  noch entziehen. elher das tut, ist zu wand. ß 2 dn und sol auch disem seinen schaden abtragen.

Dinget ain her ainen knecht oder ain diern umb  ainen genanten lan und  gibt im des nicht zu rechter zeit als er sol, und klagt der knecht oder diern uber in, so sol in der richter von demselben ân  verziehen genugtun und darzue wandl 72 dn. erzellt aber der herr sölhen schaden den er von des knechts oder der diern unfursichtigkait wegen  genomen  hat und begert raitung, das ziecht er in mit recht an irm sold ab. hiet er in aber an irm sold furgeben, so furn si ir strassen und was si im verlarn hieten, des musst er schaden haben;  davon  ist pesser ainer hab innen.

Es sol auch kain burger kainen dinstknecht aufnemen  der angevogt ist;  geschiecht das, zu wandl  72 dn.

Es sol auch kainer kain haus kaufen noch verkaufen  dann vor dem richter und  das zwen  oder drei des rats dapei sein;  geschëch es [an] andern enden, zu wandl 72 dn.

Es sol auch kainer kainen kauf umb  das salz machen dann vor dem richter. ob das geschëch, wer den macht, ainem iglichen zu wandl 6 ß 2 dn.

Es sol auch kainer den andern  uberzimern noch  uberpawen. geschiecht aber das daruber, so puess er den schaden  und uberrukk  das zimër, damit niemant zu schaden köme  und ist zu wandl 72 dn.

Es sol auch kainer dhain fisch furkaufen die man her pringt auf dem wasser;  man sol die am ersten gen hof ansagen  und anfailn, darnach ausruefen, damit daz gmain volk mug kaufen. er dawider tut, ist vervallen der herschaft di visch und dem richter zu wandl 6 ß 2 dn.

Auch  wer den andern uberakert oder überraint in weingërten, in .isen oder paungërten und uber das recht gesetzt march zeunt, ist zu .andl 10 tal. dn und der richter sol daz mitsambt dem rate wider schaffen und ordnen.

Es sol auch kainer dem  andern sein zaun hintragen. er daz tut oder schafft zu tun, der ist zu wandl  72 dn und ainem sein schaden abzutragen.

Es sol auch kainer dem  andern in sein krautgerten, wisen oder gërten noch auf andern seinn grünten nicht grasen, pletern noch sahern uber willen des di grunt sind. er daz tut oder schafft zu tun, der ist zu .andl 72 dn und sol disem seinn schaden abtragen.

Wër aber das ainer den andern an seim schaden funde, so mag er in selbs phenten. dasselb phant sol er pringen zum richter, der sol im umb seinn schaden ain genugen schaffen zu tun.

Auch sol niemant  der unsern ainem andern zuespern noch selbs genugtun  ân  des richter willen. er das daruber tut, zu wandl 6 ß 2 dn.

Es mag  auch ain ieder von seim inman oder infrawen umb  den hofzins .oll selbs genugen tun, es sei ain gastgeb oder ain leitgeb, das ainer pei in verzert, ân des richter urlaub, und ist im darumb  nichts schuldig.

Auch welher ainer dem andern mit frëvl in das haus lauft, der ist zu wandl 6 ß 2 dn und sol am leib gepessert werden, und ainem  dem er in das haus geloffen ist sol er nach des ratz rate erberlich abtragen. und ob der nachlaufer von dem andern gestochen oder wunt wirt im haus, darumb  ist er im nichts schuldig.

Auch  ob ainer seinn mitburger  umb hilf anrufft und hört das und kumbt  nicht im  sein ere, leib und gut zu retten, der ist zu wandl 6 ß 2 dn.

Ob geschech das sich ain burger mit dem andern zukrieget, so sol er weder  sein freund, helfer noch gunner auf seins widertail schaden in den burgfrid nicht laden noch pringen;  als oft ain man zu wand. ß dn, aber der si herpringt als oft ain man dem herrn 10 tal. dn.

Es sol auch kain hieiger noch auswendiger  fragner oder furkeufl die .eil das hüetl stet nichts fürkaufen noch bestellen das man in das behalt unzt das man  das hüetl nider tut. er das siecht, der sol in daz nemen und dem richter zuebringen.

Welher  fragner, leinbater oder kramer der nicht aigen haus hat zu markt  stet, der ist all quotemer 2 dn dem gericht schuldig zu geben. auch sullen di kramer  vail haben phennbërt als in gepurt, doch nur an den marktag  oder veirtag nach singzeit;  .er daruber tut, zu wandl 12 dn.

Kain inman in der burger heuser hie sol handln mit wein traid salz eisen gwant noch mit gemainer  gastung. wer daruber solhs tut, ist zu .andl  32 tal. dn.

Es sol auch vor den törn niemant nichts kaufen, sunder man sol das auf den markt  tragen lassen. er das siecht, der sol das nemen oder dem  richter zu wissen tun, darzue wandl  72 dn.

Auch  pei dem wandl sol niemant in seinem haus gestatten zu verkaufen .as narung  anrurt sunder auf offem markt.

Auch  sol kain fragner noch fragnerinn ausserhalben  des marktags kain obs vail haben am markt oder platz. si sullen auch hie kain  obs vor vesperzeit furkaufen pei peen 12 dn.

Welh  frawen sich mit einander schenten  und verpotne wort ausgeben, die sol man straffen mit dem wagstain  zu tragen als gewonhait ist, und darzue ze wandl 72 dn.

Ob  ainer oder aine des nacht an den venstern lusmet, der ist zu .andl 72 dn, und dem er nachgelüsmt hat sol er das nach des ratz rate  erberlich abtragen und sol darzue offenlich gestrafft werden.

Es sol auch kain burger kainen inman noch infrawn nicht aufnemen .n des richter und rate willen. er das tut, zu wandl  72 dn.

Welher bei der nacht schreit und ungezogen  mit worten ist auf der gassen, der ist zu wandl 72 dn.

Welher  mit frevl herein gieng oder rit und iemant zu slahen anmuetwilt oder iemant slug, derselb ist zu wandl der also herein in den purkfrid kumb. ß 2 dn. und wie sich dann die inwaner erweren  und slahen si tief oder seucht wunden, so sind si niemant nichts darumb schuldig.

Auch  ob mann oder frawen hie im purkfrid wërn oder wuechsen und muelich wërn, dadurch si der marktmenig  nicht fuegten, die sullen zuestiften und sich ab des gotzhauss grunten  ziechen. er sol auch [guet] .erden das er dem gotzhaus und seinn leuten ân schaden sei.

Wer  hakken  drischl spiess armbst und andrew  verpotne weer zu nacht auf der gassen tregt oder wurfhakken und kolbm  zum wein, der ist zu wandl 72 dn;  und welher ain armbst mit frevl im purkfrid spannt, zu wandl 72 dn;  scheusst er aber, so ist er zu wandl 1 tal. dn.

Wirft ainer ainn mit ainem messer im haus, der ist zu wandl 2 tal. dn;  .irft er in ausser haus, zu wand. tal. dn.

Welher ain swert oder messer zukt ân notdurft, ist zu wandl 72 dn;  tut er aber schaden, zu wandl 6 ß 2 dn und disem seinn schaden abzutragen.

Welher ainen mit flacher hant an das maul slecht, zu wandl 5 tal. dn;  und mit der vaust an der wang  slecht, der ist zu wandl 1 tal. dn.

Wer  ainen mit pösen scheltworten  handlt oder schilt, zu wandl 6 ß 2 dn;  ob der sölhs auf in nicht weist, so sol er disem umb sein smach mit ainem widerruefen genug tun.

Wer  ainem ain schëmwunten  slecht, zu wandl 2 1/2 tal. dn und ainem seinen schaden abzutragen.

Der ainen lembt, als oft zu wandl 5 tal. dn. und von ainem stainwurf 1 tal. dn.

Welher  ainer den andern rauft, zu wandl 72 dn.

Welher  den andern mit ainem steken slecht, zu wandl 6 ß 2 dn.

Wer  ainen unrechtlich beklagt ist zu wandl 72 dn. und sol auch kainer den andern nicht versagen noch hinlegen bei auswendigen  leuten bei peen 32 tal. dn.

Auch  sol kain innwaner mit ainem auswendigen kain gmainschaft in këufen haben pei peen 32 tal. dn.

Wenn ain lediger gesell ainem auswendigen erbern man mit ublhandln ainn hurnsun  geit, der sol am pranger mit slegen gestrafft werden. spricht es aber ain erberr man, der ist zu wandl 6 ß 2 dn.

Wem  sein aigens fewr uber das dach kumbt,  der ist zu wandl 6 ß 2 dn und sol den leuten den schaden pessern ob er das nicht beschreit. doch hat er im markt freiung 3 tag.

Welher  purger oder hauswirt in seinem haus spillen lësst, als oft zu wandl 1 tal. dn, und als oft er spilt oder selbs kartt zu wandl 2 tal. dn;  ausgenomen  ob genötig gest under in selbs zu gewönlicher  zeit beschaidenlich karten wollten.

Man  sol auch kainen unflat aus den heusern auf di gassen giessen oder schutten, zu wandl  72 dn.

Man  sol auch kainen mist auf der gassen uber vier wochen nicht ligen lassen. er das tut, zu wandl 72 dn. . . -Es sol auch niemant kain ertreich fur sein haus schutten, dann er fur es aus als den mist. wer das tut, zu wandl 72 dn.

Auch  sol niemant kainen zol noch maut  verfurn zwischen  des Salmansgraben und des Weibertal, als es von alter ist herkömen.

Welher im rate zum wein sitzt und ob sich dann krieg erhebt, oder auf der gassen darzue këme, und so er frid und gmach schafft, des hat er gwalt als ain richter. und welher dem nit geharsam ist, der ist zu wandl 6 ß 2 dn.

Auch  so ain richter auf der gassen oder in ainem haus ainen vahen .olt, und wen er zu hilf ervordert oder das sëch und nicht këme, der ist zu wandl 6 ß 2 dn.

Auch zu behuetung des fewrs ze nacht, und abzugeen ab der gassen, auch in den rate zu kömen  und ander zaichen zu zeiten der gemain zu tun sol ain gloken auf den fleuschtischen oder dapei geordent werden.

Auch sol man fewrhëgken  bestellen zu berettung des markts, ob es not beschëch, da got vor sei.

Standort
Melk | BH: Melk | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stiftsarchiv Melk | InvNr.: Melker Stiftsurbar (1420) | Seiten: 220a-227a |
Herkunft / Fundort
Melk | BH: Melk | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1450 - 1500
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 511-518, Nr. 82/II (Edition).

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