Markersdorf an der Pielach, Rechte (der Melker Stiftsleute) gegenüber dem Landgericht (1578)

(1578 Jan. 16.)

Daß seint die recht so sie haben gegen dem landgericht etc.

Von erst riegen sie daß kain lantrichter hinter deß gottshauß leüten nichts zu richten noch zu gebieten hat dan waß gehet ahn den tott. auch soll kain lantrichter mit fravel auf deß gottshauß grunt greifen noch nichts zu schaffen haben.

Auch rügent sie: were daß ein frembder man oder weib in daß aigen kämb  der gestollenes guet trieg oder trib, und damit beschrieren und gefangen .iert, von wem  daß wer, den soll man dem lantrichter antworten mit derselbigen hantschaft und soll ihn daß anbieten. il er sein nit, so soll man  in bringen mit den er begriffen ist auf das march zu dem fahlthorr und soll ihm seine hent binden mit einem rueghalbm und soll dan dem  lantrichter drei stunt riefen;  kombt er nit, so soll man ihn hinauß lassen auß dem  aigen, drumb  sein wir niemants  nichts schuldig  noch pflichtig;  und nehmen  wier von dem dieb ainichen schaden, daß soll unß der lantrichter abtragen, nachdem  er dem lantgericht nit nachkomben.

Auch riegent sie: geschachs daß ain mann versagt wurde gegen dem lantgericht mit tatt die mit tatt zu piesen ist, und daß ihm der lantrichter darumb  erfordert, so soll ihn ir herr oder sein ahnwalt  halten auf sein außred. mag er sich dan der inzicht bereden, so ist er müssig und ledig: hat er aber schult, so soll in deß gottshauß anwalt nemben und dem lantrichter andworten  alß er mit girtl umbfangen  ist für daß fallthor und thuen alß oben gemelt ist. wolte daß der lantrichter zuwider  sein, so soll ihn der herr und der vogt daß außrichten.

Item, ob ainer kämb auf deß gottshauß grunt und wolt einem oder einer daß sein stellen oder nemben,  wurden die leüt [auf] deß gottshauß gründen deß innen und kamben  dem nach alß fer deß gottshauß grünt geraichent, und ihm wider nahmen  waß er genomen  oder gestollen hette, so sein dieselben leüt dem lantrichter nichts schuldig. er aber daß sie in oder sie fiengen, sollen ihn oder sie unserer herrschaft ahnwalt nehmen und dem lantrichter antworten  alß er mit gürtl umbfangen  und oben gemelt ist.

Auch  riegent sie: ob ain man leübloß wurde in dem  aigen oder auf deß gottshauß gründen, er wurde  erschlagen oder erstochen, wie er den tott nahm, es were fraw oder mahn, den mugen  sie aufheben und zu der begrebnuß bringen;  darumb soll ihn der lantrichter nit zusprechen.

Auch  riegent sie: ob ainer dem andern tott schlueg in dem aigen und kumbt er darfon und fleucht in sein hauß oder in ain anders hauß auf ihres herrn grünt, ist der lantrichter vor der thüer, der soll nicht hinnach;  und soll freiung haben drei tag. kombt  er ihm dervon, der lantrichter soll niemant darumb  zusprechen,  wen man ihme  darumb nichts pflichtig ist.

Auch  riegent sie und meldent:  wer daß ihres herrn ainer dem andern zu tott schlüeg oder einen man oder weib, so soll der herr sich seiner hab underwinden  und der lantrichter dem hopel nachfahren und soll mit der haab nichts zu schaffen haben.

Auch  riegent sie: wer daß daß ires herrn ainer den tott verschult, .ie sie daß viegt, so soll der lantrichter dem hopel nachfahren  und der herrschaft soll sein guet bleiben.

Auch  riegend sie daß der lantrichter soll kain schädlichen mahn durch daß aigen weisen oder füren.

Vermelden:

Alles daß waß wegen  hievorbemelter  dörfer freiheit und lantgerichts halber hieoben nach lengs specificirt, ist auß deß gottshauß Molckh original-urbar geschriben, mit deß unten  benenten herrn pr^#älathen daselbs aigner hant underzaichnet und mit dero pr^#älathur - pedtschaft verfertigter zur n. o. cammer  handen, auß derer gnediger verordnung  aber hieher einverleibt .orden. actum den sechszehenden  januarii anno etc. im achtundsibenzigisten.

Standort
Göttweig | BH: Krems | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Göttweiger Stiftsarchiv | InvNr.: Papierhs. (1. Hälfte des 17. Jhs.), Sign. J. XVI. 33 | Seiten: 4b-6a |
Herkunft / Fundort
Markersdorf an der Pielach | BH: St. Pölten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
exaktes Datum: 16. Januar 1578 | Entstehung: 1578 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 480-482, Nr. 77/V/2 (Edition).

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