Königstetten, Erlaß des Erzherzogs Leopold, Bischofs von Passau und Straßburg (c. 1615)

.. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. durchleuchtigisten fürsten und  herrn herrn Leopoldi, erzhörzogen zue Össterreich bischo|ven  zue Straßburg und Passaw  etc. hörzogen zue Burgundt  lantgraven in Ellsas graven zu Tyrol und Görtz etc. meines  gnädigsten fürsten und herrn, wirdt hiemit allen und ieden irer fürstlichen durchleuchtigkeit rentambtsunderthonen,  bevorab ieren fürgesetzten dorf- und gruntrichtern enn- und herennhalb Thunau,  so demselben mit nutzungen  grunt güetern und allerhant pottmässigkeit underworfen, durch derselben rhat camerdiener commissari generalis in Össterreich under der Enns pflegern der herrschaft Mautern und rentmaisterambtsverwaltern zue ermeltem Khünigstetten  dem edlen und vesten herrn Hannß  Khrißneritschen etc. alles ernsts angezaigt und bevolhen:

Demnach  ire f. d. aus gnädigist- und  väterlicher fürsorg die verdemblichen ketzer und secten, so wider die heilige allgemaine christlich .ahre  allein seeligmachende catholische lehr, religion und kirchen .. .. .. .. .. .. ..  schiedlichen so.. .. .. . icher orten und herrschaften .. .. gerothet und  dieselben in ihren gebieten weiter nit zu gedulten noch hinfürohn underkolmen  zu geben, inmassen  solches iedwedern  nunmehr .olbewust  ist, expresse ercleret, dahero die richter und underthonen ie über dis alles auch ain entliche nachrichtung haben soln  wie höchsternant ire f. d. euch sambtlich regieret zu werden gnädigist begehrn, das dardurch alle boßheit sovil moglich verhüet, beses gestrafft und das guete gesucht, under einander fridt und ainigkeit, guete manzucht  und policei aufgericht und erhalten werde, wie dan hernach volgt.

Erstlich, dieweil alle menschen allein zu gottes ehre und des negsten hilf und dienst erschaffen und uns dahero, da wir all unsere sachen zu disem ente anstellen, desto mehr segen und benedeiung  von gott dem allmechtigen zue getrösten haben: so sol ain ieder under wehrung  seiner ambtsverrichtung  gottes ehre für sich selbs nit allein mit exemplarischen unstrafflichen leben, handl und wandl, mit eufer suchen und befürdern, sondern auch alle underthonnen, kainen außgenommen,  hierunter niemants verschont .. .. .. .. .. .. .. guetem ehrlichen tugentlichen leben handl  wandl und wesen anhalten, insonderheit das fluchen, schelten und gottslestern (welches laider gar zu gemain werden  wil) . nit weniger auch die allzu grobe leichtfertigkeit und unzucht, als nemblich das überflüssige fressen saufen spilen und den müessiggang,  daraus nichts anders volgt und zu gewarten  ist als ehebruch, todtschleg und all andere ungebür  so alle zu erzelen eine verlengerung  geben  wurde, sovil immer  möglich ist abstellen, also meniclich in gueter zucht und erbarkeit halten und anmahnen, darneben  auch darob und an sein das in seiner anbevolhenen richterambtsverwaltung gerechte mas, ellen und gewicht gebraucht, damit dem armen so wol als den reichen sein pfening treulich vergolten werde.

Anderm wellen ire f. d. gnädigist das ieder underthon sambt seinem .eib, kint und gesint alle vest-, son- und feirtäg das ambt der heiligen meß, darinen allain gott geehrt und gebeteln wird, vleissig besuchen, die heilige predig heren, den gebotten gottes und der kirchen mit eufer gehorsamen und sich ohne wolerhebliche  ursachen (da hierinnen gar wehnig entschuldigen und zuelässig sein) davon nit absendieren und darfür andern leichtfertigkeiten oder seinen geschäften  alus.. .. .. .. .. ben, wo nit .fter  doch im jahr wehnigist alle österliche zeit beichten, die begangnen sünt bereuen und büessen, darauf auch bei seinen ordenlichen seelsorger und pfarher cristlivhen catholischen gebrauch nach den wahren und zarten frolnleichnamb Cristi Jehsu empfahen  solle.

Es solle auch kainer seine kinder oder bluetserben (do er derselben in seinem brott [und] diensten hat und meshtig ist) an sectische ort ohne vorwissen vorberürts herrn rentambtverwalters  oder wer künftig dessen stöl ordenlich bedienen würdt, zu diensten nit verlassen, so wehnig  auch den dienst- und ehehalten gestatten das si ihren willen nach an sectische ort laufen und den vermainten  gotsdienst besuchen derfen, sondern allen möglichen  vleis fürkeren das si zu der cristlichen catholischen religion bekert, darinnen erhalten und selig werden.

Wie nun auch zum virten bißhero alten cristlichen catholischen gebrauch nach gar löblich und billich erhalten das under des rendambts jurisdiction kaine kinder anderer  orten nit getauft, kein coppulation frembder  enden fürgangen  so wehnig dieselben verricht worden, es haben sich dan die preutpersohnen hievor bei iren ordenlich- fürgestellten seelsorger mit der beicht und comunion  eingestellt: also und nit anders soll es auch hinfürohn aller orten gehalten und durch die richter insonderheit darauf guete achtung  geben werden;  dan wo  sie hierinen nachlässig erfunden, .urden  si sambt den übertretern gestrafft werden.

Es sollen auch forthin die richter oder ire beistender kainen der herrschaft zu ainem stiftman fürstellen, man habe dan guet und wahres .issen das er der catholischen religion zuegethon  sei oder habe von ainem catholischen briester seiner nägsten beicht und communion  schrift- oder mündlich  glaubwirdige kuntschaft furzulegen. daneben  angelobt und versprochen bei derselben mit eüfer steif zu verharen, leben und sterben.

Weilen nun hierdurch irer f. d. unsers gnädigisten herrn etc. entlicher .illen und mainung  deroselben richter und underthonen  vorgemelt angedeut, doch sich demselben  zuwider  ainer oder der ander (hierunder niemants außgenomen   noch verschont)  befänden  der underm  schein der frümbkeit heuchlen oder gleichßnerei treiben wurde: deme oder demselben solle in dem negstvolgenden .. .. .. .. . zuestiftung aufer|legt, daneben all sein halbe haab und güeter zur kirchen  eingezogen, dan mit ungnaden ohne abschiet geurlaubt werden.

Daneben wellen und bevelhen  auch ire f. d. etc. das nachvolgende articln und  satzungen bei deroselben rentambt  und herrschaft Khünigstetten vermög  grundbuchsordnung sollen wahr, vest und  stät gehalten .erden:

Nemblichen,  das nunmehr  hinfürohn ainicher grunt, es seie hauß hoff wissen äcker weingarten  getreider holz wun  und waide, ohne vor .issen und bewilligung  der gruntoberkeit  bei straff des versatzgelts das darauf ligt nit solle versetzt werden. o es aber ihe wider solch verbot beschehe, solle dem clager zue einbringung  des satzgelts kain außrichtung beschehen, auch die vexung des versetzten grunts nit passiert sondern zue der herrschaft eingezogen werden.

Wan  heuser oder gruntstuck künftig verkauft, sollen nit mehr als zwo wehrungen  im jahr zur bezalung benent und geschlossen werden;  es müesste dan die rentoberkeit aus ungelegenheit der fähl und zeit, so hierinnen auch wol zu erwegen  und zu bedenken,  etwas disponiern müesen.

... .. .. . guetern, es sein ganze halbe oder viertl|lehen, behaust oder ledig, solle künftig ohne sondere  ursachen und vorwüssen  der herrschaft nichts verändert oder von ainem aufs ander haus verwendet werden;  in bedenkung das vilmaln durch dergleichen alienationen so ohne willen und wissen beschehen  die zuegeherung  von  den heusern  und lehen entzogen, das sodan  das wehnigist  an der zuegeherung  sambt dem  dienst verbleibt.

Es solle auch kainer ohne vorwüsen  und willen der oberkeit ainiches haus noch andere gruntstuck, wie die namen  haben  mögen, weder  verkaufen oder verwechslen, und do er auf sein begehrn ainen consens erlangt dieselben failen gruntstuck an den ort wo die hingeherig sein, wie das von alters herkumen,  drei täg rüefen lassen;  und sollen almal desselben orts inwohner,  wo si anders der herrschaft underworfen,  vor  andern und frembden  den ersten zuetrit zum kauf haben. urden  si es aber verschweigen und also dacite mit einem andern ainen haimblichen  contrabant machen, sollen si über beschehene  erinnerung  dieselben oder demselben grund verwürcht  haben.

Es solle auch kain grunt verkauft werden, es sein dan die bestimbten fristen des ersten kaufs vom  kaufer völlig außzalt und er stehe im grundbuch darumen  rhueiger nutz und gwöhr  eingeschriben, bei verwürchung der ersten wehrung  oder der suma gelts so er daran geben.

Die underthonen  sollen nit abziehen noch verkaufen, sie haben dan verwilligung fürzubringen. hingegen  soll auch kainer aufgenomen  werden, er habe dan seinen gefertigten abschiet von seinem negsten herrn auf begehren darzulegen.

Ain ieder underthon  oder verkaufer sole schuldig sein nach getroffnen und geschloßnem  kauf die erste wehrung  alßbalt zu erlegen, sich und sein weib alßbald an nutz und gewëhr schreiben ze laßen. umb den übrigen halben thail mag der kaufer dem verkaufer ain schuldzetl geben und ihme under der oberkeit fertigung das gruntstuck zu ainem hypotheca fürzaigen.

Wan  der man, das weib oder der herrschaft wais abstürbt, das soll man  der oberkeit alßbalt anzaigen, damit durch dieselben die inventur, spörr und andere in disen fählen hochnotwentige  fürsehung beschehe und durch langwüriges  zuesehen nit unverantwortliche gefahr daraus entstehe.

Alle conträct, ablesungen und  testament sollen vor und mit wissen auch aigner fertigung der gruntoberkeit und sonsten von niemant andern beschehen;  es wehre dan sach das der testamentmacher oder ain weib so nahent in gfahr ires lebens stienten das sie ihres abgangs, do hierunder allerst die oberkeit erlangt werden müeste, zu beförchten währe: so mag der krank ohne hindersichbringen  gar wol testiern. doch sollen die kranken oder wer testiern wolte, wan  er die sach selbs nit verstiende. von denen anwesenten  und berufnen zeugspersohnen  aller circumstantien, wie und  was gestalt ain ieder testiern solle, woll underrichten, damit nach desselben abgang  nit ihre unrichtigkeit und disputation hieraus ervolge. bevorab solle man zue betreuung der gottsheuser und haußarmer  leut nach iedes vermögen  vleissig vermahnen und informiern.

Kain wittib oder wais solle nit macht haben sich ohne vorwissen und erlaubnus der rentoberkeit oder wer dieselben stöll ordenlich vertrit zu verheurathen,  sondern dieselben darumben  ersucht, die jhenigen aber so wider dise nutzliche satz- oder ordnung thäten, sollen nach der oberkeit discretion gestrafft oder nach  gelegenheit ihres verbrechens inen ihr erbgüetl gar eingezogen werden.

Also sollen auch alle partheien, es sein gleich wüttiber witib oder erben, ihre ableßbrief getroffne conträct testament heurath- oder geburtsbrief neben  erlegung billicher gebür, schreib- und siglgelts zu erhaltung gueter ordnung  und  ru.. .. .. .. . endts zu rechter zeit unangemahnt bei der oberkeit ersuchen lassen, erheben und zue ihren handen bringen zue ihrem selbsaignen nutz und gueter richtigkeit.

Es sollen auch die richter ales ernsts mit vleiß darob halten damit die inleut, man- oder weibspersohnen,  sich ohne vorwissen  der oberkeit nit underschlaipfen, sondern  ain ieder haußwirth  seinem inmahn  bei dem markt- oder dorfgericht, wie vor alten zeiten der gebrauch  gewest, umb zweenunddreissig  gulden  pürgschaft laiste, und das anvogtgelt für ain convolk funfzehen kreuzer, von ainer ainzigen persohn siben kreuzer zwen pfening bezallt und in das anvogtbuch  eingeschriben  und solch gelt jehrlich der oberkeit mit ainer gefertigten zetl zuegestellt. sonderlich solle kainer der nit von dem nägsten ort do er vor disem gewest, kuntschaft fürzuweisen habe, angenomen,  er hete sich dan im selben dorf etliche jahr an einander unstraffmessig verhalten und seiner redlicheit auf bestimbte zeit kundschaft fürzubringen. . . Es sole auch forthin kain lödiger gesöl, er sei in- oder außlendischer geburt, zu kainem nachbern  angenomen  oder h.. .. .. .. wo.. .. .. .. .erden, er habe dan seine kuntschaft ehrlicher geburt fürzulegen oder solche, damit er auf die zeit so ihme die oberkeit bestimbt zu abholung derselben setzen und zuelaßen wurde, zu derselben contento ordenlich zu verbürgen.

Die richter und ihre geschwornen  sollen hiemit treulich gewarnet sein das si höher nit straffen oder mehre  straffen einemen  weder die von alters hero zuegelaßenen zweenundsibenzig  pfening. dan man hat glaubwirdigen bericht das si vil mehr  und öfter mit disen zweenundsibenzig pfening und umb  aines trunks willen gar vil hochstraffmässige händl vertuschen und underschlagen,  dardurch  si dann  zue allerlei sünden und lastern ursach und anlaitung geben, darzue gleichsamb thür und thör eröfnen und den eingang machen. das wil man  forthin zu pflanzung gueter manzucht  und erhaltung  gueter policei nit mehr gestaten. da hierinen iemant sich wissentlich vergreifen würdt, der sol nach ungnaden  gestrafft .erden.

Wie forthin die hochzeiten versprechen  kindl- und gastmäler anzustellen und was ordnung  sich die leutgeben zu gebraüchen  und verhalten haben solen.

Erstlich ist gar glaubwürdig  fürkomen  das alle und iede hochzeiten versprechen kindl- und gastmäller schir mehr bei den unvermöglichen  pöfl als denen so es im vermögen  haben, mit grosser unpassierlicher unordnungen angefangen werden, indeme si gleich so garr und öfter am freitag, dem allerheiligsten bittern leiden und sterben unsers lieben herrn und hailants Jehsu Cristi, zu sonderm  despect als anderm zulässigen unverbotnen zeiten die spilleut haben, bei demselben  spil inn heüsern und auf der gassen offentlich herumb springen danzen jubiliern und allen schendlichen muetwillen gebrauchen;

Zum  andern, im essen und trinken gar kain maß und beschaidenhait halten. dan sovil die hochzeiten betreffen, die fahen sich nit an wie bei unserm  fromen  voreltern und alten der gebrauch und löbliche gewonheit herkumen,  mit gebet und danksagung,  sondern nuer im fressen saufen jubiliern, darzue dan die alten man- und weibspersohnen,  ohne alles hindersichgedenken das si der jugent mit ainem gueten exempl vorzugehen schultig, ohn alle forcht und scheuch treulich helfen und also die jugent in ihrer boßheit sterken und zum besen ergernus ursach geben.

Dritens wirdt auch kein anzahl der persohnen  bei den hochzeiten observiert, sondern welcher mehr  aufbringen und laden kan, deme ist es bißhero ohne allen widerstant vergönt  und zuegelassen worden;  darzue auch ain solcher verschwendlich-  und überflüssiger uncosten von victualien durch das preutvolk in beraitschaft gebracht, daraus man die statlichisten malzeiten und speisen zuerüchten könen, das sich darüber zu verwundern .ie hoch der gemaine mann sein eüseristes verderben und den untergang gesucht hat;  und wan man vermaint  und gehofft die hochzeit soll am andern tag, da nach dem weißgelt zu nachts die haubtmalzeit geraicht, ain ent genommen   und ain ieder wider  nach haus zu seiner wirtschaft und verrichtung gezogen  sein: so hat alerst die junge pursch, das ledige gesindl am  driten tag angefangen  iren muetwillen  zue treiben, darzue sich alle hochzeitleut, mann  und weib jungs und alts clains und grosses, geschlagen, alle und iede der jhenigen heußer  die der hochzeit beigewohnt durchloffen und  abgart, sich darinen nider gesetzt, wider gefressen und gesoffen so lang es inen gefellig gewest, und das noch mehr, man zue ihren abzug denselben nach iedes vermögen  ain steur und hilf von air schmalz mel  rinder- und  schweinen  fleisch neben  andern victualien mitthailen müesen;  .as si nun dardurch ersamblet oder erbetlt, davon hat man sambt deme was bei der hochzeitkuchen  die vorigen zwen täg erübriget worden .ider ain malzeit zuegericht, welche sich hernach noch weiter hinaus ain, zween oder fast drei täg erstreckt, ja sich so unverschambt  gegen dem neuen eheleuten verhalten das si ihrer im hauß immer  erwarten derfen, sondern si dis grobe gesündl anders fortbringen wellen, von inen genzlich absendiern müessen;  aus welher unordnung  des jungen und alten unverständigen groben ungezämbten  wilden hauerpöfls die sach laider dahin gerathen das gleichsamb kain ehrlicher man  dem andern zu ehren schier mehr kumen  darf, nit das er den hochzeituncosten  scheucht sondern  das schendliche schmarutzen  und betln, damit ainer das seinige ohn alle noth und ursach mit disem unersedlichen podenlosen  gesindl bei haus anbringen mues. schier gleichmässige unordnung  und überflüssige verschwendungen in speis und trank wirdt auch bei den versprechen, mallzeiten und kindlmälern, und in suma im saus und lueder nit ainen, zwen ja öfter drei vier täg an einander ligen, wider der cristlich catholischen kirchen statuta und ordnung  befunden, das gmainglich  alle versprechen am phinztag angestelt, das hernach der preitigamb am freitag sich gegen der prautwerbund heurathsleuten mit ainen fischmal und was darzue gehörig einstellen künen;  darzue wird nichts underlassen was ainem gueten muet und frölicheit macht;  dan hat man am pfinztag die spilleut und dergleichen musica geübet, werden si am  freitag zum springen und danzen nit wehniger gebraucht; so hat es sich noch wol zuetragen derfen das am sambstag kainer vom  andern kumen  biß man mit einander ein stuck fleisch verzert. die kindlmäller und malzeiten haben auch schwerlich vor dem driten tag ihr entschaft erraicht;  da hat ebenßfalls alle täg ain grosser überflus von speis und trank sein müessen. as aber under  dem schein dißer langwürigen hochzeiten versprechen kindl- und gastmäler nit allein vom ledigen hauerund pauerngesindl sondern gar von den eheleuten selbs für unzucht leichtfertigkeit gottslestern, hievor ungeherts schelten fluchen greinen zanken hader schlagen  und raufen (deme allen das langwürige  kriegswesen  mit verwürung  aller gueter sitten alle thür und rigl aufgestoßen) auf die pan kumen,  das geben laider die ietzigen jungen frücht so noch verhanden  zu erkenen.

Nit wenigere  unordnung,  allein umb  des aignen nutz wilen, den gesten bei den würthen  und leutgeben verstattet, die alerlei spil mit würfl und  karten zue- und wider  des verboth  ganze nächt bis an den hellen lichten morgen  sitzen lassen und noch  darzue all andere unzucht  mit schelten und fluchen zuesehen, nur das inen der wein außgeht und si das gelt von inen bringen. und do der allmechtig gott sein grundlose barmherzigkeit, güet und milde, seinen gerechten zorn (dene dergleichen gottslesterlichs leben überflüsig verursacht) nit fürgesetzt, wehre kain wunder es het aines solchen acts allein ein ganzes dorf oder lant entgelten müessen;  dahero  niemant fragen darf wie, wo  und aus was ursachen doch der allmechtig gott sovil unglück, so wir nunmehr  lange jahr mit eüsseristen schaden empfunden  und außgestanden,  uber uns verhengt.

So dan aus solchem uberfluß und verschwendlichem  leben (wie laider augenscheinlichen  zu sehen) meniclich gleichsamb fürsetzliches verderben und armueth  nit allein ervolgt, sondern benebens auch alle victualia (deren gebrauch uns der allmechtig allein zue leiblicher notturft gegeben) sündlich mißgebraucht,  in staigerung gerathen und vertheurt, das diselben zur notturft umb kain rechtes gelt mehr zu bekomen,  sondern gegen den vorigen und eltern jahrn  doppelt überzallt werden müessen .. .. .. .. allen hailsamblich zu begegnen, den schent- und schedlich langwürigen  müß|brauch, .iesten wilden bestialischen leben (daraus alle sünt, schant und laster zue anraizung des göttlichen zorns iren ursprung nemen  und haben) dermalen abzuschaffen und ain end zu machen,  darfür aber ain erbar züchtig eingezogen politisch christliches leben wider zu halden, pflanzen und anzustelen:

Haben  demnach  ire f. d. aus zeitigem rath und wolbedachtem  gnädigisten .illen nachvolgende  maß  und ordnung  gesetzt, wie es nemblich höchsternant  ihre f. d. fortan under ihren Khünigstetterischem  rentambt und gebiete mit den versprechen hochzeit- kindl- und andern malzeiten auch mit der tractation gehalten haben wellen:

Als nemlichen  und  fürs erste, das hinfürohn die anzahl  der persohnen so wol im markt als auf den dörfern also eingezogen sein das zu ainem versprechen, kindlmalln oder andern gergleichen wülkürlichen privatmalzeiten, .ie die namen  haben mögen, mehr nit als zwelf, zu den hochzeiten und deren mallzeiten aber bei denen so es in solchem gueten vermögen haben vierundvierzig, bei den unvermöglichen  aber zwainzig und nit mehr  persohnen  (darunder auch  das preutvolk, dessen beederseits freuntschaft, briesterschaft und  die vom  adl oder ambtleut, wo ainiche darzue beruefen wehren,  zu verstehen), bei straff aines pfunt pfening für iede persohn, so der preutigamb  der oberkeit gleich nach der hochzeit unableßlich zu bezalen schuldig. zum andern solle auch auf solchen mallzeiten und hochzeiten in den speisen solch moderation und beschaidenheit gehalten werden das man auf deren kainer über sechs oder acht gekochte speisen nit auftrage;  .elcher hierwider zu handlen betretten wurde, solle der breutigamb  für iede über ietzt bestimbte zahl aufgesetzter speis umb ain pfunt pfening gestrafft werden. und sol hiemit iede hochzeit und versprechen mit drei oder maist vier malzeiten am  dritten tag beschlossen, das haußiern und abgarten am dritten tag der jungen gesellen, mans- oder .eibspersohnen,  hiemit allerdings verbotten  aufgehebt abgeschafft und eingestellt sein. kain versprechen solle über zween  tag weren;  und welche hiewider betreten und am dritten tag bei dem preütigamb  weitere zusamenkunft mit essen und trinken von den geladnen gesten frembden befreunden und bekanten beschehe, wird die oberkeit gegen den verbrechern unableßlich gebürliche straff fürzunemen wissen.

Das aber die würth und leutgeben bishero auch wider ordnung und verboth uber die g.. .. . nd bestimbte zeit in die nacht in ihren heusern beim wein, würfl und karten  sitzen lassen, ist hinfüro geordnet das kain .ürth oder leutgeb im sumer zu nacht uber neun uhr, wünterszeiten aber nach der pürglocken die anhaimbischen  nit sitzen, auch vor den vest- und feirtägen vor der süngszeit kain trank außgeben so wehnig lasse;  es weh re dan sach das solches für alte kranke leut, kindlbetterin und dergleichen so solcher ordnung  und geboth nit underworfen,  abgeholt wurde. item, do in ainem leutgeb-, wirth- oder gasthauß  frembde gest, welche auch nit allmal frue oder spat kumen künen, kan man denen ires sitzens, essen und trinkens halber auch kein gewise mas furschreiben oder ordnung geben;  doch mag si der würth derselben auf zuetragende gelegenheit erindern und mit inen also discret sein das allerseits allerlei ungelegenheiten verhüet werden.

Wehr  oder welche nun  hieobbeschribne  specificirte puncten, in .aßerlei weis das beschehe, hierinnen niemands  außgenomen  noch verschont, .bertreten wurde, wie man dan deßwegen  zu auf- und nachsehern sonderbare leut bestellt, der soll nach gelegenheit des verbrechens in irer f. d. hechste ungnad und straff gefallen sein.

Was  aber über ditz wüchtiger- oder straffmässigers fürfülle, solle ieder richter unverzogenlichen, sonderlichen was mallefitzhändl sein, der oberkeit, zumal er des herrn negste hant, dan solches von ambt und oberkeit .egen, wie er das gegen derselben und gott den allmechtigen künftig verantworten mues, auch zu thuen schultig ist. da aber ain richter ainem verbrecher aus freuntschaft, gefatter- oder sibtschaft schieben, umb  gelt oder anderer schankung  willen durch die finger zuesehen, also dergleichen laster und verbrechen bedeken und verschweigen  wolte und doch darüber betretten, solle alsbald mit ungnaden  von seinem ambt entsetzt und umb den vierten thail seiner haab und gueter gestrafft werden. dessen zu wahrnung und vätterlicher fürsorg ieden ihrer f. d. unsers gnädigisten herrn dorf- und gruntrichtern dise satzung  und ordnungen  zue iedes nachrichtung zuegestellt, sich darinnen zu ersehen, seinem ambt  und bevelch zu geniegen nachzukomen  wisse.

Iedoch so künftig über klurz oder lang die vilfeltig vertröste landtaffel geschlossen und von ihr kön. maj. bubliciert, in disem lant Össterreich besser und nutzlichere ordnungen weder hieoben  specificirt mitbringen und mehrers  erleutern wurden,  sein ire f. d. dises gnädigisten erbietens solche fürgeschribene puncten widerumben aufzuheben unnd wiie billich nach der landtaffl zu corigiern und richten.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichische Nationalbibliothek | InvNr.: Cod. 14.781 (Suppl. 2340) | Seiten: 15a-26b |
Herkunft / Fundort
Königstetten | BH: Tulln | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1610 - 1620
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 77-85, Nr. 7/III (Edition).

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