Hürm und Mank, Banntaiding (17. Jh.)

1.

Formular der Abhaltung. Bl. 108ä-111ä.

Panthaidung Hiermb und Mänckh,  wie sie sich gegen einander verglichen.

Volgt wie man sich bei den panthaidingen verhalten soll.

Erstlichen redt deß herrn würdigkait schaffer, hoffmaister oder aber wer darzue erfordert wirdt also:

'Mein gnediger herr N. N. regierender herr zu St. Pöldten deß gottßhauß etc. hat betracht und für guet angesechen, damit seine underthanen und andere in fridt, ruehe und ainigkeit bleiben mögen,  derhalben ein offens panthaitung, das euch und  anderen zu rechter gewöntlicher  zeit verkündt  ist worden, durch mich alß seiner würdigkait  unwürtigen anwalt auf heutigen tag zu besizen, zu halten und zu volbringen. auch werden euch kaiserliche, königliche und fürstliche freihait gelesen werden, darin etliche vil groß peenfahl begriffen sein, welche euch alß gehorsamen  underthanen und auch all anderen nach gelegenheit der sachen schultig seint zu wissen und euch darnach zu richten und für solchen peenfahl verhüeten mögt. und soll alß[dan]das panthaitung  nach deß gottßhauß freihaiten angefangen  und gehört werden.

'Darumb  mein genediger  herr auch verordnen wurt  einen richter und dem genuegsamen  gewalt das panthaitung  anzufangen, und zum ent mit sambt seinen beisizern vollenten wirdt.'

Dominus  reverendus  vel alius dat iudici baculum, et iudex incipit:

'N., so euch mein gnediger herr auch gefordert und gesezt hat zum vormunt  und einen ieden zu reden sein notturft über die schrann, so frag ich euch ob mich mein gnediger herr sezt und schafft den gerichtshandel anzunemben  und [mir] genuegsamb gewalt und gerichtstab überandworth und  ich genuegsam  sei mich deß anzunemben,  sover das recht erleiden mag ? das gebt mir andworth.'

Der vormund  gibt antworth :

'Herr richter, ich sprich das mein gnediger herr genugsamb  gewalt das zu thuen hat und euch auch gesezt und genuegsamb  gewalt geben den gerichtshandl anzunemmen,  und ir auch genuegsamb  seit den anzunemmen, und die recht mögens  auch wol erleiden;  das gib ich euch antworth.'

Iudex interrogat:

'N., auf solches frag ich euch rechtens ob mein gnediger herr oder ich an seiner stadt alß angesezter richter heit mögen besüzen die schrann und richten offens panthaiding  und hören lesen die freihait und privilegia deß erwürdigen gottßhauß, die sie haben von kaisern, königen und fürsten von ainen auf den anderen ?'

Assessor respondit:
 .So sprich ich das ir an stat meines genedigen  herrn alß angesezter richter heit mögt besizen die schrann  und richten das offen panthaidung und da lassen hören die freihait and privilegia deß erwürdigen gottßhauß, die sie haben von kaisern, königen und fürsten von einem auf den anderen.'

Darnach  besizt man die schrann.

'N., ich frag euch rechtens ob ich meinen gnedigen herrn die schran mit ersamben  rechtgeschaffenen leüten genuegsamb  besezthab, deß zu recht genueg ?'

Der andworter gibt andworth also:

'Herr richter, ihr fragt mich rechtens, so sprich ich daß ir alß sitzender richter meinen gnedigen  herrn die schrann mit ersamben rechtgeschaffenen gueten leuten genuegsamb  besezt hab, das zu recht genueg ist;  das sprich ich zu recht auf euch und auf das erbar geding.'

Interrogatio iudicis:

,N., ich frag rechtens ob es sei an der zeit und weil, stunt oder tag daß ich meinen gnedigen  herrn richten mög  das offen panthaiting nach laut der freihait deß würdigen gottßhauß ?'

Responsio:
 .Herr richter, ihr fragt mich rechtens, so sprich ich das es sei an der zeit und weil, stunt und tag das ir meinen  gnedigen herrn richten mögt  das offen panthätung  nach laut der freihait des würtigen gottßhauß, daselbs hören clag antworth redt, und widergehen  lassen waß recht ist;  das sprich ich zu recht auf euch und meinen herrn.'

Ein ieder der in dem  panthaidung  beklagt wurt, den soll man zu dreimallen ruefen. kombt er und verandwortet  sich, ist guet;  kombt er aber nit, so fragt der richter durch den vormunt:

,N., nachdem  dir gnuegsamb  gerueft ist worden  und erscheint nit in antworth, frag ich euch rechtenß.'

Der vormunt  antwortet:

'Seitemahl das der auf den heitigen tag nicht mit antworth  kombt nach  solchem beruefen, so sprich[ich]zu recht das der anclager erlangt hat zwo clag;  das sprich ich zu recht auf euch und auf meinen  herrn.'

Iudex interrogat assessorem an recte iudicasset?

Die clag soll man aufschreiben und  in dem nachdätung  wider affirmirn[und]repetiren.

Item, kainer soll ohne erlaubnus nicht wegg gehen, nur allein er begnüeg und bezall ehe den N. herrn schaffer seiner fürstant, der dienst steur zehent und wandl und all andere schult, bei einer peen fünf ungerische gulden. elcher aber sein schult nicht bezallen möcht, der versprech oder verbürg sich der schult halben auf einen gewissen tag, der entlich benent ist, die zu bezallen. und wie derhalben gehandlet wirdt, dasselb[soll]mit vleiß aufgemerkt und im nachtädung  und zu ander zeit gefordert von inn .erden.

Beschluß

Daß panthaidung  durch bemelten  erwürdigen herrn herrn N. brobst deß gottßhauß St. Pölten auf den heutigen tag beschechen hat ire genaden seinen underthanen zu nuz verordnet, damit die fünsternuß der unweißhait und  alle mißhändl  abgethan und verwilligt werden  und das recht verstäntig hinfihran in allen handeln rechtfertig verbracht und  selliklich zum  ent gefürth werde, dadurch sich firan all und ieglich clager und antworther von unrechter und zuefallender clag und andworth  zu verhüeten .issen.

2.

Text.

Bl. 111^b-120 ^b.

Vermerkt die gerechtigkaiten und freihaiten deß gottshauß St. Pölten über die pfarr Hyrmb und Männckh.

Art. 1- 5 = Text I 2, S. 463, 27- 464, 14. Art. 6-8 = Text I 2, S. 464, 26-30. Art. =  Text I 2, S. 464, 22-25. Art. 10. 11= St. Pölten (oben nr. 44) I 1, S. 276, 26-28. 32-34.

Vermerkt die gerechtigkait und freihait zu Hyrm und Mänckh.

Art. 12 = St. Pölten I 2, S. 279, 14-18. Art. 13-17= St. Pölten I 1, S. 274, 1-32.

18. Item, wir melten:  ob ein junkfraw  ainen umb nothzwang  beklagte oder beraubung  ihrer ehr mit gewalt beschechen wehr, so soll der ambtman  mit den geschwornen  nach im greifen wo sie in finden auf dem guet, und  dem lantrichter nach deß aigens recht alß ainen schödlichen antworten. deßgleichen ob einer oder eine in dem ehebruch oder zauberei begriffen offenbar wurte, ob die geistlichkeit nit darinen handlen wolt, so mag der ambtman  mit den geschwornen  solchen oder solche erfordern und urlaub ob dem grunt geben, deß seint si hinfihron unentgolten, doch zuvor am leib und an guet nach genaden zu straffen.

19. Item, wir melten:  wer von deß gottßhauß  diener oder dienerin .aß kauft deß nicht sein ist sondern deß gottßhauß, alß oft man daß erfragt oder innen wirdt, eß sei klein oder groß, ist die wahr under siben pfening so ist er zum wandl  zwenundsibenzig  pfening, ist eß aber über ein halben gulden werth so ist er umb fünf gulden zu straffen.

20. Wer ein grunt von dem  gottßhauß  innen hat und  den dienst verlaugnet oder verschweigt und  nicht ansagt, ist zum wandl dem vogtherrn fünf gulden und die ausstänt und dienst zu bezallen schultig.

21. Welcher  holt oder holtin ohne erlaubnus heimblich von seinem gemahl und behausung  wegg ging, ist seines thails deß hauses und guets, ligendes und fahrunds, dem gottßhauß verfallen, doch auf genadt.

Art. 22-28 = St. Pölten I 1, oben S. 275, 13-276, 25. Art. 29-36 = St. Pölten I 1, oben S. 277, 16-278, 5.

37. Wir melten:  wer bei den panthädting nicht ist oder erscheint, auch ein ieder haußgenoß,  wehr das nit thuet ist zum wandl 72 dn verfallen.

Art. 38-40 = Schauching (oben nr. 48) I, S. 291, 3-13. Art. 41-44 = St. Pölten I 1, oben S. 274, 33-275,12. 277,7-15.

45. Wir melten das der herr brobst freie wall hat ambtleüt auf- und abzusezen. und welcher solchen gesezten und verordneten ambtman  nicht gehorsamb  wehre, der ist zum wandl  32 dn;  thuet es aber einer mit frevel, so ist er umb 6 ß 2 dn zu straffen.

46. Alle behauste güeter oder die andere grünte und güeter haben unter den gedachten gottßhauß und die verkaufen wöllen, die sollen sie im am ersten anfailen oder seinen ambtleiten. der es aber überfehrt oder .bertridt, ist zum wandl  32 dn;  thuet es aber ainer mit frävel, so ist er umb 5 fl. zu straffen.

47. Ob einer dem andern schaden thet mit seinem viehe in äckern in .eingärten in wisen in trait im garten oder in anderen güetern, alß oft er beklagt wirdt so ist er zum wandl  32 dn und den schaden abzutragen, auch die nicht der herrschaft sein.

48. Ob einer wer der nit die rechte mark baute, der ist zum wandl umb 32 dn. thuet es aber einer auß frevel, so ist er umb 6 ß 2 dn zu straffen.

49. Ob ainer dem anderen  mit pflueg oder wagen  über ain angepauten acker fëhrt, der soll den schaden erben und geben zum wandl 32 dn.

50. Ob man  auf unsern grünten ain beschau hielt durch die nachberschaft und noth  thet markstain  zu setzen, weg oder graben zu machen und raumen,  und einer daßselbig ansagen veracht oder anruefen, ist zum .and. ß 2 dn.

51. Ob einer sein feurstatt nach der beschaw in vierzechen tagen nit bessert, soll in der ambtman  mit den geschwornen  oder wen  er darzue verordnet  die feurstath niderschlagen, das sein sie unentgolten, und sol geben zum  wandl 6 ß 2 dn.

52. Ob einem in seinem hauß ein feur außkemb und kombt nit weiter, ist zum wandl 5 fl.; kombt es aber weiter, ist verfallen leib und guet.

53. Wer mit gott schildt, ist ohn alle gnad zu straffen umb ain pfunt .ax  zu dem gottßhauß  oder soll offentlich stehen ein halben tag in der prechel bei der kirchthüer. er  sich dessen sezt, ist zum wandl 6 ß 2 dn. thuet eß aber einer mit frevel und übermueth,  ist dem vogtherrn verfallen 5 fl. ohn alle gnad.

54. Wer viech, eß sei ochsen küe kelber saw schoff lemper, schmalz vögl oder visch ohne erlaubnus oder ansagen verkauft, ist umbsonst deß viechs verfallen so es noch  verhanden  ist, so eß aber verkauft ist zum .andl 6 ß 2 dn ohn alle gnadt.

Daß sein also unßer rechten, freihaiten und altes herkomen lenger dan mentschen  gedechtnuß  gehalten worden, nach der fürsten von Ösßterreich reichliche begabung  privilegirt und bestättung begabt und begnadt N. brobst und convent zu St. Pölten an der Traißen, alß bäbstlich bischofflich königlich und kaiserlich brief und bestättung außweißen.

Ob irgent ein persohn, sie sei geistlich oder weltlich, wider solche unßere recht aufsazung  fürstliche begabung  privilegien mit fraventlicher dirstigkeit handlet mit worten oder werken, wer der ist, ist dem lantßfürsten seiner fürstlichen durchleucht  zum wandl verfallen zechen march golts in die cammer und auch dem gottßhauß peenfahl, wie dan die fürstlichen brief und sigil außweißen.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Handschriftensammlung B 69 | alte InvNr.: Kod. 176 | Seiten: 108a-111a;111b-120b |
Herkunft / Fundort
Hürm | BH: Melk | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1600 - 1700
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 464-469, Nr. 76/II (Edition).

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