Hollenstein und Göstling an der Ybbs, Ehhafttaiding (1533)

1533 März 31.

Philipp Bischof von Freising urkundet: Da in den Ämtern Hollenstein und Gestling in die freisingische Herrschaft Waidhofen a. d. I. gehörig das eehaftthadingpuch, .elhes unsere urbarsleut der bemelten zwaien ambtern  geschriben und aufgericht auch altem gebrauch nach jerlichen zu den gehalten eehaftthädingen  verlesen lassen,von den Bischöfen von Freising bisher nicht bestätigt worden war, habe er auf Bitten jener Untertanendasselb ersehen und aller gelegenhait nach gehabter erfarung und empfangem  bericht mit unsern treffenlichen retten beratschlagen lassen und in rate funden, dieweils zu erhaltung der rechten und gerechtigkeiten auch alten loblichen gebreuchen dienstlich, ine in irem begern stat zu thun, doch dergestalt: dieweil etlich articl darinn tunkl und aines unlautern verstants gewest, etlich uberflussig, zum  thail manglhaftig, auch etlich uns an unser jurisdiction und obrigkait nachtailig, haben  wir die geleitert pessert verkert verneut und in nachvolgend  ordnung  und  satzung gestelt;  unter Vorbehalt des Rechtes für sich und seine Nachfolger sie alle oder zum Teil zu mehren, zu mindern, zu korrigieren oder gar aufzuheben.

Hierauf und furs erst ordnen, setzen und wellen wir das jerlich zwo thäding, nämlich aine des montags  nach Georgii und di ander montags nach unser frauen tag der dienstzeit, doch baid zu Hollnstein, gehalten .erden. und soll ein ieder haußgenoß  oder vogknecht auch andrer herrn leut, die dann im ambt  Hollnstein sein und im ambt Gessting  und lantgericht gesessen sein, bei disen zwaien thädingen zu Holnstain an gewondlich dingstat und bei den dreien sprachen so in ieder thäding dem alten gebrauch  nach gehalten werden, ainer sein. elcher das aber ône erlaubnus oder eehaft not nit thät, der ist zu wandl uns vervallen sechzig pfening und dem  ambtman,  aus welhem  ambt, Holnstein oder Gessting, der were, zwelf pfening.

Zum  andern setzen und wellen wir das die haußgenossen  in baiden ambtern ain angesessen im ambt Holnstain zum ambtman  wellen und den unserm pfleger furstellen. soverr dann derselb durch ine pfleger uns und unser herrschaft nutzlich auch dem ambt teuglich zu sein erkend wirdet, soll er durch ine zum ambtman  gesetzt und angenumen  werden;  .elcher ambtman  die thäding besitzen, den gerichtstab in der hand haben und richten soll alles das dann in thäding zu recht furgebracht wirdet.

Und wann also thäding besetzt und gehalten werden, mugen  unsere underthanen irer notturft nach auf iren costen vorsprechen bestellen und auf die thäding bringen.

Weiter  setzen und  ordnen wir: so ainer oder mer unserer hindersessen verkaufen  versetzen schaffen vermachen  oder in ander weg die gutter verändern  wellen, soll desselben ambts ambtman  sich kainer stiftung oder verlassung ainichs guts hinfuro nit underfachen,  sonder das, .o es von den thailen nit selbst beschehe, unserm castner innerhalb vierzehen tagen ansagen, also das solcher contract in denselben  vierzechen tagen, er werde dann mit willen des castners lenger verschoben, vor ime castner zu Waidhoven  bei dem urbarpuch in beisein des amtmans  vollendt und ordenlich in das urbar geschriben werde, doch uns und unsern nachkomen an unsern rechten unentgolden. und welher alienirt und dannoch in der herrschaft bleibt, der soll nach gelegenhait des guts fuderschidung geben, der aber aus der herrschaft zeucht  allmal von zehen pfund pfening ain pfunt pfening zu fuderschidung  bezallen. desgleichen in wechslen, .elher  dem aufgibt, der soll vom  uberschatz den zehenden  pfening zu fuderschidung  zu geben schuldig sein;  sein si aber gleich mit einander, oder das ain vater seinem sun ubergibt, ist man ainiche fuderschidung  zu geben nit schuldig sonder allain di anlait.

Item, wan ein hausgenoß  mit thod abgeet, soll man unserm pfleger an unser stat das pest haubt vich ôn ains zustellen;  das soll nach messigung sein pflegers geschetzt werden.

Das Folgende = I Art. 8-10.

Es soll auch ain ambtman  das landgericht bereiten, ubergeen  und besichtigen und was sich allenthalben geburt erkunden und erfaren.

Das Folgende = I Art. 11.

Beschiecht dann in unserm landgericht und herrschaft ain todschlag, soll der thätter, nachdem  es ain vermessner mutwilliger  todschlag oder ongever [aus] verursachung des entleibten oder aus ainer notwere beschehen .ere, auch sonst alle gelegenhait bewegen  und angesehen, der geburnuß  nach gestrafft werden.

Das Folgende = I Art. 13-15.

Wann  auch unser pfleger den ambtman  seines ambts halben zu reiten oder zu geen erfordern und ausschicken will, das soll ambtman  vleissig verrichten. darumb  schaffen wir ime essen und trinken auch seinem roß fuetter und hew. und wann  einer mit dem pfleger von landgerichtswegen abbricht, solle derhalben was  dem ambtman  volgen [soll]bei messigung des pflegers steen.

Das Folgende = I Art. 18-20.

Desgleichen, wer ain hagken  aufzeucht und schlacht oder mit aim stein wirft, der soll der gebur und seinem verprechen nach gestrafft werden, .o er damit schaden thät.

Item, wer ain schwert zuckt, desgleichen spieß stecken oder andere .er, und damit niemand  schaden  thut, der ist zu wandl verfallen zwenundsibenzig pfening. geschehen  aber schäden, soll er nach gelegenhait seins verprechens  gepuesst werden.

Schlacht dann ainer den andern mit flecher hant, ist er zu wandl verfallen funf pfunt pfening, schlecht er aber mit zugethaner  hant, ain pfunt pfening;  es were dann  das verprechen  oder schaden so groß das ainer pillichen hocher soll gestrafft werden, steet es wie hoch die straff sein soll in erkanntnuss unser nachgesetzten obrigkeit.

Und  wann ainer ain rainpaum  abschlecht oder rainstain ausgrebt und des überwisen  wirdt, der soll nach gelegenheit der sachen  gestrafft .erden, in welher straff dem ambtman  sechzig pfening zuesteen.

Es soll auch hinfuron ône vergunst unsers pflegers in unsern försten .niemand]  nit holz geschlagen. dann wers also thätt, der soll gewandlt werden nachdem  er verprochen  hat. darinn geburn  dem ambtman  sechzig pfening.

Also sols auch mit den visch- und ponwassern  und wildpan nach unser gegebnen  ordnung  gehalten werden. und auf der Ybbs  mugen die hausgenossen  der zwaier ambter von der wier zu Waidhoven  bis an der von Gamming  vischwasser berurter unser ordnung nach vischen wieß von alter ist herkomen;  doch sollen si sich des vischens, es sei mit was zeug das were, an gepottnen feiertagen die inen an der canzl zu feirn verkundt .erden,  bei funf pfunt unser nachgesetzten obrigkeit und dem ambtman sechzig pfening straff, enthalten.

Wir setzen und wellen auch das gedachte unsere zwai ambter Holnstain und Gessting weg  und steg an allen enden, sovil iedem ambt zugehörn und von alter ist herkomen, machen  und underhalten.

Item, wann  ainer oder zwen auf iren grunten oder sonst, umb weu das were, ainer beschaw  bedurftig  wurden, soll der oder dieselben das unserm  pfleger anzaigen und volgend  pfleger den ambtman  und  ainen hausgenossen  auf den grunt ordnen di irrung zu besichtigen;  und welcher dann unrecht gefunden  wirt, ist dem ambtman  zu beschawrecht  schuldig zwelf pfening. möcht  aber der ambtman  sambt dem hausgenossen  die irre nit entschaiden  also das die obrigkeit darauf komen  miesst, das soll ine auf sein begern stat gethan  werden, und der in der beschaw  unrecht gefunden .irt, dem ambtman  zwelf pfening und  der obrigkeit nachdem  er unrecht gefunden  ist.

Welche  hausgenossen [die] bei dem vorst gesessen sein und darein gehörn, ainß holz zu zimern oder seine grunt zu friden notturftig wurde, der soll den vorster darumb  ersuchen, der ims dann zur notturft auch erlauben soll. will aber ainer sein khag pessern, der mag holz darzue schlagen das haggmessig  sei.

Das Folgende = I Art. 30.

Weiter setzen und ordnen wir das ain ieder so ain ambt hat, er sei ambtman  zechmaister  oder mesner etc., sein ambt zu sant Geörgen  tag aufsag. ist er dann darzue teuglichen, mag er verner darzue nach rat unsers pflegers erpetten werden.

Das Folgende = I Art. 37. 38.

Und  was uber zehen phunt  phening ist, das mag  man alher gen Freising oder an unsere anwald woll dingen und appellirn;  aber was under zehen pfunt ist, das soll bei der gesprochen urtl beleiben.

Wir wellen auch  das unser pfleger alle jar etlich geschickt und teuglich zu sich erforder, alle mulen in unser herrschaft Waidhoven  beschaw, das di in gerechtem gericht geen, und was unrecht erfunden wirdet zu wenden verschaffe und der mullner durch unsern pfleger nach gelegenheit gestrafft werde.

Item, wann  ain hausgenoß auf seinen grunt pauen und zimern will, es sei mull sag oder anders, davon  er ain nutz gehaben  mag, soll er das mit vergunst ains pflegers thun, der soll ims soverr [es] uns oder unsern underthanen  nit schaden ist vergonnen, doch die herrnvorderung  und dienst uns hierinn vorbehalten.

Das Folgende = I Art. 46-48.

Es soll auch unsern underthanen bemelter zwaier ambter zugelassen sein, was si zu irer haushaltung notturftig sein zu Waidhoven  an freiem markt zu kaufen, davon si dem richter noch iemand anderm  zu Waidhoven von maut oder pruck wegen zu geben nichts schuldig sein. und entgegen, .as si fur war zu verkaufen haben, die sollen si gen Waidhofen  an freien offen markt  auch bringen und daselbst fail haben. doch soll in alweg der furkauf verpotten sein.

Das Folgende = I Art. 50.

Und wiewols  hie vor alter also heerkomen  das die zwo gemain  zu Hollnstain und Gessting, wan unsere wein gein Waidhoven  pracht worden, drei halb dreiling oder zwai halbe fuder angnumen,  dieselben uns zum treulichisten ausgeschenkt;  .ann  auch unsere wein an den Griensfurt durch  die von Ulmarfelden  gebracht  und die drei ambter volgent geen Waidhofen  gefurt, dieselben sambt den burgern ausgetailt etc.; und es  aber ietzt diser zeit davon komen:  sollen si doch dasselb, wo es sich hinfuron zutrug das wirs oder unser nachkomen  bedurfen wurden, dasselb noch zu thun schuldig sein und dem ôn widerred nachkomen.

Doch wellen wir uns als furst und herr dise obgeschriben satzung und ordnung  unser gelegenhait nach zu meren, zu pesseren, ain oder mer oder si all aufzuheben, an derselben stat ander zu machen  und zu setzen hiemit vorbehalten haben. die geben wir gedachten unsern underthanen der obbemelten zwaien ambtern  Hollnstain und Gessting, mit unserm hieanhangendem secret verfertigt. geschehen  zu Freising, am montag nach dem  sonntag  Judica in der heiligen vasten,.. .. im funfzehenhundert dreiunddreissigisten jahre.

Standort
Seitenstetten | BH: Amstetten | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stiftsarchiv Seitenstetten | InvNr.: Orig. Perg. Libell (Insert in der Bestätigung Heinrichs, Administrators der Stifter Worms und Freising, 1544) |
Herkunft / Fundort
Göstling an der Ybbs | BH: Scheibbs | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
exaktes Datum: 31. März 1533 | Entstehung: 1533 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 710-715, Nr. 106/II (Edition).

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