Herzogenburg, Banntaiding im Obern Markt - Herrschaft Stift Herzogenburg (1566)

1566 Jan. 1.

Pantäding zu Herzogenburg  auf der widen.

1. Zu merken  die ordnung  und  statuten wie es in wällung eines richters und rat des marks auf der widen gehalten soll werden, verneuert durch den erwirdigen edlen und geistlichen herrn herrn Johann  Pültzer  brobbst des gotshauß  alhie zu Herzogburg  etc.

Anfangs,  dieweil ain altes löbliches herkumen  das die wall eines richters und rat auf der widen  an sanct Thoman  tag des heiligen zwölfpotten nach  der singzeit durch  die haußgesessen  burger beschehen,  also soll es hinfüran auch gehalten werden.

2. Es soll auch an demselben tag nach dem singen ungefär umb  die zehent ur vor mittag ain ieder angesessner burger bei dem richter erscheinen und daselb sein gewissen erindern wellicher unß und unserm gotzhauß auch ainer burgerschaft fürtraglich und nützlich sei, alsdann die waal oder stimb auf ainen ratsfreunt bei seinem  ait weder auß freuntschaft noch feintschaft geben.

3. Die zusamenkunft  soll allweg am abent darvor mit des richters bevellich durch den gerichtsdiener verkunt und angesagt werden.

4. Wir setzen und ordnen, wann  die burgerschaft zu sollicher waal versamblt sein, das zwen oder drei des rats zu uns ins closter geen und uns sollichs anzaigen, so wollen wir in aigner person erscheinen oder aber unsern anwalt  darzue verordnen, der die waal  sambt ainen oder zwaien burgern von ainem  ieden burgern insonderhait und in gehaimb aufnemb;  und  wellicher under den ratspersonen in solicher waal  die meist stimm hat, der soll dasselb eingeunt jar richter auf der widen sein.

5. Weiter ordnen wir das hinfüran kain richter auf der widen uber zwai jar nachainander  nit bleib sondern  aus den zwölf ratspersonen  ein anderer erwelt werden soll, welliche zwölf ratspersonen und beisitzer, so dem richter zuegeaigent sein, sollen ains erbarn leben, frumb und fridlich sein, daraus alweg ain richter wie gemelt erwällt soll werden.

6. Auch setzen und ordnen wir: wann ain richter krank wurde  dermassen das er dem  ambt nit vor sein kunt, oder aber uber lant raiset, so mag er aus den zwölf ratsherrn ainen bett- oder angesetzten richter nemen biß er gesunt oder wider haimbkumbt. ausser diser zwaier artikl soll kain angesetzter richter gestat werden.

7. Es soll auch ain gemain macht  haben järlich an obgemelten sanct Thomas  tag nach wällung aines richters drei ratspersonen aus dem rat heraus zu wällen. doch soll solliche wällung aus keinem neit oder haß nit beschehen  bei straff.

8. So sollen entgegen richter und rat andere drei auß der gemain zu inen in rat erwälen, die erbar und tauglich darzue sein.

9. Ain ieder ratsherr sol sein gotsforchtig sitsamb frumb beständig fridlich verschwigen warhaftig, nit neidig noch ubermuetig sonder gueter sitten.

10. Solliche auswechslung  der dreier ratspersonen  soll darumb  beschehen damit die jungen burger neben den alten etwas lernen.

11. Ob aber ain burger zu sollicher wall zu rechter zeit nit erschine und ausser gotts vermitlung  gar aussenbelib, der soll dem neu erwelten richter zu wandl 72 dn schuldig sein, darzue am leib nach gelegenhait gestrafft .erden.

12. Und nach sollicher wall aines richters und rats soll der new erwält richter und rat samentlich mit sambt der burgerschaft zu uns in das closter geen und uns die erwällung des richters und rats anzaigen und den gewöndlichen  ait thuen  und umb  die bestättigung bitten, die soll inen gegeben und verlihen werden.

13. Wir wellen auch: wover ain richter oder ratspersonen aus gunst, neit oder sonst mit gefär gesetzt oder erwält wär der dem gotzhaus oder uns nit teuglich, das wir andere müegen  setzen und ordnen. o aber die erwälung wie sich gebüert beschehen wär, so wöllen wir dieselben bestetten.

14. Wir befreien auch unsere burger, richter und rat also daß si nun hinfüran im rat sollen und müegen  kuntschaft sipschaft zeugnuß  und testament aufnemen,  darauf und darüber mit gemaines  markts insigl zu fertigen und alles das was bei andern burgerlichen  gerichten, stetten und markten  recht und gebrauch ist, zu handlen, zu thain und zu lassen.

15. Es soll auch alweg ire burgerladt, darinnen dann gemaines markts insigl ligt, bei dem richter ligen und zwenn ratherrn die eltisten ieder ain schlüßl darzue haben und ôn ains versambleten  oder auf das wenigist halben rat beisein und vorwissen  nichts gefertigt;  und soll das gefell von dem insigl zu gemainem nutz gebraucht werden.

Vermerkt  das pantäding.

16. Erstlich sollen durch  ain iedlichen richter auf der widen im jar drew  pantäding gehalten werden, darzue ain ganze burgerschaft auf der .iden soll kumen und kainer ausbeleiben bei peen 2 und 6 ß dn.

17. Das erst soll am mitwoch  nach unser frauen liechtmeß tag, das ander am mitwoch  nach sant Georgen  tag, das drit am mitwoch  nach sant Pölten tag gehalten werden. und sollen in den dreien pantäding des gemainen markts nutz betracht und der gemain  und burger beschwärungen angehört und wendung  oder gelegne mitl fürgenomen  werden.

18. Es soll auch als oft ain pantaiding gehalten wirt uns als herrn prelaten oder in unserm  abwesen  unserm  anwalt  verkundt werden,  so .öllen wir oder unsere anwalt hinauß zu dem panthäding kumen.

19. Wir wöllen das in den pantäding drei sprach gehalten werden. und wellicher burger im pantäding die erst sprach versaumbt der ist verfallen 24 dn, versaumbt er di ander sprach ist er verfallen 48 dn, und auch die drit ist er unableßlichen 72 dn verfallen.

Die erst sprach.

20. Fürs erst setzen und ordnen wir aus genaden das hinfüran von den straffen und wandl, si sein groß oder klain, ietweder richter 72 dn und sonst alle andere claine wandl so under 72 dn, zuegehörig sein sollen, davon er ainen dienstpotten, den er zum ansagen und andern gerichtsnotdurften gebrauchen mag, halten soll. as dann uber raichung der 72 dn wie vermelt beleibt, solle den burgern auf der widen zu gemainem nutz anzulegen und zu gebrauchen  gelassen werden, welliche straffen durch den richter und die ratspersonen, denen die schlüssel, wie in der ordnung  und statut vermelt, vertraut sein, eingenumen und ordenlich in derselben burgerladt gelegt werden. doch behalten wir uns in disem artigl als obrigkait bevor, wo die strafmässig person in der verwirchten straf beschwert, das .irs zu mässigen  und die selben nach gelegenhait der verprechung  zu begnaden in unser macht steen sollt.

21. Wir ordnen und wöllen auch das hinfüran kainer, er sei geistlich oder weltlich, auf der widen nidergelassen werde, er wölle denn alles mitleiden .ie ain anderer burger in der gemain tragen, und  das er auch aines gueten wandls sei und ainen erlichen abschidt wo er vor gewont hat habe;  ausser des soll er nit nidergelassen werden.

22. Das auch kain burger auf der widen kainen inman  ausser vorwissen des richters bei straf nit aufnemen  soll.

23. Wir setzen und wollen das ain ieder der sich auf der widen ankauft inner vierzehen tagen bei dem  gruntbuch das lehen umb das haus emphahe;  und mag biß das er das lehen von herrn handen  empfangen  hat kain kaufmanschaft  oder hantirlung nit treiben. und wan nun der erkaufer an nutz und gewehr  geschrieben, alsdann soll er vor N. richter und rat auf der widen ainen aufgereckten gebreuchigen burgerait thuen. und wann er zuvor nirgent kain burger gewest, soll er zu burgerrecht 1 pf dn erlegen;  .o er aber zuvor an andern orten burger gewest wäre, so soll er zu burgerrecht nit mer dann ain halb phunt  pfennig zu erlegen schuldig sein, das zu aufnemung  gemaines nutz in die burgerladt gelegt werden soll.

24. Wir ordnen und wöllen das kain burger auf der widen sein hauß noch gleichfals seine burgrechtgrunt ausser vorwissen  aines richters und rats verkaufe. ellicher es thuet, solle 3 pf und 60 dn zu straf verfallen sein.

25. Verner ordnen  wir genediglich zur fürsehung und aufnemung gemaines nutz, das nun hinfüran wo ainiches phlegkint sich ausser des burgfridts vereelicht und sein guet aus gemaines  markts burgfridt verfüert, auch wo befreundte so erbschaften bei gemainem  markt auf der widen zu ersuechen  hetten und ie aus dem burgfridt hebeten, das si von demselben  erbfaal, es sei in parem gelt varundem  oder ligundem stuck, .eils  in meren  stetten märkten und flecken gebreuchig, den zehenden phening zu gedachtem gemainem  nutz zu raichen und zu erlegen schuldig sein sollen.

26. Wir ordnen und setzen auch das alle clag so sich auf der widen zuetragen, es sei mitburger  inwoner oder außlender, das erster instanz dieselb vor ainem richter auf der widen  fürkumen  und beschehen soll, genzlichen die parteien gehört und verabschiedt werden;  doch soll dem beschwerten tail die appellation für uns herrn prelaten und nachvolgent für die lantfürstliche obrigkait bevorsteen.

27. Es soll ain ieder burger, er werde beclagt umb schulden oder aus andern ursachen die nit malefitzisch sein, seiner burgerlichen freihait geniessen wie im lant der brauch  ist, und wider die billigkait nit geeilt .erden.

28. Wir setzen und wöllen auch das keiner dem richter noch ratspersonen nichts soll ibl nachreden, schmähen  oder schenden bei wein oder .asser. o er aber das thät, wie das wäre, soll er zu wandl 6 ß und 2 dn verfallen sein. hat aber ainer ain rechtmässige  handlung  wider ainen richter oder ratsperson, den mag er fürnemen  wie billich ist.

29. Wir wöllen und ordnen das ain ieder burger oder inman auf der .iden, wann der richter nach im schickt, das er gehorsamb sei bei penfall 72 dn, und soll darzue nach gelegenhait der sachen umb sein ungehorsamb am leib gestrafft werden.

30. So ordnen und setzen wir auch das alweg vier viertlmaister auf der widen  sein sollen, und daß ain ieder burger waiß wer sein viertlmaister sei, damit guete ordnung  in nötten, ob sich ainicherlai geferlichkait zuetrueg, gehalten werde.

31. Wir setzen und wöllen: wann  die zeit der gewöndlichen robat zum gotzhaus  kumbt, das sollichs ainem viertlmaister angezaigt werde;  der soll alsdann seinem viertl verkunden. und wellicher zu rechter zeit selb oder durch seinen potten der zu sollicher robat teuglich ist nit kumbt, der soll dem richter zu straf und wandl 12 dn verfallen sein und nichts destoweniger den andern tag sein robat verrichten. kämb er den andern tag auch nit, so soll er von uns oder unserm  anwalt als ain ungehorsamer gestrafft werden.

32. Es sollen auch die inleut auf der widen ain ieder halbe robat so ain gesessner thuet zum gotzhaus thain.

33. Wir wöllen auch das ain ieder burger zu der zeit des jarmarkts in seinem hauß guete ordnung  halte und mit wasser und anderer notturft im hauß versehen sei, damit wo ain feur aufgieng oder andere geferlichkait erstunt, das dester leichter vertilgt und gedempht würde.

34. Wir wöllen und bevelchen auch das ain ieder richter im jarmarkt und wochenmarkt vleiß haben  soll und sehen das niemants under den thören und  auf dem  markt mit maut oder stantgelt und von den .ierten nit beschwert werde bei straf.

35. Welcher die fürstenfreiung in dem jarmarkt veracht oder dieselb mit fechtmässiger handlung, als zugken  schlagen stechen schüessen oder .erfen, bricht, der ist der römischen kais. maj. unserm  allergenedigsten herrn und dem gotshaus  alhie 40 mark golds verfallen;  hat aber der thäter sollichs nit zu bezallen, so soll er nach gelegenhait der verprechung  ain leibstraf ubersteen.

36. Wir wöllen auch das kainer im jarmarkt auf der widen verpotne .öhr tragen soll, als püchsen spiß creuzhagken  pleikugln armst oder dergleichen .öhr. o aber ain sollicher betretten oder begriffen würde  zu ungewöndlicher  zeit, an ungewöndlichen  orten und der nit uber lant raiset, der soll dem richter die verpotten wöhr verfallen sein und 2 und 6 ß dn zu .andl geben.

Die andert sprach.

37. Welicher mit fräfl ainem burger in seinem haus waffen zeucht oder rauft, derselbe soll gestrafft werden nach gelegenhait der sachen und landsbrauch.

38. Wir wöllen und setzen: ob ainer, er wär auslender oder inwoner, der ainem burger auf der widen mit ainer wöhr  nachgieng, ob es ain frembder wär und wolt dem burger muetwillig ain schaden zuefuegen, so mag  sich der burger des erwehren  wie er kan und mag,  und ob er der burger dem  muetwiller in sollichem ainen schaden thuet ist er im noch dem richter nichts verfallen, aber der muetwiller ist dem gericht sovil verfallen als wann  er die fürstlich freiung zerprochen, wie vor verstanden, und der muetwillig burger soll nach erkanntnus und gelegenhait der sachen gestrafft werden.

39. Wir wöllen auch: wellicher burger auf der widen ainen bei nächtlicher .eil in seinem haus oder hof wider ains wissen und willen begreift, dem  soll der burger zuesprechen. melt er sich und gibt gueten beschait aus, soll er dem richter anzaigen  und der richter soll in straffen umb 5 pf dn;  melt er sich aber nit und wil entlaufen, so mag der wiert in anzaichnen daß er nit laugnen mag, und soll der burger darumben  nichts schuldig sein.

40. Ob ainer dem andern in ainem  hauß auf der widen im ernst von schlahen wegen  oder fräffentlich nachlief, der ist dem gericht verfallen 2 und 6 ß dn.

Und wer ainem  ain fensterbrett einstost oder an ainem haus lost, der ist verfallen 2 und 6 ß dn.

41. Wir ordnen  und wöllen auch: wo sich zwo  frawen entzwaien und aine die andere an iren eren verletzete, auch gotslestern und schmähen, so si angesessen  sein soll die ursacherin verfallen sein 5 pf dn;  so si aber solches am guet nit hat und solich lästerwort im prauch hat und sonst leichtfertig ist, so soll si am negsten freitag darnach den pockstain von der seuln daran er henkt biß zu der beleidigten haus tragen.

42. Ob aber unangesessne leichtfertige weiber frumbe frawen schulten, an ehrn verletzten, die sollen den pockstain tragen und darnach zum Kremserthor  hinauß die vier straß weisen  oder zaigen, da mag si gehen .elliche si will, und soll ir die widen verpoten sein. ob si aber dar- .ber ôn erlaubnus der obrigkait hereingeet, so ist si verfallen wandl 2 und 6 ß dn.

43. Wir ordnen und wöllen auch das ain ieder der wein schenkt auf der widen, wover sich ain rumor bei dem wein oder in ander weg in seinem haus zuetrug, der soll dem richter sollichs anzaigen und nit verhalten. ob aber er sollichs nit thät und  der richter des erinert, soll er straffmäßig sein neben den andern die rumorisch gewest, nach gelegenheit der sachen.

44. Wellicher  ainem wirt ain zech außtregt ôn willen und wissen des wirts und zu morgen nit kumbt  und bezalt, der ist zu wandl verfallen 72 dn und nichts destweniger dem wirt sein zech zu bezallen schuldig.

45. Es soll auch kain weinschenk  auf der widen uber die pierglockenzeit kein wein ausgeben und niemant  darbei sitzen lassen bei dem wandl 2 und 6 ß dn.

46. Wir wöllen und setzen auch: welicher wirt oder schenk auf der .iden falsche oder unrechte maß oder ziment het und des uberfaren wurd, der soll zu wandl verfallen sein 5 pf dn, und der wein so noch im faß ist soll von stund an heraus aus seinem keller gezogen und zu gemeinem  nutz gebraucht werden.

47. Dergleichen, wellicher nit rechte ellen wag gewicht oder metzen hat und des uberwisen wuerd, der soll als oft er befunden  umb 5 pf dn gestrafft werden, und soll dieselb waar davon er mist und darob er begriffen .ierdet, genumen  und zu gemainem  nutz gebraucht  werden.

48. Weiter soll auch kain wirt oder weinschenk kain unzucht in seinem  hauß nit gestatten, als grein raufen schlagen schelten und gotslestern, auch unzichtige weiber zu der unzucht und pueberei nit aufhalten. ob er aber diser punkten  ainen ubertrett und sollichs dem richter nicht anzaiget, soll er zu wandl verfallen sein 2 und 6 ß dn.

49. Und wover sollich muetwiller aus des wirts stillschweigen und undertruckung solicher laster durch den richter nit erwischt werden, soll der wirt die wandl die si verbrochen hetten auch erlegen und verfallen sein.

50. Wellicher ainen wirt oder burger der dem richter soliche verbrechung und fäl der unzucht anzaigt, darumben schmahen oder außrichten .olt alß ainen verrätter, der soll verfallen sein zu wandl 2 und 6 ß dn. 51. dann ain ieder burger, wo er unzucht haderei böse unordenliche wirtschaft mit liecht und in ander weg, kainen faal außgenumen so hierinnen begriffen, waiß, ist schuldig bei seiner gelüeb und burgerlichen pflicht ainem richter solliches anzuzaigen, damit das ubl gestrafft werde.

52. Wir ordnen und wöllen auch: ob ainer ainen zu todt schlueg, er sei angesessen oder nit, so soll der richter die burger und inleut als vil er ir bedarf zu hülf beruefen und den tätter annemen  und zu gefenknus bringen, und denselben  thäter am  dritten tag wie er mit güertl umbfangen nach gesetztem gebrauch  für das Khremser  thor ân der burger schaden und entgelt antwurten. und soll dem lantrichter verkunden  und dreimall ruefen;  und ob der lantrichter nit kumbt, so soll man dem thätter die hent mit ainem  ruchhalben  an den rucken pinten und laufen lassen, man ist sonst weiter dem lantrichter nichts schuldig.

53. Also soll es auch mit den andern thätern gehandlet werden. und des ublthätter haab und guet ist nach inhalt der kaiserlichen freihaiten unserm gotzhaus  Hertzogenburg  verfallen. sonst hat auch  kain lantrichter auf der widen nichts zue gebitten, zu schaffen noch einzugreifen  in kainerlai weiß noch weg.

54. Wir wöllen auch: wellicher burger oder inman, arm oder reich, .ann er in solichem faal durch den richter berueft wiert und ungehorsamblich erscheint, dardurch  der thätter entgieng oder entlief, der soll dem gotshauß alles haab und guet verfallen sein und mit ime gehandlet werden nach seinem verprechen  als der ainem ublthätter davon hülft.

Die dritt sprach.

55. Wir wöllen und ordnen auch das kainer kain aschen oder andern unlust auf die gassen noch für das Khremser  thor schüt sonder in die aw bei der Traisen tragen lasse. ellicher das ubertrit soll zu wandl geben 72 dn.

56. Es soll auch kainer kain reichen noch keinen wasserlauf verschütten sonder sein reichen und wasserlauf raumen, damit das wasser  seinem nachbarn  und ime selbst nit schaden thue. ellicher sollichs ubertrit, der soll zu wandl verfallen sein 72 dn und den schaden puessen.

57. Wer von ainem fruchtbarn paumb  ain ast abhagkt oder ainen felber in der aw stimelt, ist verfallen 12 dn. er aber ain felber oder fruchtbarn paumb  gar ab- und umbhagkt,  der ist zu wandl schuldig 2 und 6 ß dn.

58. Es soll kainer auf der gassen oder straß uber vierzehen tag kain mist ligen lassen. ligt er darüber, so ist derselb mist dem richter verfallen.

59. Wellicher zimerholz, stain oder mist auß dem burkfridt verkauft, der ist zu wandl 72 dn.

60. So ainem  ain viech schaden thuet, der mag das viech phenden und den schaden beschawen  lassen, soll im der schaden nach erkanntnuß gueter leut abgetragen, und wover der schaden von dem viech auß nachlessigkeit seines herrn oder frawen beschech, soll er gewandlt  werden umb 12 dn.

61. Es soll auch ainieder burger sein viech für den halter treiben und nit also auf der gassen und den leuten zu schaden lassen geen. als oft das viech begriffen wierdet soll das erst mall 12 dn, das ander mall 24 dn, das drit mall 72 dn zu wandl genumen werden. doch soll man keinem kein viech schedigen und keiner nit sein selbst richter sein. ob aber ainer sollichs ubertret, der soll nach erkantnuß des gerichts gestrafft werden.

62. Weiter wöllen und bevelhen wir auch das nach dem panthäding und sonst im jar dreimall die feurstet beschaut werden. darzue soll man aus dem rat und der gemain  burger verordnen. es soll auch der richter selbst wo es von nötten ist darzue schawen. und wo ain unsichere feurstat befunden wirt, dem soll si abkundt und aufgelegt werden daß er die fewrstat inner acht tagen pessere bei wandl 72 dn. und sover die feurstat in den acht tagen nit gepessert worden, soll er zu wandel geben 2 und 6 ß dn und soll ime der rauchfank, pachoffen oder feurstat niedergeschlagen werden und das feur der orten verpotten sein biß er ain andere guete feurstat mach bei dem wandl 5 pf dn.

63. Bei wellichem burger auf der widen ain feur außkumbt  und das feur uber das dach außschlecht, der ist verfallen zu wandl 5 pf dn. er soll auch bei leibstraf nit von dem feur fliehen sonder seinem nachbarn umb hilf, damit es nit weiter kumb, laut schreien. so er das thuet, soll er nach beschehener brunst noch vierzehen tag freiung haben, darnach soll er umb gnadt und vertrag nach gelegenhait der sachen bitten.

64. Wir ordnen auch: wellicher ainen marchstain  ausser der obrigkait und seines gegentails wissen verruckt oder ausgrebt, oder zu nahent rainet, und die rain aufhebt oder mit willen umbackert  auf den grunten so von dem gotzhauß  Herzogburg zu lehen rueren, der soll dem richter zu .andl geben 32 pf dn;  hat ers nit, so soll er ain leibstraff ubersteen, und all sein guet was er under dem gotzhauß  hat ist dem gotzhauß verfallen.

65. Und zuletzt ordnen und setzen wir das kainer, er sei auslender oder inwonner, an keinem  suntag oder andern heiligentag vor und under der predig fail soll haben bei verlierung derselben wahr so er fail hat, und soll auch der richter vleissig acht haben  das niemant, er sei angesessen oder nit, vor singzeit bei dem lant- und pranntwein  auch met und pier zu sitzen gestat, sonder dieselben zu hailigung des feiertags und hörung götliches .orts getrieben werden  bei straff.

66. Aller inhalt dises pantädingpuech  soll durch richter und rat und die ganze gemain und inleut auf der widen vest und stet, wie es von wort zu wort hierinnen begriffen, gehalten, auch die wandl so vermeldt von den verbrechern  unnachlessig genumen  werden, bei vermeidung  unser als prelaten schwären  straf und ungnadt. zur becreftigung haben wir unser umd des gottshaus insigl hierangehangen. gegeben den ersten tag januari nach Christi.. .. geburt im funfzehenhundert und sechsundsechzigisten jar.

Herkunft / Fundort
Herzogenburg | BH: St. Pölten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
exaktes Datum: 1. Jänner 1566 | Entstehung: 1566 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 255-262, Nr. 42/II/2 (Edition).

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