Gleiss (Sonntagberg), Auszug aus dem Ehhafttaiding der Herrschaft (16. Jh.)

Auszug aus dem eehfttädingrecht und gerechtigkaiten der herrschaft Gleiß.

Es ruegen und erkennen erbleüt, vogtleit und die hausgenossen all zu recht: ob ainer oder mer in der herrschaft ichts verfuern oder ainem gestollen oder genomen wurt, es wär nun wenig oder vill, so soll er es an die herrschaft bringen, er wiß eben von wem im der schade widergangen sei oder nicht.

Item, es r., melden u. e. e., v. u. d. h. a. zu r. das kain herr, er sei prelat edl oder unedl, der da paurn und  holden in der herrschaft und vogtei zu Gleiß hat, nicht mer habe unbeclagt an sein leüt zu fordern dan seinen gewendlichen  dienst. ob aber sach wäre das er seines diensts zu rechter zeit von in nicht bekomen  mecht, so soll er die herrschaft und den vogt zu Gleiß darumb  anruefen und im das clagen, der soll im auch alsdann von seinen holden ein genuegen  thuen, als dann von alter herkomen ist. aber all ander fäll, wändl und verbruch sein der herrschaft geen Gleiß zuegehörig.

Auch r. u e. e., v. u. d. h. a. zu r. das kain lantrichter umb kainerlai malefitzsachen  oder mishandlung  in der herrschaft Gleiß auf erbleüt, vogtleit oder inwonner  nit hab zu greifen. är aber sach das ein erbman, vogtman oder hausgenoß  in der herrschaft mit gegrundter ursach und inzicht oder gar an warer that betreten wurt, den soll alsdann die herrschaft Gleiß und ir ambtman  daselbs in den tuern bringen;  .as er aber hat, das soll seinem weib und kindern nachvolgen,  doch das si sein atzung nach gemainem  gebrauch darvon bezallen sollen, die herrschaft auch dem lantrichter vor dem dritten tag davon zueschicken soll 72. dn, damit soll in dann der lantrichter vertigen, als von alter herkomen  ist.

Item, es r. u. e. e., v. u. d. h. a. zu r.: ob ein streichender dieb in die herrschaft   käm  und ein geschrai an in wurt, so soll iederman, weib und kint, zuelaufen als verr man das geschrai hört und sollen den dieb helfen fahen. ob aber ainer oder mer in der herrschaft wonnhaft das geschrai .oll hörtn und kämen aber dem nicht nach und schuben deshalb den dieb das er entrun, den oder dieselben soll dan die herrschaft zu Gleiß an leib und guet nach genaden darumb straffen. ob aber beschäch das sich der dieb so vast wöret das man in entleibet, so sollen alsdann die in also entleibt ime dem dieb 3 dn auf die mail oder wunden legen und dem lantrichter vor dem dritten tag zueschicken 72 dn, damit soll dann der dieb gegen gott und der welt gepiesset sein, und der lantrichter denselben leichnam naher bringen ân aller hausgenossen schaden. är aber das man den dieb fieng, so soll man in bringen geen Gleiß in den thuern und soll dem lantrichter vor dem dritten tag schichen 72 dn und im empieten das er kom und fechsen den dieb. darnach soll man im dann den dieb antworten zu Gleiß zwischen der eisnen thier als er mit gurtl umbfangen ist, aber die verstollen haab und guet damit er einkombt soll in der herrschaft Gleiß bleiben, denselben beschedigten, auch gegen und mit bezaltem fürfang, darvon wider werden was [si] des wissen das ir ist oder sich warlich befindet;  und soll der lantrichter alda uber den dieb vergüeten 32 tal. dn, und soll in dan fuern geen Seisenegkh in den thuern, und soll gleichwoll verrer der notturft wie sich gebürt daselbs peinlich mit im handlen mugen, und in alsdann her wider einfüern auf die Zell, soll haben seinen pluetrichter, sein frein sager und zuchtiger, und soll dann da auf der Zell uber in richten, und soll un hinwider ausfürn geen Dumfuert an den galgen. .är aber das dem lantrichter des gelts zu wenig zämb und wolt den dieb zu Gleiß nit fechsnen, der gestalt uber in nit vergueten und rechten, so sollen alsdann die hausgenossen komen geen Gleiß und sollen den dieb füern zu der schranen  auf die Zell, und sollen dem lantrichter daselbs dreimall ruefen das er komb  und richt als von alter herkomen  und recht ist. kombt  er dann noch, so soll er den dieb als vor steet alda fechsnen ; kombt  aber der lantrichter nicht, so soll man einen stecken daselbs bei der schranen  in die ert schlahen und  den dieb mit einem zwiernsfaden oder rughalbm  daran pinden und in den dieb alsdann daran steen lassen;  und was aber dann der dieb fürbas schaden thät, das soll man bekomen an dem lantrichter.

Auch  r. u. e. d. h., e. u. v. a. zu r.: ob ainer oder mer in die herrschaft kämen, was unzucht und muetwills darin anfiengen, und was dann dieselben muetwiller wändl verwörchtn,  die sint si all der herrschaft Gleiß pflichtig zu geben. es sein aber alle des Heerleinspergers leut in der herrschaft und vogtei zu Gleiß wonnhaft  irer wändl gefreit, doch allain was si derselben innerhalb ir aignen dachtropfen mit einander verprächen;  .as aber auswendig  derselben irer dachtropfen sich straffbers zwischen ir oder ander begäb, dieselben wändl sint si der herrschaft Gleiß zu geben schuldig.

Mer r., melden u. e. d. e., v. u. d. h. a. zu r.: ob ainer oder mer in der herrschaft Gleiß erstochen oder erschlagen wurden,  und wie vil ir dann bei solcher that wären, das die all dem lantrichter deshalb nit mer zu wandl  geben schuldig seien dann 72 dn und im vor dem dritten tage die zuezuschicken.

Item, es r. u. e. auch e., v. u. d. h. a. zu r. das alle die herrn und ir ieder in sonderhait der holden  und güeter in dem Luß  und der vogtei Gleiß hat, einen ambtman  under in haben. der soll dann ein genuegen von in thuen. und ob aber der ambtman  seimig wär und nicht ein genuegen von in thät, so soll alsdann der clager den vogt zu Gleiß anruefen, der soll dann nach der herrschaft Gleiß gewonnhait und recht genueg von in thuen. und was si aber alsdann darunder fäll und wändl verwerchten,  darumb soll der ambtman  zu Gleiß den andern ambtman  zu redt halten. thät dann derselb ander ambtman  von den seinen nicht genueg, so mag alsdann sein vogt oder ambtman  zu Gleiß selbs woll ein benuegen von in thuen, wann kain vogt einen auswendigen  herrn aus der herrschaft hinaus zu clagen schuldig ist.

Mer r., m. u. e. d. h., e. u. v. a. zu r. die march und rain der herrschaft und vogtei zu Gleiß, wie weit dann dieselben wern  und auszaigen;  und nemblich  von erst, das si sich anheben  im Marchgraben hinder der Hilbm, und wern hinauf zwischen des paungarthoffs  und des Khronhofs, und wern verrer zwischen  der Widlm  und  Schaunburger  in der grueb, und wern hinauf zwischen  der Melckher  reiding und Khoyer  holzs, und nach Melckher reiding hinumb  unzt an die pistumbmer reiding geen Ulmerveldt gehörent, und nach pistumbmer  reiding hinumb  geen Flechsenstain, und  von dem Flechsenstain  wern die hinumb  unzt zu dem gattern zwischen Ratzenödt  und des Töppels, und wert dan solcher rain zwischen Pochsenöder  wald und S. Leonnhardt, und wert durch den kogel zwischen der Reingrueb  und  des Stainkheller in den graben  hinab zwischen der Stuchsen und der Kheellödt unzt in den Urnnpach,  und wert in demselben Urnnpach  hin unzt zwischen  der pfarr Eusitz und des Windthags  bis in den Raingraben, und wert dann zwischn Schilcher gemain und Lettenpuchl unzt uber das egk zwischen  des Pauln in der grueb und des Neunhausers in den graben zwischen des Vechkhöders  und des Tannachs  unz mitten in die Ybbs, und wert aften steten von mitn der Ybs  Gleißhalb heraus wertz für Waidthoven  ab unzt an die Obermull  auf die wuer geen Gleiß, und von der Obermull  abwertz auf ganzem wasser  unzt geen Khemmaten  auf die wuer zu der mull, und wert dann von der wuer hinumb nach dem egk lanteshalbn nach  dem wasser ab unzt wider in den Marchgraben  hinder der Hilbm.

Und welche  herrn, es sein nun geistlich oder weltlich, holden und grunter innerhalb der rain und march haben, die sein nun gevogt zu der herrschaft Gleiß, als dann  das bei herrn Hainrichen  auch bei dem alten herrn Reinprechten  baiden herrn von Wallsee  seliger gedechtnus  ie und ie von alter herbracht worden  und herkomen  ist.

Item, es r. u. m., e. auch d. h., e. u. v. a. zu r.: ob sich icht begäb under innen den hausgenossen,  erb- oder vogtleiten in der herrschaft und vogtei zu Gleiß zwiträcht und irrung von wegen  rain und stain march oder grunt weg  oder steg in holz oder auf wasser, darumb  man dann beschaw bedörfe, wer dann solcher beschaw  bedarf der soll die mit wissen und willen der herrschaft zu Gleiß halten. hielt aber ainer oder mer beschaw ausserhalb der herrschaft wissen und willens, umb was sachen hieobgemelt das wäre, den hat alsdann die herrschaft und vogtei darumb  zu straffen, als von alter herkomen  ist.

Standort
Landshut | Eigentümer: Staatsarchiv Landshut ? | InvNr.: Papierhs. (16. Jh.), LI, Fasz. 12, Nr. 341 |
Herkunft / Fundort
Sonntagberg | BH: Amstetten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1500 - 1600
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 682-685, Nr. 104 (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Herrschaft

<< zurück