Böheimkirchen, Banntaiding des Marktes (1. Hälfte des 16. Jhs.)

Paantadingbuech des markts Behamkhirchen.

Vermerkt  das pantäding  des löblichen markt  Behaimkhirchen,  so dem wolgebornen  herrn Wilhalm  hern von Zelkhing  römischer kuniclicher majestat radt und Haubtman  zu Hainburg und allen seinen erben Zuegehörig ist, welchs also von langen zeiten Her von den alten und jungen burgern daselbs von ainem  auf den andern gehalten und bei ieren ait bekent .orden, wie hernach volgt.

Zall und zeit der pantading.

Erstlich haben  di hern von  Zelkhing als inhaber und  hern des markts Behaimbkhirchen   macht  und gwalt im jar zwai pantäding, ains vierzehen tag nach weinachten  und das ander vierzehen tag nach  sant Jorgen tag, zu halten, wie von alter herkumen  ist.

Erscheinen zum pantäding.

Zun andern  ist ain ieder hausgesessner  burger und underthan  zu Behaimbkhirchen, er gehör was hern es sei zue. kainer ausgenomen, schuldig zu dem pantäding zu kumen bei vermeidung der hern von Zelkhing straff.

Betrachtung  im pantäding.

Zun dritten soll durch die obgemelten personen dem hern von Zelkhing des markts  und gmainer  nutz und wolfart betracht und dem selben gehorsamblich  und treulich volziehung  gethan werden.

Viech halten und velthueter.

Zun vierten soll man jarlich zwen viechhalter halten, ain zu dem grossen fiech, den andern zu dem klain viech, darneben auch ain velthueter.

Fleischhacker und pecken.

Zun fünften sollen die fleischhacker und pecken ir war und speis auch alle pfenwart guet und gerecht in den wert treulich verkaufen wie es zu Sant Polten und in dem Lempach  gehalten wierdt.

All pfenbert am markt zu verkaufen.

Zum sechsten sollen alle pfenbert so am wochenmarkt und sunst in der wochen gen Behaimbkirchen gepracht werden, herunten in dem markt und sunst nindert verkauft werden.

Die gest zu beherbergen.

Zun  sibenten sollen die wiert die gest zu beherbergen  sich nicht verwidern  sonder ainen ieden gast nach seinem stant und nach vermugen des wierts halten, beherbergen und niemants wider die pilligkait beschwären.

Ain täter in das landgericht zu antworten.

Zun achten hat kain landgericht, landrichter noch scherg in den markt Behaimbkhirchen zu greifen. o aber ain landgerichtmassige person die malefitz auf ir und den todt verschult het, im markt Behaimbkhirchen begriffen wuerde, so mag des hern von Zelkhing richter daselbst den selben täter mit allem dem er hat und bei im ist, fanklich anemen und am dritten tag zwischen  neun und zehen den ubeltäter zum kreuz zu Neydaw  an der straß wie er mit guertl umbfangen ist bringen, dem landrichter drei mall ruefen und den thäter mit ainem strohalm anpinden. kumbt  der landrichter auf das verkunden,  so hat er macht den thäter daselbs anzunemen;  kumbt aber der landrichter nit und sich der täter abreist und darvon lauft, so ist der herr von Zelkhing, sein richter und underthan  noch di ganz marktmenig niemants weiter schuldig darumb  zu antworten.

Ob aber ain hausgesessner im markt mit malefitz befleckt wuert, so soll es auch auf des landrichters erfordern nach markt- und des hern von Zelkhing gewonhait  und wie von alter herkumen gehalten werden.

Spieß oder hacken zucken.

Zum  neunden, wen  ainer ain spieß in frafl zuckt oder ain hacken im frafl zuckt, so ist derselb der herschaft verfallen zu straff zwen und sechs schilling pfening, wie dan von alter herkumen  ist.

Der loser an der want hört sein aigne schant.

Zum  zehenten, wen ainer befunden  oder betreten wierdt der ainem an seinem hauß  oder anderstwo  lust, es sei bei dem tag oder nacht, und sticht ainer herauß  und den loser zu todt sticht, so soll er auf den totten drei phening legen und ist alsdan weiter niemant nichts darumb  schuldig, .ie dan von alter herkumen  ist.

Stainwuerf.

Zum  ainleften, wen ainer ain stain in frafl zuckt, wierft er nit so ist er dem hern zu Zelkhing  zu straff funf phunt pfening, wierft er aber so ist er umb ain phunt pfening verfallen, wie dan von alter herkumen.

Maulstraich.

Zum zwelften, wen ainer dem andern an das maul schlecht und hat den daumb in der hant, so ist er dem herrn von Zelkhing zu straff ain phunt pfenin;  schlecht er aber mit offner hant, so ist er funf phunt phening straf verfallen.

Messer zucken.

Zun dreizehenden,  wen ainer ain messer zuckt im fräfl, der ist dem hern von Zelkhing straff verfallen zwenundsibenzig  pfening.

Armbrost  spannen.

Zun  vierzehenden, wen ainer uber den andern ain armbrost spannt in fräfl, so ist er der herschaft zu straff verfallen zwen und sechs schilling phening.

Verpotne  wort.

Zum  funfzehenden, welcher  dem andern  verpotne und scheltwort gibt, der ist der herschaft verfaln zwen und sechs schilling pfening straffgelt.

Guet viech zu schlachten.

Zum sechzehenden  soll hiemit allen fleischackern verpoten sein, wie dan von alter herkumen ist, das kainer kain krank oder schadhaft thier in den markt pringen noch schlahen soll.

Fisch verkaufen.

Zum sibenzehenden  sollen alle vischer ir kainer kain fisch aus deln markt tragen oder verkaufen bis so lang das man  das erst zu kirchen leudt  das ambt zu singen, alsdan mag ain ieder sein fischen thain wie er will.

Fisch zu fahen.

Zum  achzehenden hat ain ieder hausgesessner  zu Behaimbkhirchen macht  sein dienstpottn mit ain vischpern  in den pach zu schicken an ainem  fastag ain essen fisch zu fahen oder solchs selbst zu thuen, aber kain visch solt er umb das gelt verkaufen.

Auß dem hauß fordern.

Zum neunzehenden, wen ainer den andern aus seinem hauß fordert in fräfl, der ist der herrschaft verfallen zwen und sechs schilling phening.

Pfarrer holdn mit gmain mitleidig sein.

Zum zwainzigistn, wen der pfarrer zu Behambkhirchen und seine holden so in dem markt sitzen mit der gemain in allen notturftigen dingen nit mitleidig sein wellen was die gmain anget, so soll man dem pfarrer und den seinigen ain stecken fur die thuer schlahen und soll des gemainen nutz darnach verzigen sein.

Waitgelt.

Zun ainundzwainzigisten soll di gmain zu Behambkirchen jarlich zu sant Michels tag in den Lempach geben umb di viechwait 60 dn.

Zaun abprechen.

Wen ainer begriffen wierdt da ser ainem andern ain zaun abpricht, so ist er der herschaft verfallen zu straff zwenundsibenzig phening.

Betrachtung im pantäding.

Zum dreiundzwainzigistn  soll im pantäding nach weinachten gemelt .erden  alles das was umb  den markt oder darinen zu pessern ist, es sei an rain an stain an weg  an steg und  alles anders, nichts ausgeschlossen;  darinen soll ainem ieden geschehen was er recht hat. und zum  pantäding zu sant Georgen tag sollen auch all articl besichtigt werden, welcher sich gehorsamblich  gehalten hab oder nit. und solche straff all soll albeg bei dem hern von Zelkhing steen.

Graserin.

Zum  vierundzwainzigistn soll kain graser noch graserin nach sant Georgen  tag aim andern auf sein grunt grasen geen. o aber ains darüber begriffen wuert, so soll man im ain phant nemen, dasselb zum richter tragen, so soll derselb dem richter verfallen sein zwelf phening.

Ordnung  der wiert.

Zum  funfundzwainzigistn  soll kain wirt noch leitgeb niemants kain .ein uber di neunde stunt außgeben außgenomen  den haußgesessnen  oder straßleutn, auch kainen gast spilln lassen wen man  das liecht aufzuntt, bei ainer leibstraff. o aber der wiert solchs nit thuet, so ist er der herschaft zu straff verfalln drei ungrisch gulden.

Das viech zu verwaren.

Zum  sechsundzwainzigistn  soll ain ieder haußgesessner  im markt sein viech bei tag und nacht in huet und verwarung  halten, es sei zu .elcher zeit es sei. elcher aber solchs nit thuet, der soll der herschaft verfallen sein von ainem haubt vier phening.

Artickl der gmain  furzuhalten.

Von wegen der feurstet. Von wegen der inleit. Von wegen fridt und gräbm 8 tag darnach. Von wegen der march. Von wegen des liecht aus dem hauß bei der nacht zu lassen. Von wegen der pecken und fleischacker. Von wegen  des gräsen. Von wegen  des vischen am nachkirchtag. Von wegen des stier.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Finanz- und Hofkammerarchiv, nö. Herrschaftsschriften Z 6 ? | alte InvNr.: Fasz. "Panthaidingen und Ruegbüchel" (Nr. 17.753), Nr. 7 |
Herkunft / Fundort
Böheimkirchen | BH: St. Pölten | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1500 - 1550
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 198-202, Nr. 34 (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Markt | Taiding - Herrschaft

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