Baumgarten am Tullnerfeld, Bergtaiding (c. 1667)

Recht und gerechtigkeit ihro excellentia der hochgebohrnen  fürstin und frauen frauen Franciscae Pälfin gravin von und zum Plassenstain, geborne Khuenin  von Belasy  Liechtenberg  und Gandegg  etc., freiin und frau der herrschaft Neuen -Lengbach  Paumbgartten  Rheitpoldenbach  und Dimokur  etc., deß königreichs Hungarn  verwittibte palatinusin.

Vermeldung  zu anfang des thädings.

Die perkgenoßen  dißes orts haben sich zweifels ohne alten herkomben und pergsgebrauch  nach wol zu erindern daß auf den ersten sontag nach Egidi, nach vorgehender  offentlicher verkündigung,  die perktädung zu halten alhie auf den Partz in ieblichen althergebrachten gebrauch  ist. denselben anietzo wie bißher und hinfüro, deßwegen  daß mehrern theils solches von der röm. kais. maj. etc. unsern allergenädigisten herrn zu lehen rühret, inhalt schuldiger pflicht nachzukomben,  haben sich die aigenthumber berührtes pergrechts zum  theils selbst theils mit gegenwertigen  beistenden persöhnlichen  alher bemühet,  des entlichen versehens  die perggenossen, denen solches zu forderist zue gueten, werden ihnen selbst zum besten, dan auch der kais. maj. etc., von danen es lehen, solches, wie hievor beschehen, gehorsamblichen  anhören und denselben nit allein nachgeleben, sondern gegen  denen so darwider handlen  wurden  zu gebührenter straff ratlichen sein.

Und  haben sich die perggenossen  wol zu erindern daß über menschen gedenken  järlichen anfangs  des pergthädings  vermeldt  würdet  daß ein aigenthumber  diß pergrechts fueg und macht hat neben, auf oder umb den Partz ain hauß  zue setzen, darinnen als in seinem aigenthumb  und des kaisers lehen dises pergrechts  gebühr so oft es im jar noth thuet zu handlen, welches sich dan dises orts füeglicher alß auf anderer herrn güeter zue thuen gebiert. solches ist man, alßbald es die füeglich gelegenheit gibt, auß der kais. maj. befelch würklichen  zu thuen vorhabens und euch zu allen iberflues hiemit vermeldet, deß versehens ihr werdet selbst hierzue verhilflichen seln, weil es deß pergs gmainen  aufnehmben  und perkgenossen  wolfarth und ortnung  anlangt.

1. Erstlich, der perg zu Paumbgartten  ist herkomben mit solchen ehren und rechten alß ein perg im ganzen lant Öesterreich.

Solches soll ein ieder besuechen. mit dreierlei ursachen, alß daß pergthäding gehalten wirdt und den tag nicht kombt, der soll sich außreden in vierzehen tagen was ursach ihne geirrt hat daß er nicht komben  sei. redt er sich in den 14 tagen mit genuegsamber  ursach nit auß, so ist er unbeclagt dem pergherrn zu wandl  12 dn, wird er aber nun beclagt so ist er zu wandln  umb 72 dn.

2. Der perg soll zue st. Georgen tag gefridt werden  umb und umb, alle gassen und stigl. es soll auch der pergrichter mit sambt seinen fierern herumb  gehen, daselbst alle fridt beschauen. und welcher alda nit gezeunt oder gefridt het, der [ist] unbeclagt zu wandl 12 dn, wirdt er aber beclagt so ist er zu wandl 72 dn.

3. Da auß obbemelten  grunten die nit befridt werden  iemant  ein schaden dardurch geschehe, den mag der pergherr sonderlich darumb straffen.

4. Soll der perkmaister  mit sambt  den fierern zu st. Georgen tag herumb gehen und sollen beschauen  all wandlstött. ird iemant ain schaden daran beschehen,  durch welchen fridt daß beschicht, den mag er an der statt verbieten mit 2 dn, und diser der schaden thuet mueß ihm abtragen nach gerichtlicher erkantnus.

5. Welcher  grunt in perg kauft oder verkauft, die sollen nach den keufen in 14 tagen zu den gruntbuech gehen und daselbst die verkaufer aufgeben und der kaufer die lehen empfahen  gegen der gerechtigkeit, so er zue dem gruntbuech  erlegen soll nach altem herkomben  und gewonheit. o aber solch aufempfahen  in den 14 tagen nit beschehe, alß oft es iber nacht anstehet so ist der wandl  12 dn;  kumbt es zue 72 dn, so ist es auf ain jahr zu raiten;  stehen die wandl drei jar, so ist der grunt dem herrn verfallen.

6. Ain frau soll aufempfahen nach dem todt ihres mannß  wegen aines viertl weingarten umb  ain pfenning.

7. So man daß pergthäding besitzt, soll man es beruefen ,heünt ist hie daß perkthäding'. und welcher nit hat aufempfahen, mag man ihne bei seinen taufnahmben nennen:, zum ersten, andern und dritten mal, kumb!  man will dir den grunt verleihen'. kumbt  er nit, so ist er in des herrn straff. o  die beruefung  zu dreien pergrechten beschehen, ist der grunt dem perkherrn verfallen.

8. Wo auf dem perktäding oder sonst auf den perg einer betretten .urt der da trohet, der het weder da noch an andern enden, eß sei in stätten oder märkten, kein freiung. o man ihn betrit, soll man ihn in stock oder in die eisen einlegen und damit handlen alß einen troher zuegehört.

9. Wo verpottne wort beschehen, auf iedes verpotten wort ist wandl 12 dn;  erwächst aber darauß raufen oder schlagen, so ist der wandl 4 oder  12 ß dn.

10. Wo ainer ain mit ainen stein würft und schlegt, so ist der wandl 5 pf dn.

11. Raufen ihr zween an einander alß die pueben, so ist der wandl von ainem iedem finger 1 pf dn.

12. Würdt iemant junge stöck oder pelzer außgraben oder verdörben, den soll man straffen alß ein dieb;  .ird ihm aber sein herr helfen, so ist er zu wandlen umb 5 fl.

13. Wo iemant ein markstein  außgraben oder außwerfen wurde, der .er zue wandlen umb 5 pf dn;  hat ers am guet nit, so soll man ihm ein hant darumb abschlagen.

14. Wo die weingarten erfrieren, es wäre iber wünter oder iber sommer, und daß pergrecht im jahr darinn nit wachsen  möcht, nichts destoweniger soll er es suechen ob er es zue kaufen fündt in dreien hüeten. alßdan soll er daß pergrecht dem herrn bezallen mit most, wie ihme gott dasselbig jahr hat lassen wachsen, er sei süeß oder sauer. fündt er es aber nit in dreien perghüeten, so soll man ihm dasselbig jahr borgen biß auf daß ander jahr.

15. Welcher weingarten  ob dem  andern hat, der ober soll daß ertreich von dem rein an sich ziehen und der unter soll daß ertreich hinan ziehen. ürdt  aber ainer in den rain hawen, so wär ainer von ainem iegelichem hawenschlag  zue wandl  12 dn;  so es kumbt zu 4 und 12 ß dn, so mag man ihn nit höher wandlen.

16. Welcher stöck oder reben auf den reinen lest ligen iber den dritten tag, der ist unbeclagt zue wandlen 12 dn, würdt er aber beclagt so ist er 72 dn zu wandlen.

17. Welcher reben oder stöckhaufen in ains andern weingarten wirft oder tregt, der ist von ainem  ieglichen haufen zu wandln 12 dn, wirdt er beclagt umb 72 dn.

18. Welcher grueben in aim weingarten macht, dieselben sollen drei schuech von dem rein sein.

19. Daß pergrecht soll haben drei sprach. zue der dritten sprach soll der pergrichter fragen wo ieder sein nachtbauren  hab. wer nicht da ist der ist un] beclagt umb 12 dn, wirdt er aber beclagt umb 72 dn zue wandln.

20. Alle wasserlauf sollen geraumbt sein winter und sommer. ird iemant ain schaden darauß gehen, der ist zu straffen umb 72 dn und mueß den schaden ersetzen.

21. So die zeit deß leesens kombt, so sollen die nachtpaurn  daselbst zu Paumbgartten vor der kirchen zusammen kumben und sich mit einander underreden  wen man leesen soll. so sie sich desthalben veraint haben, sollen sie zu dem pergrichter gehen und an ihm begehrn dem perg zu öffnen, wie sie sich dessen mit ainander veraint haben;  hierauf ermelter pergrichter beede anfangs hochernente  herrschaften, alß diß orts pergherrn, gehorsamblichen  erindern und ihres consens vor allen erwarten mueß.

22. Wer  den perg fräventlich aufbricht  oder darein fährt, der ist umb 2 pf 6 ß dn zu wandlen.

23. Man soll die hüeter setzen zu st. Lorentzen tag, doch mit der nachtbarschaft .issen und gefallen. an mun ainer 14 tag gehüett hat und daß er der nachtbarschaft nit gefüel, so mag man ihm absetzen und ainen andern erwöhlen, derselbig soll treulich und schön hüeten reichen und armen.

24. Man soll dem hüeter sein lohn treulich raichen und geben. elcher aber daß nit thät, den mag der hüeter in dem weingarten  ein pfant nehmen  und dem pergrichter zuetragen;  der pergrichter soll ihm alßdan geben seinen lohn und  daß pfant darumb inbehalten biß er deß lohns bezallt .irdt. er soll auch daß wandl von im nemmen 12 dn.

25. Wo die hüeter hüeten, daß ein schwangere  fraw fürgieng, wann sie begert ain weinbeer, so solle er ihr ains geben;  sie käm dan so oft, so möcht er ihr den gelangen mit ainen prügl büessen.

26. Wan  leut für den perg gehen und begehrn weinbeer, den sollen die hieter 2 oder 3 geben. olten sie dariber gwalt treiben, so möcht man sie aufhalten, eß sei in stätten oder märkten, alß die bösen leut.

27. Wann ainer stehln thett im perg was er wolt und wurd  darob begriffen, so soll man ihm führen zu dem pergrichter und soll ihn sclhlagen in dem stock oder in die eisen und so lang darin ligen lassen biß an den dritten tag, alßdann soll mans  dem lantrichter kunt thueln und soll ihm herauß antworten auf die dingstat wie er mit gürtl umbfangen ist.

28. Bricht ainer haimblich weinbeer ab, so ist er dem pergrichter ain emer most zu straf schuldig;  bricht er zwei ab, so ist er zween emer schuldig;  bricht er drei ab, so mueß  man ihn an ainem galgen helngen 14 daumelln hoch von der ert.

29. Die schwangern frawen haben freiung mit willen deß pergrichters in der noth zween emer most zu leeßen.

30. Ain armer mann hat auch in der noth mit willen des pergrichters zween  emer most zu leeßen.

31. Ob ain hüeter nit treulich und redlich hietet, so soll man ain galgen fir den weingarten pawen.

32. Wan  die weinbeer zeitig werden, so hat der hüeter zu schaffen die arbeiter bei scheinenter sonn auß den weingarten zu gehen, auß ursachen, .o sie der nacht erwarten so mögen sie puesen voll weinbeer davon tragen;  daß wirdt mit vorangezaigter mainung abgestölt.

33. Nach st. Georgen tag soll kein graßerin durch kein weingarten gehen. geschicht es dariber, so ist sie zu wandln umb 12 dn unbeclagt, .ird sie aber beclagt so ist sie zu wandln umb 72 dn.

34. An den sambstag  soll kein arbeiter iber mitten tag in dem weingarten bleiben. ird er aber dariber begriffen, so ist [er] verfallen der kürchen daselbst ain pfunt wachs.

35. Wer vill hauer oder grueber in ain weingarten bringt, der soll sich in seinen weingarten nidersetzen;  setzt er sich aber in ainem andern .eingarten nider der nit sein ist, so mueß er dem deß der weingarten ist den schaden  abtragen. irdt er aber beclagt, so mueß er zusambt den schaden dem pergrichter daß wandl geben 72 dn.

36. Ob ain dirn oder magt in ain weingarten känmb und der hüeter .olt sie pfenden und er nöthet sie darneben umb ihr ehr, so soll sie laufen zu dem pergrichter mit aufgereckten  händen und  zerrißnen panten und soll sich solches beclagen;  alßdann soll ihn der pergrichter fordern für ihn und  sein füehrer, die sollen ihn darzu halten damit er sie nemb  zu der ehe. ob er sie aber nit nemben  wolt, so soll man ihme den kopf lassen, damit der belaidigten freuntschaft vergniegung  geschehe.

37. Ließ die diern oder magt  wie obvermelt dise handlung anstehen und sich dessenvor dem dritten tag nit beclagte, und schwig also über den dritten tag still, so soll ihr der knecht kaufen einen peutl umb ain pfenning, zween  oder drei haller darein legen und ihr den schenken, damit ist ihr ihr ehr bezalt und der knecht entbrochen.

38. Wan ainer ainem ain weingarten paut und der des der weingarten ist den weinzierl nit bezallen wolt, so mag ihn der weinzierl verbieten mit 2 dn an dem weinberg, dann ain iedes verboth trägt daß recht auf dem nack. o aber der weingarten gelesen wurt und verbuth ihm den maisch, so soll der maisch iber den dritten tag nit stehen, er soll ihn zu dem pergrichter bringen, und der in paut hat sollen in die vaß helfen bringen, da soll er ligen jahr und tag. an sie sich in mitler zeit verglichen haben, so sollen sie zu den pergrichter gehen und ainer dem andern sein guet ledig sagen. und welcher unrechtlich verbotten hat, der ist dem pergrichter zu wandl schuldig 72 dn;  alß oft er es verbeut so ist er zu wandln umb 72 dn auf den ganter.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichische Nationalbibliothek | InvNr.: Cod. 14.865 (Suppl. 2216) | Seiten: 1a-11a |
Herkunft / Fundort
Baumgarten am Tullnerfeld | BH: Tulln | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1160 - 1670
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 3: Das Viertel ob dem Wienerwalde (Österreichische Weistümer 9). Wien-Leipzig 1909, S. 146-151, Nr. 23 (Edition).

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