Zissersdorf, Banntaiding (1541)

Vermerkt das pantaiding zu Zistersdorff bei Drosendorff gelegen nach altem löblichen herkumen, wie hernach volgt.

Item, am ersten soll wir alle jar mit willen und wissen deß haubtmans daselbst haben ain pandäding an aller mann vaschang tag, darnach iber 14 tag ain nachtaiding, ob wir sein nicht kinen vertragen sein.

Item, das selbig pantaiding soll besitzen ain hofrichter von Drosendorff und der dorfrichter.

Item, das nachtäding migen wir mit willen der obrigkait selber besitzen, ob nit haubtwandl verhanden sein.

Item, di gemain soll haben ain bewarer, und ist darumb das das recht nit ist ains mann sunder der ganzen gemain.

Item, das pantäding soll der richter ruefen lassen drei tag vor, und niemants auspleiben ôn deß richter willen, oder er ist wandlmässig.

Item, zu dem selbing pantäding sollen si haben drei sprach, die erst und di ander die ganz gmain, die dritt der richter mit inn, ob dem richter etwas kunt wär, das nichts aus belib.

Item, alle wändl die gefallen zwischen dem taiding und nachtäding, di sint ains dorfrichter, ân di haubtwandl.

Item, es soll kainer den richter noch schöphen beclagen in dem pantaiding sonder in dem nachtading.

Item, welcher klagen will, der soll dem furpieten drei tag vor oder ist wandlmassig.

Item, ob ainer hie beclagt wirt im taiding, der antwurter hat sein zug in das nachtäding.

Item, ob ainer iber velt ain gesessnen hie peclagt, so soll er im furpieten und seinen richter neben im haben der von im ain genuegen zu thun hat.

Item, ob ain richter der gemain zu schwär wär oder sunst ain mangl gewung, so migen si im jar ain andern setzen mit wissen und willen ains haubtmann von Drosendorff.

Item, schephen mugen si setzen wan es inn fuegt.

Item, di gemain von Wolframstorff sollen auch hie bei dem pantaiding sein und anbringen was sich doselbs begeben hatt.

Item, alle erb hie sollen in 14 tagen stiftlich gelegt werden oder er ist wandlmässig, er hab dann willen deß richter und schephen.

Item, der richter hat sein freis erb mit sambt ainer hofstat mit aller irer zuegehörung.

Item, ain richter zu Zistersdorff soll haben mass ain metzn [und] eln, ain stier wider und ain pern, den soll er ainem ieden umbsonst leichen reichen und armen; doch das selbig ân schaden bei scheinender sunen widerumben haimb ze antwurten, oder ist schuldig den schaden zu puessen.

Item, es soll kainer kaim dienspoten noch wirtin peiten oder porgen auf ungesotens garn und nit mer furleichen dann so vil er ine ob der gurtl phenten mag.

Item, all wasserleuf weg steg und viechdrift sollen zeitlichen geraumbt und verfridt auch di klab hinauswertz kert und die feursteth all 14 tag beschaut werden. wer das nit thut, ist wandls phlichtig.

Item, es soll ainer dem andern in sein inaw nicht ruegen, sonder ain ieder selbs anbringen was sich in seinem haus begeben hatt.

Item, ob ainer in dem jar etwas an den richter bringt, so darf er das im pantäding nicht anbringen.

Item, es soll ainer dem andern an seinen fenstern nicht losen ungemelt; beschäch im aber aus dem haus ain schadt, so pleibt der wirt deß unentgolten.

Item, es wurde ainem dieberei in sein inaw geworfen oder getragen, ist der selbig ain gelanter mann, so pleibt er deß unentgolten.

Item, es hieten zwen todtliche veintschaft und käm aus herren gschäft oder eehaft not, di selben sollen haben neben einander gefurste freiung.

Item sich begäb ain todtslag, da got vor sei, wurt dem gericht verporgt 32 tal. pfennig, so bleibt sein guet unverrugkt und hiet sich vor seinen veinten. käm aber das gericht unverporgt auf in und der handthätter käm in ain hauß, so soll der wirth dem gericht aufthun thier und thor und in suechen lassen, so pleibt der wirt unentgolten.

Die ander sprach.

Item, wan di gemain oder etliche nachpaurn bei dem richter sein, so hat ain ieder gemaine freiung.

Item, in der gemain schmidt und in der padtstuben hat ain ieder gmaine freiung.

Item, ir schmidt pader halter und hieter hat ain ieder gmaine freiung so si sint an der gmain dinst; wolt si aber ainer deß trösten zu wein oder andern enden, schlüg in ainer, so verwandlt der selbig nichts mer wann an ainem andern gemain mann.

Item, es soll ain ieder seinen wasserlauf auslaiten als es von alter herkummen ist seinem nachtpern ân schaden.

Item, es soll ieder sein fridt zu rechter zeit verfriden dem nachtpaurn ôn schaden 14 tag vor sant Jörgn tag und 14 tag hinnach.

Item, di phlanzsteign und ander gärtn auf der gassen sollen zu rechter zeit gezeint werden auch abgeprochen.

Item, es soll kain holzhaufen auf [die] gassen gelegt werden davon schadt möcht geschechen.

Item, es solt kain ertrich auf der gassen aufgehebt werden davon mocht geschechen ain nachtail.

Item, es solt kainer todte ass noch ander unsauber ding auf di gassen werfen oder er ist wandlmässig.

Item, es soll ainer dem andern sein dinstpoten vor dem jar aus seinem dienst nicht tädingen oder ander arbaiter.

Item, die prunn auf der gassen sollen bewart werden wem si zugehörn, oder si sent wandl schuldig.

Item, ain ieder leitgeb der hie schenkt, der soll di recht maß im hauß und aus dem haus geben. thät ainer deß nicht, so soll im der richter mit den schephen angiessen; vindt man in unrecht, so soll der richter im das drinkassach zuslagen unz auf den ungelter.

Item, es soll kain leitgeb aim dienstpoten nicht porgen mer dann sovil er in ob der gurtl phenten mag. er soll auch kain haußrath von dem dienstpoten nemmen oder er wirt lantgerichtmässig.

Item, ain ieder hantwercher der hie sitzt, der mag umb seinen verdienten lon in der werchstat wol phenten, was er desselbigen mals verdient hat. porgt er im aber, so mues er seinem richter klagen.

Item, es soll ainer dem andern kainerlai geschirr aus seinem hauß nit tragen ân wissen. thät er aber das, so soll er im das bei scheinender sun wider haim tragen; thät er aber deß nit, so ist er wandl schuldig.

Item, ob gest herkummen an kirchtägen oder an hochzeiten, di sollen ir weer ainem wirth dapei si sint zu pehalten geben; und ob si unwillen anhueben, so soll in der wirth di wer nicht wider geben unzt auf den richter, damit nit schadt von in beschech.

Item, es soll kainer verpoten weer zu dem richter noch andern enden tragen oder er ist wandlig.

Item, maß wag elln und metzen sollen gefächt und geprennt werden nach der statmaß Drosendorff.

Item, di drescher di [umb] trait dienen di mugen das ôn maut hinwek füren.

Item, ain ieder gesessner hie mag seine wein oder trait ôn maut fuder gefurn.

Item, es soll auch kain edlman bei in hie heislich sitzen.

Item, all feurstet und öfen sollen wie obgemelt bei rechter zeit geschaut werden. wem si geschafft werden zu pessern, das geschech bei ainem wandl; wem si aber abgesagt werden, das soll also geschechen.

Item, ob ainer uber velt her veintschaft hiet, es kämen veint her, oder kämen feur aus, der selbig kumb her zu weren veint oder feur retten, so soll er haben unzt an den dritten tag freiung. welcher in aber angriff, der hat di gmain freiung zerprochen.

Die dritt sprach.

Item, das groß vich halten si umb. so soll ain ieder hauswirt oder sein weib selbs halten und soll ain poten dapei haben der ain tagwerch wol gearbaiten mag. geschäch aber deß nicht und geschäch ain schadt, so wär er den schaden schuldig zu pezallen und wär wandl schuldig.

Item, es soll ain ieder sein vich zu gewönlichen valtarn austreiben, und es soll vor iedem valtar offen sein dreier luss prait, do das vich geruebleich ein und aus mug geen.

Item, welchem ain vich wirt abgesagt, der soll das fuder thun; thät aber das abgesagt vich ain schaden, so ist man den schaden schuldig zu pezallen und wandl schuldig.

Item, es soll ainer dem andern under den mändlein nit halten oder in den fueterlugken, oder er ist wandl schuldig.

Item, ain weg get durch das dorf von Drosendorff gegen Pingendorff. di selbing weg soll ir kainer vergraben sein, damit nit schadt geschäch, oder er ist schuldig den schaden zu pezallen und wandl schuldig.

Item, welcher fert durch di Säss fur Eybenstain oder Prunenstorff, der ist schuldig dem richter hie zu mauten; und die selbig maut ist deß richter, davon soll der richter den weg durch di Sass pessern und machen.

Item, an dem dritten jar so zein si ain vichdrift, und das zaunholz sollen si nemmen auf dem pach oder herderhalben deß pachs, und haben das von gnaden.

Item, ain ieder der do zeint, wo das ist, so soll er di klo wie vor gemelt an dem zaun hinein kern, damit nit schadt geschech. geschäch aber schadt, so soll er den schaden bezallen und ist wandl schuldig.

Item, si haben zwo wait, das Moß und den Prannt, davon dienn si in das urbar ain halb phunt phening. und der selbing waid soll niemant geniessen dann das viech und mit der sichl. welcher aber darauf mäth, der ist wandlig. es soll auch niemant darauf treiben ân willen oder er ist wandlig.

Item, es soll kainer schubern noch zusammen tragen wann di sun undergangen ist.

Item, durch ir wait rint ain pach, der gehört von alter her darzue, und diennt davon siben schilling phening in das urbar. das selbig wasser mugen si selbs vischen oder von in lassen; und soll ir kainer nicht zeug darauf legen ân iren willen. und es soll kainer nicht mer visch noch kreusen vachen dann ain mal, und nichts hingeben. wär sach das si an dem pach ain ort oder mer hin liessen, den selbingen scholl kainer iren zeug nicht aufheben bei dem wandl. und mugen di selbingen di den pach besteent ir visch und kreussen geben wem si lust.

Item, an dem selbing pach ligent drei mull, do ir kainer mer rintvich haben soll wann drew ân willen deß richter hie.

Item, der mitter mullner soll di zwo prugken machen di iber seinen mulgraben geen, damit nit schadt geschech, oder er mueß den schaden zallen und ist wandlig.

Item, das padtholz haben si frei von genaden, aber es soll kainer nicht schaden thun.

Item, es soll ainer dem andern nicht stain auf den agker werfen noch klaubm, oder er ist wandl schuldig.

Item, es soll kainer sein wasser zu felt auf seinen nachtpern laiten, oder er ist schuldig wandl und den schaden zu pezallen.

Item, es soll kainer rain noch marchstain auswerfen noch agkern. geschäch das aber ungeverlich das ainer ain marchstain ausagkeret, so soll er di roß an di phluegrädl pinten und aim nachtpern ruefen, damit der stain ôn schaden hinwider kumb. wär aber sach das ainer ain marchstain fräfleich auswurf, dem selbigen soll man das haubt abschlachen und an di stat setzen.

Item, ob si veint ereilten und in etwas abdrungen, so sollen si das gerädt der veint peuten und den leichnam geantwurten aim haubtmann genn Drosendorff.

Item, ob ainer gejagt wurt an das gemerk und der selbig möcht als eilent iber das gemerk nicht kommen, wirft er ain phant iber das gemerk das zwaier phening wert ist, so hat er freiung; welcher im aber nachkäm, der hat di freiung zerprochen.

Item, si sollen nicht weiter rugen nuer so weit ire gemerk geen, und di selbing alle jar beschauen als oft in deß nott thut. welcher si ibergriff, mit we das wär, der wer wändl schuldig; und ob in des nott thät, so sollen si ain haubtmann von Drosendorff anruefen, damit inn solher fräfl nit gescheh.

Actum ut supra.

Standort
Zissersdorf | BH: Horn | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Gemeindeamt Zissersdorf | InvNr.: Papierhs. von 1541 |
Herkunft / Fundort
Zissersdorf | BH: Horn | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1541 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S.215-219 , Nr.37 (Edition).

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