Wollmannsberg, Rechte und Gewohnheiten (vor 1527)

Item, zu dem andern tail volgen hernach die recht und gewonhaitn auf das dorf zu Wolmuntzperg.

Von ersten sagen sie das man sol haben zwai panntëding, das ain auf sant Jergen tag und das ander zu sant Gilgen tag. und von iedem pannteding sol man geben dem herren sechzig phenning umb 1 mal. und wer in das pannteding nicht käm und im der richter vierzehen tag vor sagt, der ist wandel pflichtig 72 pfennig. - Fragt ob es ir aller red sei?

Die sagen mer: wer in iere hölzer gieng oder auf ir gruntn und waid, und wer dann der erst in das holz ist und wils maisn, der sol nemen die wüphel und soll die locher all sten lassen; und als oft er ain loch abslieg so soll er geben ze wandl 12 pfennig.

Wer in unserm holz ausslieg mer dan drei raifstangen, er sei von wann er sei, der sol geben 72 pfennig zu wandl.

Auch wer der wer der da graß abschnit in dem jungen maissen oder darinn hielt das fiech, als oft ainer das uberfurt, der sol geben 12 pfennig zu wandel.

[Wer das ain knecht in aines leutgeben haus käm,] so soll er im nit mher abziehen dan was er ob der gurtl hat; aber zug er im mher ab und ainem seinem knecht vertrib, so sol er im ainen andern knecht stellen. wer aber das ain freitochter in aines leutgeben haus käm, soll er derselben auch nicht mer borgen dann ain echtere wein. uberfuer aber der selb leutgeb das bot, so sol er geben ze wandl 72 pfennig.

Ob ainer ain dienstvolk hiet und das im sein guet austrieg und ain behalter hietn, den selben phalter oder phalterin sol man vahn fur ainen schedlichen man oder frawen und sol der herschaft verfaln sein leib und guet.

Wann die zehentner zu Olmuntzberg einfuern, so soll ain richter auch infurn. und sol niemant ôn aines richter und ôn der vierer wiln in das veld farn, das wandl 72 pfennig.

Auch sagen si mher das ainer den andern sol ausfridn. und ob ainer das nicht thäet und ainer dem andern ein vich slieg in zorn, so sol er das vich auf den frid legn enem des der frid ist, und er sol des unentgolten sein, und sol im das bezalen. - Fragt.

Die vier solln gen auf den frid zu sant Jergn tag nach dem pannteding und soln die frid besichtn. und welher fridn soll, dem suln sie das kunt thun das er frid in vierzehen tag; fridt er aber in vierzehen tagn nicht so suln die vier hinwider gen, und soll er dann zu wandl geben 12 pfennig, und die soln die vier vertrinken.

Auch sagent sie und meldent das zu ainem rechten: welcher der wer der ain zaun macht uber das gemerk oder ainen grabn der seinen nachpaurn zu schadn käm, der selb sol geben zu wandl von iedem stegken 12 pfennig und von iedem schauflstich auch 12 pfennig.

Si soln zwo sletergrueb haben im dorf als von alter herkomen ist. und welher eine hiet vor seinem haus, der selb sol sie zu ziehen wider am dritten tag. geschäh aber darnach ainem schadn, den selben schaden sol er im widerkern. pit in aber sein nachpaurn darumb und erlaubt im die hulbn, und was scheden darinn geschicht, das soll er pessern der darumb peten hat. - Fragt ob es ir aller etc.

Item, der richter soll kain hueter oder halter setzen ôn der vierer willen, und die vierer soln auch kain setzen ôn des richter willen. und welicher tail das [uberfurt], der ist wandel pflichtig 72 pfennig.

Item, [wan ainer] ainem frumen man lusnet an seinem haus oder venster, sticht er in zu tod, so soll er heraus geen und soll ain pfenning auf den stich legen und soll hinwider eingen und ist sein unentgolten. - Fragt.

Wer aber das ainer ain fund in seinem hoff, und der wirt gieng hinaus in den hoff auß seinem haus und spräch "wer ist da?  " oder "wer get da?", wolt sich dann der selb nit melden wann er in dreistund hiet gefragt, stech in dan der wirt zu tod, so soll er in auf die gassen tragen und sol im auch 1 pfennig auf den stich legen und gee wider in sein haus, so ist er sein auch unentgolten gen dem gericht. - Fragt.

Si sagen mër: wer ain erbmst trëgt in frevall der ist zu wandel 6 schilling 2 pfennig, von ainer hagken 6 schilling 2 pfennig, von ainem spies 6 schilling 2 pfennig. von ainem stain 6 schilling 2 pfennig, von ainem messer 72 pfennig, von ainem schwert 72 pfennig. wann ainer ain slueg mit trugkn slëgn oder mit der faust, zu wandl 5 tal. pfennig; hat er aber den daum in der faust, so ist er pflichtig zu wandel 6 schilling 2 pfennig.

Als oft ainer wolt ain haus aufbrechen auf den andern, der ist wandl pflichtig 5 tal. pfennig als vil ir sein bei der thurr. - Fragt etc.

Wer aber das ainer aim nachlief in sein haus, so ist er pflichtig ze wandl umb ain frevall von iedem man 6 schilling 2 pfennig. oder ob ainer ainem nachwurf oder schus mit ainem armst, das ist auch ain frevel. wer aber das ainer dem andern verpotne wort geb, der selb ist schuldig ze wandel 72 pfennig. wer aber das ainer ain schus auf der gasn und luff in ains haus, tët der wirt die thur in frevall zue, so ist er phlichtig das wandl.

Ob ainer dem andern ain marchstain ausgrueb mit willn, der selb hat ein frevel gethan und ist schuldig das wandl 6 schilling 2 pfennig. ist das aber ainer seinen nachpaurn ze nahet agkert, das im sein nachpaur des mag erweisen, so ist er schuldig ze wandl 72 pfennig von ieder furch.

Auch sol kainer in dem ardn in das veld komen ee das die sunn aufget, und an dem abent da die sunn gar zu rest get so sol aber kainer in das veld komen. so sol auch kain nachpaur ausgen mit den schnitern vor tags.

Auch sol der richter ir zwen dorfmetzen haben.

Wan die weinber waich sein, so sol ain ieder sein hund anbindn damit das sie nicht schadn thuen zu weingartn, wan man im das sagt; zu wandl 12 pfennig. - Fragt etc.

Sie sagen mer das ain ieder rechte maß sol geben dem armen als dem reichen. tät er aber das nicht, so soll er geben zu wandl der herschaft tal. pfennig als oft man das beweisen mag.

Es soll kainer porg werden fur sein nachpaurn oder fur ain andern; welher das uberfur, ist schuldig zu wandl 5 tal. pfennig. wo er spilt, spilt er dann in dem dorf auf meins herrn gruntn, so soll der wirt geben der herschaft. tal. pfennig ôn alle genad. wer aber das ainer wolt leistn dem andern, es wer von porgschaft wegen, oder das ainer ain schlueg und wolt im in dienst komen mit laistung, das wandl 5 tal. pfennig.

Wann sich ainer mit dem andern zurnet und mocht sich nicht gerechen und gieng in ain ander dorf und pät sein freund oder sein gesellen und prëcht die auf das aigen mit frevel, phlichtig als oft er fur ain haus geht das wandl von ieder person 6 schilling 2 pfennig; des geleichen in dem veld, als oft er uber ain rain get so sol er auch geben von ieder personn 6 schilling 2 pfennig.

Auch sagen sie mer das all wassergeng alweg suln gen als von alter herkomen ist. das ist also zu versten: das wasserflus so da kumbt von dem perg oder sunst auferspringt und get von ersten her bei Micheln Conradtn haus und kumbt darnach durch des Egharten peunt unz auf Peter Prunner wisn, da selb ain ieder soll raumen durch sein grund, damit es ôn irrung gefliessn mug; wo aber solhs raumen durch ainen oder menigern nicht beschee und er darumb angelangt wird, oder unangelangt ainem oder mer seiner nachpaurn durch solh versaumung schaden auferstend, also oft zu wandl 12 pfennig. darnach von benanter Prunner wis unz auf Steffl Seyfrid agker soll raumen wer da innen hat des Thoman Paur lehen; wo das nit geschech, das wandl 12 pfennig. darnach von Steffan Seyfrid agker unz auf den Seweg sol raumen bei obbenantn wandl wer die gueter darzwischn innen hat. darnach unz auf den grosn stain soll ain ieder raumen vor seinen gruntn bei dem wandel vorgenant. darnach von dem grossen stain unz in Grunndgrabn, durch die Creutzwisn ain ieder durch sein grund. und den Grundgrabn von Haslpacher gemerkt sol ain ieder raumen vor seinem grunt, alles bei oftgemeltn wandl ân alle gnad.

Den wasserflus so da kumbt von des alten Kolbleinns praitn und get durch die Luss, darnach durch die Lebegker, darnach in die Twerchagker, kumbt darnach zwischen Annderl Stëbl und des Amman heuser in den Gruntgrabn, welh flus ain ieder in und vor sein grundn sol raumen als oft des not ist, bei dem wandl 12 pfennig allemall.

Den flus von dem prunn soll ain ieder vor seinen grundn raumen aufs minnst im jar zwir oder als oft es dem richter not sein geschehn wirt; das wandl 12 pfennig wer des nicht thät. und darnach wer den Khnappenhoff inhat soll bei demselben auch raumen. darnach durch die Speisagker ain ieder sein tail als obn stët. darnach unz auf den weg so von dem dorf get sol raumen wer des Steffanns haus innhat. darnach von dem weg sol raumen die gemain unz auf die Mulstras, ainem ieden bei 12 pfennig als oft ze wandl. darnach unz auf Anndre Stäbl haus zwischen Ammans haus ain ieder bei seinen grundn. darnach unz in Grunntgrabn raumbt wer die bestimbtn heuser inhat, alweg bei dem wandl 12 pfennig.

Das wasser das da kumbt von dem Warttberg wirt gefangen in der vichtrift bei Kanntz Pericharten weingarten und get durch Thoman Paurn stolhoff, darnach durch all stollhöff unz aufs weidach, darnach unz auf die Mulstras, sol ain ieder raumen bei seinen grunden bei obbenantn wandl.

So man das holz abget, sol ain ieder maissen und abfurn zu rechter zeit, das ist vierzehen tag aufs lengst nach sant Jergen tag. wer sollls nit thuet und darnach in den mais fuer oder abslueg, ist verfalln das holz und zu wandel 72 pfennig.

Auch meldent si mer: welher der wäre der ainen andern herrn klagen wolte dann seinem herren oder seinem richter, der selb ist schuldig der herschaft 10 tal. pfennig.

Wann ainer den richter oder die vierer trib, der selb ist schuldig zu wandl 72 pfennig.

Sie sagent mer: was grunt. oder uberlent ist das [man] unser herschaft dem prior und convent gen Mauerbach dient, auch die ander hern holdn sein, was wandl der sein, es wer uber rain oder marchstain oder ander wandl, die selben wandel sullen sie dem vorgenanten prior puesn mit solher pues nach dem und dann die wändl geschehen sein und als dann der herschaft zu Mauerbach holdn zu Wolmuntzperg recht ist.

Auch sagent sie mer: wer aschn auf die gassen treit oder bei dem prunnen oder nuesch wascht, als oft er das thuet so ist er umb das wandl 12 pfennig, und wer siecht und nit sagt auch so vil. - Fragt ob es ir aller red sei etc.?

Sie setzen und sagen mer das niemant ainicherlai wein under den reifn in das aign kaufen und fuer die weil auf drei halb dreiling wein im aign lign. wil aber ainer mer vor dem zapfen ausschenken dann im selbs wechst, so soll und mag er seinem nachpaurn abkaufen umb ain zimlichen phenning. will im aber jhener den wein zu teur geben, mag und soll er den kauf durch die geschworn vierer beschehn lassn, des soll sich dann der hingeber mit nichte widern. wer solhs nit hielt, ist zu wandl 72 pfennig.

Wan ainer ain wein aufthuet, den sol er achtag ân irrung der andern schenkn, also das kain ander die weil aufthue allain mit seinem wiln. get aber der aufgethon wein ee aus dan achtag sich verlaufen, so soll und mag ain ander aufthuen. wer solhs nit hielt, zu wandl 72 pfennig.

Wann das veld bei den weingarten in der prach leit, soll und mag man die wisfleck dabei abetzn biß man kraut oder hanniff paut, darnach nimer. ob ainer aber nachmals darauf trib und seinen nachpaurn an seinem kraut oder haniff schaden thät, der sol verfaln sein zu wandl 6 schilling 2 pfennig und den schaden bezaln nach erkanntnus des richter und der vierer. dargegn soln auch andre prachveld wo schon etlich egker gras tragn abzeetzen frei sein.

Herkunft / Fundort
Wollmannsberg | BH: Korneuburg | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1520 - 1527
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 422-426, Nr. 63 (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Dorf | Taiding - Kloster

<< zurück