Weinzierl am Walde, Banntaiding (c. 1495)

Item, nach dem als verlesen worden ist in offner schran nach innhaltung unser brief und sidel die wir dann haben von einem fursten auf den anderen und am jüngsten von unsern allergenädigisten römischen kunig Maximilian new bestätt, darauf wier heut lassen vermelden und ruegen das kain vogt nit ze bieten noch ze schaffen mit unß hat außgenomen unsers ambtman an der Lechnerzeil. er soll auch kain verpott nit aufnemen noch kain clag ôn wart und wissen deß ambtmans.

Item, wir ruegen auch das man die feurstett nach dem pantäding beschawen soll. und soll der ambtman schaffen mit den fiern. wann si die fewrstett beschawt haben, so sollen si wo mängl sein dem ambtman ansagen. darauf setzt man in wändl: welchers nit wendt in vierzehen tagen, ze wandl 60 dn dem vogtn, 12 dn dem ambtman; item, so man es aber zue dem andern mal beschawt und das nit auß wirt gericht, so ist er unserm herrn kunig verfallen zwen und sechs schilling pfening, und dabei hat der ambtman sein gerechtigkeit; wer das als übertritt zue dem dritten mal, so soll man im niderschlachen die fewrstett.

Wer darauf der fierer ain widertreibt, ze wandel zwen und sechs schilling dn als oft er das thuet, dabei hat der ambtman sein gerechtigkeit.

Wer den ambtman veracht, der ist unserm herrn kunig verfallen 60 und funf tal. dn und steend nach genaden.

Item, wir ruegen auch: wenn einer dem andern ain dienstpotten aufdingt ôn wort und wissen seins herrn und seiner frawen, ze wandl 60 dn dem vogten, dem ambtman 12 dn, und stellt im ain anderen dienstpotten an statt.

Wir ruegen auch: ob einer oder aine wär die ain dienstpotten aufredet umb käs schmalz fleisch oder umb ander ding, wann man ain oder aine erfüer, ze wandel 60 dn dem vogtn, 12 dn dem ambtman, und stett in deß ambtmans straff.

Wo ain muetwiller käm an die Lechnerzeil und vordret ainen an sich oder auß dem hauß, ze wandel zwen und sechs schilling dn, dabei hat der ambtman sein gerechtigkeit, und stett in der nachpaurn straff.

Item, wir ruegen auch: ob ainer käm an die Lechnerzeil mit frävel mit ainem gsponten ärmbsch und trüeg den pfeil in der hant, der ist dem vogt verfalden zwen und sechs schilling dn, und dabei hat ambtman sein gerechtigkeit. scheust er aber ab, ze wandel unserem herrn 60 und fünf tal. dn, und schieß holt nuer ainem pästall zue.

Wir ruegen auch das kainer kain unsauber ding für die fenster soll giessen noch schutten. als oft man denselbigen betritt ze wandel 12 dn, gehörent dem ambtman zue.

Item, wir ruegen auch: welcher ein prun hat, der selbig soll ain anhangenden emer haben mit ainem prunhengst. und ob dasselbig ainer nit thätt, verachtet deß ambtmans geschäft, als oft ainer das selbig thuet ze wandel 70 dn dem vogtn, dabei hat der ambtman sein gerechtigkeit.

Item, da gott vor sei, ob ein feur außkämb, so soll er das dreimal beruefen, damit das die nachpärn kämen und das ze retten helfen; so soll er bei dem fewr frei sein. ob es aber weiter kämb, soll er den schaden bezallen nach rath frümer leut.

Item, wir ruegen auch: ob ainer kämb, beraubet die stecken und hacket die stecken ab an den zeunen, als oft einer das selbig thuet ze wandel von ainem iedlichen stecken 12 dn, gehörent dem ambtman zue.

Und das ist die erst sprach.

Item, wir ruegen mer: wann der ambtman ruefen lässt das Lechner velt und niemant darinnen halten soll oder grasen, als oft ain haubt viech darin begriffen wirt uber das pott, ze wandel von iedem pfant 12 dn.

Wir ruegen auch: ob ainer oder aine wär die begriffen wuerden im felt an merklichem schaden, es sei fraw oder man, so sollen si geantwortt werden zue dem ambtman und soll der ambtman mit in handlen wie recht ist.

Item, wir ruegen auch mer: ob ainer dem andern ze nahent ackeret in dem felt und der selbig mit der beschaw begriffen wirt, ze wandl dem vogtn 70 dn, dabei hat der ambtman sein gerechtigkeit.

Item, wir ruegen auch mer: welcher die beschaw widerredet, der ist von ainem ieden verfallen frävelwandel zwen und sechs schilling dn, und dabei hat der richter sein gerechtigkeit.

Wir ruegen auch: welcher ainem ain marchstain außgrebt oder außackert mit willen und die march verwendt, den soll man eingraben unz an die girtl, soll in zustossen, unz das das march wider ze kreften gesprochen wirt.

Item, wir ruegen auch mer: ob ainer mit frävel ain zaun aufpräch, machet ainem ain weg durch wisen, äcker oder gärten, ze wandel dem ambtman 12 dn.

Ob aber ainer ain lucken hiet, vermachets mit drei stecken, wär er aber da und wolt durchhin farn, wurt er darüber begriffen, als oft er ain stecken außzug oder abhacket ze wandel 12 dn, gehörent dem ambtman zue.

Und das ist die ander sprach.

Item, wir ruegen auch auf haid, auf waid und all unser grunt, auf gait und vischwait: alle die man darüber begreift seint in deß ambtmans und der nachparn straffe.

Wir ruegen auch das kein verpottens viech auf die haid nit gehen soll. wo man es aber darüber begreift, von iedem haubt ze wandel 12 dn, gehörent dem ambtman zue.

Wir ruegen auch mer das kainer kain gruens oder durß holz abhacken soll. wen man darüber begreift, von einem iedem stam ze wandel 12 dn, gehörent dem ambtman zue.

Wir ruegen auch auf pandstäb und zain: und alle die dosing die unser grunt schwechent, wo die begriffen werden, von ainem iedem stamb 12 dn, gehörent dem ambtman zue.

Wir ruegen auch auf unser freiheit und gerechtigkeit auf die stainwürf: welcher das thuet, ze wandel zwen und sechs schilling dn, darbei hat der ambtman sein gerechtigkeit.

Wir ruegen auch: die zerednusen ainer mit dem andern, das selbig gehört dem ambtman zue die wandel.

Item, wir ruegen auch: das schwertzucken, überern und zeun, und der ains verfellt, die wandel gehörent dem ambtman zue.

Wir ruegen auch: wo die fierer hin genutzt werden, darauf nemen sie ir gerechtigkeit, das vier und sechzig dn ist.

Wir ruegen auch: wenn ainer dem andern ain tagwercher abredt, ze wandel 12 dn dem ambtman.

Wir ruegen auch mer: welcher nit nutz und gewör hat entpfangen und den nachpärn ir gerechtigkeit nit geben hat, der soll an kain sprach nit gehen.

Und das ist di drith sprach.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | alte InvNr.: Allgemeines Verwaltungsarchiv, Ministerium des Inneres, Sign. IV. D. 7 |
Herkunft / Fundort
Weinzierl am Walde | BH: Krems | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1490 - 1500
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 900-902, Nr. 131/II (Edition).

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