Wegscheid am Kamp, Rechte (1682)

Wegschaiderisch panbiechl.

Hie seint vermerkt etc. die recht zu Wegschaidt, die unsere vorfahren und wir bei den herrn und inhabern des dorfs Wegschaidt biß hero gehalten haben durch sein deß eigen recht und gebrauch, durch die alten so solche von ihren endl und uhrendl, nach den manß järlich in pändäting vermelt, gehört worten, alß nemblich durch den ersamben Thaman Ziger von Tieffenbach, so von ainer ersamben gmain zu Wegschaidt die hernach. bemelt ruegung und artickeln in offnen pandätung fürgebracht, erbetten worten und von den füerern, alß Rueph Weber Hanß Gmidl Tibaldt und Michael Praun, in offnen bessesenen pantätting anstatt ainer ganzen gemain erkent war zue sein und von alters herkomben. auch sein die freiheiten. hierinnen und march in umbkreiß vermörkt der obrigkeit Idolzberg, so die torfobrigkeit da hat.

Erstlich haben die zu Wegschadt, wie von alter herkomben und anfenglichen von der obrigkeit deß torfs Wegschaidt begabt, jährlich mit vorwissen der obrigkeit die pandättung zu halten, geding zue besitzen und die march und stain, der obrigkeit und deß aigen gebrauch zu vermelden.

Mehr ruegen wür: wo ainer fürstunt aim pandäting vor einem versambten geding mit einer verbottenen wehre, der hat verwandelt von man zu man alß vill ihr in geding seint [und] sizen von ietem 12 pfennig, und von dem richter alß vill dem geding verfallen.

Mehr rugen wür: wo ainer für die schranen in pandäting kamb und mit gewalt unerlaubt fräfflich, den richter und daß geding verschmächlich, hinein redet und verachtet, der ist der obrigkeit verfallen 32 pfund pfennig. wo aber der verbrecher ein lediger gesell wehr, so mag in der richter zu seinen hänten nemben und wohl bewahren und mit ihme verfahren wie es recht und urthl gibt. wo aber der verbrecher ein adlßman währ und daß gericht in der schran verschmächte und verächtlich hielte, der ist verfallen der obrigkeit ein halben gulten.

Mehr rugen wür: wo zwen vor der schranne an einander kämmen und gäbe ainer dem andern verbottene er-töttunde wort, und haben doch die obrigkeit vor ihn daß sie solches außtrueg wie recht ist, der hat verbrochen von man zu man alß vül ihr in geding sizen 72 pfennig und von richter zwei so vill.

Erstlichen, alß weit der Wegschaidt grunt gechen ist die freiheit der obrigkeit, hat kein anderer herr kein eingriff zu thuen ausserhalb vorwissen der obrigkeit Idolzberg.

Mehr rugen wür daß unser obrigkeit freiheit gegen Bölla hinauß werth so [weit] man mit einem stachel oder armbrost von dem Kampp hinauß schiessen mag.

Mehr rugen wür: wo ein schötlich man in eines hauß, cammer oder keller begriffen würdt und der würth des hauß den dieb daß gestollen innerhalb der tagtropfen widerumb nähmb, so ist der würth der obrigkeit schuldig anzuzaigen.

Mehr rugen wür: so aber der ibelthätter daß gestollen herauß für die tachtropfen brächt, wo einer wahr und nähmb daß guet dem ubelthätter wider, der hat sich grichthändl understanten und hat gefrävelt der obrigkeit 32 pfund pfennig. so es sich aber zuetrieg daß der würth den dieb ausserhalb des hauß ansichtig würdt, der soll ihn mit sambt dem gestollen guet zu dem richter bringen, und der richter soll den ubelthätter ganz wol bewahren und solches der obrigkeit Idolzberg vor dem dritten tag anzaigen, und der würth mag sein guet von der obrigkeit mit dem fürfank freien mit zween und sechs schilling.

Mehr rugen wür daß der richter den übelthätter am dritten tag dem lantgricht hinauß zu dem creuz soll uberantworten wie er mit gürtl umbfangen ist, und soll den übelthätter mit drei richhalmen anbinten und den lantrichter dreimahl ruefen. wo der lantrichter nit verhanten wär durch herrn gschäft oder ander weeg, so ist der dorfrichter schultig den ubelthätter widerumben hinein zu führen und den gar wohl bewahren. und so aber der richter und gmain den ubelthätter nit lenger behalten wöllen, so soll der richter den ubelthätter widerumben hinauß zum creuz füehren in abgang der sunn und da widerumben mit drei richhalmen anbinten und den lantrichter dreimahl ruefen; kumbt der ubelthätter dieweil darvon, so ist der richter und die ganze gemain dem lantgericht darumben nichts schuldig.

Mehr rugen wür: wo einer ein margstein außzug, eß seie zu hauß hoff oder torf in wissen oder äckern, und würdt daß uberweist, der hat verwandlt der obrigkeit 5 pfund pfennig.

Mehr, wo einer ein marchstein außzug zwischen meier und gemark zwischen zweier herrn güeter, damit die zwen herrn mit unwillen und krieg in einander fallen, so solt man da wo der marhstain gestanden ein grueb graben und denselben hinein biß an die achßel sezen und mit. dem erdreich wohl verstossen und daß haubt im abschlagen und widerumb auf den stumpf sezen, daß der stumpf den marchstein außzaig.

Mehr rugen wür: wo ainer einen mit einer kugl auf der scheibstatt wurf, der ist der obrigkeit verfallen 6 schilling 2 pfennig.

Mehr, wo einer ainen mit einer eißen drischl schlug, der ist der obrigkeit verfallen 6 schilling 2 pfennig.

Mehr, wo einer auf einen wurf mit einem stain, er tröff in oder nit, der ist der obrigkeit schuldig 10 pfund pfennig. trögt er aber den stain widerumben an die statt da er in aufgehebt hat, der ist der obrigkeit nicht verfallen.

Mehr, schlegt ainer mit einem spießschaft, der ist der obrigkeit verfahlen 6 schilling 2 pfennig. schlegt er aber mit dem eißen, ist er verfahlen 5 pfund pfennig.

Mehr rugen wir: wo zween mit hader an einander kommen und zuckaten mit wöhrhafter wöhr und doch nit schluegen, der ist dem richter verfahlen auß der schait 12 pfennig und widerumben in die schait 12 pfennig. schlueg aber ainer dem andern flüessente wunten, so ist er dem den schaden abzuthuen und sich mit der obrigkeit umbs wandl zu vertragen.

Mehr rugen wür: wo zween auf der gassen mit krieg an einander mit wöhrhafter wöhr kämen und der ein die flucht gab in ein hauß und der ander sein widersacher ihm nach kämb und schlit ihm nach uber daß druschübel, der hat gefravelt umb 32 pfund pfennig.

Mehr rugen wür: sover der von Wegschaidt grunt und gehülz werth, haben die andern nachbahrn im aigen der obrigkeit nit zuegehörig [das recht]:wan ainer der herrschaft gibt 2 pfennig, so hat er so wohl darinen zu holzen alß die andern; wo ainer aber der herrschaft die 2 pfennig zu aufgesagter weil und zeit nit gibt, dem ist daß gehülz verbotten.

Mehr rugen wür: wo zwo oder drei oder mehr nachbahrin im aigen zu Wegschaidt mit verbotten scheltworth an einander kämen und durch den richter in daß verbotten wurt und die weiber darumben nit aufherten, so ist der richter schuldig der verbrecherin den pockstain anzuhenken, und sie soll ihn umb daß aigen tragen, und alß oft sie rast ist sie der herrschaft 12 pfennig verfahlen.

Mehr rugen wür: wo ainer einem an seinem hauß lasset, und der würt daß gewahr wurt und sprach wehr da währ, und der würth den dreimahl beruef und wolt sich nit melten, und der würth den entleibet und der blieb under den tachtropfen, so ist der würth schuldig auf den entleibten 3 pfennig zu legen, so ist er der obrigkeit und gericht nach der freuntschaft nichts darumb schuldig und hat ihm hingegen der welt schon gebüest, aber gegen gott hindan gesetzt.

Mehr rugen wür: wo ainer währ der einem bei nachtlicher weil an sein hauß oder fenster, thüer fräfflich stieß oder einwurf und der begriffen würdt, der ist verfahlen der obrigkeit 5 pfund pfennig.

Also mueß es gehalten werten die pandättung in dem torf zu Wegschaidt. und ist dem richter und einer ersamben gemain zu Wegschaidt eingehendiget, beinebens aber ernstlich bei der herrschaft Idolzberg anbefohlen worten daß sie nun hinfüro von jahr zu jahr die pantättung fleissig besitzen und ob denselbigen mehrers alß zuvor beschechen steif und fest hanthaben sollen, alß lieb einem ieten torfrichter die schwere ungnadt der straff zu vermeiten, so wohl auch einer ersamben gemain ihr aller gemainen nuz zu beführdern angenehmb ist. actum den 19. 9bris 1682.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Finanz- und Hofkammerarchiv, Fasc. "Panthaidingen und Ruegbüchel" (17.753); Nr. 13 |
Herkunft / Fundort
Wegscheid am Kamp | BH: Zwettl | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
exaktes Datum: 19. November 1682 | Entstehung: 1682 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 789-792, Nr. 119 (Edition).

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