Wachau, Rechte der Leute im Thale Wachau ( 1493)

1. Von erst das das gericht in der Wochaw geet nawbärtz unz an den Wattstain oberhalb Tiernnstain, und hingegen unz in den Müstlingpach niderhalb Spitz, und allenthalben mittn in die Thanaw auf ainer seitn, und auf der andern seitn walds halbn unz in die klain Khrembß und in den Hynnpach.

2. Item, wer zu felte und zu dorf zu erbgüetern auf fünfunddreissig pfunt pfening werd hat, den sol der richter umb erber sach nicht fanknussn; es wär dann ob ainer ainem richter in billichn dingn nicht gehorsam wolt sein, so mag ain richter nach ihme greifn und straffn nach der burger rate.

3. Item wann sich ain priester ains siechn underwindt mit der heiligkait, so solle ihne niemants verbietn. auch solle ihne der pharrer ob er sturb des freithoffs nicht hindern oder irrn.

4. Item, auch ist von alter herbracht das ain ieder herr außwendig der herrschaft, er sei geistlich oder weltlich, der güeter hie im thaal gelegen ze leihn oder ze fertign hat, soll ainen ambtman oder anwalt habn hie der solche lehn oder burkrecht an seiner stat leich oder verfertig, damit das thaalvolk hie im thaal solche lehn oder burkrecht außwendig der herschaft nicht dürftig oder schuldig sein ze suechn, und das solche fertigung beschee mit wissn des richters des tals, damit die leüt nit beswert werdn von den ambtleütn.

5. Item, wer die güeter die von ihme lehn oder burkrecht sint, es sein heuser weingärtn oder paumgärtn, nichts ausgenomen, nicht leihn oder fertign wolt nach des thaals gewonhait oder gerechtigkait, so soll und mag die leihn oder fertign wer an des lantsfürstn stat des thaals gewaltig ist.

6. Item, wir meldn auch das wir und aller herrn holten hie im thaal Wochaw zu velt und zu dorf nur ain richter habn.

7. Item, es hat auch kain herr mer ze bietn noch ze fordern an seinen holdn dann seinn rechtn dinst.

8. Item, es soll auch kain herr kainen seiner holdn die heußlich hie sitzen sein aus dem gericht hie füern noch fänknussn, sonder was ain herr zu seinen holdn ze sprechn hat darumb soll er ihne vor dem richter des thaals beclagn.

9. Item, wir meldn auch das alle wändl, auf welchs herrn güeter sich die begebnt, sein des lantsfürstn und seins richters.

10. Es hat auch nimants anders da ze richtn dann des lantsfürstn richter. auch was sich in dem thaal wandelt oder begibt, was sachn oder handels das ist, da soll der richter des thaals umb richtn.

11. Item, es ist auch von alter herkomen das der lantsfürst iedn mann im thaal zu steurn und ze rowoltn ervordern hat, wes holdn die sein, niemants ausgenomen.

12. Es soll auch kain herr iemants hie auf- oder abzefarn irrn sein.

13. Item, es soll auch der richter des thaals kainen gesessn noch inwobner des thaals der mitleidung mit uns hat auß dem gericht hie füern noch gestattn ze füern in ein ander gericht, sonder was ainer verschuldt da sol er in dem thaal umb gestrafft und gebessert werdn.

14. Item, ob ain man flüchtig wurt in ains gesessn hauß, darinn soll ihme der richter oder sein anwald nicht nachtrettn umb erber sach sonder ehe an dem würt erfordern.

15. Item, wer sich ains kaufs abthuet, der ist dem gericht ain pfunt pfening, den burgern aim emer wein und dem clager seinen schadn schuldig abzetragn nach der burger rathe.

16. Item, es sulln auch all grünt und gütter so in der herrschaft Wochaw lign, si sein der inwohner oder außlender, ieder grunt und guet in seim werd gleich mit einander versteurt werdn und in alln andern anfodrungn gleich mit einander mitleidn habn.

17. Item, ain ieder wirt hat sein inleüt ze phentn umb sein hoffzinß, doch mit dem pfant gefarn als und des thaals recht ist.

18. Item, ain ieder leutgeb oder gastgeb hat gewalt ze phenten umb die ürtn wein oder zerung so die gest oder trinkleüt schuldig wern, doch mit dem phant handeln als recht ist.

19. Item, es soll auch kain leütgeb den burgerkinden borgn auf ihr erb noch ihrn knechtn auf ihr gewant dann sovil sie habend ob der gürteln; und wer des uberfarn wurt, der ist zu wandl zwenundsibenzig phening.

Item, ain potwantl oder ain clagwandl ist ainem gesessn zwelf und ainem gast zwenundsibenzig pfening.

20. Item, wenn sich ain fewr hinzt ainem erhebt und uber das dach außkumbt, der ist zu wantl sechs schilling und zween pfening und der richter soll ihne schermen auf ain recht.

21. Item, was fürfeng geschehn in dem gericht ohn des richter und der burger rathe und willn, die habn kain craft, und der das thuet ist zu wandl sechs schilling und zwen phening.

22. Item, es sulln und mügen auch fleischhacker und peckn die außwendig der herrschaft sitzn mit ihren phennbertn wol herfarn onverhindert aller meniglichn. wer aber dawider were mit wortn oder mit werchn, der ist zu wandl fünf pfunt pfening, und doch solchs auf offn märkt gefürt sol werdn.

23. Item, es mag auch ein ieder sein gelter der ain gast hie ist wol anfalln, verbietn oder vahn, aber ohn das gericht nicht auslassn und ohn das gericht nichts mit ihme handeln.

24. Item, es mag auch ain umbsäß ainen schedlichen mann, wer der ist, woll anfalln; und antwort er ihne dem gericht, so ist er darumb nichts phlichtig.

25. Item, ob ain gesessner ain wandl nicht ze geben hiet, so soll der richter sein schreinphant ob er des sovil werd hat nemen oder sein haußung zuesperrn und nicht fänknussn.

26. Item, was ein gast oder inwohner des thaals zu ainem gesessn, des erbguet auf fünfunddreissig phunt phening werd ist, ze sprechen hat, darumb sich der gesessn rechtns erbeut, so soll ihne der richter zu recht komen lassn.

27. Item, meldn auch: was sprüch und ansuechung sich begebnt grunt und podn in der herrschaft gelegn anrürunt, das solchs in der herrschaft mit recht ersuecht sol werden, als auch gemains lantsrecht ist.

28. Item, wir melden auch das wir von alter here die gerechtigkait habn: [was wir]zu Khrembß und zu Stain an dem getraitmark allerlai getrait auf den wagn zu unser notturft und speißung in unsere heiser kaufn mügn, sei wier nicht schuldig zu vermautn.

29. Item, was auch die leüt hie in der Wochaw auf dem markt zu Melckh zu ihrer speißung und notturft kaufnt, davon sein si nicht schuldig. ze mautn; ausgenomen an sand Colmans tag, so jarmark da ist, von vesperzeit hinz hinwider auf vesperzeit so ist man schuldig ze mautn.

30. Item, es ist auch von alter herkomen das all wändl die vor in dem register nicht begriffn sint, sulln auf genad stehen, und soll hie im thaal darumb abgebrochn werdn nach rathe der burger auch nach gelegenhait aines iedn handels.

31. Item, auch meldn wier: was grunt oder güeter die mit dinst oder burkrecht zu der vestn Thiernstain gehörunt verkauft oder verkummert werden, es sein heüser weingärtn oder paumgärtn, nichts ausgenomen, das soll mit brief und sigilln gefertigt und erst darnach in das urbarbuech ingeschribn werdn. darumb so gibt mon unserr gnedign herrschaft dem lantsfürstn albeg von zwainzig phuntn ainn reinischn guldn und nichts umb das sigill. was aber uber zehn phunt nicht wert ist, das mag mon ôn brief und sigill in dem urbarbuech wol fertign und inschreibn, und nicht mer davon schuldig ist denn anlad und ablad.

32. Item, ob aber grünt oder güeter sich mit erbschaft von aim erben auf den andern verfalln, so soll derselb erb den es anstirbt nicht mehr dann anlad und ablad sovil des purkrecht ist ze gebn schuldig sein.

33. Item, es sulln auch all grünt in der herrschaft ligunt so der ainer fail wierdt drei vierzehn tag ausgerueft und ainem angesessn für ain außlender ze kaufn gebn werdn. ob aber in der bestimbten zeit und zu ausgang derselbn ain angesessner nit kaufn het wöllen, alßdann mag derselb sein guet verkaufn wem er will.

34. Item, es soll auch niemants den weingartarbaitern die maisch und mist fuern cost gebn. wer des aber uberfarn wurt, der ist verfaln funf phunt phening als oft das geschicht.

35. Item, es sulln auch die weinzirl und ander weingartarbaiter nicht mehr bestant habn dann was si mit ihrem dienstvolk die in ihrem brodt sind gearbaitn mügen. wer das uberfur, der ist zu wandl sechs schilling zween phening.

36. Item, es soll auch kain angesessner in der Wochaw kain ledign knecht der nicht dienn will ohn willn und wissn des richters beherbergn. wer das uberfur, der ist dem gericht zu wandl verfalln fünf phunt phening.

37. Item, auch haben die des raths und die ganz gemain in der herrschaft Wochaw zu den weinnachtn zwen oder drei füerzenemen, aus denselbn hat der verweser an stat des lantsfürsten ainn zu richter ze erwelln und den ze bestettn.

38. Item, auch hat die gemain in der herrschaft Wochaw die zwelf geschworn des raths zu erwelln, die sulln mit sambt dem richter der nu erwelt und bestett ist dem verweser an stadt des lantsfürstn die glübd ze thuen pflichtig sein.
Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv ? | alte InvNr.: Ministerium des Innern, Sign. IV. D. 7 |
nähere Angaben
Entstehung: 1493 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 985-990, Nr. 142/I (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Herrschaft

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