Vitis, Freiheiten der Pfarre (1513)

Wier richter und rath des markts Schrembs bekennen mit diesem offnen brief daß für unß komen ist der ersam wierdig herr herr Michael Freyberger diezeit pfarrer zue Vitis mit seinem richter mit namen Andree Schmidt und mit ainem seinem vierer mit namen Niclaß Lernkhopf, und batten unß mit grossem vleiß demüeticlich daß wir in geruhten der warheit ein geschriftliche zeugnus zu geben der freihait halben so ain ieder pfarrer mit seinen holden hat, die dann die grafen von Maydtburg erlangt haben von den fürsten von Össterreich vor langer zeit. so haben wir nun vorgedachter richter und rath eintrechticlich bei unß selber gedacht daß der rechten göttlichen warheit nit sei abzuelegen oder hindern sonder zue fürdern, auch angesechen das fleissig gebet des ehegenanten pfarrer und seiner holden und geben inen ain solche kuntschaft in craft dieses briefs und sagen das bei unsern ehren und trauen, als wir dann das thuen machten vor ainem ieden rechten, das solche freihait alle jar jerlichen von jarn zu jarn vor offner schrann in dem panntheding des lantgericht und herrschaft Schrembs ain lange zeit, alß unser etlich gedenken bei den sibenzig jarn und auch unsern voreltern die unß gesagt haben etlich und über hundert jar, also gehalten und gemelt ist worden. und die freihait des bedachten pfarrer und seiner holden wierdt also berieft:

Zue dem ersten, so ist fürstenfreihait drei schriet hindan von der maur des freithofs umb und umb, darnach in der Padgassen gehet ein türl in den freithof, von dem selbigen thürl in das gassen unz in mitten in Gawmingpach oder mitten auf den steg der über den paach geet. es ist auch auf des pfarrers grunt und auf aller seiner holden grunt fürstliche freiung, auch in allen iren heusern. in hat auch niemant darein zue greifen. und so ainer fluh auf die eegenanten freiung oder wurf sovil drein das vier haller werth wer, so hat er fürstenfreiung drei tag; und allweg an dem dritten tag so soll er drei schriet hinaus aus der freiung tretten und die wider bestehen wie vor, als oft es in noth thuet.

Aber das lantgericht Schrembs gehet zue baiden orten des Gaydorff mitten in den vorgenannten Gawmingpach. und so ain schedlicher man begriffen wierdt im Gaydorff, alß weit dann das lantgericht Schrembs gehet, so soll in ein richter zue seinen handen nemen der dann dieweil richter ist in dem vorgenanten Gaydorff, und solt in behalten unst an den dritten tag, und drei schriet denselben für sein haus fuhren und dem lantrichter von Schrembs dreimall ruefen; so er aber nit käm, so solt er denselben wider in sein fronfest furn und wider an dem dritten tag dem vorgenanten richter ruefen. das soll er thuen so lang unzt auf zuekunft des richter von Schrembs.

Man berueft auch das der pfarrer und seine holden alles ungelt frei seint.

Es hat auch niemant über si zue gebieten noch zu schaffen sonder ir herr der dieweil pfarrer zue Vitis ist, ân allein drei artickel die si dann in das lantgericht Schrembs anbringen müessen, das ist mörderei prant und rauberei.

Und seint sonst nindert in kain lantgericht schuldig noch in das panteding, wann allain ir zwenn oder drei komen in das panteding Schrembs und lassen da ir freiheit ruefen.

Solcher beruefung der freiheit geben wir in zue zeugnus diesen offnen brief.

dieweil wier aber zue dieser zeit kain aigen insigill nit verhanden haben, haben wir von unß vier erwelt auß dem rath zue bestatten diesen brief, an stat unser aller ire pettschaft hinden zuruck aufgetruckt; seint mit nahmen Mattheus Ölnbrein diezeit marktrichter daselbst, Jörg Lederer Thoman Leeb Wolfganng Pflüegl, die wir also verorndt und mit fleiß gebeten haben, doch in und iren erben ohne schaden. beschechen zue Schrembs an dem sambstag nach jubilate da man zalt nach Christi gebuerth tausent fünfhundert und im dreizechenden jahre.

L. S.

Ulrich graff zu Hardtegg.


(Ungedruckt.)

Was die holden ainem pfarrern schuldig zu thuen seint.

Erstlich, die vier lechenholden die müessen roß haben und sein schuldig drei halb tag zue robathen wo es der pfarrer haben will. dargegen soll er inen käß und brodt und ain trunk geben und darnach zuletzt dahaim zu essen und trünken.

Zum andern sein si schuldig ainem pfarherrn all sein pautrait einzueführen, korn habern waiz gersten.

Zum dritten sollen die 14 holden ainem pfarrer all sein hei auffachen. so soll er inen hinaus lassen tragen trinken und ain brot und darnach dahaim essen und trünken. auch sein si schuldig dem pfarrer sein pauhabern aufzueheufln.

Zum vierten sein si schuldig einem pfarrer den dritten pfening zue der steur zue geben.

Diese vorbemelte unterthannen sein schuldig daß ir zwenn alweg gen Schrembs in daß theding gehen und achtring wein mit inen hinauf tragen, wie es dann der brauch ist, und anzaigen was die drei malefitz angehet.

Und seint auch ungeltfrei wen si schenken; deßgleichen auch ein pfarrer.

Schneider zue Schwartzaw ist schuldig jerlichen einem pfarrer zue geben zwenn hannen von ainer hofstat, und ist sonst ganz frei zechet, und last in mit im essen ein pfarrer.

Der freithof gehört dem pfarrer zue abzueschneiden. ich hab in dreissig jahr in rueblicher posses gehabt.


Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Cod. suppl. 609 | Seiten: 34a-38a |
Herkunft / Fundort
Vitis | BH: Waidhofen an der Thaya | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
exaktes Datum: 23. April 1513 | Entstehung: 1513 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S.281-283 , Nr. 45 (Edition).

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