Unterrohrendorf und Neuweidling, Rechte der armen Leute (vor 1595)

Hoch- und wollgeborner gnädiger lieber herr, wier arm leüt zu NiderRadendorff und Ober -Wädling lassen eüer gnadt wissen unsere recht die wir haben in dem veltgericht under des Kampß in gleicher maß alß unsere vätter von alters hergebracht und gehabt haben, alß man die alle jahr drei stunt erkent in den rechten im Wädlinghoff vor eürem gewaltigen richter. so pit wir eür gnad daß ihr unß dabei halt unß und unser nachkomben und dabei lasset bleiben.

Item, von erst so melden wier daß sich eüer veltgericht anhebt an dem Eselstain da der prunnhengt niderfelt, und get mitten in der lantstraß durch Gerstorff hinauf unzt mitten in den Kamp, und in den alten Kamp hinauf unzt mitten in die naufart, und in der Tonau her entgegen unzt neben Prüffüger ek. waß wandelwärtiger sach sich in dem kraiß[verget], von wan der mann sei oder kumbt und weß die güeter seint, so ertheilen wir die wandel niemt den eüch und eürem gewaltigen richter.

Auch so lassen wir eüer genad wissen daß eüer veltrichter stunt soll sitzen an dem gericht im jahr. und alle die dabei zue schaffen haben bei den rechten umb erbar sachen, die sollen freiung haben desselbigen tagß wann er sizt an dem rechten.

Item, des ersten soll er sitzen des negsten erchtagß nach unser lieben frauen tag zu der liechtmeß in dem Waidlinghoff. den andern tag soll er sitzen des negsten ertagß nach st. Georgen tag. den 3ten tag soll er sitzen des negsten ertagß nach unser frauen tag der schidung, alwegen in dem Waidlinghoff.

Item, umb daß sitzen soll man geben dem richter ein halbes pfunt pfenning von ainen iedlichen tading, daß ist drei stunt in dem jahr; und dasselbig halb pfunt pfening soll er an den ambtman fodern zu dem Wadlinghoff. und ob er nit saß an den oftgenanten tagen, so sein wir keines wandelß schuldig.

Item, zu den tadingen soll ein ieglicher hoffmaister, er sei geistlich oder weltlich, der da gesezt wirt von unserm gnädigen herren und prelathen zue Ebersperg, sitzen dem richter an der ainen seiten und der ambtman an der andern seiten. und ob der.. .. .. .. .. gegen ainem oder mer.. .. .. .. .. .. .. .. .. .. daß soll er auf disen tag underwegß lassen und eim ieden helfen deß er recht hat.

Item, es sollen alle zu den 3 tädingen komben die darzue gehörn. ob ainer aber nit kombt, der pring an den tag daß waß ihm davon abgehalten hat; thuet er daß nit, so ist er umb daß wandel 12 pfennig.

Item, wir öffnen all die wandl die wier melden in offener schrannen:

Item, schwertzuken und messerzuken in gevar und doch ohn schaden, der ist zu wandl 12 pfennig, doch ob er furkombt ehe daß der richter gesessen ist; ist aber der richter gesessen mit dem stab, so ist daß wandl 24 pfennig.

Item, fliessent wunden 72 pfennig, 60 dem richter und 12 pfennig dem ambtman.

Item, alweg so zu wandl ist 72 pfennig, so seint die 12 des ambtman.

Item, plikwunden oder lemmwunden, wie sie genant seint, 5 pfunt pfenig zu wandl.

Item, wer ein schlecht mit offner hant der ist zu wandl 5 lib. pfennig, ist aber die hant zue 1 lib. pfennig.

Item, ob sich 2 mit einander raufen, alß mennig finger in dem haar alß oft 1 lib. pfennig ze wandl.

Item, ein nachwurf mit eim messer 5 lib. zu wandl, mit eim stain 1 lib., mit einer haken 1 lib. pfennig.

Item, ob einer ein armbrust spant in gevar 1 lib. pfennig zu wandl, scheüst er aber 6 schilling 2 pfennig.

Item, kombt einer in unser aigen mit einem glitzspieß in gevar, zu wandl 6 schilling 2 pfennig.

Item, ob ein mann den andern schlueg daß man den todt besorget, dieweil der wund man ain feder mit seim atem auß dem munt gerüern mag, so soll der schuldig man des richters huld gevahen mit 6 schilling 2 pfennig, und er soll in die[vergueten] daß der richter unbesorgt sei; und soll der richter dem schuldigen man hilflich sein gegen dem stattrichter und gegen seinen feinten. ob daß wär daß sie an daß thor kämben und diweil der wunt man lebt, so sol in der richter hinten auß davon helfen auf ein freiung und soll ihn mit der übermaß, wann er bezalt wiert seiner 6 schilling 2 pfennig, seinen frumben damit lassen schaffen in daß lant und auß dem lant und wo ihn sein hin noth geschiecht.

Item, ob einer den andern zulisnet in gevar, es sei weib oder man, waß denselben geschiecht mit schlegen oder mit stössen auß dem hauß, des soll der wiert unentgolten sein mit sambt seinem haußgesint gegen dem richter, und soll darnach derselbig der da begriffen wiert zu wandl sein 6 schilling und 2 pfennig.

Item, ob einer den andern haimbsuecht mit worten oder mit werken, daß er daß an den tag mag bringen, mit schlegen oder mit stossen oder mit zeügnuß, so ist er zu wandl 6 schilling 2 pfennig alß oft er daß thuet. und ob einer veintschaft het und sein haußthüer nit woll verschlosen wär, oder ob man ihm die tür aufstieß und hinein lief, und wie vill ihr dann seint, nach ieden tritt 6 schilling 2 pfennig den gruntherrn, desgleichen nach ieden trit herauß 6 schilling 2 pfennig dem veltrichter.

Item, ob einer dem andern nachget auß eim andern aigen in unser aigen und wiert begriffen, der ist zu wandl 6 schilling 2 pfennig, und umb allen den harnasch den man[bei]ihm begreift, es sei armbrost spieß oder schwert, deß ist er verfallen.

Item, ob man ainen auß unsern aignen[verput] in stetten oder in markten oder vor kirchen ôn zu redt setzen unsers hoffmaisters oder ambtman, und wer daß drüber tädt, der ist umb daß wandl, ein gast umb 6 schilling 2 pfennig, ein vogtman umb 72 pfennig, und soll den der da verpotten ist von der herberg entrichten.

Item, man soll kein für den andern verpieten dann den rechten schollen.

Item, ob ain man den andern mit einem scheit schlueg, der ist zu wandl 6 schilling 2 pfennig.

Item, mit einem schwert[mit]palg mit all, der ist zu wandel 72 pfennig.

Item, ob einer durch daß dorf rit oder fuer oder gieng und tädt schaden an leüten oder viech, so sollen ihm die nachbarn fangen in des richters namben und sie sollen des unentgolten sein gegen dem gericht. und fuer er über ein viech mit einem wagen und daß schaden nämb, und wolt sich gern richten nach der nachbarn rath ôn alle nötung, so ist er nit wandelwärtig; muß man in aber darzue nötten, so ist er umb daß wandl 6 schilling 2 pfennig. thät er aber schaden an einem mentschen, daß soll er biessen nach dem und er verworcht hat und daß die nachbarn erkennen.

Item, kämb ein zitzeldieb in daß dorf und trueg einem sein hab oder guet hin, es wär vill oder wenig, und man lief ihm nach und er daß guet ließ vallen, und daß soll man aufheben mit einer gewissen und man soll es legen hinz dem ambtman, und der selbig soll daß dem richter einantworten.

Item, kämb ein rechter dieb und bräch einem auf sein ehr und auf sein guet, so soll ein nachpaur mit dem anderen auf sein ob daß geschrei wurd, und sollen den dieb vahen mit schlegen oder wie man ihn gevahen mag und gefellen, und des soll ein ieder gegen den richter unentgolten sein; und wer daß verlag mit willen, der ist zu wandl 72 pfennig. und derselb dieb soll ligen über nacht hinz dem ambtman, hinz daß er es dem veltrichter entbeüt. der soll ihn dann vechsen mit sambt dem guet und soll ihn behalten hinz an den 3. tag, und soll daß dem stattrichter zue wissen thuen, der soll in vechsen an dem dritten tag; und daß guet daß er gestollen hat soll dem veltrichter bleiben, derselb soll dem stattrichter geben 72 pfennig zu fürfahen, und soll in dann dem stattrichter antworten alß er mit güertel umbfangen ist. und ob der stattrichter darinnen seümig wär und nit kämb an dem 3. tag, so soll ihn die gemain mit dem veltrichter außführen zu der Tanzlukhen und sollen ihn da anbinden mit einem[rughalben]; stet er lang oder kurz, des seint sie gegen den stattrichter un- entgolten. wirt er aber begriffen inner hauß, so ist die hab dennoch des wierts, und den dieb soll man antworten da er billich hin gehört, alß vor benant ist. lies man in aber hin mit willen, wer daß wär, der het sich des gerichts underfangen.

Item, ob einer oder eine geklaubt weinreben dem andern hintregt ohn seinen willen, nach iedem heüfel zu wandel 12 pfennig.

Item, wer einen weinsteken oder mer dem andern auß dem weingarten tregt, der ist zu wandl 12 pfennig, bricht man ihn von einander 24 pfennig. ob es aber ein ganze purd wär, so soll man ihn anfallen und für einen schedlichen oder diebman halten und achten.

Item, ob einer oder eine ainen zaun abbräch, nach ieden steken oder spachen 12 pfennig.

Item, wer da gieng oder fuer unrechten weg, alß oft man es tuet ein geender 12 pfennig, ein farenter 24 pfennig und einem sein schaden abzutragen des daß guet ist.

Item, es soll kein richter gen mit gewalt auf unser aigen vor dem hoffmaister oder ambtman, sonder der hoffmaister oder ambtman soll genueg thuen.

Item, ob einer den andern überakert oder zeünet oder hauet an dem rain in gevar, der ist zu wandel 6 schilling 2 pfennig nach ieder furch und einem seinen schaden abzutragen und den grunt zu raumen.

Item, ob einer den markstein außwurf, der ist dem gericht verfallen auf genadt.

Item, es soll ein man den andern nit versagen in gevar. wer daß driber that, der wär umb all die wandl da er eim umb besagt hat.

Item, ob ein man den andern überzimmret, der ist zu wandl 6 schilling 2 pfennig und daß zimmer abzusetzen auf daß recht mark, alß die nachbarn erkennent.

Item, ob ein weib die ander übelhandlet, die ist zue wandl alß oft sie daß thuet 72 pfennig. macht sie den man zornig daß er sich selben rech, daß soll man erkennen in der schrannen die gemain waß er verwandelt hab.

Item, ob einer ein freies weib schlueg oder einen frähet oder einen schergen, der ist zu wandel 4 pfennig.
Herkunft / Fundort
Neuweidling | BH: Krems | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1580 - 1595
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 876-882, Nr. 127 (Edition).

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