Unterloiben, Rechte des Klosters Tegernsee, des Vogtes von Dürnstein und der Hausgenossen [Paraphrase des Textes I] (1640)

Von dem Abte beauftragt die jurisdictionsachen zu Leoben und waß denselben verners anhengig in etwaß zu revidiren, auch waß etwo hiebei nothwentig zu erindern, ad memoriam zu reduciren, berichtet Jäger u. A.:

.... Sonsten aber die Leombische jurisdictionalsachen betreffent befünte ich in dem freiheitsbüechl nachfolgenten beileifigen contextum, wariber dan ain spruchbrief von weilunt herrn Leutolden von Khünrring anno 1299 aufgericht, solcher auch alßdan von erzherzog Albrechten etc. im 1357isten jahr confirmirt worten:

1. Und anfenklichen, wann der herr von Tegernsee auf daß aigen kombt, soll man ihm leihen 14 beth, von iedem lechen ains; und der sich deßen von den 7 erblechen waigerte, soll gestrafft werten per 6 ß 2 dn, von den andern 7 lechen aber wann ainer in obige weeg saumbig were, soll man ihms mit gwalt nemmen.

2. So hatt der herr von Tegernsee die macht nach seinem gefahlen ze lesen, waran niemants verhinterung thuen solle.

3. Wer aber ohne erlaubnuß auf seinem grunt lesen würte, der solle per 6 ß 2 dn gestrafft werten, und da ain nachbar dessen entgielte solchem den schaden ebnermaßen abthuen.

4. Da unter den 7 erblechen ains faihl wurte, solls erstlich dem herrn von Tegernsee oder seinem ambtman angebotten werten; im fahl's aber ihner 14 tagen nicht annemblich were, soll ers ainem andern, iedoch vor dem ambtman und der gemain, verkaufen, auf den gegenfahl gestrafft sein per 3 pf dn, und man [ist] auch nicht schuldig ainem solchen das erblechen zu verleichen.

5. Item soll man alle jahr 3 pantaiding haben. dieselben sollen durch den ambtman allen haußgenoßen 14 tag ehevor zu wißen gemacht werden. und welcher nicht darzu kombt, der wirdet per 72 dn gestrafft.

6. Der herr von Tegernsee hatt die macht ze richten alß weit seine grünt gehen, alß von der Tunau biß an den Leubenperg und von dem march unzt an deß brobst grünt von st. Pölten. an disen orthen hatt man die gerechtigkeit die verbrecher umb alle unrecht straffbarlich anzefahlen.

7. Da ainer aber vor dem vogt, id est zu Dirnstain, klagen würte, solle doch er vogt nicht richten, es erweise dan der cleger mit 2 haußgenoßen ab dem aigen daß ihme der ambtman, id est der richter zu Leoben, verzogen habe. thett er solches nicht, ist die straff hierauf

8. Hingegen bestehen deß vogts recht von Tirnstain in nachfolgentem, alß nemblichen daß selbiger befueget auf dem aigen umb dreierlai sachen die an daß leben gehent, alß dieb nottnunft und todtschleg, zu richten. geschicht nun ain todtschlag auf dem aigen von der haußgenoßn ainem, und hatt 32 dn werth im vermögen, sollen dise arrestirt, da er aber umb so vill porgschaft ze thuen, soll man den erben den schlissel laßen und wider geben. richtet man dann nun ain solchen mit dem schwert, so ist die haab und porgen ledig. geschicht aber ain vergleichung, solls in beisein des Tegernseeischen ambtmans beschechen, es seie alßdann umb todtschlag, nothnunft oder diebstall, und die halbe straff gehörth alßdan dem herrn von Tegernsee. würte aber ain inzicht von deß gotshauß leiten firgehen, soll vogt und ambtman mit einander zu Leoben umb sizen.

9. Da ain dieb auf dem aigen ergriffen wirdet, deß solle der Tegerseeische ambtman ain mehrers nicht dann 1/2 pf dn genießen. wirdet er aber überwerth mit den haußgenoßen daß er deßen mehr hett genoßen, so gebürth dem herrn von Tegernsee 5 pf und dem vogt auch sovill.

10. Stilt aber ainer auf 1/2 pf dn, soll ain solcher mit prennung durch die zent, ohrabschneiden oder anschlagung bei der schraiat nach der haußgenoßen erkanntnuß gebeßert, auch solches dem vogt zu Tirnstain zu wißen gemacht werten.

11. Da ainer auf der lantstraß schaden gethan und nacher dem aigen geflochen auch daselbs ergriffen worden, der solle dem vogt ohne gefahr geantwortt werden.

12. Welcher wegen oberzelter 3 fähl verhaftet ist, solle am 3ten tag von dem aigen, doch anderst nicht alß ihne die gürtl begreift, geantwortt werten.

13. Wann ainer auf dem aigen schaden thätt und entwiche auf die lantstraß, daselbst aber betretten würte, solle er wider auf das aigen gewisen und dessen gegen dem vogt unentgolten sein.

Hie volgen die recht der haußgenoßnen.

1. Erstlich solle ihnen der ambtman halten 3 panteding, darzue aber 14 tag zuvor ihnen ain solches ze wißen machen. und welcher zu der dritten sprach dabei nicht erschine, soll gewandlet werden per 72 dn.

2. An welchem orth von dem Tegernseeischen leßmaister zu lesen angefangen wirdet, an selbigem ist auch den andern erlaubt, doch kann ain solches auch woll abgeschafft werten.

3. Wirdet ihnen erlaubt vor dem lesen ihre gebürente weinfechßnung, doch mit des ambtmans rath, zu verkaufen.

4. Ist ihnen vergonnt durch die fürhaubt an den Braitten rain, die Weißensteig und Fürthall hin an den perg ze gehen.

5. Item, drei stainbrich, daran sie niemant ihren sollen beir straff 72 dn.

6. Bei gleichmeßiger straff soll ihnen nicht verwört sein die stain beim pach und auf der strassen zu ihrem gebei ze nemmen. so solle auch der weeg zum reiten und fahren gemacht werden bei voriger straff.

7. Haben die haußgenoßen 2 vichtrift, aine die hoch vichtrift, die ander daß Menthall hin, neben welchem si auch berechtigt ze treiben auf alle wait die an dem perg ist biß an deß herzogen walt.

8. Deßhalben geben si zinß von ainer kue und gaiß [von] ieder 6 dn.

9. Item treiben sie auch zu dem prunn deß Schweinthal, und soll si niemant ihren mit auffengen, acker oder wißmadt. und da si hierbei nicht geschüzt werden sollten, weren si zu deme waidpfening nicht obligirt.

10. Mer besuechen si all die gaßen von der laimbgrueb unzt an die kürchen, welches ihnen niemant verwöhren soll. und da si über den dritten tag aufgehalten, ist ain solcher umb 72 dn ze wantlen.

11. Welcher wein will außschenken, der soll disen ehevor wie hoch solcher im werth außruefen laßen. ist aber ain solcher im maß ungerecht, straff hierauf 72 dn.

12. Von ungerechtem maß alß ainem viertl ist die straff 12 dn, von ainem emer 72 dn, von ainer häm 6 ß 2 dn.

13. Ingleichem von ungerechter wag öhls inslet schmers und fleisch, und so oft ainer damit ungerecht betretten und die fleischhacker in ihrem ambt saumig, straff 12 dn.

14. Solle ohne deß ambtmans erlauben vor st. Georgen tag niemant most noch wein in daß aigen fiehren bei straff 5 pf dn und den haußgenoßen ain emer wein verfahln.

15. Wirdet den vaßziechern vom dreiling 10 dn zu lohn geben, von Ober-Leuben 20 dn, und sonst von ieder gaßen 2 dn mehrers.

16. Soll kain haußgenoßner ainem frembden leit bestellen, wie es dann den frembden ebnermassen verbotten.

17. Item ist verbotten frembde pau anzenemmen ohne erlaubnuß der haußgenoßen. der übertretter ist ze straffen per 72 dn, und der ainem andern seine leit auß dem hauß abwirbt straff 12 dn.

18. Wer den andern haimbsuecht in unguetem mit verbottner wöhr, straff 72 dn, von der heraußforderung 2 ß 2 dn, von betastung thür und thor oder überlaufung im hauß 5 pf dn.

19. Da ainer mit verbottner wöhr auf der straßen betretten wirdt, auch mit ainem scheit, straff 72 dn.

20. Wie dan auch die jenigen so mit pixen auf die strassen laufen gestrafft werten per 6 ß 2 dn, vom schuß 5 pf, von zuckung aines stains 72 dn, vom wurf aines stains hacken oder meßer 5 pf.

21. Von ainer lem an aug ohr fues oder hant straff 5 pf von ainem zant oder finger 2 1/2 pf dn.

22. Fellt ainer dem andern ins haar, 5 pf dn. schlegt ainer den andern an halß, 6 ß 2 dn. mit ainem scheit von iedem schlag 6 ß 2 dn. da es mit gereckter hant beschicht an daß maul, von iedem finger 1 pf dn.

23. Verwuntet man ainen in den augen, [von] ieder wunten 6 ß 2 dn. von ainer fließenten wunten unter der waich 72 dn.

24. Da ain eheliche frau geschlagen wirdet, von iedem schlag 5 pf. vom schwert zucken 24 und vom meßer zucken 12 dn.

25. Von ainem clag-, poth- und pfantwandl von ainem haußgenoßen 12dn.

26. Nimbt ainer auß dem verboth ohne erlaubnuß das under ainem pf ist, straff 6 ß 2 dn, da es über ain pf ist 5 pf straff mit abtrag deß uncostens.

27. Wan von dem gericht gespörth wirdet und eröffnet iemant das schloß ohne erlaubnuß, ist die straff 5 pf dn.

28. Welcher sich deß gerichts wörth oder die haußgenoßen widertreibt, straff 5 pfdn.

29. Solle kain gast mit wehrhafter were über daß aigen gehen. wer darwider thuet, soll umb solche bewehrung verfahlen sein und sonst straff 72 dn.

30. Welcher haußgenoß sich mit dem [ambtman] nicht zur defension gebrauchen ließe, straff 72 dn.

31. Wer dem andern vorwarth bei aines andern hauß zu nachts, straff 72 dn.

32. Wer das burgerrecht nimbt an st. Colmans tag, der soll under der lauben sizen so lang man ain dn besechen mag. thätt er das nicht, soll jener an dem purkrecht unentgolten sein.

33. Wan der haußgenoßen weingarten ainer zu stritt käme, solle der vogt zu Tirnstain zu Leoben sizen und soll die clag daselbs aufnemmen.

34. Haben die haußgenoßen 3 prunen, daran sie niemant hindern solle.

35. Wer ainen kauf trifft über ain pf dn und ainer unter den contrahenten zuruck stehet, soll umb 1 pf gestrafft und der gmain ain emer weinß verfahlen, auch zu abstattung entstehenten schadens anzehalten sein.

36. Da ain überfang auf deß herrn von Tegernsee guet beschechen, es seie ze dorf oder velt, wendt er das iner 14 tagen nicht, straff 72 dn mit erstattung deß schadens.

Dann ist ain gmain schultig, im fahl sie das von herrn probsten von Tirnstain erkaufte stuvk Neydeckh genant verkaufen wolten, solches herrn von Tegernsee umb 46 pf dn vor andern ervolgen zlaßen und anzubieten.

Sovill nun die irrung wegen behietung deß kürchtags zu NiderLeoben anlangt, ist vor disem in craft aines ergangnen abschidts zu Wienn erkennt worden daß der pfleger zu Tirnstain bei der gewöhr solchen kirchtags bleiben und wie bißhero denselben behieten solle, doch dem herrn von Tegernsee seiner gerechtigkait, da er dise ersuechen möge wie recht ist, ohne schaden. dan der fähl und wändl halb so sich durch rumor auf disem kirchtag begeben mechten: dieselben sollen dem gedachten pfleger von Tirnstain volgen, im übrigen aber bei vorigen freiheiten sein verbleiben haben solle.

Nebens treulicher observation vorigen allen ist ainem ieden richter oder verwalter zu Leoben auch diß nicht weniger obgelegen daß er alle begebente verenderung und verkaufung aller lechen hoffsteth grünt und weingarten in ain besonder prothocoll vleißig einbringe, jahr und tag hinzue seze; ain gleiche mainung es dann haben solle mit allen straffbaren handlungen, und zwar damit man zu gelegener zeit sechen möge wie man vorige statuta observire; und auf deß gotshauß und closters hergebrachte gerechtikeiten achtung geben.

Obe auch sonst die nothwendige bschau zu 3 underschidlich mahlen, alß st. Georgi st. Margarethen und die lestere vorm lesen, mit zueziechung der geschwornen auch anderer verstendigen weingarthleit iedes jahrs vleißig verrichtet wirdet, darob ist mit ernst zu halten und in der leßzeit zu erkundigen auf waß für ainen tag obvermelte beschau verrichtet und vorgenommen, und welche hierinnen unfleißig erfunten worten die dann hierauf nach gestaltsamme ihrer nachleßikeit gebürent zu bestraffen und einvolgentes jahr darauf auf solche varleßige guete obacht zu haben obe dieselbe den jenigen in vorigen bschauen erfundenen abgang der gebür nach ersezt und gebeßert haben. und ist in solcher bschau firnemblich dahin zu sechen daß alle Tegerseeische thailweingarten recht und redlich gebaut, gehaut und gearbait werten, iede arbait zu rechter zeit bescheche und mit dem grueben misten stecken noeh hauen nicht zu lang verzogen werte.

Sonsten befündet sich vermög aines alten buechs daß die Tegernseeischen grünt und weingarten anfangen gegen nidergang auf Tyrnstain werz an ainem weingarten genant die Schütt, an den Leobenperg bei dem stainen. creiz auf der lantstraß, und von dem benannten-creiz geradt hinab biß in die Tonau; gegen mitternacht ligt der Leobenperg und gegen aufgang deß herrn von st. Pelten grünt, gegen mittag ist die Tonnau.

Mit dem einkommen der kürchengefehl ist es biß auf dato her zimblich per pausch zuegangen, indeme die posten nicht recht speciticirt und sonsten aines under daß ander gesezt worten. ist derentwegen nicht ain geringe notturft hierinnen auch gebürent einsechen fürzenemmen, zu deßen beförderung an ainer richtigen und ortentlichen raitung merklich gelegen, warzue denn auch diß sehr dienstlichen daß die einnamb und außgab unterschidten und die maisten posten unter ihre absonderliche rubricen (ohnmaßgebigen doch), maßen beigelegter formb vermag, gesezt, negst disem auch ain ortentliche beschreibung oder saalbuech aller zum gottshauß gehörigen aigenthomblichen und zünßbaren stuck, güeter und weingarten aufgericht und so oft sich mit ainem oder dem andern verenderung begebe ain solches in sein gebürent gruntprothocoll vleißig eingetragen und bei ieder kürchenrechnung auch ersechen firgelegt wurte.
Standort
München | Eigentümer: Bayrisches Hauptstaatsarchiv | InvNr.: Klosterliteralien - Tegernseer Literalien Nr. 36 |
Herkunft / Fundort
Unterloiben | BH: Krems | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
exaktes Datum: 23. August 1640 | Entstehung: 1640 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 972-976, Nr. 139/II (Edition).

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