Stratzing, Banntaiding (2. Hälfte des 16. Jhs. )

Panthaiding über Stratzing.

Vermerkt deß gottshauß Lillienfeldt freihaiten, rechten und gerechtigkaiten so es järlich oder wans dem herrn praellathen geföllig auf derselben frei aigenthumblichen güetern in offentlich und meniklich wissentem panthaiding ohne ainiche ierung anhero gebraucht, fürohin verlesen und halten mag wie hernach austrücklichen volgt.

Erstlichen, wann der herr praelat selbs oder durch seinen anwalt daß panthaiding halten will, mag ers vierzehen tag, damit sich niemants der unwissenhait zu entschuldigen, zuvor verrüefen lassen.

Dann so lässt der herr prellath sein frei und rechtlich panthaiding pannen. zu dem ersten mall, zu dem andern und dritten mall, wie manß dann vermüg allen leblichen und alten herkumbenten bestätten fürstlichen und küniklichen freihaiten rechtlich pannen soll.

Wer dem herrn prellathen oder dem gottshauß sein rechtlich panthaidung irret, verhinteret oder verbreche, ist es ain edlman zu wandl 32 tal. pfennig, ist es ain sentmäßiger pott zu wandl 5 tal. pfennig, ist es ainer auß der schranen 10 tal. pfennig, ist es ain gmainer man 5 tal. pfennig.

Item, welcher underthan in dem markt oder auf dem gei gesessen sambt allen derselben inman so dem gottshauß zuegehörig nicht zu dem panthaidung kombt so man zu dem drittenmall rüeft und der herr prellath an der schrannen sitzt, zu wandl sambt der leibsstraff 72 pfennig.

Wer seinen dienst nit zu rechten und bestimbten diensttägen verricht, zu wandl 72 pfennig, über vierzehen tag toppelt sovill, ain jahr 5 tal. pfennig. stüent aber der dienst noch lenger auß, so ist daß jenig davon der dienst geraicht soll werden dem gottshauß haimbgefallen.

Wer march außgrüeb, verkeret oder abhacket zwischen zwaier herrn grünten, zu wandl 32 tal. pfennig.

Wo aber etwer march verkeret oder verieret zwischen zwaien nachbarn ainß herrn holden, zu wandl 10 tal. pfennig, und wer dessen entgült dem soll er seinen schaden abtragen.

Wer schedlich oder zuvor bekant und beschrüern muetwillige leüt in ainicherlei gevär weiset auf deß gottshauß grunt, ohne alle gnad zu wandl 32 tal. pfennig, und wer daß entgült dem soll er seinen schaden abtragen.

Item, welcher underthan dem gottshauß zuegehörig in ainicherlei weeg waß wüsste daß dem gottshauß oder seinen leüten zu schaden kämb oder kumben mechte und seiner aitspflicht mit der glübt deß gottshauß frumben zu betrachten und seinen schaden zu wenten daß nit anzaigt, den soll man ohn alle gnad an leib und guet straffen.

Ob ainer dem herrn prellathen ain hauß oder erb wisen ägger weingarten oder dergleichen liesse verfallen und öed ligen, daß soll in jarsfrist gestift werden. geschehe daß nit, so mögen sich ir gnaden deß guets oder der grünt unterwünten.

Wover sich begebe daß ain underthan von dem grunt oder erb entrune und dasselb unaufgesagt ligen ließ, so mag sich rechtlich der herr prellath seines guets unterwünten und ist antwort darumben zu geben nit schuldig.

Welcher underthan der were und ainen inman hielt und der auf deß gottshauß grünten ain inman ist, und ob er sich verer an ain andere obrigkait vogt, dem soll der underthan urlaub geben. wo er daß nit thet, zu wandl 5 tal. pfennig.

Wann über deß herrn prellathen underthanen dem richter und geschwornen clag fürkumben umb geltschulden, dem soll man der gebür, billigkait und dem lantsbrauch nach alle mügliche und fürderliche außrichtung thain.

Die ander frag.

Wer dem richter oder geschwornen mit aller gebürlichen underthenigkait nit gehorsamb were oder sich deß grichts setzet oder den grichtsdiener in deß grichts bevelch anlief, zu wandl sambt der leibsstraff 10 tal. pfennig.

Wer sich verpottner pfant oder güeter selbs underwunte ohne deß grichts vorwissen, zu wandl 5 tal. pfennig.

Wann ain underthann ain pfant außgäb ohne deß grichts vorwissen daß hinter im verpotten were, zu wandl 5 tal. pfennig.

Item, wan ain richter oder geschworner von gerichts und obrigkait wegen fridt und stillstant gebutte und wo daß nit gehalten wuerde, zu wandl 10 tal. pfennig.

Wann die rathsfreunt deß richters oder die gschwornen ainer oder mer von grichtswegen ainen fridt gebutten, wer den nit hielt zu wandl 5 tal. pfennig.

Wer die rathsfreunt oder die gschwornen ohne gnuegsambe ursachen widerspräch oder widertrüb, zu wandl 5 tal. pfennig.

Wer auf andern obrigkaiten oder grünten pürgschaft laist ohne vorwissen deß herrn prellathen, zu wandl 10 tal. pfennig.

Wer dem richter, rathsfreunten oder gschwornen nachredet und nicht clagt, zu wandl 5 tal. pfennig; wer si aber mit ungebürlichen worten antast, zu wandl 10 tal. pfennig.

Welcher underthan wein schenkt und nit rechte mass gibt, zu wandl 5 tal. pfennig.

Ain leütgeb der nicht anbrächt die wändl die bei ime geschehen, der ist der wändl aller selbs pflichtig zu geben und zu straff 5 tal. pfennig.

Wo ainer ainem wierth die irten außtrüeg und nit in dreien stunten kumbt und dieselb bezalt, zu wandl 72 pfennig und soll den wierth dennoch bezahlen. will im aber der wierth im hauß nit peiten, so mag er im im hauß pfenten.

Wan ain underthan dem andern seine knecht oder diern verdingt auß seinem jahr, zu wandl 2 und 6 ß pfennig und dem andern soll er seinen schaden abtragen.

Wer knecht oder diern oder andere dienstbotten aufnämb und wisset daß si ainem andern versprochen hetten, zu wandl 3 tal. pfennig.

Wer gehn markt brächt und het unrecht elln wag gewicht metzen und andere ungerechtigkait, der ist es alles verfallen waß er fail hat.

Wer berünte paumb abschlecht oder verderbt, alß oft ain stamb alß oft zu wandl 5 tal. pfennig.

Wer stoßfelber verderbt oder abschlecht, zu wandl 5 tal. pfennig.

Ob ainer ainen felber stimblt ohne aines andern erlaubnuß, zu wandl von ainer ieden gärten 12 pfennig.

Wer lehrpaumb oder feichten abschlecht oder verderbt, zu wandl 5 tal. pfennig und dem andern seinen schaden abzetragen.

Wer muetwilliger weiß ainen zaun aufbricht, zu wandl 72 pfennig.

Die ainem ohne erlaubnuß grasen in wisen oder gärten, zu wandl 72 pfennig, und wer daß entgült dem soll er seinen schaden abtragen.

Die dritte frag.

Wer dem andern nachlauft mit wërhafter hant unter die tachtropfen, zu wandl 10 tal. pfennig.

Wer mit muetwillen auf der gassen geht mit püxen, armbrosten oder spiessen sowoll auch mit blossen wëhren bei tag oder nacht, der soll gefenklich angenomben werden, auch die waffen sein dem gricht verfallen und zu wandl 10 tal. pfennig.

Wann ainer oder mer ainen auß dem hauß fordert, zu wandl 5 tal. pfennig.

Wer ainem in sein fenster oder thür stosst, zu wandl 5 tal. pfennig.

Item, welcher der were der ainem fürwartet, zu wandl 32 tal. pfennig. schlecht er der fürwarter aber ainen zu todt, so soll ime daß gricht alß einen mörder annemben, damit ime, andern solches zu vermeiden, sein gebürlich recht gethan mügen werden.

Item, wer püxen, armbrost oder andere geschitz, wie die namben haben mügen, spant in ainicherlei gevär auf deß gottshauß grünten, zu wandl 10 tal. pfennig; scheust er aber, zu wandl 32 tal. pfennig, und ob ainicherlei schaden darauß entstüente daßselb mit dem leib zu bezallen.

Welcher der were so in deß gottshauß lantgrichten und freihaiten blosse wër außgezugt, zu wandl sambt verfallung der wëhr 72 pfennig; schlecht er aber ainichen straich, zu wandl 5 tal. pfennig und dem so waß entgült seinen schaden abzetragen.

Der mit ainem stain, haggen oder andern schedlichem waffen wüerft, zu wandl 10 tal. pfennig und der es entgültt seinen schaden abzetragen.

Welcher ainen mit flacher hant schlecht, zu wandl 5 tal. pfennig; hat er aber den taumb in der faust einwertz, zu wandl 1 tal. pfennig.

Wer gott den allmechtigen oder die hochwürdigen heiligen sacrament mit lesterlichen und üblen schedlichen worten mißbraucht und dieselben lestert, den soll der richter gefenklich annemben und drei tag mit wasser und brott in der gefenknuß speisen.

Wann die weiber oder andere ledige weibliche pilt übl einander außschelten, die sollen zu straff ohne ainiches aufziehen oder verlengerung den pockstain herumb tragen oder darfür zu wandl 32 tal. pfennig.

Wer in seinem hauß spilln lässt, zu wandl 5 tal. pfennig.

Item, wer spilt, zu wandl 5 tal. pfennig; und welcher underthann solches wisste und dem gricht nit anzaigt, zu wandl 2 und 6 ß pfennig.

Es soll kain wierth noch leitgeb hantwerchsgesint oder ainicherlai dienstbotten über neün uhr mit gebung deß weinß nit sitzen lassen. wover er daß übertretten wuerd, zu wandl 5 tal. pfennig.

Wer wandl verworcht hette und zu dem nachthaiding die nicht vergnüeget, zu wandl und straff sambt dem so er zuvor verbrochen 5 tal. pfennig.

Wer aufhielt schneider oder schuester und inen zu arbaiten gibt die nit unter dem gottshauß im markt oder aigen heüßlich gesessen sein, zu wandl 5 tal. pfennig, und daß so er zuegericht soll er außmachen, und der richter soll daß macherlohn so dem schuester oder schneider gebürt einnemben und behalten, auch solches verer zu vermeiden untersagen.

Ob ain underthan vor st. Georgen tag hingebe ain erb gar oder halb oder ain viertl und im doch ain gmach oder mer außnemb auf bestimbten tag, so soll der hingeber dem gruntherrn alle recht und dienst davon außrichten biß auf die orntliche stiftzeit. wer daß nit thet, zu wandl 5 tal. pfennig.

Wer zu friden oder zu verwiern hat, soll solches verrichten vor st. Georgen tag; oder wer es nit thät, zu wandl 2 und 6 ß pfennig.

Der dem herrn prellathen oder seinen anwalt auß dem verpott gieng, zu wandl 5 tal. pfennig.

Wer nit zu rechter zeit aufnimbt zu herrn und richters handen, zu wandl 2 und 6 ß pfennig.

Wover in dem markt, aigen oder gei ain feuer außkeme, deß der allmechtig gott genediglich verhüeten welle, und schlüeg zu dem tach auß, zu wandl 5 tal. pfennig; felt im aber ain fürst nider, zu wandl 10 tal. pfennig. macht er aber nit ain geschrai, zu wandl 32 tal. pfennig, und der richter soll denselben gefenklich annemben und auf weitern beschait deß herrn prellathen behalten. und wer daß wisst und kämb nit zu hilf, zu wandl 10 tal. pfennig.

Wann die underthannen hochzeitliche freid haben, sollen si nit mer dann sechzehen persohnen haben oder laden laut der küniglichen außgangnen pollicei.

Item, daß kain inman oder junger knecht kain handlung auf deß gottshauß grünten nit führen noch treiben soll weder mit wein trait saffran noch in andern wahren. welcher daß thät, zu wandl 5 tal. pfennig, und daß so er in der handlung fürth daß soll der richter nemben.

Wer den bschauern deß brodts, fleisch und der öfen ungebürlich zueredet oder deme waß si verordnen nit gehorsamblich nachkumbt, zu wandl 5 tal. pfennig.

Die pecken so nit recht pachen zu wandl ohn alle gnad 10 tal. pfennig und daß brodt soll der richter zu handen nemben.

Welcher fleischhacker seines fleischs in der wochen verlaugnet und nit zu kaufen geben wolt, zu wandl 5 tal. pfennig und daß fleisch sol der richter nemen.

Wer unsaubere sachen alß müst und dergleichen auf die gassen leget und inner dreien tagen nit weck thuet, zu wandl 2 und 6 ß pfennig.

Ainen hürten oder halter soll die ganz gmain haben. und man soll im daß viech zuetreiben auf st. Georgen tag oder der gelegenhait nach biß auf st. Mertten tag. und wer sein viech zu der gmain lässt gehen, der soll seine ägger und wisen zu rechter weil und zeit frei lassen; welcher daß nit thät und dennoch sein viech auf die gmain trüb, zu wandl von iedem haupt 72 pfennig.

Der seine schwein nit ringt, zu wandl von ieder 72 pfennig, und wer dessen entgült dem soll er seinen schaden abtragen.

Ob ain underthan sovill schuldig wuerde daß er mit seinem haab und guet nit zu bezallen hette, so soll richter dasselb dem herrn prellathen etc. oder seinem anwalt zu Weintzierl anzaigen, damit den glaubigern und geltern durch offne crida ain tag benent, die geltschulden vernomben, alßdann zur sachen gegriffen und daß guet sambt aller vah runten haab betheirt, daß hauß wider stiftlich gemacht und waß auf ain pfunt gelts gefelt und sich sein guet erstreckt bezalt müge werden.    


Volgt der von Strätzing burkfridt und gemerk.

Von erst auf den Grassigen weg, von dem Graßigen weg darnach auf die lantstraß, von der lantstraß darnach an dem Limperg das da stosst an das veltgericht, darnach auf den Arlhartsportz, von dem Arlhartsportz darnach an das weingärtl genant die Rützen, von der Rützen an das Peuntgäßl und darnach unzt an den Saichlpüchl, und von dem Saichlpüchel darnach als ver die Lehenägger geent geen Praittenreis.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Österreichische Nationalbibliothek | InvNr.: Cod. 14.723 (Suppl. 2121 b) | Seiten: 19a-25a; 26a |
Herkunft / Fundort
Stratzing | BH: Krems | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1550 - 1600
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 907, Nr. 132/II (Edition).

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