Stockerau, Instruction und Ordnung (17. Jh.)

Instruction und ordnung wie eß zu ersetzung aineß ersamen rathß auch anstellung der rathßtäg sowohl anderer gemaineß markthß nothwendigen ambten gehalten werden soll.

1. Erstlichen sollen die gewohnlichen rathßtäg gehalten werden, alß am mitwochen und freitagen, von Georgi an biß auf Michaeli von sechß uhr biß auf zehen uhr,

2. dann von Michaeli biß auf st. Geörgi tag von sieben uhr biß zehen uhr.

3. Wann dann nach ortentlicher ansagung zue denen gewöhnlichen rathßtägen deren herrn ainer oder mehr zu der gewöhnlichen stunt nicht erscheinen oder ain viertl stunt darüber aussenbleibt, der oder deren ist zur straff verfallen 2 schilling pfennig.

4. Wehr aber darüber ohne erhöbliche ursachen außenbleibt und sich bei dem herrn markthrichter nicht entschuldigt, der ist zum erstenmahl itzt obernante straff die 2 schilling verfallen. beschicht eß dan zum andern und drittenmahl, stehet auf ungehorsamb die mehrer straff in deß herrn markthrichterß und aineß ersamen rath erkantnuß und hat herr richter füeg sich deßen bei dem herrn vitzthumb zu beschwehren.

5. Alleß waß durch ainen ersamben rath in versambletem rath gehandelt wierdt, daß solle bei ainem iedlichen biß zu sein grueb verschwiegen bleiben. welcher darüber betretten wierdt, soll an leib und guet gestrafft werten.

6. Wan auch in der gemain bei ladtschaften, bei wein oder in andere weeg wi der herrn markthrichter, auch sonsten in specie von ainem deß rathß, wer der sei, spötlich oder schimpflich, daß zu verachtung deren tragenden ambtßreputation oder verlaimbdung deßen ehren raichen thette und deren ainer oder mehr deß rathß gegenwertig wehren, so solle daßelbig durch die anhörer bei gehörter aitßpflicht allsobalt verantwortt werden, solcheß volguntß dem herrn markthrichter, damit derselben tragentß officium und ehr geschuzt auch gute ordnung und aintrachtigkait erhalten, angezaigt werden.

7. Item, wan in denen gewöhnlichen rathstägen in verhör der fürkommenter parthaien, im schriftlichen oder mündlichen fürbringen urtl oder abschiet geschopft werden und durch den herrn markthrichter die umbfrag beschicht, solle allein der so umb sein gutbedunken gefragt wirdt l0 sein votum und wahl geben und niemant anderer darein reden, sondern der frag wan die an ihme kombt erwarten, damit weniger confusion oder irrigmachung vermitten auch die beschait beßer und ordentlicher verfast werden mechten.

8. sollen die rathßfreünt in allweg gedacht sein, inmaßen in dem panbuch vermelt: wo sich etwan rumor oder andere zwitrachtigkaiten, eß sei bei tag oder nacht, in dem markth, eß sei auf kaißerischen oder herrn holden gründen, zutragen würde, so soll ain oder der ander schuldig und verbunden sein sich deßen abwesent deß herrn marktrichterß solchermaßen allso vollmechtig annemben und sovil müglich vermitlen; fahl eß aber vonnöthen und nicht vermitelt werden kan, soll solcheß allsobalt dem herrn markthrichter andeüt werden.

9. Der herr markthrichter solle auch dem diener alleß ernstß und straff einbinden daß er beinebenß den herrn deß rathß alle gebührliche reverenz sowol zu hauß und gaßen erzaige auch für seine herrn erkenne und sich in allem wie ain diener gebüert alleß gehorsambß verhalte, dann deren hausfrawen sowol mit entblößung deß haubtß ehr erzaige.

Zum zöchenten. wann sich begebe daß ain rumor oder anderer handl entstunde, soll allein bei deß lantsfürsten marktrichter clagt werden, eß gesche in markt, zu felt oder auf der strassen. wann gleich der beclagte aines andern herrn unterthon wehre, so ist er schuldig für den marktrichter zu erscheinen und daß recht von im nemben. und ist ein ieder cleger dem marktrichter daß gebürlich claggelt zu erlegen schuldig zwenundsibenzig pfening.

Zum aintliften. wan aber ainer schulten oder erbschaft halber zu clagen für hat, der soll bei aineß iedwedern instanz denselben mit clag führnemmen und ist deß lantßfürsten marktrichter solcher clag anzunemmen nicht schuldig.

Zum zwelften. wirdt deß lantsfürsten oder der widenholden ainer schuldenhalber beclagt, solle der ordnung nach drei vierzöchen tag clagt werden. beschicht die bezahlung in der zeit nicht, soll ime der marktrichter noch ain burgerlichen termin auf sechs wochen drei tag zuelaßen und der clager mueß daß erwarten.

Zum dreizöhenten. wann einer caution deß rechtenß begerth, ist er solches mit zweenunddreissig gulden zu laisten schuldig und mueß der begehrte thail darmit begniegt sein.

Zum vierzöhenten. wann alhie die jugent ihre vogtbaren jar erweisen sollen, mueß der knab auf fünfundzwainzig und daß mädel achtzöhen jahr erweisen.

Fünfzöchenten ist ain ieder puppill alhie schuldig sein päter- und matrimonia, wan er daß selbe zu seinen hanten bringen will, daß er solches bei einen ersamen rath ain halb jar vorhero aufkündt.

Zum sechzöchenten. wan ain puppill- oder andere erbschaft auf andere herrn grünt gebracht wirdt, von solcher hatt ain ersamer rath alhie von ieden hundert gulden fünf gulden abzug wegen ihres grichts und alten herkommen.

Zum achtzöhenten soll kain kais. oder widenholt alhie burgerliche gwerb treiben, er habe dan zuvor sein jurament gelaist, und soll mit keinen außwendigen alhie in den markt in gesellschaft handeln oder ainiches gewerb treiben. der ander herrn unterthonen aber alhie haben nicht macht ainzig burgerliche gewerb oder handlung zu treiben, eß geschehe dann mit deß lantsfürsten markrichter vorwissen. und soll kainer schenken, er leg dan zuvor sein schenkpfenning, wie solches daß pannbuech bei den achtzöhenten articul außweist.

Zum neinzöhenten soll kain burger oder gastgeb auch kain herrnunterthon alhie kainen gast oder inmann über drei tag aufhalden, er zeige zuvor denselben deß lantsfürsten marktrichter an, damit man wissen hat was sein thuen und lassen und herkommen ist, und die abschiet vorweisen. und ain ieder alhie ist schuldig für seinem immann umb zweenunddreissig gulden einzusprechen. und solle kain inmann alhie burgerliche gewerb treiben oder reverendo vich unter die halt treiben, eß wehr ime dann von richter und rath und ganzer gemain erlaubt.

Zum zwainzigisten soll aller fürkauf alhie verbotten und außgeruefen werden; und wer dariber betretten wirt, der soll von deß lantsfürsten marktrichter gestrafft werden.

Zum ainundzwainzigisten soll kain pfarrherr alhie eingesetzt oder instaliert werden, er habe dan seine 3 probpredig verricht; wann er alßdann richter und rath und ainer gesambten burgerschaft gefellig, soll er instaliert werden. und ist ain ieder pfarherr allhie schuldig ain capelon zu halten. und solle die pfahrmennig iber die aufgesetzte stoll nicht beschweren.

Standort
Stockerau | BH: Korneuburg | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stadtarchiv Stockerau | InvNr.: Papierhs. des 16.-18. Jhs. ("Kais.markt Stockerau panthadung, recht und freihaiten...") | Seiten: 10a-11b |
Herkunft / Fundort
Stockerau | BH: Korneuburg | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1600 - 1700
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 457-459, Nr. 65/III (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Markt | Taiding - Herrschaft

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