Stockerau, Banntaiding, Freiheit und Gerechtigkeit (vor 1465)

Hie hebt sich an das rechtpuceh der gemain zu Stokkeraw etc.

Hie ist vermerkt wes die meines herren des herzogen und der widem holden zu Stokkeraw recht haben. und was sew sagent, das sagent sew pei irem aid. und ob sew den aid nicht albeg nanten, so sind sew dorumb nïment nichts phlichtig. - Fragt ob es ïr aller red sei?

Item, wann ein nëwer puergraff auf das haus chuempt und wan er zu Stokkeraw ist und sitzet an dem ersten pantaiding, so schollen im die meins herren des herzogen und der widem holden versprechen ïder besunderleich bei seinen tran an aid stat an meines herren des herzogen statt, das sew meinem herren dem herzogen des aigen recht melden wellen als sew von alter her sind chemen. - Fragt.

Item, auch sagent sew mer das sew alljâr schollen haben drew pantaiding, das erst zu der liechtmezz, das ander zu sand Jorigen tag, das dritt zu sand Michels tag, und noch iedem pantaiding albeg ein nochtaiding ïmmer über 14 tag. so gebent sew zu ïdem pantaiding ein purgraffen 12 schilling phenning, darumb: ob in ïment infell tëtt in ïren rechten, so scholl ein ïder pur?graff mit in für die herschaft chömen und in dew stozz helfen zu einem end zu bringen, und schol auch die meins herren pei recht halden. - Fragt ob ezz ïr aller red sei?

Item, auch sagent sew mer das sew einem pur?graffen nicht mer phlichtig sind den ïren rechten dïnst, es ber dann ob ëiner icht wandel verbaricht, do schol er mit im abchoemen auf gnad. - Fr. o. e. ï. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mer das chain richter nicht mer ze richten hatt weder ze veld noch ze dorf und auf der strazz den wer des herzogen richter ist. - Fr. o. e.

Item, auch sagent sew mer das sew allew dew recht habent an zöllen, an mauten und an allen rechten die dee stat hat ze Newnbuergk marchkthalben, und habent auch därumb guet prief. - Fr. o. e. i. a. r. sew?

Item, auch sagent sew mer: ob ein diep hie gevangen wuert, auf wes guet er gevangen wuert, so schol man den diep antwuerten des herzogen richter mit der hanthab. so schol der richter den purgraffen den diep anpieten, ob er sich des wel ünderwinden; wolt er aber sich des dieps nicht ünderwinden, so schol der richter den diep behalten uenz an den dritten tag; so schol man dem richter gan Newnburg enpieten das er chom? und ünderwind sich des dieps. so schol man im den diep antwuerten an das gemerk, und schol in anpinten mit einem rueghalben an das gemerk. uenderwint sich dan der richter des deups, so schol man im dew hanthab mit dem deup antwuerten, das er in domit überwind. und wan er in überwindet, so schol dew hanthab herwider gevallen des herzogen richter ân widerred. chem aber der richter von Newnbürg nicht und ünderwind sich des dieps nicht, und chem dann der diep hin, sein wer der richter und dew gemain ünengolten. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mer: ob das wer das ainer in ein inzicht chem gegen dem gericht gan Newnbürgk, wellicherlai inzicht das wer, er wer des herzogen oder der widem holden ainer, der schol sich hie bereden auf dem aigen vör des herzogen richter.   - Fr. o. e. i.

Item, auch sagent sew mer das sand Cholmanns mau?t am dritten tag vor? sand Cholmanns tag ze mitter nacht hie schol ingen, und an sand Cholmans tag schol auz?zgen ze mitter nacht. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mër das der hieig traidmeczen schol groezzer sein umb ein meczen den ze Newnburgk marchkthalben an einem muett, und schol all jar gevecht werden. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Und do pegerent sew all einer sproch.

Item, auch sagent sew mer das die fleischakker all schullen ïr penk auftuen; wellicher des nicht tuet, der hat chain recht. und schol auch auf sein selbs gelt hakchen allain;  wer des nicht tuet, der ist umb 6 schilling 2 phenning ze wandel und schol im der puergraff das fleizzsch nemen.

Und sagen auch mer das ein fleischakker von einer westiften pankch als guet recht schol haben an zollen und an mauten auf den merkchten als des herzogen holden ainer; also ist ezz von alter her chömen.

Und sagen auch das zwen maister und ain vïrer das viech schullen beschâwen an dem heftstekchen. wer darüber slecht, der ist umb 6 schilling und 2 phenning ze wandel als oft er das tuet.

Und sagen auch mer das die pekchen sullen strazzphenning geben, und sullen das pratt all auf die prattisch legen. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mër: ob das wer das ein man oder ein fraw flüchtig würd, umb bellicherlai das wer, und choem in eins manns haus, leuf vör in und hinden aüzz, des schol der wïrt uenengolten sein, ob ezz in ünbizzen ist. wer aber das im der wïrt aüzz hulf oder schueff es mit seinem anbalt, so wer der wandel phlichtig und enem seiner scheden auf perednüzz vör des herzogen richter. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item sagent sew mër das sew all jär jerleich dienent zwai phunt phenning zu sand Merten tag zu dem Greyczenstain von ïr aw wegen die sew habent zu des herzogen guet; die schol uens ein purgraff darumb beschïrmen. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mër: ob mülbazzer chëm zu dem [aigen],1 so schol die erst des pharrer sein mit dem dïnst, die ander des herzogen richter mit dem dïnst, und die anderen gehoreen all zu dem Greiczenstain mit dem dïnst. - Fr. o. e. ï. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mër das chainer schol schenken, er hab den aigen ruchk; es wer den das er ezz chaufet von ainem gesezzen, so mag er es wol geschenkchen in des selbigen haus. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Auch sagent sew mër das der herren holden schullen schenkphenning geben alle jär.

Item, auch sagent sew mër das zwischen Newnbuergk und Trebensee chain uerfar schol sein den hie. und ob das wer das ein puerger icht hiet zu fuerren, der gewint ein zullen wo er wil, do er sein guet mag gefuerren hin über dew Tuennaw und her über; aber die der herren holden schuellen zu dem verigen gen. - Fr. o. e.

Item sagent sew mër das uenser uerfar hingegen gett ünz an den pach ze Smidach.

und wer in dem uerfar anschütt oder anzeucht, der ist der maut phlichtig her des herzogen richter. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mër: wer des herzogen gut?ter hat [oder] veldlehen, der schol dew nindert fuerren den auf des herzogen guett, er gewin dan des herzogen richter wil. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew meer: ob das wer das des herzogen oder der widem holden ainer in ainn tödslag vïel und chem ungefangen dorvon, so schol sich chain richter seiner hab ünderwinden. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mër das des herzogen oder der widem holden ainer mag hingeben wo er wil ân allew frag, ob aïner den genachtpawern gevelt.

Auch sagent sew mër das sew chain chärmaut noch zoll zu Newnburgk nicht gebent.   auch gebent sew chain recht an das lant weder enhalb noch dishalb zu Newnbuergk. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mër: ob aines purger chnecht verspilt, so schol man im nicht mer abziechen den was er ob der guertel hatt. züg er aber im mer ab, so ist er wandel phichtig sex schilling zwen phenning und hat das gelt verlaren. - Fr. o. e. i.

Item, auch sagent sew mër: ob ains purger sünn sein vetterleich erib verspillen wolt die weil er nicht weib hatt, und wer im darauf parichkt, der hat das gelt verlaren und ist umb 6 schilling und 2 pfennig ze wandel. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mër: was wïr aigen diener zu dem dorf, färster vïchhïrt huetter herter, [haben,] dew schol der richter nicht seczen ân der gemain wil, und schol auch die gemain nicht seczen ân des richter wil.

und wellicher tail das tett, der ist wandel dorumb phlichtig. - Fr. o.

Auch sagent sew mër das chainer nicht das gericht nicht schol haben den des herzogen holden ainer oder der widem holden ainer.

Auch schol in chain purgraff einen richter seczen über ïren willen; so schollen sew auch chainen seczen ân des purgraffen willen. - Fr. o. e.

Item, auch sagent sew mër: wer fuetern wil in seinem haus, der schol all jar mit dem richter vechthen. wer das nicht tett, der wer 6 schilling 2 phenning zu wandel. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mer: wer das uerfar fuert ân des richter willen, der ist umb zehen phunt ze wandel, hie oder zu Zegerstorff. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mer: wer gest auf das aigen latt, der ist des phlichtig was dew verbürichent, es sein pharlaeut oder ander laut.

Auch ob ein richter die gemain anruefft das si im chem zu hilf, mit bellicherlai wër sew auezzleufen, die sint nïement nichts phlichtig. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mër: wer ainem an sein venster lüzzmït oder insteizz mit gevër, der ist umb 6 schilling zwen phenning zu wandel. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, wer aber das in der wïrt anruefft "wes stezzt du da?", und wolt im nicht antwuërten, stech er in dan ze tod, er ist nïment nichts phlichtig. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mër: umb we ain gast den andern hie verpeut mit des herzogen richter, do schol er im umb jehen oder laeugen. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mër: was ain purger siecht das wandel haissent, und wen er do sagt der mag sich nicht auzzgereden. verswig es aber der purger und wur?t dem purgraffen wissenleich von ainem andern purger, der ist des wandel phlichtig das ainer verbaricht hat. - Fr. o. e. i. a.

Item, auch sagent sew mër: wer hie verpeut oder phent ân des richter willen, der ist umb 32 phunt phenning ze wandel. wer aber das ainer phent auf seinen grünten, der schol die phant hinz dem richter bringen. - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mër: ob das wer das ain man flüch auf der herren grünt und hiet scheden getan, wurrt dan des herzogen richter angeruefft zu dem rechten, so schol er in vadern an des herren amptman. geb er im dan nicht, so hiet er sich des gericht ünderwunden und wer ainem seiner scheden phlichtig. derlaubt aber der amptman dem richter, so mag er wol hin in genn und mag in vaehen. - Fr. o. e. ï. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mër: wer ain frumme fraw?n übel händelt, als oft er ein poezz woert spricht so ist er umb 6 schilling zwen phenning ze wandel.

wer aber das die frâw den frid zebrech und ainer des frum? lâut hiet, so wër [er] nïment nichts phlichtig. - Fr. o. e. i. a.

Item, auch sagent sew mër: wer mist hie ab dem aigen hingeit, der ist umb 6 schilling 2 phenning ze wandl. Auch sagent sew mër: wan ain floeczer herchuempt, der schol hie

ligen hinz an den dritten tag. wolt aber nïment von im chaufen, ob er es gern tun? wil so schol er sein holz an daslant ziechen mit ainer hakchen mit ainem art; wer im das wert, der ist umb 32 phunt phenning ze wandel. - Fr. o. e. l. a. r. s.?

Auch sagent sew mër das chain fragner noch chain vischer nicht schol fuerchaufen voer mittag. wer das tett, der wer umb 6 schilling und 2 phening ze wandel. - Fr. o. e. ï. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mër: ob ain swaiger in der Hagenaw sëzz, der schol her chom?en in das pantaiding.

Auch sagent sew mër: ob ain muelner sezz auf der muell die do haizzet die Hofferin, ob er uens nicht umb ain gelaichen lann wolt swellen, so mügen sew auf ïren grünthen selber wol geswellen; also ist ezz von alter her choemen. - Fr. o. e. ï. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mër: wer ain ärmst trëtt mit fraevel, der ist umb zwen und 6 schilling ze wandel; scheuzzt er aber, so ist er umb 5 phunt phenning; ist er edel, so ist er 10 phunt. auch wer ain spïzz oder ain hakchen tret mit frëvel, der ist umb 6 schilling 2 pfennig ze wandel.

Auch sagent sew mër: wer ain vïchhïrt oder färster oder hut?ter slueg, der wer noch ïdem man umb 72 phening ze wandel. wer aber das ïr ainer ainem frummen man zu nachent chem mit red, so schol sew der richter und die puriger mit ainander verhoeren, und wellicher der ungrecht tail ist den schol man pezzern.  - Fr. o. e. i. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mêr: wer ainem in sein haus schïlt, der ist nach ïdem pözzen wort 6 schilling zwen phenning ze wandel.

Item, auch sagent sew mêr: wer ainem abzueg oder phentaet ân des richter wil, es wer ze veld oder ze dorf, es wer ain freie tächter oder ain gast, der wer umb 32 phunt ze wandel. - Fr. o. e. ï. a. r. s.?

Item, auch sagent sew mêr das des herzogen richter recht hatt ze phenthen auf dem veld und auf der strazz umb seinew wandel und umb sein geltschüld wer im ân läugen ist. wer im aber läugneth, do schol er das recht von nëmen. - Fr. o. e. ï. a. r. s.?.

Item, auch enpindent sew ïren aid von den übervengen die sew habent zu dem aigen.
Standort
Stockerau | BH: Korneuburg | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stadtarchiv Stockerau | InvNr.: Perg.-Hs. des 15. Jhs. |
Herkunft / Fundort
Stockerau | BH: Korneuburg | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1455 - 1465
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 434-446, Nr. 65/I/1 (Edition).

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