Stockerau, Banntaiding, Freiheit und Gerechtigkeit (1590)

Hernach seint vermerkt das panthäding, freihait und gerechtigkait des markts Stockheraw, was des lantsfürsten und der pfarrer oder widen holden zu Stockheraw recht haben. und was si sagen, das sagen si bei ihrem ait. und ob si den ait nit alweg nenten, so sein si darumb niemant nichts pflichtig.

1. Zum ersten sagen si das alle jar zu den weinachten durch ainen vitzdumb in Österreich in namen aines regierenten lantsfürsten ain panthäding solle gehalten und an demselben mit der maisten oder merern wahl, doch in gegenwiert auch auf wolgefallen und verbesserung gemelts vitzdumbs oder seiner verortenten anwält ain marktrichter erkiest und bestätt werden; darumben geben si järlich die malpfenning wie von alter herkommen. und nach gemeltem panthäding solle durch den bestätten richter uber vierzehen tag darnach ain nachthäding gehalten werden.

3. Weiter sagen sie auch das sonst kain ander richter nit ze richten hat weder zu velt, im markt noch auf der straß dann des lantsfürsten marktrichter.

4. Sie sagen auch weiter das ain ieder soll bei dem panthäding erscheinen. welcher aber ohn gottes gewalt, ehehafte noth oder des marktrichters wissen und erlaubnus aussen belibe, der ist wandels pflichtig zwenundsibenzig pfenning.

5. Verrer sagen si das sie an allen zollen und meuten auch allen rechten die recht und freihait haben so die statt zu Neuburg markts halben hat.

9. Item, ob ain streichender dieb oder ain ander ubelthäter in dem markt käm und wurde alda gefangen, auf welches herrn guet er gefangen wurte, so solle denselben ubelthäter des lantsfürsten marktrichter hie mit allem dem so bei ihme gefunden wierdt zu seinen handen nemen und in halten unz an den dritten tag und solches in das lantgericht zum Greitzenstain empieten und ze wissen thuen, das er kumm und sich des ubelthäters unterwinte. kumbt er, so soll man ime denselben antworten unz an das gemerkt mit sambt dem so, wie obgemelt, bei ime gefunden worden. das er ihne damit rechtfertig.

und wann er ine gerechtfertigt hat, so soll die ubermaß desselben guets herwider gefallen dem marktrichter ôn alle widerredte.  wo aber der lantrichter nit käme und sich des gefangen unterwunt, und der gefangen käme darüber auß, des solle der marktrichter und die ganz gemain unentgolten [sein].

6.Mer sagen sie: ob das wär das ainer in ain inzicht käme gegen dem lantgericht zum Greitzenstain, umb welcherlai inzicht das wäre, es wäre des lantsfürsten oder der widen holden ainer, der soll sich hie auf dem markt Stockheraw vor des lantsfürsten richter daselbst bereden oder verantworten.

10. Item, auch sagen si mer das sanct Collmans mauth am tritten tag vor sanct Collmans tag zu mitternacht alhie zu Stockheraw solle eingehen, und an sanct Colmans tag auch zu mitter nacht widerumben soll ausgehen.

11. Weiter sagen si mer das der hieig traitmetzen soll an ainem mutth umb alnen metzen grösser sein dann zu Newburg markthalben, und soll alle jahr gefächt werden.

12. Sie sagen auch mer das die fleischacker all sollen ire penk aufthuen; welcher das nicht thuet, der hat kain recht. und soll auch ain ieder allain auf sein selbs gelt fleischacken; wer das nicht thuet, der ist ze wandl sechs schilling pfenning und der richter soll ime das fleisch nemen.

14. Sie sagen auch das ain fleischacker von ainer gestiften pank auf den märkten auch an zollen und meuthen alles guet recht soll haben als des lantsfürsten holden ainer; also ist es von alter herkummen.

13. Auch sagen si das zwen rahtgeschworn und ain maister sollen das viech beschawen an dem heftstecken.   wer aber darüber und unbeschaut schlecht, der ist als oft er das thuet zu wandl sechs schilling zwen pfenning.

15. Mer sagen si das die pecken all sollen das brodt auf die brodttisch legen, und sollen straßpfenning geben.

7. Item, si sagen auch: ob das wäre das ain mann oder ain fraw flüchtig wurde, umb welcherlai sach das wäre, und kaime in aines manns hauß, liefe vornen ein und hinden wider aus, des solle der wiert desselben hauß (sover es ime unwissent ist) unentgolten sein. wäre aber das ime der wiert aushülfe oder schief es mit seinem gesint, so wäre er wandl pflichtig und näme der schaden berednuß vor dem marktrichter.

16. Verrer sagen si das si alle jahr järlich zu sanct Merttens tag sollen dienen ainem lantsfürsten in die hueb zu Wien zwai pfunt pfenning von wegen ihrer auen die sie zu ihren güetern haben.

17. Mer sagen sie: ob müllwasser auf der Thonaw zu dem markt kämb das man ettlich scheffmüllen daran machet, so soll die erst dem pfarrer zu Stockheraw, die ander des lantsfürsten marktrichter daselbs, und die andern all ainem lantsfürsten in die hueb zu Wien zugehören mit dem dienst.

18. Sie sagen auch mer das kainer soll schenken, er hab denn aigen rugk oder das er es kaufet von ainem gesessnen zu Stockeraw, so mag wr wol schenken in desselben hauß davon er den wein kauft hat.

Und der herrn holden sollen den schenkpfenning geben.

19. Weiter sagen sie das zwischen Newburg und Triebensee kain ander urfar sein soll dann allain hie. und ob das wäre das ain burger hie icht hett zu füren, der gewint ain zillen wo er will, darauf er sein guet mag führen hinüber die Tonaw und herüber; aber der herrn holten sollen zu den fergen gehen.

20. Verrer sagen si auch das das urfar zu Stockheraw hingegen gehet unz an den pach zu Schmidta und hinab biß an die Passtgrueb. und wer in dem urfar anschütt oder anzeucht, der ist hieher dem marktrichter die maut ze geben schuldig.

22. Item sagen si auch: wer des lantsfürsten güeter oder veltlehen hat, der solle die nindert anderstwo füeren dann auf des lantsfürsten guet, er gewinne dann zuvor des marktrichters willen.

24. Item, sie sagen auch: ob sich begäbe das deß lantsfürsten oder der widem holden ainer in ain todtschlag fiel und käme ungefangen darvon, so soll sich kain richter seiner haab unterwinten.

23. Weiter sagen si das deß lantsfürsten oder der widem holden ainer mag hingeben weme er will, doch das der kaufer der nachparschaft gefall und das es mit marktrichters wissen geschehe.

25. Mer sagen si das deß lantsfürsten und die widemholden zu Neuburg enhalb und her dißhalb an das lant kain stegrecht auch kain zoll noch kain karmauth von schwärem auch geringen trait und meel so si doselbst hinan anzugen oder sonst führen, geben.

26. Auch sagen si mer: ob aines burgers knecht verspillet, so soll man ihme nit mer abziehen dann was er ob der güertl hat. zug [er] im aber mer ab, so ist derselb wandl pflichtig sechs schilling zwen pfenning und hat das gelt verlohren.

27. Verner sagen sie: ob aines burgers sohne hie dieweil er kein weib hat und ungevogt ist sein erbguet verspillen wollt, solle ihme niemant nit daraufleihen noch porgen. wer ime aber darauf lihe oder porgete, der hat dasselb gelt verloren und ist darzue wandl verfallen sechs schilling zwen pfenning.

28. Weiter sagen si auch: was si zu dem markt fur diener, als forster velthüeter und viechhüeter, haben und bedürftig [sein], die solle der richter nit setzen ôn der gemain wissen und willen, dergleichen solle si auch die gemain nit setzen ône aines marktrichters wissen und willen.

welcher thail aber das uberfuer, der ist darumben wandl pflichtig.

2. Auch sagen sie mehr das kainer soll das gericht haben noch zu richter gesetzt oder erwöllt werden denn allain des lantsfürsten oder der widen holden ainer.

30. Auch sagen si mehr das die gastgeben und wer sunst in seinem hauß fuetern will, der soll järlich den metzenmässel und andere fuetermaß mit dem richter fächten. wer das nit thuet, der ist zu wandl sechs schilling zwen pfenning.

21. Auch sagen si mer: wer hie oder zu Zögerstorff das urfar fuert

ôn des lantsfürsten marktrichter hie zu Stockheraw wissen und willen, der ist zehen pfunt zu wandl verfallen.

31. Mer sagen sie: wer gest auf den markt lädt, es sein pfarrer- oder ander leut, der ist des pflichtig zu püessen was dieselben verwürchent.

32. Sie sagen auch: wann sich ain aufruhr, rumor oder ander gefährligkait im markt erhueb oder begäbe, so soll menniglich zu tempfung und unterkumbung desselben dem richter auf sein anruefen mit bewörter hant zuelaufen, solches treulich helfen tempfen und unterkumen. und mit was wöhre also ainer zuelauft, ob dieselb wöhr schon sonst verrüeft oder verbotten wäre, so soll er doch darüber niemant nicht schuldig noch straffmässig sein.

33. Weiter sagen si mer: wer ainem an seinem fenster lost oder hinein stieß mit gefähr, der ist umb sechs schilling zwen pfenning zu wandl. wäre aber das in der wiert anredet oder anschrier was er da stunte, und er wollt im nit antworten, stäche in dann der wiert darüber zu todt, so ist er niemants nichts darumb pflichtig.

34. Verner sagen si auch: wenn ain gast den andern, umb was sachen das sei, mit dem marktrichter alhie verpeutt, so soll der verpotten dem andern vor gedachtem marktrichter antworten und der clag verhälen oder laugnen.

35. Sie sagen auch: was ain burger siecht das wandlmässig ist, das soll er dem marktrichter ansagen, und wen er also ansagt der mag sich nicht ausreden. verschwige es aber der burger und wurde dem richter von ainem andern zu kunt oder wis entlich, derselb burger ist des iwandls das der ander verworcht hat zu bezallen schuldig.

36. Weiter sagen si: wer hie verbeutt oder pfendt ohne des marktrichter wissen und willen, der ist umb zwenunddreissig pfunt pfenning zu wandl. wär aber das ainer pfendet auf seinen grünten, der soll die pfant von stunt an zu gemeltem marktrichter antworten.

8. Auch sagen si mehr: ob iemant fluch auf aines andern herrn dann auf des lantsfürsten grünt und hiet schaden gethan, und wurte dann der marktrichter angeruefen zum rechten, so soll er ihnen vordern an desselben gruntherrn ambtman. gäbe er in den nicht, so hette sich der ambtman des gerichts unterwunden und wäre ainem seinen schaden so daraus entsprungen abzutragen pflichtig. erlaubts aber der ambtnan, so mag der marktrichter wol auf denselben grunt gehen und den flüchtigen fahen.

37. Mer sagen sie: wer ain frumme fraw ubel handlet, als oft er ain böß wort gibt als oft ist er umb sechs schilling zwen pfenning zu wandl. wäre aber das die fraw den fridt zerbräch und von erst anhueb und ainer des frumb leut zu zeugen hette, so wäre er niemant nichts pflichtig.

38. Auch sagen si mer: wer hie ab dem markt mist hingebe und verkauft anderer herrn holden und auf derselben güeter, der ist umb sechs schilling zwen pfenning zu wandl.

39. Verner sagen si: wann ain flötzer gehn Stockheraw kumbt, der soll da ligen unz an den dritten tag. wollt aber niemant von ihm kaufen, so soll und mag er obs ihm gefellig und gelegen sein holz mit dem ainen orth mit ainer hacken an das lant ziehen; wer ihme das wörth, der ist umb zwaiunddreissig pfunt pfenning zu wandl.

40. Sie sagen auch das kain fragner noch kain vischer hie nit soll fürkaufen vor mittags. wer aber das thäte, der ist zu wandl sechs schilling zwen pfenning.

4l. Mer sagen si: ob ain schwaiger in der Hagenaw säß, der solle alle jar zu dem panthäding hieher kummen bei dem peenfall wie obgemelt.

42. Weiter sagen si auch: ob ain müllner säß auf der mühl die da haist die Hoferin, ob er inen umb ain gleichen pfenning nit wolt schwellen, so mügen si selbs auf ihren grünten wol schwellen, wie es dann von alter wol herkumen ist.

43. Auch sagen si: wer ain armprust oder ain ander wöhr in frävel tregt, der ist zu wandl umb sechs schilling zwen pfenning; scheust oder schlegt er aber, so ist er umb funf pfunt pfening; ist er edl, so ist er umb zehen pfunt pfening zuwandl. auch wer ain spieß oder ain hacken tregt mit frävel, der ist sechs schilling zwen pfening zu wandl.

29. Item, so sagen si auch: ob ainer der obgemelten gemain diener ainen oder mehr schlueg, der ist von iedem mann zu wandl zwenundsibenzig pfenning. wäre aber das ihr ainer ainem frumben mann zu nachent mit rede käme, so soll si der richter und geschworn mit ainander verhören;

welcher alßdann unrecht erfunden wierdt, den soll man straffen.

44. Verner sagen si auch: wer ainen andern in seinem haus schildt, der ist von ainem ieden bösen wort. sechs schilling zwen pfening zu wandl.

45. Noch sagen si: wer iemant abzug oder pfendet ôn des marktrichters wissen ued willen, es wäre zu velt oder im markt, es wäre ain freie tochter oder ain gast. der ist zu wandl zwaiunddreissig pfunt pfening.

46. Mer sagen si das des lantsfürsten marktrichter zu Stockheraw recht hat umb seine wändl und schulten was ime ân laugnen ist ze pfenten im marktm auf dem velt und auf der straß. wer ime aber laugnet, da mag er das recht von nemen.

47. Sie sagen auch das kain gastgeb auch burger und andere kainen frembten gast oder inman uber drei tag sollen beherbergen oder aufhalten, er habe in dann zuvor dem marktrichter angesagt, damit man wissen möge was sein thuen, handel und wandel sei.  wer darwider thät, der ist so oft und von ieder person sechzig und fünf pfunt pfening zu wandl verfallen.
Standort
Stockerau | BH: Korneuburg | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stadtarchiv Stockerau | InvNr.: Papierhs. des 16.-18. Jhs. ("Kais.markt Stockerau panthadung, recht und freihaiten...") | Seiten: 2a-9a |
Herkunft / Fundort
Stockerau | BH: Korneuburg | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1590 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 434-446, Nr. 65/I/2 (Edition).

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