Stetten, Banntaiding (1685)

Panthädung zue Stätten.

Hernach seind beschriben und werden vermelt der hochwürdigen in gott geistlichen auch edlen hochgelehrten herrn N. N. probsten und abbten beeder löbl. fürstl. stifter und gottsheuser Closterneuburg und Lilienfeldt, item des kais. collegii der societet [Iesu] in Wien, dann des hoch- und wohlgebornen herrn herrn Gottraw des heiligen römischen reichs grafen von Kuefstain, freiherrn zu Greulnstain und Spitz, herrn zu Waidenholz Harthaimb und Egenberg, erbsilbercammerer in Oesterreich under und ob der Ennß, der röm. kais. maj. cammerern und derselben unterthanen der herrschaft Stetten recht, gerechtigkeit und freiheiten, wie die von alters hergebracht, iederzeit üblich gehalten worden und auch hinfüro solten gehalten werden.

Zum ersten melt die ersamb gemain: was sie reden, das thuen sie bei ihrem ait.

Zum andern, das alhie zu Stetten das nidergericht zu haus velt weingarten und auf der gassen allein obgemelten vier herrn und herrschaften, so von ainem jar zu dem andern durch abwechselung die dorfobrigkait alhie haben, gehört und zustehet, und das sonst niemant in denselben zu richten und zu gebieten hat.

Und daß auch das panthädung daselbsten niemants andern zu besizen und zu halten befugt und befreit als wolvermelten vier herrschaften oder dero nachgesetzten ambtleuten. und diß solte beschehen järlichen an st. Stephans tag, wann einer herrschaft dorfrichter nach rechtgethaner raitung abgelassen und der ander herrschaften dorfrichter erwählt und bestätt wurde. darzu sollen mehr wohlbemelte herrn samentlich all vier (da es muglich) oder dero nachgesetzte officiern umb mehrer ainigkeit willen erscheinen. diese ordnung soll hinfüro zu ewigen zeiten gehalten werden.

Item, sollen auch alle haußgesessene nachbarn alhie an st. Stephans tag zur panthädung, wan der richter ruefen last, sie gehören unter waß herrschaften sie wöllen, kommen und erscheinen, daß panthädung helfen besizen, deß dorfs freiheit und gerechtigkeit wie es von alters herkomen ist von punct zu punct anhören und nach vernehmung allen nachtheil und schaden kunt machen, damit solcher darnach verhüet und die sachen gebessert werde. und haben aller außwendiger herrn unterthanen bei erwöhlung eines dorfrichters auch ihr freie wahl zu geben.

Wan aber der dorfrichter zur panthädung oder sonsten im jahr auß nothwendiger ursachen die gemain zusamben ruefen will, solt ers an den abent zuvor dem gruntrichter durch einen bothen ankündigen, daß sie die richter solches denen unterthanen einsagten, damit sich keiner der unwissenheit zu entschuldigen hat. und da der richter last ruefen, solt [er] ein reißuhr auf den tisch sezen; da dise außlauft und einer oder mehr nit kämen, hetten auch kein erlaubnuß von dem richter, der ist zum wandl 12 pfennig. da die gruntrichter solches ihrer herrn unterthanen nit wurden ansagen, solten sie den wandl selbsten zu erlegen schuldig sein.

Mehr sagen sie zu recht: da der dorfrichter und ein ganze gemain etwaß nutzbars und der gemain dienstlichs betrachten wurde und dasselb einer oder zween gruntrichter ohne erhebliche sonderbahre ursachen wolten umbstossen, derselb oder dieselben solten ihrer rechten obrigkeit 5 gulden und der gemain auch 5 gulden zu wandl schuldig sein.

Da einer den andern von der panthädung oder von der gemainversamblung wurde abreden und aufhalten und wurde deßen überzeügt, der ist zum wandl 72 pfennig und solt mit dem stock gestrafft werden.

Item melden die zu recht daß die herrschaft und daß gottshauß Closter-Neüburg alhie hat 14, herr pr^#älath von Lilienfeldt 12, die herrn Jesuiter 14, herr von Kuefstain freiherr 4, die herrschaft Mörniz 13 unterthanen und zwo öde prantstett, die herrschaft Greizenstain 4, die herrschaft Pisenberg 2, die kais. hofcapelln 2 unterthanen.

Mehr sagen die zu recht daß es ieder herrschaft willig zuegelassen würde da dero eine auf ihren gebüet noch mehrer heüser erpauen und holten darauf stüften wurde. und ist ieder holt seiner herrschaft steüer und dienst zu bezallen auch die gebührliche robbath zu richten schuldig wan es derselben am fügligsten ist; welcher aber daß nit thät und den andern befelch erwartet, der ist zum wandl 72 pfennig.

Wellicher in disem aigen, es sei gesessner lediger oder inwohner, umb sein erkauft gruntstück nit den rechten sondern ainen frembden gruntherrn freventlich umb sein recht ansuecht und begrüßt, sollicher grunt ist dem rechten gruntherrn ohn alle widerredt zu wandl haimbgefallen und noch darzue ain leibstraff würdig.

Wer kauft und verkauft, die sollen derselben grünt ab- und anfahren bei dem gruntbuech wohin si dienstbar sind inner drei 14 tagen, als von alters herkomen ist. und was für keuf umb behauste gütter gemacht werden, die sollen iederzeit mit vorwissen und ratification derselben herrschaft geschehen.

Eß soll sich auch der kaufer so ein hauß kauft, er gehöre unter waß herschaften er wölle, bei sein zween nebennachbarn anmelden und die begrüßen daß sie ihne zu einem treülichen nachbarn wöllen annehmen; ebenmeßig solt er sich bei der nechsten gemainversamblung fürstellen, damit die ganze nachbahrschaft ein solchen newen nachbahrn erkennen und für ehrbahr halten. thet er daß nit, ist er der gemain ain halben emer wein zum wandl.

Es soll niemants gewalt oder frävel in dem aigen weder bei tag noch nacht treiben, er sei ledig oder gesessen, von man- und weibspersohnen. wer das uberfert, der ist nach beschaffenheit der sachen in der herrschaft straff als umb frävel gehört.

Mehr sagen sie an aitsstatt: ob ein mörder oder dieb in disem burgfridt bei tag oder nacht flichtig oder ein inländischer auf wahrer that alda betretten, so solt ieder richter auf seiner herrschaft grunt iner den tachtropfen nach ihm zu greifen fueg haben und dene biß an den dritten tag halten. alßdan solt er sambt allem guet waß er bei sich hat dem dorfrichter überantwortet werden, der den thäter wegen seines verbrechen ferrer dem lantgericht Greizenstain ankünden und entbieten lassen, daß es sich desselben thäter gegen erlegung 72 pfennig nach den dritten tag an dem altgewöhnlichen orth bei dem hochem markstain am undern orth im dorf underwinte. ob daß nun umb die bestimbte stunt nit käm, so soll man den thäter über den dritten tag nit behalten sondern wie der mit gurtl umbfangen ist zu den bestimbten gemärch bringen. da nun daß lantgericht noch nicht verhanden, soll der dorfrichter denselben dreimal ruefen. kombt es über die drei ruef noch nit, soll richter aldort neben den gemärch ein stecken in die ert schlagen lassen und den thäter mit ainem zwiernsfaden daran binden und sambt sein nachbahrn wider nach hauß gehen. da sich nun derselb abriß und davon lief, so ist richter und die nachbahrschaft weder dem lantgericht noch iemants andern darumb ainige antwort zu geben nit schuldig. da aber daß lantgericht sich bei rechter weil und zeit bei dem gemärch finden ließ [sich] des thäters guetwillig zu underfangen, so soll ihne der dorfrichter alten gebrauch nach wie der mit gürtl umbfangen ist gegen erlegung 72 pfennig furfang guetwillig folgen lassen und daß guet so bei dem thäter gefunden worden, der herrschaft so damahlen die dorfobrigkeit hat überantworten.

Mehr melden si: ob ain todter leichnamb im dorf oder auf dem velt gefunden wurt, soll der dorfrichter solliches alsbald bemeltem lantgericht ankünden lassen; und da dieses sölliches nit glauben wolt, so soll es inner 3 tagen komen den leichnamb zu beschauen; thät es das nicht, so soll der richter den todten cörper bei der nechsten marterseul begraben lassen, und seint alsdan richter und gmain verrer ainige antwort dem landgericht zu geben nicht schuldig.

Si sagen auch zu recht daß kainer ainen frumen man bei dem lantgericht hinterruks verklagen soll, es sei dann der beklagte gegenwärtig. und der dies thet, ist in der herrschaft straff auf genadt.

Mehr melden si zu recht: ob ain lantrichter sich gewalts understehn und in disem ihren dorffridt ainen oder den andern, es sei umb welch verbrechen es wölle, aufheben wolt, das sollen si ime nit zuelassen noch gestaten, sondern da es von nöthen mit gegengewalt verwehren und denselben verbrecher bis auf ihrer herrschaft vorwissen und guethaißen in verhaft halten.

Wann ainer ainen dieb oder andere malefizische persohn bei dem hieigen gericht will in verhaft nemen lassen, so soll der richter den klager neben dem beklagten so lang inverhalten bis er vergwist ist daß die anklag mit wahrhait und fueg beschehen.

Kain gesessener wirth soll ainer flüchtigen verdächtigen persohn aushelfen. hilft er im darvon, so ist er zu wandl schuldig 6 schilling pfennig und soll ausstehen die zuesprüch so zu dem flüchtigen sein mügen.

Kain gesessener noch lediger alhie soll kain langes messer, püchsen oder wehr muetwillig im dorf noch zum wein tragen. wer des uberferth, ist von ieder waffen zu wandl 12 pfennig.

Si sagen auch zu recht daß iederman vor dem andern in seinem hauß bei tag und nacht solle rueh und fridt haben. alle gottslästerer, spiller und vollsaufer sollen iederzeit nach gebühr bestrafft auch die spill- plätz bei tag und nacht durch den dorfrichter und seine zuegeordnete beistänt abgestelt werden, dieweil daraus große übelthaten entstehn.

Auch soll in allen leitgebheusern guete manszucht gehalten und uber die gewöhnlich zeit der 10 uhr zu trinken keines wegs passirt werden. wellicher leitgeb darwider handlet, ist zu wandl umb 6 schilling pfennig.

Ob ainer den andern aus seinem hauß fordert, so ist der forderer dem richter zu wandl 6 schilling 2 pfennig.

Ob ainer dem andern unbillicher weiß auf des gottshaus gebiet, gassen und burgfridt mit braiter hant an die wang schlueg oder raufte in bei dem har oder bart, es sei man oder weib, gesessen oder ungesessen, so ist er der herrschaft von iedem finger zu wandl ainen gulden.

Wellicher mit kandl krüegen ampern stain oder anderm gezeug wirft, der ist von iedem wurf zu wandl 72 pfennig und allen schaden so daraus entsteht zu büeßen.

Ob ainer ainem der herrschaft underthanen mit gewafneter hant in sein hauß lauft, ist sollicher der herrschaft zu wandl 5 pfund pfennig und dem richter 72 pfennig.

Ob ainer den andern schießt, schlägt oder sticht, der ist der herrschaft auch wandl schuldig 5 pfund pfennig und was für schaden darauß entstehn zu büeßen schuldig.

Wer ainen wundet, es sei mit was waffen es wölle, der ist von iedwederer fließenden wunden hinter dem preis umb 72 pfennig, ist es aber ain schauwunden under den augen oder am leib vor dem preis, ist er der herrschaft zu wandl 5 pfund pfennig und schuldig mit dem beschädigten neben bezallung des arztlohns sich nach erkantnus des richters und seiner geschwornen beiständ zu vergleichen.

Alle waffen mit welichen schaden beschicht seint dem ambtman, hofmaister zu Closterneuburg verfallen.

So zwo nachbäurin oder andre inläntische weibspersohnen mit einander kriegten und sich gottslästerlicher verbothner und unschambarer wort brauchten, darumb soll si der richter mit dem pockstain neben ainem phunt wachs zur st. Veits-kirchen straffen.

Es soll kainer dem anderen losen an seinem hauß oder fenster bei tag noch bei nacht. wer daran begriffen wirdt, der ist zu wandl umb 6 schilling 2 pfennig, und der lusner soll geantwordt werden als ain verräther. wurd es der wirth oder sein gesint wahr und schluegen den lusner mit prügeln oder stecken (außgenommen des todts) , darumben seint si nichts schuldig oder pflichtig, und sollen in antworten zu gerichts handen.

Kain nachbar soll ainer nachbäurin ohn vorwissen und willen ihres mans mehr nit borgen als ain halb pfunt pfening. borgt er ir mehr, so ist des weibes man dem borger nichts darumb schuldig.

Es soll niemants schädliche leut in das aigen bringen, auch kain fremden weder zu diensten nach als zinßman ohn vorwissen des dorfrichters und seiner zuegeordneten geschwornen aufnemen; und sollen dergleichen zureisende persohnen ohne furbringung ihrer geburtsbrief und kuntschaften under disem burgfridt kaineswegs gelitten werden.

Wellicher ohne vorwissen des dorfrichters dergleichen persohnen aufnäme, ist so oft ers widerferth zu wandl umb 72 pfennig.

Ain nachbar solle dem andern seine verthingte dienstbothen nit haimblich aus seinem brodt abreden. wer solliches widerferth und darumb beklagt wirdt ist der herrschaft zu wandl 6 schilling 2 pfennig, item dem richter 12 pfennig und den dienstbothen wiederumb in sein brodt zu antworten.

Die ander sprach.

Es sagt ain ehrsambe gmain auch bei ihrem ait daß niemant in dieser dorfschaft solle wein ausschenken, er hab dann aignen rucken und mitleiden bei der gemain.

So lang zwen halb dreiling bauweine in diesem dorf auf dem ganter ligen sollen kaine frembde weine hinein kauft werden, auf daß kain nachbar mit seinem bauguet schaden leidt. wer das widerferth, ist der herrschaft halben und der nachbarschaft auch den halben wein verfallen.

Wellicher wein oder pier hinein kauft, den nit verruefen ließ und haimblich ausschenken thet, so der offenbar und uberzeugt, so ist er von iedem emer der herrschaft 72 pfennig und in die gmainladt auch sovill zu wandl schuldig.    **Item melden sie zu recht daß daß alhieige weingebürg järlich zu st. Lorenzen tag mit zween treülichen wohlverbürgten hüetern, so tag und nachts ihr fleißiges aufsehen haben, versehen und bestelt werden solte. da die ein schädlichen menschen viech hunt oder hennen befunden, [solten sie] dieselben alßbalt oder von denen ein pfant zum dorfrichter bringen; daß pfantgelt hiervon ist des tags 3 und nachts 6 kr. einem hüeter, des richters ist allzeit doppelt; und der schaden solt nach erkantnus gebüst werden. den bestelten hüetern würdet von ieden viertl weingarten 6 kr. zu lohn geraicht.

Item, weilen sich daß ganze gemain weingartgebürg alhie in dem zirk zu weit erstreckt, daß die Khürßner, Guggenberg und Neüstüft under obbenänter huet nit können einkomben und gehüetet werden, sondern in der Neüburgerischen huet einkomen und zugleich under einem hüeter bestelt werden, alß solte dieselbe huet järlich und ieder zeit in mit- und beisein deß dorfrichters und des eltisten zechmaisters verlassen werden und die pfant so auß obbemelten dreien pürgen komben zu dem dorfrichter eingetragen werden.

Mehr melden si zu recht daß die weingebürg Neüstüft, Guggenberg und etliche viertl im Khürßner vor alters ein gemainer grunt und hait gewesen, aber durch fleißige arbeit der alten ergraftet und zu weingarten gemacht worden; dannenhero ein ehrsambe gemain auß lieb und andacht zu gott dem allmechtigen dem alhießigen pfärlichen gottshauß st. Ulrich bemelter weingebürg recht und gerechtigkeit mit rechten gruntdienst und zehenten guetwillig aufgetragen, verehrt und geschenkt, mit disem vorbehalt und geding daß die gemain alle jahr von wohlbemelten gottshauß 6 emer wein zu genüeßen habe, alß erstlich wann man kirchenraitung hält, anderten zue gottsleichnambs-procession, drittens an st. Stephans tag da man ein andern richter erwöhlt, zu solchen mahlen allzeit die ganze gemain zusamben kombt, iedeß mahls zween emer.

Alle feüerstett sollen järlich dreimahl oder so oft es die noth erfordert durch den richter und seine geschworne beistänt besicht werden; und da eine schädtlich befunden, darauß feüersnoth entstehen möchte, sollen die inner 8 tagen genuegsamb gebessert und gericht werden. da es nit beschäch, so solt richter und seine beistänt solche schädtliche feüerstatt alßbalt einreissen, und der schädtlich mann ist dem richter zu wandl 6 schilling pfennig.

Bei wellichem nachbarn aine feuersnoth entstünt, alsbald das uber dem dach ausbrünt so ist er der herrschaft zu wandl 1 pfund pfennig es soll auch derselbe nit davon laufen sondern schreien und umb hülf ruefen; dan soll ain ieder zuelaufen und retten helfen aufs best er mag. und wen er umb hülf anrueft und der nit retten wurt, der ist zu wandl umb 72 pfennig.

Wer zank bei dem feuer anhebt und alt feintschaft rechen wolt, der soll darumb am leib und guet bestrafft werden als ob ers selbst anzündt hat, dann ain ieder dabei freiung haben soll. und wer bei dem feuer stillt, der soll darumb ohn alle gnade bestrafft werden.

Ain fürsetzlicher brenner, so der auf wahrer that erwischt oder uberzeuget werden kan, ist des todts schuldig und das guet der herrschaft verfallen.

Mehr vermag der hieige burgfridt das iederman zur ährnt- und lesenzeit nit eher als bei dem tag, da ain man den andern kennen kan, ausfahren und gehen soll und zu abends auch zu rechter zeit nach dem haltereintrieb haimbfahren und gehen.

Auch ist dises dorfs alt herkomen daß kainer sein getraid soll zusamben tragen ehe ain man den andern woll erkennen kan.

Wer seinen nachbarn das guet von dem acker oder weingarten ¡c entträgt, der ist zu bestraffen als ain dieb.

Vor dem schnidt und lesen soll der richter die ganz gmain vordern lassen und sich mit derselben bereden wie hoch der lohn gerichtet, damit also guete ordnung erhalten werden möge.

Kain lediger oder inwohner so in disem dorf das jahr hindurch sein brodt gewinnt, soll zu ährntzeit nit in andere orte ziehen sein gewerb zu suechen sondern bei der nachbarschaft umb den beschlossnen lohn sein arbait thun. wer darwider handlet, soll vom dorf ganz abgeschafft werden auch dem richter zu wandl 72 pfennig schuldig sein.

Ain iedweder nachbar soll mit [seinen] arbaitern gehen die alten wege. wer ime zu fromen und seinen nächsten zu schaden neue weg und steg macht, der ist zu wandl umb 12 pfennig und den schaden so daraus entstehet zu büessen.

Die gassen und strassen sollen iederzeit sauber gehalten werden. welcher mist aschen tot vieh oder andere unsaubere dinge darvon krankhait entstehen kan auf die gassen schütt oder dem nachbarn für sein thür oder brunnen tregt, der ist zu wandl umb 72 pfennig. insonderhait sollen der richter und seine beistänt gut obacht auf der gmain saubern trinkbrunn haben und denselben im jahr 3 mall säubern und alle notwendigkeiten ver- bessern lassen. auch sollen alle nothwendige farthweg so weit sich der burgfridt erstreckt durch der gmain robath zu rechter zeit ausbessert werden.

Es soll auch ain ieder seinen nachbarn zu dorf und velt jährlich zu rechter zeit, nemblich 8 tag vor Georgi oder 8 tag darnach, also treulich und ungefährlich ausfriden daß nit geklagt werde. welcher das nit thet, der ist zu wandl umb 72 pfennig und soll darzue abtragen und widerkeren allen schaden so daraus gehet. wolt aber ainer seinen nachbarn darumb noch nit ausfriden, so soll und mag solches der dorfrichter auf des unwilligen kosten thun, und soll auch von iedem arbaiter zu wandl stehen umb 12 pfennig und von ainem iedweden creuz auch 12 pfennig.

Es soll auch kainer seinen nachbarn den fridt abbrechen noch hacken. wer das thuet und ob er ainen grünen dorn, felber oder andern paumb abhackt, ist er zu wandl umb 72 pfennig und soll auch abtragen und büessen den schaden der dardurch geschieht.

Kainer soll zu schaden und nachthail seines nechsten neue graben machen und weder zu dorf noch velt wilde wasserflüß hinführen. wer das widerferth, ist wandels pflichtig 6 schilling 2 pfennig und den schaden so daraus gehet schuldig zu büessen.

Ain iedwederer nachbar soll jährlich zu gebührender zeit und wann durch den richter ankündung beschicht, vor seinen äkern, wisen und weingärten die gräben und wasserkessel vleißig raumben lassen. wer das nicht thet und seinen nachbarn darwider schaden beschehe, soll er den büssen und ist zu wandl umb 72 pfennig.

Es soll auch kainer dem andern ackern uber seine markstain, lebern oder schlagstöck, es sei zu dorf weingarten oder wisen und acker. wer daran begriffen wird und den schaden auf des klagenden begehren inner 3 tagen nicht wider güeten und wenden will, der ist zu wandl 6 schilling 2 pfennig und alle schaden nach erkantnus des richter und seiner geschwornen beisitzer zu büessen schuldig.

Wann ain nachbar oder gast seinen gebührunden grunt nit het, es sei in behausten oder urbargruntstücken, der soll sich bei dem dorfrichter und seinen geschwornen anmelden und mit seinen nachbarn aine ordenliche ausmarkung begehren, die ime billich verstattet, darauf dem beklagten ain tag benent werden soll. kombt er, wohl und guet; wo nit, soll die markung dennoch beschehen.

Wann nun der gegenthail ainen widerspruch thun und des richters und seiner beiständ erkantnus und markung vernichten wolt, soll dieß ungültig sein und bei der ausmarkung verbleiben. doch soll in dergleichen fällen weder freunt- noch feintschaft angesehen, sondern was vor gott und der obrigkeit zu verantworten gehandlet werden.

Es soll auch kainer neue march machen noch für sich selbst die grünt weder mit marchstain stecken lebern noch schlächten ohne wissen und willen des dorfrichters und seiner beisitzer thailen. wer darwider thet, so sollen dieselben stain und thailung nit craft haben, auch zu wandl sein umb 6 schilling 2 pfennig.

Was aber der richter und seine zugeordnete thailen, außzaigen und stainen, das soll ganz craft haben. und man ist inen nach iedem marchstain zu geben pflichtig 12 pfennig. und wer der löfter oder creuz ains oder mehr auszeucht, abhackt oder umbwirft, der ist nach iedem zu wandl umb 72 pfennig.

Wer aber ainen marchstain auszeucht und begriffen wirdt, der ist zu wandl umb 5 pfund pfennig; hat er es aber an dem gut nit, so soll man in an die stat da der marchstain gestanden ist mit dem haupt bis gegen der gürtel herauf aingraben und stehen lassen so lang bis er sich selber ledigt.

Es soll kainer dem andern sein weinstöck entziehen noch laiten durch den rain. wer daran begriffen wurdet, der ist nach iedem stock zu wandl 24 pfennig.

Die dritt sprach.

In der dritten sprach wirdt erstlich sonderlich gebothen daß ain ieder gesessner und lediger von man- und weibspersohnen so under disem purgfridt sein aufenthalt hat den dorfrichter und seine geschwornen ehrbarlich halten und wider ihren glimpf und ehr (außer erheblichen ursachen) nit reden und thun soll. wer darwider handlete, der ist der herrschaft Closterneuburg zu wandl 10 pfund pfennig, dann auch dem richter und seinen geschwornen beistänten iren gelimpfen mit gebühr wider zu geben.

Die hieige gemain solt järlich, wie es von alters herkomen ist, ein hüeter in daß velt anstellen, der in dem ganzen burgfridt daß ganze jahr hindurch auf daß ganze angebauete velt und wißmath fleißiges aufsehen haben soll, damit [durch] die täg- und nachthalter, durch daß viech, item daß gefligl und graserin der nachbahrschaft kein schaden beschech. und das die gemain guet versichert, solt der hüeter pürgen haben.

Waß für viech in den schädten gepfendt solt zu dem dorfrichter eingetriben werden, und solt der jenig so daß viech zugehört solches des tags vom richter iedes stuck per 3, des nachts umb 6 kr. dem velthüeter zu lohn außlößen - des richters ist doppelt - und den schaden nach erkantnuß büßen. da sich aber ainer, es sein mannß- oder weibßpersohnen, darwider sezen, solches nit thuen wolt, den feldhüeter destwegen schlagen oder schänden, der ist dem richter zum wandl 6 schilling 12 pfennig, und sollen dergleichen leüt mit dem stock oder fidl gestrafft werden.

Da aber ein schaden im felt bescheche welchen der felthüeter auß nachlässigkeit nit wisse anzuzaigen wer daß gethan, soll und mueß der hüeter den schaden nach erkantnus bezallen.

Auch solte järlich ein fleißiger viechhirt gegen gebührlichen lohn gestelt werden, so daß graß und klein viech auf unsern aigenen gewöhn- lichen viechtriben und haiden und waiden (darvon wir durchauß niemants ainige zinßung, waitgelt oder redt zu geben schuldig sein) versorgen und halten solt. waß durch ein solchen verwahrlost oder verlohren, solt mit seinem lohn gebüst werden.

Der viechtrib und die wait diß dorfs erstreckt sich so weit alß der ganz cierk in hernach beschribenen gemärch verzeichnet ist.

Das groß viech soll die gmain von dem ersten austrieb nit länger als bis Georgi auf den wisen zu waiden und zu halten gestatten, damit inen das heufutter desto eher und besser einkommen mög. wurde darwider gehandlet, soll darumb gebührliche straff fürgenomen werden.

Nachdem das klaine viech, als gais schoff und schwein, den wisen, jungen felbern und paumben sehr schädlich, so soll dergleichen viech auf den wisen zu halten nit verstattet werden, sondern ieder gesessener soll sein viech ohne schaden seines nachbarn halten, auch das zu rechter weil und zeit für den hirthen treiben und widerumb einthun. wiederfuer dann schaden, soll der dem das viech gehörig büssen und ist iedesmal vom stuck dem richter 8 pfennig und dem velthüter 4 pfennig.

Eß solt auch keinem inman, er gehör wem er wölle zu, kein viech, es sei waß es immer sei, under die halt zu treiben und zu waiden gestattet werden, er [habe dann die] einwilligung der ganzen gemain und mache derselben hierüber den willen.

Item, solt kein gesessener durch seine dienstbothen weder bei tag noch nacht seine roß noch anders viech an ungewöhnliche orth und zu schaden seines negsten nachbahrn in die wisen oder öden äcker stellen und treiben, sie seint gleich abgemähet oder ungemäht, unzt und so lang daß getrait und habern auß dem felt ab- und weggeführt würdet. wer darwider thuet, ist dem wandl doppelt schuldig und den schaden zu büeßen.

Es solt auch in dises burgfridts viechtrib und wait weder schäfferei noch anders frembdes viech keines weegs zu waiden verstattet sondern durch den velthüeter gepfändt und dem dorfrichter zugetriben werden umb den wandl von iedem stuck 3 kr. und büeßung des schaden.

Die hieige nachbahrschaft solle järlich umb st. Georgi tag den ganzen burgfridt und gemärch dises dorfs angehörung fleißig umbgehen, darzu sie auch alle anrainenden benachbarten verkinten, und damit zwischen den nachbahrn nit irrung beschech, den verwusten marchstain zuraimben und die außgeworfene lebern erfrischen.

Gemärch.

Und hebt sich dises aigenes burgfridt und gemärch an auf den weeg und lantstrassen vom dorf auß gegen Seebern, zwischen ihren und unßern feldern zur rechten hant, alß der herrn Jesuiter und des Fassingers zu Seebern äckern, da daß klein pächlein von Wappelprun in der Seeberer graben herab fleüst, alda alßbalt ein marchstain und aufgeworfener lebern auf Georgen Zeillingers acker zu sehen. diser zaigt geradt aufwerths auf ein andern marchstain eines püchsenschuß weit, auf welchen der dritte folgt bei des Stephan Müllners acker. der viert stain an deß Gatterpaurn acker, welcher zuvor in pfarrhoff gen Stetten gehörig gewesen. item, der fünfte stain solt gleich innerhalb der planken da sich die Trollen anfangen, ist iezt verlohren, aber ein lebern aufgeworfen, diser zeigt nach der planken außwerts, schaidet die Trollen und Seeberer haußgrünt. da sich die Trollen enden gehet unser gemärch durchs wißmath auf des Peter Schmidt weingarten, welcher weingarten die Langen und Jungen Lindtperg, daß ist herrn pfarrers zu Stetten und herrn Georgers zu Zäckhing etc. weingärtgebüet schaidet; von dannen auf der herunder gestetten, der Lang Lindtberg, hinüber auf den farthweeg in daß ferchenholz so herrn pfarrer gehörig; von bemelten weeg under des Schöperger und deß schwäbischen Georgen weingarten durch die planken, alda ein marchaichen, auf welche folgt ein kerschbaum mit einem creüz; im eck daselbsten ein lebern; mehr an herrn pfarrers öden acker ein lebern zaigt abwerths auf ein lebern mitten in daß wisenmath, alda zuvor ein marchstain gestanden so Stetter und Seeberer gebiet geschaiden hat. ferner über den weeg bei der Rothen ert ist ein stain und ein lebern, diser zaigt auf ein andern stain zwischen der Rezer gebiet und unßer Prennen - hait bei des Hannßen Neidteckhers acker. gleich oberhalb am perg stehet ein alter hocher gwentstain mit vier creuzen, schaidet der Rezer Manhartsprunner Enzesfelder und Stetter gebieth auf der Prennen hait. von disem stain herumb auf den Todten hauer seint zween marchstain und zween aufgeworfene leebern. von denselben zum weeg in Todten hauer stehet ein marchstain im eck bei des halter Änderl weingarten, schaidt unßer wait und die Eckesperg. alßdan gehet daß gemärch am weeg aber der clausen Ecksengrueb und Ecksenholz (alda sich in weingärten irrung befindt, daß dieselben zu weit auf die hinauß greift, solt eingestelt werden) zum weissen creüz am Enzesfelder weeg, alda sich bei den Ecksenholz auf ein dreiecketen stain Stetter, Enzesfelder und Khönigsprunner gemarch schaidet. von disem aufwerths ist ein hocher stain und lebern in des Prinzen acker, bei welchen die Khünigsprunner ihre malefizpersohnen überantworten. von disem stain auf das Frauenthall zu befindt sich aber ein marchstain so Khinigsprunner und Stetter gebiet schaidet. von dannen zwischen Stetter felt und Khünigsprunner hait bis für deß Hannßen Schänizer öden weingarten und äcker, dann aber zwischen Fländorffer und Stetter gebiet neben Casparn Drimels acker biß zum weeg so von Fländorff auf Stetten gehet. von bemelten weeg biß auf den Landtgraben seind zwischen Fländorffer und Stetter grunt neün marchstain, deren der lezte auf des Hannßen Federl acker ist. von disen über den Landtgräben gegen den Thonaugräben werths zu ist ein marchstain zwischen Hannßen Rezer und des Schmidlpeckhen zu Leobendorf. von disen ferner hin auch ein marchstain bei der Corneüburger bruder wisen, von welchem eines stainwurf weit gehet das gemarch zwischen den klein ackern und Leobendorff-wißmath gegen der Teüriz, alda bei den äckern ein lebern aufgeworfen. von dannen zwischen des Schanuzers wißen und der Leobendörffer sind drei marchstain und im eck bei deß Hachinger drei viertlacker; ein stain zeigt aufwerths gegen der stainen bruck; nach disem sind vier stain biß zum ent deß Hachingers ackers. von deß Hachingers acker aufwerts gegen dem Schnellacker stehet ein stain. alßdann mehr aufwerts am Teüriz zwischen Dreßdorffer und Stetter gebüet auf deß Jacob Sedlmayr acker ein stain; auf Stephan Claussen ain stain; item bei Hannßen Paurn, bei Hannßen Erdl, bei Hannsen Rieger, bei dem Hannßen Rezer alzeit ein gwentstain; folgents zwischen Stetter acker und Dreßdorffer viechtrieb stehet ein gewentstain; bei Hannßen Schmidt acker zween gewentstain, deren der eine abwerts gegen Stockhen zaigt auf einem stain zwischen Hannßen Schmidt und Pauln Khronperger. verner im eck gegen herrn Leebels wißen alda abermahlen ein stain, zaigt gegen Harmanstorff auf ein lebern bei Hannsen Paurn acker.   weiter zwischen Paul Khronperger und Simon Aichberger stehet ain stain, zaigt auf Harmanstorffer gewent auf ein grossen stain so Harmanstorffer und Stetter gebüet schaidet. von deme geradt am gewent hinauf gegen Seebern befinden sich drei stain nach einander. alßdan im eck bei deß Aichbergers braiten hats ein winkl, gehet gegen Stetten herwerts. von disem hinauf geradt am gewendt auf dem weeg so von Stetten auf Seebern gehet, alda es ein stain hat zwischen des Jacob Knappen und des Melchart Mayr acker; diser zaigt über den weeg auf den ersten stain so im anfang des gemärchs beschriben worden. und endet sich also unßer gemärch.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichische Nationalbibliothek | InvNr.: Cod. 14.698 (Suppl. 2199) |
Herkunft / Fundort
Stetten | BH: Korneuburg | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1685 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 361-367, Nr. 57 (Edition).

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