Sierndorf, Banntaiding (18. Jh.)

Vermerkt daß der märkt alhie genant zu Süerndorff ist angefangen und durch unseren allergenedtigsten herrn dem römmischen könig befreiet worden alß wie andere märkt im lant Östereich und alß mit gueten burkfridten und rechten von alters herrkommen. - Darauf fragt herr richter ob daß des märkts reht seie und euer aller frag?

Von ersten so melden wir in unserer bontaitung daß wir haben sollen alle jährlichen zu st. Georgen tag eine pontaitung und vierzehen tag dar- nach ein nachtaitung. und in dem selben pontaitung sollen wir öffnen und melden alle unsere gerehtigkeit die dem märkt nottürftig sein. - Darauf fragt herr richter.

Wir öffnen und melden in unserer pondaitung: wer zu der pontaitung niht komet, der hat verwandlet zwenundsiebenzig pfenning, es seie dan daß er deß richters verlaub habe.

Aller burgfridt soll befridt sein, gleich einer mauer umbfangen. und wan einer mit gewalt in dem selben eintringt seinen nutzen zu suehen ohne wißen deß gruntrichters, der ist hantfest zu mahen oder wandels pflichtig alß oft 6 f.

Ob daß were daß die pontäting verlenget würde, also solle der marktrichter der gemain acht tag vorhero aufsagen auf welhen tag solhe gehalten würd.

Item, wer dem märktrichter niht gehorsamb ist von gerichts wegen oder waß dem gericht zuegebühret, der hat verschuldet und ist wandels pflichtig von einer hertstatt zu der anderen oder von einen zu dem anderen alß oft biß 2 pfennig.

Wer einen sitzer widertreibet, der hat gefrevelt an sehs manen statt; der selbe ist wandels pflichtig 6 f. 2 pfennig.

Welher ein meeßer zucket, hat verwandlet 12 pfennig; maht er aber schaaten darmit, so gibt er straff 5 f.

Item, wer ein schwert zuket bei dem wein, der selbe hat verwandlet 6 f.

Wer einen spieß zuket hat verwandlet 6 f., wer darmit aber schlaget gibt 5 f.

Welher mit einen stain würft oder andere gefahr würf machet, der ist wandels pflichtig 5 f.

Der einen armbbrust spant oder schüest, so ist er gestraffet umb pfunt pfenning; last er ihme wider ab, so ist er nur vor 1 f. gestraffet.

Wan zweie mit einander raufen, die selben haben verwandlet nach ieten finger 1 f.

Wan zwei mit einander mit scheiter schlagen, ist ein ieter mit 5 f. zu wandlen.

Wer einem jaget in einem frommen mans hauß, der nembliche verwandlet 6 f. 2 pfennig. jaget ihme der würt widerumb heraus also verwandlet er 12 f. 4 pfennig, und laufet er durch daß hauß hinauß so ist er umb 6 f. 2 pfennig zu straffen.

Wer unßer herrschaft mit gewalt in ihr burkfriet kombt oder raitt, ist er ein lantherr so ist er umb 32 f. gestraffet, oder ist er aber ein ritter oder sitzmeßiger so ist er umb 20 f., ist er aber ein ambtman oder ambtmeßiger so verwandlet er 10 f., und ein gemainer man gibt 5 f.

Wer alhier gesessen ist und der feintschaft hett und wolt sein freint herladten ihme zu hilf und die feintschaft zu rehnen, und wan die nembliche in das felt herkommen in unseres herren burgfrieten, so hat ieder verwandlet 5 f. und deß gleichen aus dem felt. ist aber daß man die nemb- liche niht begreifen mag, so soll man die wandel von dem nehmen der sie hergeladen hat.

Wan einer einem dieb herjaget und frumbte solhen [zu] fangen, so solle ihme der richter fangen; und alles daß so der dieb herbringet daß ist unseres gruntherrn, und man soll ihme auch dem dieb antworten. und der dem dieb zu fangen frumbt, der solle dem richter und die ganze gemain fürter entrichten ohne alle irrung.

Item, wan ein burger einen dieb begreift und will ihme fangen, also solle ihme ieter man zu hilf kommen von einen falthar auf zu dem anderen ab, und sollen ihme helfen fangen. und wer solhes niht thuen will, dem solle man für einen schedlichen man fangen.

Item, wan ein dieb alhier gefangen wird, dem solle man haben biß am den dritten tag. hernach solle der richter und ein ganze gemain in daß lantgricht schreiben, damit sie alda herkommen auf unser gemerk. und am dritten tag solle man dem dieb auf daß gemerk hinauß weißen oder führen und soll ihme die hent mit einen schabbant hinter dem rucken binten und soll dem richter dreimal ruefen, und auch dem dieb dreimall umbkehren und solle ihme laufen laßen, man ist niemant darumb pflichtig.

Item, wo zwei herrn einander einbaueten mit einen märktstein auf einen gemerk, und wer der weer der den selben markstain außgrüeb oder außwürft, dem soll man nehmen und solle ihme mit dem kopf in die grueben stoßen darinen der markstain gestanten ist, und solle ihme alßdan den märktstain oben darauf stoßen; daß ist unser recht und vor alters herkommen.

Wan zwei ein acker mit einander haben und daß einer dem anderen zu nachent kommet mit willen in der saat, der ist wandels pflichtig von ein ieder furch 12 pfennig.

Der mit muethwillen einen markstain außwürft, der selbe hat gefrevelt und ist wantels pflichtig 6 f. 2 pfennig und solle noch in seinen leib gestraffet werden.

Wer aber einem märktstein auswürft und geschüht niht mit willen, derselbe solle dem richter oder einen erbahren burger zu ihme nehmen und solle dem markstain hinwider an seine statt setzen, und ist darumb nichts pflichtig.

Wer einen graßingen rain außert, der hat gefrevelt und ist wantels pflichtig 6 f. 2 pfennig.

Wer einen fruhtbahren felber abschlaget oder abhauet auß muethwillen, dem selben soll man die hant auf dem stumpf abschlagen, oder man soll von ihme nehmen 5 f. und die hant laßen.

Welher ohne wüßen deß richters einen thüren felber abhauet oder abschlagt, ist wandels pflichtig 12 pfennig.

Item, wan zwei einem krieg hetten zu Höberstorff und wolten es sparren biß alhier her und alda wolten sie dem handel außmachen oder außfechten, die seint gleich deß wandels pflichtig gleich alß ob sie zu Höberstorff geraufet hetten.

Welher dem halter schlüeg oder vertreibt ihme, der selbe soll uns ein anderen halter an die statt stellen oder er mueß selbst halten oder hüeten, und hat darzue gefrevelt von ieder man alß oft 6 f. 2 pfennig. verdients aber der halter umb einem, also verwandlet einer nur für sich selbst.

Alles vieche soll man dem halter fürtreiben daß dem vieche mag nachfolgen. wer daß nicht thett und darüber daheimb behalten wolte, der gebe dem halter seinen lohn alß hette er ihm es forgetriben.

Wan ein halter niht will gehorsamb sein der ganzen gemain und nit treülich hüetet, dem mag man urlaub geben im jahr, und wer nur vierzehen tag auf sunebenten.

Wer vor st. Georgi tag auf die wait treibet, der hat verwandlet von ieden haubt 12 pfennig und ist pfantmeßig.

Welhes burgers vieh ohne danks auf die wait vor st. Georgi tag kombt, daß ist pfantmeßig und nihts mehr.

Alle friet sollen befriedt sein vor st. Georgen tag; und alß oft man ihm vor st. Georgen tag ansaget so ist er umb 12 pfennig gewandlet.

Welhe burgersfrau aschen oder geschledter bei dem brun niderschietet oder waschet, die nembliche hat verwandlet 12 pfennig.

Item, welher dodte hüener oder katzen todthe oder alle unsauberkait auf die gassen werfent oder in bach und zum weeg deß mark, der solle solhes hinweg thuen, und die seint wandels pflichtig 12 pfennig.

Item, wo feüer oder brunst auskompt oder kemmete, da solle ieder hausgesessener helfen retten. und waß man vor der brunst außtraget auf die gaaßen, daß solle sicher sein. oder ob einer ein feintschaft hettet, daß er seinen feint bei der brunst suehen wolte, der solle die feintschaft an der selben statt niht melten oder anten. dan wolte einer seinen feint bei der brunst angreifen, oder daß einer erfahren würte daß einer waß hinweg tragen wolte, den selben solle man gleich for einen schedlichen man andasten und der herrschaft übergeben in die straff.

Wer der were welher daß feüer mit muethwillen anlege, dißer hat gefrevelt von einen falthar zu dem anderen alß oft umb 6 f. 2 pfennig.

Wan ein burger einem begreift in seinem hoff oder in seinem haus und wolte zueloßen, und wird von dem haußwürth beschrieren oder von einen anderen, und er antwortet niht und wird darauf geschlagen, daß wißen mehr, oder gar erschossen, so solle man ihme ein blath auf dem stich oder wunten legen und ist niemant nihts darumben pflichtig.

Wür melten auch mehr daß ieter burger in seinen haus oder hoff soll sicher sein alß ob es mit einer mauer umbfangen were, und were es nur umbfangen mit einen zwirnfadten.

Wan ein burger schnidter aufnimbt, so solle ihme es niemant abtrinig machen. wer solhes uberfahret, so mag und mueß ihne der richter straffen und ist wandels pflichtig von iedem schnidter 12 pfennig.

Welher dem gemain metzen auf daß mündeste felscht, dißer ist in der straff von einem valthar auf zu den andern ab alß oft 6 f. 2 pfennig.

Wan der richter oder seine vührer sprehen oder gebieten werden auf die gemärk daß sie beschauen sollen, wer darwider redet hat gefrevelt umb 6 f. 2 pfennig.

Item, wer ein dem anderen seinen dienstbodten abtrinig maht welher schon in diensten gestanten, ist wandels pflichtig und ein altes herkommen vor 6 f. 2 pfennig.

Wer die weren die einem handel wusten und verschwigens, die nemblichen sein wandels pflichtig ieder umb 6 f. 2 pfennig.

Item, welher dienstbodten über sommer hettet, es seien knecht oder diehrn, und wolte sie auf dem winther urlaub geben, der ist ihnen den geortneten lietlohn schuldig, außgenohmen es sein andere ursachen darunter.

Wan ein burger maueren will, es weren gleich kästen oder ställ, so solle er die richter oder geschworne darzu führen, daß man den ersteren saz beschaue, damit seinen nachbern niht schadten geschehe. wolte aber sein nachber ihme hinführo zusprehen daß er ihme in mauren zu nahe komet, und hettet ihme doch mauren laßen drei oder 4 satz, also solle das gemärch still stehen und nihts darumben pflichtig sein, dan man mueß umb den ersteren satz widerreden.

Wür melden auch mehr in unseren rechten daß ein leigöb einen dienstkneht niht mehr borgen solt dan waß ob der gürtel ist. und vertreibt ein leigeb einem burger einen kneht, der soll ihme einen anderen an die statt stellen.

Wan ein burger den anderen lüegen heist, der selbe hat verwandlet 6 f. 2 pfennig.

Wer eine schlödtergrueben auf der gaaßen macht, diße soll niht lenger stehen dan biß an den dritten tag. maht er aber einen anderen mit der grueben schadten, so mueß dißer dem dem schaaten bezahlen der die grueben gemaht hat; ist ein altes herkommen.

Wan der gemain eingesaget würdet zu dem märktrichter zu kommen umb alda waß vorzutragen, und welher nit gehorsamb leistet, er seie wer er wolle, der hat verwandlet 12 pfennig.

Welher auf der wait einen schaufelstich oder hauenschlag thuet, der hat verwandlet nach ieden schaufelstich oder hauenschlag 12 pfennig.

Welher einen dem anderen mit der faust schlagt oder hant, der nembliche hat verwandlet 5 f.; hat er aber dem taumen in der hant, so ist er nur 1 f. schuldig.

Auß welhen hauß schaaten geschehe, es were von dem würth oder der würthin oder von seinen volk, und er dasselb dem richter niht anzeiget, der selbige würth hat verwandlet 5 f.

Ob eine fraue der anderen zu nachend kombt mit worten oder mit werken oder zu kuerz thuet, die haben verwandlet daß sie die borgsteiner oder füedel tragen.

Wan eine fraue einen man mit worthen zu nachent kommet und daß der man sie schlüege, also ist der man wandels pflichtig umb 6 f. 2 pfennig. were es aber daß die fraue solhes niht verdienet hettet, so ist der man straffmeßig umb 5 f.

Wer eienen zaunsteken außzüehet, der selbige hat verwandlet von ieden steken 12 pfennig.

Wer einem zaum niederreißet, ein solher hat gefrevelt umb 6 f. 2 pfennig.

Es solle auch keiner ohne wißen und willen unseres hohgnedtigen herren oder richter keinen aker von seinem haus umb dem zinß verlaßen sondern er soll es selber bauen. und wan einer sein acker mit wißen und willen alß wie oben benent verläst und in derselben zeit sein hauß verkauft, so mag der so daß hauß kauft hat die acker von den so sie bestanten hat ablößen also mit den samen und ackereben und der andere soll ihms nit widersbrechen. alwo es aber einer aus armueth niht vermöcht zu bauen, der mag sie ein mall mit wißen deß richters verlaßen, doch daß [es] darnach niht geschehe.

Item, wer gaiß will haben, der sols bewahren, damit sie niemant keinen schadten zuefiegen, und seinen dienstbodten guet aufbinten. wen sie aber schadten maheten, mit dem mueß er sich abfinten, und ist den richter wandels pflichtig vor iede gaiß 12 pfennig.

Auch wer genß will haben, der soll sie auf seinen grünten oder in seinem haus haben, damit sie niemant weder auf dem acker noch wißen schadten thuen. wo sie aber an einem schadten begriffen wurden, so seint sie wandels pflichtig alß oft von ieder ganß 1 pfennig.

Alle die so feltlehen oder überlentacker bauen und die acker so in seine behaußung gehörig zu gärten liegen läst, sollen ihm genohmen und darumb gestrafft werden.

Alle kleine wandel den richter.
Standort
Sierndorf | BH: Korneuburg | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Gemeindeamt Sierndorf ? | InvNr.: Nr. 6: Fasssion und Gedenkbuch der Marktgemeinde Sierndorf | Seiten: 124a-129a |
Herkunft / Fundort
Sierndorf | BH: Korneuburg | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1700 - 1800
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 462-467, Nr. 67 (Edition).

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