Seebarn und Tresdorf, Banntaiding (1582)

Vermerkt das panthaidung und alle recht so daß kaiserlich collegium Societatis Iesu in Wienn hatt zu Treßdorff und Sebaren auf behausten güetern, wie hernach volgt.

Erstlichen soll gemelt werden: demnach den kaiserlichen collegio Societatis Iesu in Wienn von dem hochlöblichen fürsten von Öessterreich über ihre aigen und güeter sondere freiheiten gegeben und darumben ein panthaidung alhie zue Treßdorff auf das zwaiundachtzigste jahr aufgericht worden, welches jährlich auf Georgi, acht tag vor oder nach, damit keiner seines außbleibens ein ursach nemen möge, am triten tag zuvor im aigen offentlich verrufft werden soll.

Ietzunt ist von dem richter zu vernemen ob die gmain alle bei einander und die stünt fürüber sei. welche nicht erscheinen sollen aufgemerkt und die straff wie si im büchl begrieffen von iedem eingefordert werden. volgents soll man das panthaidung nach lengs verleßen, derohalben iederman vermant werden soll mit fleiß zu vernemen.

1. Erstlich. wer zue dem panthaidung nit kombt, wer der ist der daran erfaren würd, derselb ist verfallen zum wandl unbeclagt 12 pfennig, wirdt er aber anclagt so ist er verfallen zue der andern clag 72 pfennig.

2. Item, wer auf herrn gründen wider ein gemain ist, zue wemb das sei, der ist nach iedem man dem richter zweenundsiebenzig pfening wandl wertig.

3. Item, wer einem loßnet an seiner want in gever, der ist als oft er daran begriffen wirdt den richter zweenundsiebenzig pfening wandl wertig.

4. Ob der wirt selbs herauß liefe und wolt ihm fahen auf recht, ob er sich nit wolt lassen fahen, und waß er ihm thett ohne dem todt allein, der ist niemant nichts darumb verfallen.

5. Ob einem sein hauß brennet und rüef seinem haußgenoßen umb hilf, wer derselb wer der ihm nit zu hülf kemb, der ist verfallen zu wandl nach ieden ruef 72 pfennig, er beweiß sich dan mit seiner trewe an aitstatt davon das ers nit gehört hat, und under welcher herrschaft er sitzt.

6. Item, es soll keiner dem andern weder bei tag nach nacht auß seinem hauß fordern mit bößen und verbottenen worten bei straff 6 schilling 2 pfennig.

7. Es soll keiner auf den andern leüt mit werhafter hant führen. wer das thet in gever, der ist nach iedem man 72 pfennig verfallen und allem harnisch von eißengewant gemacht ist, das soll auf dem aigen bleiben und die wandl den richter. und ob si schaden thetten, so ist er der herrschaft nach iedem man 6 schilling 2 pfennig verfallen.

8. Es soll auch niemant verbotne wehr tragen, weder panzer kolben spieß armbröst wuerfhacken oder kugl, er wolt dan über felt geen. wer darmit begriefen wirdt, den sols der richter nemen und wandl umb 6 pfennig.

9. Item, wan der richter seiner herrschaft halber beüt und welcher nit gehorsamb wör, ist verfallen 72 pfennig.

10. Verner soll keiner, welches herrn holt er sei, auf der gaßen im aigen an kein statt nichts legen, bawen nach einfrieden. wer darwider thet, ist zu wandl verfallen 6 schilling 2 pfennig.

11. Item, ob einem ain vaß wein oder anders mehr gespert würde und derselb- ohne des richters wißen verthett, der ist verfallen 5 fl. r.

12. Kain lediger knecht oder der nit aigen rick hat soll sein wein nit außschenken. welcher aber einem das in der gehaimb überhielf und mit betrug wein ausschenkt, den hat der richter zue straffen umb 5 fl. r., und das gelt so man auß dem wein gelöst hat ist der gemain zu erlegen verfallen.

13. Item, wer wider ein gebott thett das durch dem richter beschicht, es sei auf erbguet oder fahrunts guet, der ist verfallen 6 schilling 2 pfennig und ist ein frevel.

14. Wer einem nachlauft in sein hauß mit wehrhafter hant und verbotnen wer, so balt er kumbt über das thürschübl so ist er der herrschaft verfallen 5 fl.

15. Schlagt ainer ein mit der hant an das wang, der ist verfallen 72 pfennig. ruckt einer ein prodtmeßer uber ain, der ist verfallen zu wandl 6 schilling 2 pfennig.

16. Ob ainer ain freventlich in das haar grief und begünt ihm zu raufen, der ist verfallen 72 pfennig.

17. Ob sich erhöb ein unrue auf der gaßen und einer mit einem stain werfen wolt, alß balt er ihm bringt über das knie ist er zu wandl 12 pfennig; würft er aber, so ist er der herrschaft verfalen 5 fl.

18. Wer ein frawen schlegt auf der gaßen, der ist verfallen 6 schilling 2 pfennig.

19. Wer ein bloße wer uber ein ruckt in gever, der ist verfallen 72 pfennig.

20. Item, wer verbotne wort außgiebt, der ist von ieden verfallen 1 schilling.

21. Ob ainer ain wunt schlegt auf der gaßen auf der herrn grünt, der ist der obrigkeit zu wandl lib. pfennig und nach des verprechens straffpar.

22. Item, wer des richters frietbott veracht, ist er ein edlman so ist er der herrschaft verfallen 32 fl., ists ein burger 20 fl., ists aber ein gleicher man 10 fl.

23. Wirdt einer gefangen umb erbar sachen und der clager kombt der clag nicht nach, so mag im der richter nach undergang der sohn wider ledig laßen, er werd dan weiter mit der gerechtigkeit verhaft.

24. So einer ein last setzen so ist er den richter verhaft 12 pfennig, und der gesetzt wirdt ist pflichtig den richter auß und ain zu spern 24 pfennig.

25. Item, so ainer umb erbar that flichtig würd in eines fromens mans hauß, mag ihn der wirt außhelfen, da ist ihm niemant nicht darumb schuldig. ob die feint also nahent kömben das er ihm nit möcht außhelfen, so sollen si ihme besichern ohne des wirts schaden alß lang biß si dem richter bringen, der soll ihm selbs heben und soll das recht über ihme laßen gefallen.

26. Ein ieder der ein behaust guet kauft der soll anfahren mit 3 pfennig und zu drei 14 tagen, und der da abfert soll geben 6 pfennig; und wer zu rechter zeit nit ab- oder auffert, der ist das hauß auf gnadt verfallen. ob einer dem andern saumet, es wer der kaufer oder hingeber, damit der ander zue schaden kömb, so sol der saumig den andern den schaden abtuen.

27. Item, wer dem herrn den gruntdienst nit zu rechter zeit oder tagen nit giebt, der zwispelt sich an driten tag.

28. Item, alle wandl die man urtheilt und geschriben hat zu dem rechten, seint auf gnadt.

29. Alle wandl die da sein 12 pfennig seint des richters.

30. Item, wer die 12 pfennig nit göb und das man über ihm zu clag kemb, der ist verfallen 72 pfennig.

31. Es sollen zu einem hauß zween wirt nit aigens recht haben.

32. Es soll niemant seinem unflat einem andern für sein hauß schütten. wer das überfahren wirdt, der ist verfallen 12 pfennig.

33. Item, wer ungewöhnliche feüerstett zu seinen hauß hat, der ist verfallen als oft er daran begrieffen wirdt 12 pfennig; und ob schaden davon kömb, dem soll man haben so lang biß dem sein schaden ergetzt wirdt.

34. Es soll ein ieder richter die feuerstätt aufs wenigist zweimahl im jahr beschauen.

35. Wer bei der nacht mutwillig auf der gaßen mit geschrei umbgehet, der ist verfallen 72 pfennig. welcher wirt bei nächtiger zeit auch ainem in seinem hauß auf trucknen platz spilen lest, der ist zu wandl von ieden spiler 72 pfennig.

36. Allen denen so auf der gaßen spillen auf trucknen platz, hat der richter das gelt zu nemen und ieden spiler zu straffen umb 12 pfennig.

37. Ob einer dem dorfmetzen von richter entneme und den ohne erlaubnuß über nacht behilt, ist verfallen den richter 12 pfennig.

38. Kain haußgeseßner soll keinem beherbergen oder aufhalten da ein nachbar feintschaft davon hette. wer das uberfahren wirdt, ist zu wandl 72 pfennig.

39. Item, welcher ein hauß verkaufen oder hinlaßen will, es sei geistlich oder weltlich, der soll das thun mit rath der eltesten und deß richters, damit man ein guete nachbarschaft möge halten. wer das nit thuet, ist zue wandl 5 fl. r.

40. Welcher marktstein außwüerft, es sei im eckern weingarten wißen oder sonsten, der ist zu wandl 72 pfennig.

41. Item, welcher sein hunt so lang der hüter zu weingarten huet ledig ließ laufen, der ist zu straff verfallen so oft er betretten wirdt 24 pfennig.

42. Ob einem ein vich in sein hauß weingarten wißen oder acker zue schaden gieng, hat der richter iedes hauß zue wandl umb 12 pfennig.

43. Item, ob ein weib auf der gaßen öfentlich mit verbotnen worten schilt oder beleidiget, welche die ist, ist zu wandl verfallen 6 schilling 2 pfennig. hat si es an den guet nit, so sols sie die geigen tragen.

44. Es soll auch keiner dem andern seine arbeiter abreden. wer solches thuet, der ist schuldig nach ieden arbeiter den richter 12 pfennig.

45. Es mag die gemain den richter wag und gewicht auch maß zustellen, damit man die so unrecht meßen derowegen straff an ehr, leib und guet.

46. Ob ainer beclagt würde der ainem oder mehr arbeitern über ihren willen unbillich den lohn verhilt, der ist dem richter verfallen nach iedem arbeiter 12 pfennig.

47. Item, wer mer außbeüt einem arbeiter über dem gemainen lohn zu geben, der ist verfallen zu wandl 72 pfennig.

48. Alle frevel die da geschehen auf der gaßen, dieselben wandl seint verfallen der obrigkeit.

49. Item, wer auf dem aigen unrecht thuen verschweigt, alß oft er daran überfahren wirdt ist zu wandl verfallen 12 pfennig.

50. Welcher von einem anzaigt wirdt und derselbe ihme darumben feint oder trölich wer, alß oft er daran überfahren wirdt ist er zu wandl 6 schilling 2 pfennig.

51. Es soll ein ieder nachpar so oft das panthaidung gehalten wirdt zu dem geben 12 pfennig.

52. Item, wer seine inleüt licht bei tag oder nacht in die camer lest tragen, alß oft er daran begrieffen wirdt ist er zu wandl 72 pfennig, er sei weß herrn er wolle.

53. Ob ain gast herkombt ins aigen und spricht zum richter das einer seiner herrn holten ihm schuldig wer, so soll der richter nach ihm senden. waß er ihm ohne laugnen ist, darumb soll ihm der richter pfant antworten alß fere die geltschult werth, und die pfant sollen liegen 14 tag; stett er aber ihme mit laugnen, so soll der gast ein recht von ihm nemen vor den herrn richter.

54. Die herrschaft hat auch die gnadt mit fürstlichen briefen das niemant ihnen ihre holden weder in stetten merkten dorfern nach auf den lant, weder herrn knecht edl noch unedl, wie der genant sei, umb erbar sach ân clage und zu redt setzen der herrschaft und ihres richters 3 nicht 4 pfrengen verbitten fanknußen nach niderlegen laßen oder sollen.

Als nun gehört und vernomen worden waß das panbichel außweist und in sich helt, soll der richter die frag haben an statt der obrigkeit ob auch demselben nachgelebt worden, so ainer oder mehr under inen weren der solche articl in ainem oder andern übertretten hette, der obrigkeit verzeichnet zustellen, damit gegen demselben ihren verbrechen nach die straf mög vorgenomen und dardurch auch ein gehorsamb und zucht bei disem aigen erhalten werde und hierin weder freunt noch feint, reich oder arm nit ansehe.

Da einer oder mehr weren der auf vermeltes angehörtes pantaidungbichl und freiheit wider dem andern hett, der mags hiemit der obrigkeit melden, damit einsehung beschehen möge.

Ob auch der richter von einer gemain wegen etwas fürzubringen hab, das soll er melden.

Weil beschwerlich sein möcht ainem in die leng im richterambt zu verharen und auch von nötten andere so zu disem ambt tauglich zu gbrauchen, so mag man umbfrag haben.
Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichische Nationalbibliothek | InvNr.: Cod. 15.050 (Suppl. 2161) |
Herkunft / Fundort
Tresdorf | BH: Korneuburg | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1582 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 367-371, Nr. 58/I (Edition).

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