Schoderlee, Taidinge: Gerechtigkeit in Ober- und Unterschoderlee (1489)

Vermerkt meines genädigen herrn herrn Johansen brobst des erwirdigen gotshaus sand Johanss 12-pot und ewangelisten zu Waldthawsen gerechtigkait in Obern- und Nidern-Schaterlee.

Item, am ersten ruegt man alle jar drew pantaiding, das erst des suntag nach der liechtmess, das ander des suntags nach sand Jorign tag, das dritt des suntags nach sand Michels tag.

Item, di taiding schullen berueft werden 14 tag vor. darzue dann gen scholl iederman; wer aber des nicht tuet, der ist umb das wandl, das wandl ist 12 pfennig.

Item, ein ieds taiding schol haben sein nachtaiding uber 14 tag. und alle wandlwertinge sach, wo sich der begibt auf meines genäding herrn des brobst gruntn, zu straffen und puessen, allain ausgenomen was den tod beruert.

Item, ein ieglichs taiding schol haben drei sprach. und zu der driten scholl ein ieder hinaus gen mit den vierern und schol fuerlegn sein notduerft; wer nicht hinaus trätt, der ist umb das wandl, das wandl ist 12 phenning.

Item, auch in drein spruchen schol ausfunden werdn und erzellt meins genadigen herren des brobsts gerechtigkait zu veld und zu dorf.

Item, ob sich begäb das einer gieng auf meines genädigen herren grunt in gevär, als pald er uber das gemerkt tritt, alsvil ir dann sint so ist ir ieglicher umb das wandl, ein pawr umb 2 und 6 ß pfennig, ein sentpot 5 tal., ein edlman umb 10 tal., ein rittermässiger umb 32 tal. phenning.

Item, ob sich begäb das sich ainer tröstn wollt er hiet das wandl wol zu gebn und wolt meinem herrn dem brobst sein leut stumbln, so hat mein herr zu fragn in die hoffschrann da man recht geit und nimbt.

Item, ob sich gäb das ainer hergieng meinem herren dem brobst in sein pan, so mag er wol gen als verr das er seinn veint ansichtig wierdt. wuerdn si slaghaft, das ainer von seiner wer käm und begriff ein anderew ber aine oder zwo, so ist er umb das wandl: das wandl ist von ainem armbst oder von ainer hagken 2 und 6 ß pfennig, von einem spiess oder messer 72 pfennig, von ainem swert, so er schlecht mit schaid mit al so ist er umb tal. pfennig, zugkt er aber und kumbt vor dem taiding ab so ist er nur umb 12 pfennig, verlasst er es aber so ist er umb 72 pfennig.

Item, ob sich begäb das ainer den andern schlueg mit ainem scheit, so ist er umb das wandl, das wandl ist 2 und 6 ß pfennig.

Item, ob sich begäb das ainer den andern slueg mit der hant oder mit der vaust und spräch "schawt ir herren, ich hab den daumb in der vaust", so ist er umb das wandl und das wandl ist 12 pfennig. spricht er sein aber nicht und slecht also, so ist er ze wandl 5 tal. pfennig.

Item, ob sich begäb das ainer ain sundl rugket und wolt ain laidign, so ist er umb das wandl, das wandl ist 2 und 6 schillign phening.

Item, ob sich zwen zerredtn hinz ainem wein und wurdn slachhaft, doch das ainer den andern nicht pluetruns machte, und wurt vertaidigt in dem haus, so sint si nichts schuldig; koment si aber auf di gassen, so sein si wandl phlichtig, das wierdt dann erkennt darnach si dann weer gehabt haben.

Item, ob ainer dem andern aus seinem haus vordret auf die gassn, der ist umb das wandl, und das wandl ist 2 und 6 ß pfennig.

Item, ob ainer dem andren gäb verpotnew wart, so ist er umb das wandl, das wandl ist 72 pfennig.

Item, ob ainer den andern wurf mit ainem stain, so sint solh umb das wandl, und das wandl ist 5 tal. pfennig.

Item, ob ainer fluchtig wurd in sein aigns haus, so schol er guten frid darinn habm und ob das haus nur mit ainem seidnfarmb umbfrid wär. wolt aber ainer daruber hinein laufn und in darinn slahen oder zu kuerz tuen, so ist er umb das wandl, das wandl ist 32 tal. phenning.

Item, ob sich gäb das aber ainer aus seinem haus pösew wart gäb, slueg stäch oder schuss heraus, so hat er solhen frid zebrochen.

Item, ob zwen slaghaftig wurdn auf aines andern herrn gruntn, sluegn oder stächen ainer den andern zu todt, so sint si meinem herren kain wandl phlichtig. kämen si aber fur die dachtropfen, so sint si meinem genadigen herren dem brobst das wandl schuldig nachdem und si verschuldten.

Item, ob ein deup oder ein anderr ubltäter hie gefangen wuerd auf den hals, so schol man in behalten an den drittn tag und schol es dem gericht geen Stransdorff ze wissn tuen. und an dem dritten tag schol man in geantburten auf das gemerk; und scholl iederman, reicher und armer, hinaus geen auf das gemerk mit seiner pestn weer, ob iemants käm und wolt in den diep oder ubltäter nemen, das meinem herren sein gerechtikait nicht gekrenkcht wert; wer aber nicht hinaus käm, der ist umb das wandl, und das wandl ist von iedem haus 12 phenning. auch scholl man dem deup die hanttot da er mit gefangen ist worden auf den rugk pinten und scholl in geantburten auf das gemerk und schol im di tott herab nemen und schol im di deum pintn mit einem ruchhalbm und scholl in dreistunt umbdrän und dem richter dreistunt ruefn. ist der richter do und wartet sein, so nimbt er den zu seinen hantn; ist er aber nicht da und lauf der deup wegk, so sint sein di meines herren gnad unengoltn und ân wandl und ân puess.

Item, mit der hanttot da man in mit gefangen hat, ob das not wär das man ir begeret zu dem diep, so schol man dem richter darumb gut wern das man im di well ân alle irrung herwider pringen auf das aigen. und wann di hanttot herwider kumbt, so ist der dritt phening des richter und di zwen des der in zu vänknuss hat bracht, damit das er den deup desterpas uberwint.

Item, ob ainer gefangen wurd der des tods nicht phlichtig wär, als umb orn absneidn am pranger streichn augn ausprechn durch di zent prennen, was hinder zwain und 6 schilling verstolln wär, der ist zu straffn auf meins herrn grunten.

Item, ob das wär das ain prunst auskäm, so scholl ieder man zuelaufn reicher und armer und scholl zu redtn helfn. ob aber ainer von veintschaft oder neids wegen nicht wolt zuelaufn, der ist umb das wandl, das wandl ist von ieder hertstatt 12 phenning.

Item, ob aber zwen wärn die zu einander veintschaft hietn, so schulln si gutn herrenfrid haben pei dem fewr und darzue und davon unzt in ir hausung.

Ob aber ainer wär und zebräch den frid und griff seinn widertail an, so ist er umb das wandl, und das wandl ist 32 tal. phenning.

Item. auch scholl ain ieder nachpawr den andern ausfridn zu dorf und zu veld mit gräbm aufslahn und mit zeinn, das scholl geschehn in 14 tagn, ein ieder sein antlang, wo im der puerdet. wär aber das ainer den andern nicht ausfridet und seinem nachpawrn schad geschäch, so scholl er im den schaden abtragen und ist umb das [wandl], und das wandl ist 12 pfennig.

Item, auch scholl iedermann sein wasservart in 14 tagen raumen. wer des nicht tuet, dem schol man ain phant nemen umb 12 phening.

Item, ob ainer abhagket ein weidngertn, der ist umb 12 phening unzt als lang das er abhagkcht 12 gärtn; hagkcht er ir aber mer ab, so scholl man im den daum auf dem stogk abslahen. wer aber das ainem not wär ainer widd, der mag wol aine abhagken und ist darumb nichts phlichtig.

Item, ob das wär das ainer ainn fruchtpärigen paum abhagket, der ist umb das wandl, und das wandl ist 5 tal. pfennig.

Item, ob ainer ain durrn stosfelber abhagkt oder auszeucht, der ist das wandl 12 phening.

Item, ob ainer ein markstain auswurf oder verkert, der ist umb das wandl, das wandl ist 2 und 6 ß pfennig. geschäch es aber ân gever, so mag er sein nachpawren oder ein andern behausten zu im nemen und mag in setzen an di recht stat und ist nichts darumb phlichtig.

Item, ob aber ainer ein stuen ausgrueb der zwai gemerkt austailt, wierdet man sein inn, so scholl man ein grueb graben und schol in darin setzn und mit erd zuestossen, damit er sein nimer tue und das man das gemerk erkenn pei im.

Item, all unrecht weg und steg schulln gebert werdn, ain fartbeg mit einem grabm und auf ein geesteig scholl man darn stegkn, das ein ieder sech den rechtn weg. wär aber das sich ainer nicht daran kern wolt und wurd begriffn, so scholl in ein hueter anfalln und scholl in phentn umb seine gerechtigkait. setzt sich aber ainer eins hueter, so ist er ein gemaines wandl, das wandl von haus zu haus 12 phening.

Item, ob ainer gräbm will machen oder zein, di schol er machen auf sein ägker, und scholl des agker lign lassen alsvill das sein nachpawr sein ägker gar woll gewinnen mag mit dem phlueg.

Item, ob zwen nachpawrn krieghaft wurdn umb ain rain, so schullen si darumb nicht kriegen sunder das an den richter pringen; dann so schulln di vierer und ander nachpawrn darob sein und hinaus gen und schullen in einn stain setzen. wär aber das ainer di vierer widertrib und wolt des nicht leidn, so ist er umb das wandl, das wandl ist nach iedem man zwen und 6 schilling pfennig alsvil ir darzue gepetn werden.

Item, ein ieglicher der ein erb verpeut, es sei behausts agker wismad oder wie das genant ist, der schol das enphahen in 14 tagen. tätt er aber des nicht, der ist ze wandl 12 phenning.

Item, wer ein uberlent nit verdient an dem rechtn tag, der ist umb 12 pfennig; damit stet es vierzehen tag. kumbt er und bringt den dinst und di 12 pfennig, so scholl man den dinst nemen und di 12 pfennig; bringt er in aber nicht und lässt das lenger angesteen, so ist er mer umb 12 pfennig; damit stet es ein ganz jar. kumbt er dann und bringt di zwen dinst und das wandl, so ist das erb sein; wär aber daz er den dinst nicht brächt zu rechter zeit, so ist der grunt verfalln dem herren.

Item, ob ainer wär der sich des richter wolt setzen, dem scholl der richter das stäbl schiken, wenn er hat sich des gerichts underwunden und ist umb das [wandl], und das wandl ist 32 tal. pfennig.

Item, ob man ruefet in den mairhoff oder in einn weg zu frumen einer ganzn gemain, wer nicht gehorsam ist der ist ze wandl 12 pfennig.

Item, ob das wär das ain richter ainn anruefet im ze wentn helfen ain schadn ainer ganzen gemain, so schol er im gehorsamb sein. ob er des aber nicht tätt, so ist er verfallen 32 tal. pfennig.

Item, ob das wär das ainer schadn tätt das wandlbartigew sach wär, und zwen frumb manu daz sähen, so schulln si in beruefen, oder ob ain vierer das säch allain so scholl er in beruefn und schol sprechen, das scholt mir nicht laugnen"; das hat alsvil macht und kraft als ob der gemain zwenn wären.

Item, ob sich gepurt das sich zwo frawn vergässen mit red, so schullen sich di mannen nicht darumb annemen, aber si schulln das bringen an ein richter und das anklagn. und der richter scholl sentn nach den frawn und sol di gesworen zu im nemen und schol sew verhören nach irr baider furlegung; und welchew di ist dew di gesworen kunnen erkennen das di ungerecht ist, di scholl darumb gepessert werdn und gestrafft von irm mann unzt als lang das di ander der ungutlich ist geschehen, ein genuegn hat. wär aber das sei ir man nicht straffn wolt umb di schuld, so scholl sei der richter nemen und scholl di legn in ein kastn und scholl fur sei slahn zwai sloss, damit di fraw wol behuet sei; auch scholl der richter irm mann den ainn schlussl gebn und er scholl den andern habm; und scholl sein in dem kastn unzt als lang das di gesworen kunnen erkennen das si umb di schuld gepessert wert.

Item, wer ruegn well auf erb, welherlai das sei, der scholl ruegen di weil mein herr sitzn und recht nement; stuentn si aber auf und woltn hinnach ruegn, so hat es weder kraft noch macht und di gesworen haben in kain zeugnus nicht ze gebm.

Item, ob ein gast zu sprechen hiet hinz ainem der meines genädigen herren des brobst wär, so schol er dem richter das recht vergwissen umb 32 tal. pfennig das er dem rechten nach well kömen.

Item, auch alle wandl di stent auf gnadt meines genadigen herrn herren Johannsen brobst zu Waldthawsenn.

Standort
Linz | BH: Linz | Bundesland: Oberösterreich | Eigentümer: Oberösterreichisches Landesmuseum | InvNr.: Urbar des Klosters Waldhausen (1451), Ab/127 | Seiten: 103c-108a |
Herkunft / Fundort
Oberschoderlee | BH: Mistelbach | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1489 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S.178-182 , Nr.29/I (Edition).

<< zurück