Röschitz, Marktgerechtigkeit (1446)

Markts Röschitz freiheiten von 1446 jahr, so zuvor dem hoch- und wollgebornen herrn herrn Julio graven zu Hardtegg alß inhaber der herschaft Rötz zuegehörig gewest, anietzo aber vom däto deß 23. märti anno 1646 dem kais. hochlöblichen profeßhauß der societet Jesu zu Wienn aigenthumblich zuegehörig, so nach ietz volgunden alten gerechtigkeiten ab anno 1446 iederzeit geschutzt und gehanthaben werden sollen etc.; wölliches zwar anno 1627 unter dem edlen und gestrengen herrn Hanß Jacoben von Polhaimb gewesten verwalter und fürgesötzte obrigkeit der herschaft Rötz durch Colman Stieger marktrichter und Benedict Paur marktschreiber renoviert und abgeschriben worden, ietzt aber im jahr deß herrn 1652 unter dem ehrwüerdigen in gott geistlichen und hochgelehrten herrn P. Leonardo Bachin, praeposito deß kaißerlichen professhauß der societet Jesu, alß aigenthumblich- und würklichen obrigkeit durch Hanßen Pfann marktrichtern alda auf ein neues umbgeschriben und aufgericht worden wie volgt etc.

Anno domini 1446 ist vermerkt marktgerechtigkeit zu Röschitz, daß wür richter und rath daselbst all spröchen bei unßern treuen daß unßers markts gerechtigkeit ist daß wür alle jahr haben ain pantaiding. daß soll sein deß sontag nach sanct Georgen tag, allain es saumbs die obrigkeit, und stehet nach dero belieben.

Item, daß ist auch unßers markts gerechtigkeit daß wür sollen haben stock und galling bei dem markt zu Röschitz.

Item, daß ist auch unßers markts gerechtigkeit und von alter herkomben: so ain dieb gefangen wurd auf andern herrn güetern, so soll in der selbig richter herauß antworthen dem marktrichter. und ob man ihnen iberwinden soll, so sein sie alß vil zu thuen schuldig von ainem viertllechen alß die unßerer gnedigen obrigkeit dem kaißerlichen profeßhaus,3 damit man ihnen iberwinth etc.

I., d. i. a. u. m. g. daß wür burgerrecht sollen haben zu Egenburg; als wan unßer ainer ain schlieg in der statt, so währ er nit mehr wandlpflichtig alß ein anderer mitburger in der statt.

I., d. i. a. u. m. g. daß wür zu Egenburg kein mauth noch zoll zu nichtig nit göben sollen.

I., d. i. a. u. m. g. daß die obrigkeit soll fragen in den rath ob daß alles marktsgerechtigkeit sei?

I., d. i. a. u. m. g.: ob ainer kämb seinen nachbauern in sein hauß und ihm nach auf seinen schaden alß auf treu und ehr, und möchte deß richter nit belangen und rach sich selber und schlieg in zu todt und nämb ihm bei den fießen und zug ihm für sein thor, so währ er niemants nichts pflichtig; auch währ sein die gemain unentgolden.

I., d. i. a. u. m. g.: ob es sich begäb daß ainer den andern zu todt schlieg, so hiet unßer gnedige obrigkeit deß kaißerlichen profeßhauß 1 nit fehrer nach ihm zu greifen dan auf zwaiunddreißig pfunt pfening auf gnad.

I., d. i. a. u. m. g.: ob ain gast den andern herein jaget in unßerer gnedigen obrigkeit gericht und pann, so soll ainer dem andern iberwinden mit recht, des ist die gemain unentgolden.

I., d. i. a. u. m. g.: wen sich ein paurnknecht versäß oder verspilt bei dem wein, so hat in der wierth nit fehrer zu pfenten dan waß er ob der gürthl hat. und ob in ein wierth wolt aufhalten, so leßet in sein herr mit zwaien pfening und weißet in an sein arbeit wo und er will.

I., d. i. a. u. m. g.: ob ainer anhieb bei dem wein ainem krieg oder in andern ofenen heüßern oder in bachheüßern, daß soll der wierth selber melten. thuet er aber daß nit, so entgelt er daß, so ist sein die gemain unentgolten.

I., d. i. a. u. m. g. daß ein richter die zwo sprach soll sitzen bei der obrigkeit, und zu der driten sprach soll der richter gehen zu der gemain an ihr gedächtnuß.

I., d. i. a. u. m. g. daß iederman soll seinen nachbaurn haben zu der driten sprach.

I., d. i. a. u. m. g.: ob ainem richter noth beschäch hilf, ob sich ainer seiner sötzen wolt, und wen der richter fordert von gerichtswegen, der soll ihme gehorsamb sein. und ob ainer daß nit thuet, der ist unßerer gnedigen obrigkeit wandlpflichtig auf gnad.

I., d. i. a. u. m. g.: ob ainer außzuckt. auf der gaßen mößer oder schwert, wehr es thuet in unßerer obrigkeit gericht, so ist er wandlpflichtig zwenundsibenzig pfening auf gnad.

I., d. i. a. u. m. g. daß wür sollen haben in der pantäding drei spraeh, und umb die vierte sprach bitten wür unßer gnedige obrigkeit das si unß erlaubt.

I., d. i. a. u. m. g.: ob etwaß wurth vergeßen in der pantädung, daß soll angestehen ungevehrlich biß in daß nachtädung; und daß soll sein vierzechen tag hernach, allain es saumbs die obrigkeit.

I., d. i. a. u. m. g.: wan die obrigkeit will haben daß pantäding, so solle sie daß ainem richter acht tag vor embieten.

I., d. i. a. u. m. g. daß ein richter daß pantäding soll ansagen laßen von hauß zu hauß drei tag zuvor.

I., d. i. a. u. m. g.: wehr da begehrt des rechtens in den markt zu Röschitz an richter und rath, der soll komben vormittag zu dem rechten.

I., d. i. a. u. m. g. daß richter und rath sollen schicken vier auß der gemain auf den marktfridt. und wehr den selbigen nicht hölt, der ist wandlpflichtig zwenundsibenzig pfening auf gnadt.

I., d. i. a. u. m. g. daß ain richter hat ain freilechen von unßerem 3 gnedigen herrn. und darumb soll er zwaien oder dreien zu essen und zu trinken geben, daß soll nicht gehen auf die gemain; kumben ihr aber mehr, so soll die zöhrung auf die gemain ergehen.

I., d. i. a. u. m. g.: wehr der währ der rain hinhauet oder stain außwürft zu wißen, zu acker oder zu weingarten und mecht sie der richter und die nachbaurn darumben nicht gerichten, so soll mans fürbringen in dem pantäding.

I., d. i. a. u. m. g. daß wür hie sollen haben die gerechte prantmaß die man soll göben in den markt. und ob ainer die maß darumben felschet, so soll man den wein den richter antworthen, so ist der leütgöb den richter verfallen zwölf pfening.

I., d. i. a. u. m. g.: wehr der währe der unrecht weg oder steig macht durch daß felt ohne noth oder wo daß währe, und wölchem der schaden ergieng, der soll daß melten in dem pantäding.

I., d. i. a. u. m. g. daß ain felthieter nit lenger bei dem wein darf sitzen dan er ein pfenwerth wein trinken [mag]; und sitzt er aber lenger und ob dieweil schaden geschäch, daß soll der hüeter bezallen.

I., d. i. a. u. m. g.: ob ein diener oder ein dienerin dem er dient etwaß entfiehrt oder stilt., und wembs der diener verkauft oder wehr daß von ihm ablest, der ist alß vill pflichtig alß der daßig ders entfiehrt oder entfrembt hat.

I., d. i. a. u. m. g. daß wür sollen haben hie einen prenten kaufmötzen, und der soll abgefächt sein mit Egenburger mötzen.

I., d. i. a. u. m. g. daß wür hie sollen haben einen brenten zuber, und der soll abgebrent werden zu Pulkhau und gehämbt; und ain brents viertlschaff.

I., d. i. a. u. m. g.: so ein fleischhagker sitzt in den markt wo und er wöll, so soll er unß schlachen bei dem steg bei ainem stecken, und dem stecken soll schlachen richter und rath. und wo ein fleischhagker bei dem stöcken nicht schlagen wolt, so währ er wandlpflichtig waß dan rechtlichen währe.

I., d. i. a. u. m. g. daß kainer soll wein herfiehrn dieweil zwen dreiling wein hie ligen. die soll ein leütgöb failen. so im ainer ain phenwerth göben will darumben ers geschenken mag. so sols der leütgöb kaufen. so er aber nit wil, so soll die ganz gemain bitten unßer gnedige obrigkeit daß sie unß erlaub wein herzufüehrn auf widerruefen.

I., d. i. a. u. m. g.: ob ainer hie durchfuehr und füehret phenwerth darvon er mauthen solt, und verkauft er hie als teuer alß die mauth bringt, so bedarf er niemanten weiter mauthen.

I., d. i. a. u. m. g. daß kain gesößener soll most herfiehrn, es sei dan sein paumost. wurth man aber daß inen daß ainer daß nit halten wolt und füehret dariber most her, der währ verfallen unßerem gnedigen herrn den most und stunt in seiner bößerung.

I., d. i. a. u. m. g.: und wo hie währe ein arbeitunter man der im lant arbeit, und brächt her wein und möcht ihn dieweil nit ausfiehrn, so soll ers niderlegen mit willen richter und rath, und die sollen ins entspännen, und daß ers ohn schaden der gemain wider wöckfüehre, und soll sie in unseren purkfridt nicht verkaufen. und so man die zechentwein vor sanct Martins tag nicht wöck bringt, so soll man sie auch in unßern purkfridt nit verkaufen, oder man bricht unßer marktgerechtigkeit.

I., d. i. a. u. m. g. daß niemant soll den zechent höben biß die armen leüt ihr getrait einführen. und ob ainer unßer gerechtigkeit nit achten wolt und nämb den zechent dariber ehe dan man einfüehret, und wurth dariber verklagt, der entgelt sein selbst. und wan ein armer man schneidt, so fiehrt er hinein wen er will und mag ims niemant verbieten, es seie dan der gemain willen.

I., d. i. a. u. m. g. daß kein zecheneter niemants hecher nethen soll dan waß er bei seinen treüen spröchen mag waß ihme most worden ist, darvon soll er den zechent göben, und soll in der zechetner nit höcher dringen; und soll ihm auch in dem keller nit gehen noch laufen.

Hie endet sich marktgerechtigkeit zu Röschitz.  
Standort
Röschitz | BH: Horn | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Gemeindeamt Röschitz ? | InvNr.: Papierhs. des 17. und 19. Jhs. | Seiten: 4a-75a |
Herkunft / Fundort
Röschitz | BH: Horn | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1446 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 560-564, Nr. 87/I (Edition).

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