Röhrabrunn, Banntaiding (1563)

Hie ist zu vermerken meiner genedigen frauen Barbara frauen von Eberstorf, weilent herrn Sygmundten grafen zu Tierstain und herrn von Eberstorff etc. verlassne wittib gerechtigkaiten und pantäding zu Reraprun.

Zu Reraprun sol das erst pantading gehalten werden zu sant Phillipps tag und das ander zu s. Lorentzen tag.

Herr richter, wellt ir den herrn die erber gemain und mich an irr aller worth?

Hie vermelt mein genedige fraw erstlich, herr richter, umb alle wandlwertige sach die do geschechen zu velt und zu dorf, niemant zu verpuessen dan der frauen genadn, allain ausgenomben was wandlwertige sach geschechent inerhalber versperter tier auf aines andern herrn gueter, die selben wandl sint verfallen dem herrn do'ß von zu lechen sint. aber was das sint offne leitgöb- und hantwerchheiser, die selben heiser und wandl steent zu verpuessen der frauen genaden. - Fragt mein genedige fraw ob das ir redt sei und von alter aigns gerechtigchait?

Herr richter, es meldt die erber gemain von alter herr nach aigens gerechtigcait das der pharrer von Stronßdorff [haben soll] ain aigens phärt domit er ire phärliche gerechtigcait aushalt. ob aber das nicht geschäch, so hat man im hie niderzulegen den zehet mit recht, und mein genedig fraw sol der gemain hie des hilflich sein nach inhaltung irer genaden pan und gerechtigcait.

Herr richter, obs darzue käm das ein feur auskäm, so sol ein ieder zulaufen und rettn. ob ainer das nit tädt, der wär zu wandlen, und ist ain gemains wandls schuldig.

Es soll ain ieder man freiung [haben] pei dem feur darzue und darvon; und wer es nicht hielt, der ist auch ain gemains wandl.

Obs darzue chäm das ein fromer von feurs wegen außwurf, so sol im das sicher und frei sein. ob ainer das nicht hielt, den soll man anfallen fur ein schedlichen man.

Item, die erber gemain meldt das niemant soll her reiten in frefflichen dingen. wers ein herr der wolt di obrigkait umbtreiben, der ist zu wandl zwenunddreissig phunt phening; wer aber ainer der wolt der 32 lib. pfennig nicht achten und wolt di obgemelt obrigcait herscheen und verachten, da hat mein genedige fraw darumben zu fragen in die hoffschranen zu Wien do man recht gibt und nimbt. wärs ein ritter oder ein rittermässiger der ist umb 10 lib., ain sentpot aines herrn umb 5 lib., ain pawr umb 2 lib. und 6 schilling pfennig. - Fragt der frauen genaden di purger ob das recht sei und aigens gerechtigcait?

Auch das ieder man soll fridt und freiung haben umb all erber sachen. wer das nit hielt, der wär der obrigkait verfallen umb ein gewalt.

Herr richter, ich pit euch, fragt was darumb ein recht sei, wie ein man dem andern soll zum wandl sagen? - Herr richter, was sechen drei zu dorf und zwen zu felt, oder was der geschworn ainer sicht, das macht und craft hat. - Fragt mein herr die purger ob das ier redt sei und aigens gerechtigcait?

Die erber gmain meldt das mein genedige fraw drei leiten holz hat, da soll die gmain hie inhaben ir wait mit iren rossen und kuen wan si kumbt an das drit jar: die erst leitn holz genant das Mültall, die ander die Halsserin, die drit der.. .. ; und das sillen sie thuen der öbrigkait ân schaden. - Fragt der frauen genaden die gmain ob das ir red sei und aigens gerechtigkait?

Auch meltet die erber gmain: das ain würt oder haußman jaget ain streichunten diep oder hie wurt begrüffen, so soll die ganz gmain darzu thun das man in solt pringen zu dem richter. und sollen in halten piß an den dritten tag. so soll man dem richter von Stronstorff thun ain potschaft das er sich schick und kum nach dem dieb, so well man im den antwurten auf das gemerkt nach inhalt aigens gerechtigkait. so das ist das der richter den nimbt an den enten do man im in antwurten soll, thuet er das mit guetem, so ist er niemants nichts schuldig; so aber der richter nicht käm zu rechter zeit, so soll die gemain hie dem dieb pait daumen under den rucken pinden mit ainem ruchhalben und soll in drei mall umbdräen. läfft er dem richter haim geen Stronstorff, damit ist die gemain hie ledig. so aber der richter kumbt und hiet ain verdriessen und wolt herein reiten mit gewalt und wolt meiner genedigen frauen die irrigen hie umbtreiben, so ist er der obgemelten obrigkaiten schuldig und verfallen 32 lib. pfennig. kumbt aber der richter und pit umb die hanttät damit er pegriffen ist worden, so sol der richter und di ganz gemain ein geniegen darumben thuen umb die hanttät, das si widerumb auf das aigen antwurten wellen; ob er das nicht tät, so ist er verfallen der obrigkait 32 tal. pfennig. aber wen die hanttät widerumb kumbt auf das aigen, so soll die zwai tail nemen der den dieb überwindt, und den tritten tail der frauen von Eberstorf etc. auf Clement. - Fragt mein genedige fraw die purger. - Ließ aber der richter den dieb laufen und das der verrer wolt andringen, den selbigen schaden sol die gemain hie suechen zu dem richter gen Stronstorff zu seinem 6 leib und guet, des sol in mein genedige fraw lassen geniessen. - Fragt der frauen genaden wo das recht sei?

Item, auch meldet die erber gemain: ob ainer wär der da abhacket ain fruchtpern päm, der ist zu wandl 5 tal. pfennig. und ob ainer abhacket ain grien felber, der ist zu wandl umb zwen und 6 schilling pfennig, von ainem diren velber 12 pfennig. - Fragt mein genedige fraw die purger wo das recht sei?

Item, die erber gmain meldet das all stëg und weg die sollen vermerkt werden: ain fartwëg mit ainem graben, wer den mit freffel inzeint der ist umb das wandl 6 schilling pfennig; und ein gesteig soll versteckt werden mit einem dorn, der dariher geet der ist umb das wandl 12 pfennig. - Fragt mein genedige fraw wo das recht sei?

Es meldt die erber gemain das ainer den andern auß soll friden inder vierzehen tagen, und das er seinen nachpern außfridt, das sein nachtper das sein gar wol gewinen müg, als dan von alter herkomen ist. und als oft er sein nachpaurn nit außfrit in 14 tagen als oft ist er umb 12 pfennig. - Fragt mein genedige fraw die purger ob das recht sei?

Es sprücht auch die erber gmain: ob ainer den andern herauß vorderet auß seinem haus auf die gassen, der ist umb das wandl zwen und 6 schilling pfennig. und von einem armbrost zwen und 6 schilling pfennig, von einem spieß zwen und 6 schilling pfennig, von einem messer 52 pfennig. - Fragt mein genedige fraw wo das recht sei? - Und von ainer hacken zwen und 6 schilling pfennig.

Item, ob ainer flichtig wur in sein aigns hauß, so soll er gueten fridt darin haben, und wer es mit ainem seidenfaden umbfangen. wär aber ainer der darein luff und solchen fridt nit wolt halten, der ist umb das wandl, das ist 32 tal. pfennig.

Item, so aber ainer wolt herauß schiessen, stechen oder schlachen, so hat der solchen fridt schon zerprochen. - Fragt mein genedige fraw di purger wo das recht sei?

Item, zuckt ainer ain stain und wirft domit, so ist er zu wandl 5 tal. pfennig. zuckt er ain scheit und schlecht, so ist er umb zwen und 6 schilling pfennig. - Fragt.

Item, oder ob ainer wär der sich des richter wolt sötzen, so sol im der richter das stabl haimb schicken, und solcher ist umb das wandl 32 tal. pfennig.

Item, es meldt auch di gemain: wen der richter ruefen läst in den pangraben das man den sol rämen, so sol ieder man sein tail rämen. wer das nicht thuet, ist er zu wandl 12 pfennig. ob ainer sämbig wär und wolt nit ramen sein tail, und käm ain wasser und treng den andern, so soll der selbig das alls ausramen, und demnach ist er schuldig das wandl 12 pfennig.

Es meldt auch die erber gmain das si sollen haben all jar järlich drei gewenliche täding, das erst zu der liechtmeß, das ander zu sant Fillips tag und das drit zu sant Larentzen tag; und allweg iber 14 tag iedes sein nachdäding. und da soll ieder man pei sein; und wer das nicht tuet, der ist zu wandl 12 pfennig, dan er hab vom richter erlaubnus.

Ob aber ainer wär der wolt der obrigkait das täding verachten, ain purger, mit freffel, der ist zu wandl umb zwen und 6 schilling pfennig.

Item, es meldet di erber gemain: was wandl geschechen oder geschechen werden das nicht bestimbt oder verschriben werden, so die obrigkait oder der richter darnach fraget, so sollen die purger und di gemain hinauß geen und sollen sich darumben bedenken was das wandl sei, das sollen purger und gmain der obrigkait wol derkennen thun; so soll es ungefärlich ansteen unz auf das nachtäding. wen alls das geschiecht mit freffl, das ist zu wandlzwen und 2 schilling pfennig.

Und so ainer verpotten wirt der unrecht wer, der ist umb zwen und 70 pfennig. wen alle wandl steen auf gnadt.

Item, so ainer wär der den dienst nit zu rechter zeit prächt von iberlent acker wißmadt oder andern dienst, der ist zu wandl 12 pfennig.

So wais die erber gmain ietzunt nicht mer zue melden oder zu pegern, darumb ain gnadigs urlab.

Standort
Göttweig | BH: Krems | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Göttweiger Stiftsarchiv | InvNr.: Papierhs. (1563), Sign. C XXII. 2 | Seiten: 36a-42a |
Herkunft / Fundort
Röhrabrunn | BH: Mistelbach | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
exaktes Datum: 17. Mai 1563 | Entstehung: 1563 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S.185-188 , Nr. 30/I (Edition).

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