Pirawarth, Fürhalt beim Banntaiding (1610)

Fürhalt.

1. Erstlichen, dieweil mit denen anrainenden herrnen sonderlich des ödten dorfs Diemthall-Neusidl sich allerlei stritt einreissen wollen, ist ihnen außfüehrlichen mit ernst anbevolchen guete und fleissige achtung zu geben, damit aller eingriff oder entziehung vermitelt werde.

2. Communion und peicht halber, item ob sie sich bei ihren ordenlichen pfarrherrn mit predig hören vleissig und getreulichen einstellen, alles außlaufs sich gänzlichen enthalten, ihre beichtzetl vermüg aufgerichter generalien auf die cammer zu bringen, die kinder vleissig zur schul halten.

3. Des fluchen und gottslestern bei dem wein, auf der gassen und aller orten abzustellen und mit stock und prechel zue straffen, das uberige saufen und müessiggehen abzuestellen, das spillen ganzlichen verhüeten, guete erbarkait, dorf- und manßzucht pflanzen.

4. Lantsanlagen betreffent sollen sie alle versessene und schuldige ausstant bei straff abzulegen sich befleissen, sonder im fahl sie auch kunftig ichtes wurden anstehen lassen, das sie vermüg des landtagschluß von ieden hundert zechen pro cento raichen und zallen müessen; die ausstendigen 18 röher sollen sie mit eheisten bezahlen.

5. Dieweil sich in robathausstant gar ain grosser rest und mangl befindt und schier kain herr im ganzen lant nit ist welicher sich mit zwelf tagwerchen beschlagen last, sollen sie nit allain die außstant ihrer robath vleissig richten sondern kunftig bei straff ainiges tagwerch robath nit anstehen lassen.

6. Die gemärk sollen alßbalten nach verlëßener panthäding, sonderlichen ietzt Georgi, mit vleiß ubergangen, erhebt, die aufgerichten leberhaufen beschiettet werden.

7. Die feuerstet zum oftern zu besichtigen, die übeln, besen und mangelhaftig zue wenden anbevolchen oder, da kain vermachung es nit statt haben wolte, niderzuereissen.

8. Die waisen betreffent sollen sie ainige disposition ohne vorwissen ir gnaden nit fürnemen, kain abhandlung selbsten nit aufrichten, in kain waisengelt nit greifen, in kain heirath bei straff nit einwilligen und wan die waisen oder iemants anderer umb anerstorbne erbschaften abgefertiget, sollen die verzichtquittung iedesmall auf des gottshaus cammer geben und gelegt werden.

9. Weilen die von Harres laut der alten urbarien waiz zu dienen schuldig, bißhero aber nur halbtrait gericht, sollen destwegen kunftiger zeit waiz dienen.

10. Ob auch die undergebnen underthannen ihren fürgesetzten richter allen billichen gehorsamb laisten, destwegen ihnen dan außfüehrlichen zuegeredt und allen gehorsamb zu laisten hochlich und mit ernst anbevolchen worden.....

11. Die abprändler sollen sie noch heunt erclaren ob und wann sie aufbauen wollen oder nit.

12. In verlesnen panthäding befindt sich das die gemain jährlichen lesenszeit ainem leswagen zue schicken schuldig; weilen solliches aber vill jahre nachainander nit beschechen, sollen sie denselben kunftig iederzeit vleissig schicken, nit mehr anstehen lassen und sollen sich der ausstent halber mit ir gnaden vergleichen.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichische Nationalbibliothek | InvNr.: Cod. 14.716 (Suppl. 2127) | Seiten: 147b-149b |
Herkunft / Fundort
Pirawarth | BH: Gänserndorf | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
exaktes Datum: 20. April 1610 | Entstehung: 1610 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S.74-75 Nr.8/II (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Kloster | Taiding - Dorf

<< zurück