Patzmannsdorf, Gerechtigkeit (Ende des 15. Jhs. oder Anfang des 16. Jhs.)

 Vermerkcht aigens gerechtigkait zu Patzmansdorf.

Item herr richter, welt ir horen des edlen vesten herren Gamarett von Frannaw aigens gerechtigkait zu Patzmansdorff?

Item, es ruegent und meldent die erbern geswaren burger zu Patzmansdorff dem edlen vesten herrn Gamarett von Frannaw pan und gewaltigs gericht von ainem gemerkten pütz auf das andr dem edlen vesten herren Gamarett von Frannaw zu verpuessen und zu verwandlen.

Item, nun fragt inn dew herrn ob das ir aller red und meines herren gerechtigkait sei?

Item, sew ruegent und meldent all jar drew pantaiding und ietz taiding sein nachtaiding.

Item, man schol auch ietz taiding vierzehen tag vor ruefen, der warten, das meinem herren an seinen rechten nicht abgee und sich iederman darzue geschikchen mag.

Item, es schollen drew pantaiding besessen weren, das erst zu sand Joring tag, das ander zu sant Michels tag, das dritt zu der liechtmess; dew zwai taiding schollen geschechen pei meines herren fleisch und prat, aber das dritt hat die gmain die wal, sew gebent im selb zweliften ain mal oder ain phunt phening etc.

Item her richter, ir solt horen von wew man des phunt phening sol pekomen zu dem mal: man sol des bechomen ab reichen und ab armen. wem es der herr nachgeit, das stet pei dem herren.

Item herr richter, welt ir horen was wandelbartiger sach dem edlen vesten herren Gamarett von Frannaw zu verpuessen sei zu veld und zu dorfe?

Item, sew ruegent und meldent: ob es darzu chäm das ein herr in gevar in das pangericht chäm, der ist meinem herren verwandelt 32 pfund pfennig.

Item, wer es aber ain ritter, der ist verwandelt meinem herren 20: pfund pfennig.

Item, wer es aber ain rittermässiger, der ist verwandelt 10 phunt phenig.

Item, wer es aber ein sentpot, der ist verwandelt 5 pfund pfennig.

Item, wer es aber ain pawr, der ist verwandelt 6 schilling pfennig und 2 pfennig in das veld und wider daraus auch als vil. - Nun fragt.

Item, sew ruegent und meldent: ob ein fewr im umbfang des aigens auscham, so sol ein ieder zuelaufen und retten helfen pei leib und guet. wer aber das ainer von neits wegen nicht zueluef, den sol man anvallen fuer ainen schedlichen man, wenn es wer des geleichen als ob ers selbs hiet angezundet.

Item, wer aber das zwen veintschaft hieten mit einander, die schullen in gueten frid laufen zue dem fewr und helfen und retten und an ir gebar zu iren hausern wider ân schaden chomen. und wann si des nicht taten und underwegen liessen von der veintschaft wegen, den soll man anvallen fur ainen schedlichen man. - Nun fragt.

Item her richter, welt ir horen meines herren gerechtigkait in der freihait in einem iedem haus?

Item, sew ruegent und meldent: ob das cham das ainer aim in sein haus nachcham, von zureddnuzz wegen laidiget, der ist verfallen meinem herren 32 pfund pfennig.

Item, wer aber das er in entleibet, so sol das gericht nach im greifen und in meinem herren geantburten in sein gnad. - Nun fragt.

Item, sew ruegent und meldent mer: allew leithauser und allew padhauser und allew sneiderhauser und allew schuesterhauser und allew smidhauser und allew weberhauser und darzue allew offen hauser, da man sich in sambt, er sei wes hold er sei, was wandelwartiger sach darinn geschiecht, die sein all dem edlen vesten herren Gamarett von Frannaw zue puessen.

Item herr richter, welt ir horen wie dew wandel sein in den penanten hausern?

Item, si ruegent und meldent: wer ein swert dar zukcht in gefar, der ist zu wandl 72 pfennig; item, ein langs messer 6 schilling pfennig und 2 pfennig; item, ain gespantz armst 6 schilling pfennig 2 pfennig; item, ainen spiess 72 pfennig; item, ainen hakchen 6 schilling 2 pfennig; item, umb alle verpoten bart 75 pfennig, als oft es geschiecht. - Nun fragt.

Item, sew ruegent und meldent: was geschiecht in versperter tuer auf ander herren guet, das ist demselbing herren zu verpuessen.

Item, wer aber das chomen aus den dachtrophen auf die gassen, so sein sew [zu] verpuessen dem edlen vesten Gamarett von Frannaw. - Nun fragt.

Item, sew ruegent und meldent: ob ainer aim fuerbartet an ainen ekch oder hinder ainen zaun oder wo das cham, der ist anzuvallen fuer ainen schedlichen man. - Nun fragt.

Item, sew ruegent und meldent: ob ainer ainem lusmat an ainen venster oder an ainer tuer, so man in fragt wer er sei und wil chain antburt geben, den sol man anvallen fuer ain schedlichen man. - Nun fragt.

Item, sew ruegent und meldent: ob das cham das ain deup würd gejagt in das veld in meines herren pan und gericht von ainem gast und das gericht anrueft den zu vahen, so der richter aufvadret ieden man mit im auf zu sein, und welcher aber nicht gehorsam wär dem gericht, der ist meinem herren verfallen 32 phunt phenig.

Item, wurd der deup gefangen, so sol der richter dem gast leichen stockch und eisen und den deüp dem gast bebaren pütz an den dritten tag, und nach dem dritten tag sol in der gast selber behüeten mit seinem guet. item, auch sol der gast meinem herren das recht vergwissen umb 32 pfund pfennig und den deup verdigen mit seinen guët da er dan hin gehort. - Nun fragt obs ir aller recht sei?

Item, ob aber ainer im aigen stüll und zu geschrai wurd, so sol iederman mit dem selben nachtpawren auf sein auf sein aigen guet und den dieb helfen suechen pütz an den dritten tag. wer des nicht tett, der ist umb das wandel 6 schilling pfennig 2 pfennig.   Item, sew ruegent und meldent das all fridgrabm umb das dorf als umb dew hofmarig hinten sullen wolberait sein, das aim von dem andern nicht schaden geschech, und das auch chain stigl darüber gee. wer des uberfaren wirt iedem auf dem seinn, der ist als oft das geschiecht umb 12 pfennig zu wandel, mit ainem wagen 6 schilling 2 pfennig, mit einem ros 72 pfennig, ein stigel 12 pfennig. - Nun fragt richter.

Item, sew ruegent: ob ainer zwischen zwair gemerkch ainen gemerkchstain ausgrueb mit fravel, ob er des uberfaren wird, so sol man in nemen und sol in mit dem haup setzen in die grueb da der stain inn ist gestanden, und in verstossen als ein marichstain. - Nun fragt.

Item, sew ruegent und meldent: alle die daigen die da habent metzen weinviertal stauf, di sullen das pringen zu sand Michels tag an di ham. wer aber nit hamet, der ist zu wandel 6 schilling pfennig 2 pfennig. - Nun fragt.

Item, sew ruegent und meldent das all fleischacker sullen slahen auf der gassen, das es ieder man sech was er slahen tut; ob er aber sluech innerhalb versperter tuer, so ist er das wandel 12 pfennig. er sol auch fleisch haben all suechzeit. 11 item, er sol auch geben ainem armen ain phennbart 12 fleisch.

Item, sew ruegent und meldent das all leitgeb, so si ein wein oder pier wellent auf tuen, das sullen si am ersten lassen rüefen, und sullen in nicht höher geben wenn man in hat gerueft. und sol die recht maß herausgeben. es sol auch der nachrichter vor der tuer sten und sol angiessen; als oft er in begreift mit der unrechten maß, so sol er hingen und den zapfen absneiden fuer 12 pfennig.

Item, sew ruegent und meldent das drei oder vier gesessen nachpawren mügen ain dreiling wein mit einander austrinkchen ân ungelt, als es von alter ist her chomen.

Item, sew ruegent und meldent: wann sew in dem ädëm wellent infüeren, so sol die gemain mit einander ainig sein. so sol der pharer und der richter dew gmain begrüessen das si sew ainen tag vor lassen faren.

Item, es mag ein ieder zehentner seinn poten pei ainen wagen wol haben. stuend aber der zehentner von verren und dünkcht in der pawr zehent nit recht, so sol er in anvallen auf dem akcher und mit im abzellen; vernimt er in unrecht, so sol der zehentner dem pawren geben den zehent und sich underwinten was auf dem wagen ist; vint er in aber gerecht, so ist der zehentner dem pawren schuldig als vil als es vor geschriben ist. item, chunpt er aber auf den weg. so sol er in hinz dem richter fueren und mit im abzellen.

Item, sew ruegent und meldent: ob das wär das das veld innen und aussen geraumt wer, und ainer sein traid ligen ließ von lasshait wegen oder wie das wer, so mag der zehentner hinfaren und seinn zehent nemen zu paiden seiten oben ab dem häuflein herab.

Item, allew freie waid, als verr meines herren herrschaft wert, in holzen und in haiden, unsern oxen und unsern rindern.

Item, ob ein leiten holz würd abgeben, so sol der maiss frei sein von sand Jorg tag unz auf sand Gilg tag.

Item, ob einem halter ein viech entlüff und schaden tett in einem maiss, so sol man den schaden beschawen, so sol der halter dem selbing herren des das holz ist den schaden abtragen.

Item, ob ainer sein viech selber wolt halten pesonder, so sul?len die halter vortreiben und ist dem halter dennoch sein lon zu geben schultig.

Item, sew ruegent und meldent: wann die gmain ainig wird, so sul?len si den perig angreifen mit dem lesen, als es von alter ist herchomen. den der ander sol sten pütz an den anderen tag; wer aber des nicht tett, der ist 6 schilling 2 pfennig.

Item, sew ruegent und meldent: so der richter peut frid zwischen zwair oder mer, wer den nicht hielt, der ist verfallen 32 pfund pfennig.

Item, sew ruegent und meldent: ob es darzue cham das man ainn aus der gmain vadrat zu dem purgerambt, welcher sich des setzet, der geb meinem herrn 10 pfund pfennig und sei ledig unz man in wider darzue vadrat.

Item, sew ruegent und meldent: welcher der wër der ainn purger umbtrib mit krieg oder in spot zu dem wein oder auf der gassen oder wo das wer, und in nicht fuerlied fuer den richter und dew purger ob er im zu kurz hiet tan, der ist zu wandel 72 pfennig.

Item, sew ruegent und meldent das chain leitgeb sol den ungelt innhaben.

Item, sew ruegent und meldent: ob ainer aim zu weingarten zue veld zu dorf nachent grueb, hauet oder zeinet und im selb ainen rain machet oder marich, der ist 6 schilling 2 pfennig zu wandel und nach peschau dem anderen seinen schaden abzutragen.

Item, sew ruegent und meldent: wo ain lantstrass sol gen durch das veld, so sol man zwen wagen wegweit nebeinander lassen gen. wer des nicht hield und den wagen treiben wolt auf seinen nachpawren, der ist 6 schilling pfennig 2 pfennig.

Item, sew ruegent und meldent das alle verpot gehornt mit dem dorfrichter zu verpieten.

Item, sew ruegent und meldent das ein nachrichter in ein leithaus sol gen umb mittnacht oder wann das ist, und mag darinne schawen ob iemant darinn in gevar war oder auf schaden, das er das anpringe und das gebent werd.

Item, wer zu ruegen hab, der sol das tun vor offen schran di weil di purger sitzen.

Item, es sol eines ieden herrensal ambtman pei der ruegung sein, ob die ruegung di seins herren nicht angieng.

Item, sew ruegent und meldent: ob der richter der gmain liess zusam ruefen umb genedig sach, welcher nicht cham und her haim wer der ist 12 pfennig.

Item, sew ruegent und meldent: wer da wolt abhaken in der gmain oder wo das wer, grassen oder ander holz, der sol das tun? mit des richter willen und wissen. wer des nit tat, der ist verfallen meinen herren in sein pesserung.

Item, sew ruegent und meldent das ieder gesessen pei dem taiding sol sein. wer aber nicht da wer, der ist zu wandel 72 pfennig.

Item, sew ruegent und meldent das niemat aschen und unflatt auf dew gassen sol giessen und schutten. als oft man das begreift, der ist zu wandel 12 pfennig.

Item, sew ruegent und meldent: ob ein wasser cham in das veld und seinn flus gewunn ân gefar, das sol man lassen gen. ob aber iemat das laitet zu seinn nachpawren, als oft das geschiecht so ist er zu wandel 6 schilling pfennig 2 pfennig.

Item, sew ruegent und meldent: ob ein unpilleicher man pegriffen wurd, mit wew das wer, und wolt iemant widertreiben, so es nun [zwen] gemain mannen sachen zu veld, den sol man gelauben, und zu dorf drei mannen. wër ob es sach ein geswaren, dem ist als vil zu gelauben als drei der gmain.

Item, sew ruegent und meldent das man nit sol haben inleut weder fraw noch man ân richter und purger wissen. wer das nicht tet, der ist zu wandeln 6 schilling pfennig 2 pfennig.

Item, sew ruegent und meldent von alter her in aigen von wegen der weinfur: reich und arm, alle die da sitzen in umbfang des dorfs, das die ganz gemain fueren schullen an die ent do meins herren gnad Frannawer hin haben wil, als dan von alter herchomen ist.

Item, si ruegent und melten von wegen der traidfuer: das sullen tuen die meines herrn Gamarett von Frannaw ...

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Finanz- und Hofkammerarchiv, Papierhs. (Ende des 18. Jhs.), Fasc. "Panthaidingen und Rüegbüchel" (Nr. 17.753) |
Herkunft / Fundort
Patzmannsdorf | BH: Mistelbach | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1490 - 1510
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S.194-199 , Nr. 32 (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Dorf | Taiding - Herrschaft

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