Oberrussbach, Banntaiding und Gerechtigkeit (1561-1577)

Vermerkt das pantäding und die gerechtigkeit zu Ober- Rußbach auf den dorf Ober-Rußbach was innhelt, das man alle jahr jehrlichen haben soll in den pfingstfeirtägen.

Item, von ersten soll ein ieder nachbaur gehorsamb sein seinem pfleger, richter. wer das nit thet, darauf ist zu wandl 72 pfennig.

Item, ob einer nit mit dem rechten fächtmetzen geb, der ist zu wandl umb 45 kr. 2 pfennig.

Item, ob einer die recht dorfmaß nit geb, der ist zu wandl 72 pfennig.

Item, ob ein fleischhaker kem in das dorf und hett fail das nit kaufmannswehrung were, der ist dem herrn verfalln zu wandln 45 kr. 2 pfennig.

Item, wer den aschen oder unflat zu dem bach tregt, der ist zu wandl 12 pfennig.

Item, wer ein haken hat auf ihm und geht zum panteding, der ist zu wandl 12 pfennig.

Item, ob ein nachbar dem andern statt gebe oder gegen ihm aufstunt und haist ihn sitzen, der ist zu wandl 12 pfennig.

Item, ob ainer grub oder gräben macht auf der gaßen und an den dritten tag nit zuzeucht, der ist verfallen umb 72 pfennig.

Item, ob ein nachbaur dem andern zu nahent maurt oder zeunt auf eines andern grunt, ist verfallen 72 pfennig.

Item, so ainer dem andern ein zaunsteken abhakt, der ist zu wandl 12 pfennig.

Item, wer aus einem weingarten stillt ein hauen, ein multern oder schaufeln, ist zu wandl für ein schedlichen mann.

Item, wer ein baum ausgräbt, der ist schuldig und pflichtig das wandl 5 fl.

Item, wer spanholz auf den auen abhauet oder in ainer leiten holz auf dem maiß, ist wandl von ain span holz 12 pfennig.

Item, wer vor seinem hauß den bach nit rämt und den unflat heraus thut, der ist zu wandl 12 pfennig.

Item, so einem nachbaurn ein viech am schelm todt ligt und nit von den leuten führet, ist zu wandl 72 pfennig.

Item, so ein nachbar dem andern seine dienstboten aufred und aus dem dienst bringt, der ist das wandl verfallen 72 pfennig.

Item. wenn ein nachbaur dem andern sein dienstbot aufred und ihme was entfrembd würd durch sein boten und ihms geben hat, ist zu wandl 45 kr. 2 pfennig.

Item, so der richter ein graserin begreift nach sant Jörgen tag, die ist zu wandl von ainer burt graß 12 pfennig.

Item, so ein gast herkombt mit ainem roß auf die waid und hat nit des richters willen, ist zu wandl 12 pfennig.

Item, wer dem halter sein lohn nit geit zu rechter weil und zeit, ist zu wandl 72 pfennig.

Item, von wegen der freiheit in kirchtägen, ob ein gelter kombt, der hat freiheit.

Item, ob einer kem in den burgfridt und bestett die freiung mit einem wahrzaichen, ob ihm ein ander nachkem und brech die freiung, das ist zu wandl 72 pfennig.

Item, wer da zuckt ein meßer in dem dorf, ist er ain nachbaur 72 pfennig zu wandl, ist er aber ein gast ist verfallen 45 kr. 2 pfennig.

Item, so ainer wirft mit ainer haken oder mit ainem stain, ist er ein nachbar so ist er schuldig 45 kr. 2 pfennig, ist er aber ein gast so hat er verwandlt 5 fl.

Item, so ainer mit dem andern rauft und sein zween nachbarn in dem dorf oder in der freiung, der ist umb ain hant oder umb 5 fl.; ist er aber ein gast, so ist er verfallen umb 10 fl.

Item, ob zwo frauen in dem dorf mit einander raufen oder schlugen, die sein schuldig das wandl 45 kr. 2 pfennig.

Item, ob ainer den andern erschlagen in ainem hauß, so soll derselbig wiert dem pfleger ansagen das er ihn aufhebe. ob er aber das nicht thun wolt und hett ein neid zu ihm, so soll er ihn nemen bei dem haar und wie er ihn aus den haus bringen mag, und ist dem darumb nits schuldig.

Item, ob ein dieb einem in sein hauß kem, der wirt wurd sein in und kem auf und erschlug oder erschuß ihn, so soll er ihn aus dem hauß außer des tagtropfen bringen und leg ihn 3 pfennig auf die wunden, so hat er ihn gebuest gegen dem. wird ihm aber der dieb zu stark und er seine nachbaurn rufft und kommen dem nit zu hülf, deßelbige weren wandl schuldig 45 kr. 2 pfennig.

Item, so mehr solten sie vermelden: ob ain zützeldieb in ein haus kem und stul an dem andern, des wandl ist 45 kr. 2 pfennig. und derselbige wird ihm nacher oder sein haußvolk von ainem valter zu dem andern und nemb das sein wider, der ist dem herrn und dem richter nichts schuldig.

Item, ob einer loset an einem hause, der wirt wurd sein inn und brecht den umb sein leben, so leg er ihm 3 pfennig auf die wunden, so hat er ihn büest und ist darumb nichts schuldig.

Item, wer dem schulmeister sein bsoldung nit geit zu rechter weil und zeit, das ist zu wandl 45 kr. 2 pfennig.

Item, wenn zween nachbaurn feint einander weren und ainer wer bas gefreint denn der ander und ladet seine freint herein, als oft er den herein bringt in das dorf Ober-Rußbach ist er zu wandl umb 5 fl., bringt er ihn hinaus auch so vil.

Item, wer ein frid hat oder grabn umb das dorf und denselben nit fridt oder vergraben hat, der ist zu wandl 12 pfennig.

Item, ob ein nachbaur dem andern sein markstain ausakerte oder hat und ihm den stain widerumb zu nahe setzet, der ist verfallen und soll geben zu wandl 32 fl. pfennig.

Item, ob einer ein neuen weg machte in weingart oder im aker, der ist verfallen 72 pfennig.

Item, ob ein nachbaur dem andern pand außzeugt in dem trait, der ist verfallen 72 pfennig, ihm sein band bezalen.

Item, im schnidt soll man zu rechter weil und zeit ausgehen und haimbgehen. wer das nit thut, ist zu wandl 72 pfennig.

Item, wer unterred in dem pantäding, ist verfallen 72 pfennig.

Item, wer einführt das trait ohne erlaubnus des pflegers, ist verfallen 72 pfennig.

Item, von der wendlstat zu raumen an dem bürg, als oft der richter ainem ansagt und ders nit thut ist verfallen 72 pfennig.

Item, so ainer zöt ein laid maisch, ist ers schuldig zu bezalen.

Item, so ainer die weinstöcken seinem nachbaurn durch die rain zieht, ist zu wandl umb ain stock 5 fl., von 2 stöcken 10 fl., von 3 stöcken 30 fl. pfennig, von 4 [für] ain schedlichen mann.

Item, wer steken sein nachbaurn aus dem weingart tregt, ist zu wandl von einem 12 pfennig, von 2 24 pfennig, umb 3 für ain schedlichen mann.

Item, man soll auch haben ein stetten dorfmetzen, ain virtl und 1 achtl bei dem richter und das ihn ein ieder zu haben waiß; so aber der metzen uber nacht in einem hauße blieb, der ist wandl verfallen 12 pfennig. ist er aber ein gast, so lest er dem richter ein pfant; so aber der gast den metzen nit haimb tregt und lest ihn uber nacht stehn, der ist zu wandl 45 kr. 2 pfennig.

Item, alle die den unflat auf die gaßen werfen oder für sein nachbaurn in seinem hofe, die sein wandl schuldig als oft man das begreift 12 pfennig.

Item, alle verbotwandl gehört dem richter zu. ob aber ainer aus dem verbot geht, der ist umb 72 pfennig zu wandl.

Item, allen den die das gebot verachten, ist er ein nachbaur so ist zu wandl 45 kr. 2 pfennig; so aber ein gast das gebot veracht, der ist verfallen den wandl 5 fl. ohn alle gnad.

Item, so ein nachbaur dem andern zu neid auf der gaßen geht oder an sein thür oder an das fenster und fordert den in frävel heraus, der [ist] wandl pflichtig 45 kr. 2 pfennig.

Item, welche haben ohn derlaubnus hanfrötz oder harrötz und die nit an halben stent, die seind wandl pflichtig von ieder 45 kr. 2 pfennig.

Item, ob zween nachbaurn an einander kömen und schluegen mit meßern oder schwertern an einander unanbrachter ding eines pflegers oder aines richters, ieder thail ist von allem zu wandl schuldig 45 kr. 2. pfennig ohn alle gnad.

Item, man soll auch beschauen die feurstette des nechsten tages nach st. Georgi, und der richter soll von haus zu hauß gehen. und welchen man ansagt, der soll das wenden in acht tagen; beßert er das aber nit nach der andern bschau, so ist er zu wandl 72 pfennig.

Item, ob ein feur bei einem auskem und das er seinem nachbaurn rufet und sie nit kemen, dieselben sein wandl pflichtig 45 kr. 2 pfennig.

Item, ob ein nachbaur mit ainem schlueg der uber feld were herzukomen, und schlug mit flacher hand, und ist der ain geseßen, umb 1 fl., aber der gast wandl pflichtig 5 fl. pfennig.

Item, ob ainer dem andern sein markstain oder rain außwurf, der ist umb wandel 45 kr. 2 pfennig, oder man soll ein grub graben und ihn darein setzen und verstoßen und den markstain mit ihm auszehen.

Item, ob ainer dem andern zu nahe haut oder ackert, darauf soll es beschaut werden. wer unrecht wird, der ist wandl schuldig von ieder furch 45 kr. 2 pfennig.

Item, ob ainer dem andern zu nahe schnid und der begert das sein wider zu geben, der ander wolt das nit thun, darauf soll es beschaut werden; wer unrecht wer, der ist wandl schuldig 45 kr. 2 pfennig.

Item, wenn einer dem andern auf sein treu und ehr red und das nit warlich zufürbringen mag, der soll stehn vor der kirchenmennig und sich 3 mal mit der rechten in das maul schlagen und auf ieden schlag widerumb beruffen: was er auf ihn gered hat, das hab er gelogen alß selbst ain bößwicht. weist ers aber auf ihn, soll man ihn straffen alß auf ein solchen gehört. beede thail seint verfallen, so sie sich mit einander vertragen, so ist ieder thail verfallen dem herrn ohn alle gnad 32 fl. pfennig.

Item, so ein weib der andern nachred oder ainem mannßbild auf sein ehr red und nit warlich zu ihm bringen mag, dieselbige ist pflichtig und schuldig zu tragen den packstain von ain valter zum andern und ist zu wandl 5 fl. pfennig ohn alle gnad; das gericht soll ihr den packstain anhenken.

Item, ob ainer dem andern ein geschlechten baum abhaut, der ist verfallen 5 fl. pfennig.

Item, ob ainer dem andern ein fruchtbarn felber abhackt, der ist umb 45 kr. 2 pfennig.

Item, ob ainer dem andern zu nahet maißet auf den felbern, derselb ist wandl schuldig vor ieden felber 45 kr. 2 pfennig.

Item, ob ainer dem andern zaunsteken abhaket oder bricht, vor ieden steken 12 pfennig.

Item, ob aine schaden gieng mit ainer haken, alß oft sie begriffen wird mit ainer haken so ist sie umb 12 pfennig. hakt sie aber ain nast ab, so ist sie umb 72 pfennig.

Item, des nechsten tags nach st. Georgen tag soll man die panzeun beschauen, so soll der richter mit den nachbaurn gehn und beschauen. und wem gesagt wird zu wenden, als oft er das stehn lest uber den 3. tag, ist es in der hofmark so ist er umb 22 pfennig, ist es aber in einem garten so ists 12 pfennig.

Item, man soll auch beschauen die waid, und soll der richter mit den nachbaurn gehn. und wer ain waid uberzeunt hat oder vergraben hat, hat es ein zaun, so soll der richter den ersten schlag drein thun, so sollen die andern nachbaurn allen niderhaken, und der verzeunt hat der ist umbs wandl 45 kr. 2 pfennig; ists ain graben, des gleichen.

Item, so ein nachbar erfordert wird in herrn gescheften oder gmainen nutzen betrachtent und er daßelbe gescheft veracht, der ist zu wandel von iedem hauß 45 kr. 2 pfennig.

Item, alle wandl stehen dem herrn und dem pfleger auf gnad.

Item, so ein gast ins dorf kombt und fodert ein nachbar im fravel heraus bei dem tag, der ist verfallen 10 fl.; und so es aber bei nachtlicher weil beschicht und fordert ihn heraus, der ist zu wandl ohn alle gnad 32 fl. pfennig.

Item, ob ein nachbar wandl verfallen ist und sein nechster nachbar oder ein ander das verschweigt, die dann das wißen und dem richter das nit ansagt, die selben seint verfallen zu wandl 45 kr. 2 pfennig; der recht schuldiger ist zu wandl umb 72 pfennig.

Diese pantäding ist von neuem umbgeschriben und gegen dem alten collationirt und ubersehen durch mich Hainrich graven zu Hardegg etc. mit urkunt mein pettschaft hievor gestellt. actum 4 ....

L. S.
Standort
St. Pölten | BH: St.Pölten | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Niederösterreichische Landesarchiv | InvNr.: Abschrift von 1617 |
Herkunft / Fundort
Oberrussbach | BH: Korneuburg | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1561 - 1577
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 506-510, Nr. 77 (Edition).

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