Obernondorf, Loschberg und Roiten, Banntaiding (1681-1687)

Paanthättung über den markt Ober-Nondorff und der dorfschaften Losch und Roitten.

Paanthättung welche herr baron Johann Adam von Landau seel. in seiner herrschaft Loschbergischen possedirungszeit über den markt OberNondorff aufgerichtet und zu halten angeordnet, alß:

Erstlichen, wann einer mit ainer braut ohne vorwißen der gruntobrigkeit oder des richters durch disen markt fahret, ist er in der gruntobrigkeitlichen straff.

Verner, wan man einem so mit einer braut durchfahren wolte den weeg mit einem sail überzuge und von einen solches sail auß übermueth und verachtung des gesatzes abgehauet wurde, ist er der herrschaft zum wandl verfahlen 32 pfund pfening, deren iedes pfund 240 pfening oder einen gulden in gelt außmachet.

Item, wann ein brautvolk die freiheit mehrgemelten markts und des dorfs Losch betritt, sie zuvor auf beschehendes anmelden sechs groschen geben mueß. beschicht aber keine anmeldung, ist solches ein schwarzes kalb mit weissen füessen zu geben schuldig.

Wann einer einem in die freiheit obberührten markts und der dorfschaften Losch und Roitten nachkommet, ist er alß ein gemeiner umb die rechte hand und 32 pfund pfening gestrafft; were es aber ein edlman und ritter, so ist er der herrschaft umb 200 pfund pfening gestrafft oder verfahlen, ist es dann ein cavallier umb 400 pfund pfening. bricht er aber in die freiheit und nimbt einen auß der marktsfreiung ohne vorhero beschehenden anbringen und klag, so ist er zur herrschaft einen goldenen schilt voll golt verfahlen.

Wer sich eines richters widersetzet und mit ihme im nammen der herrschaft schaffete, der ist zum wandl und straff verfahlen 72 pfund pfening, das ist 72 fl. und wer einen richter schlagt, der hat 32 pfund pfening oder 32 fl. zur straff verwürkt.

Wann 2en personnen ein pöenfahl gesetzt wird und eine darvon solchen nicht haltet, ist sie darmit der herrschaft zur straff verfahlen.

Welcher unterthann haußflüchtig wird und heimblich durchgehet, der ist mit seinem guet und bluet verfahlen.

Wann mit verbottenen worthen, raufen und schlägen etwas vorbei gienge, hat die herrschaft nach solchen personen zu greifen.

In der gmainschmitten vorernenten markts ist gemeine freiheit, und wer sie übertritt hat 32 pfund pfening verwürkt.

Ein ieder mann hat freiheit in seinem hauß. wer aber mit frävel darein laufet, ist in der herrschäftlichen straff.

Wann 2 weiber mit einander uneins oder gar raufent wurden, auch mit unzüchtigen worthen gemeinen brauch nach und volglichen mit schlägen an einander kommeten, hat iede den bok zu tragen oder darvor 6 schilling 2 pfennig in gelt zur straff zu erlegen.

Wer durch einen zaun luken bricht dardurch zu reiten oder zu fahren, hat vor ieden steken 12 pfennig und den schaden guetzumachen.

Wann einer mit einem krueg oder kandl im zorn oder ohne dessen wirft, der hat 6 schilling 2 pfennig und dem wüerth daß geschirr zu bezahlen.

Item, wer schlagt mit einem schwert degen messer haken oder sonst mit einem gewöhr, hat zur straff verfahlen 72 pfening.

Wehr rauft mit der faust oder flachen hand, hat verwürkt 5 pfund pfening oder 5 fl.

Ingleichen wer mit stainern wirft, ist auch mit sovill in der straff.

Eben auch ist zu verstehen: wer mit ainem stöken schlagt, ist zu straffen umb 5 pfund pfening; und kombt ein dorfman darzue, es seie hernach der richter ein geschworner oder gemeiner haußman, und gebietet im nammen der herrschaft einen frieden, so ist der jenige der solches nicht haltet und darüber noch fortschlagt, vor 32 pfund pfening in die straff gefahlen.

Wer einem andern in seinem holz ohne seinen wissen und willen eines abhakt, hat vor ieden stamm 12 pfennig sambt den holzcosten zu bezahlen.

Wann einer ohne der gemein ihren willen zeinet, hat er vor ieden steken 12 pfennig verfahlen und den zaun wider umbzureissen.

Wer ehrlichen weibern ihr ehr abschneidt und benimbt und kan es nit beweisen, der solle es widersprechen an selbigen orthen, sich selbst ins maul schlagen und sprechen 'ich habe dises weib angelogen'. sie solle auch neben seiner stehen, zuesehen und hören waß er sagt, ob er ihr mit worten wider recht thue. beschehete dises nicht, solle sie selbsten ihme auf das maul schlagen.

Es solle auch kein weibspersonn bei denen gmeinbrünnen oder stögen waschen, allwo man gemeiniglich darüber gehen mueß; und welche solches nicht unterlasset, hat zum wandl 12 pfennig verfahlen.

Item, wer haken hammer degen oder kolben tragt wo ehrliche oder fromme leüt beisammen sein, es seie in wührtshäusern oder auf dem veld, ausser er gienge in sein arbeit oder darvon, sonsten wo ihme der richter ertappet hat er zu einer straff verwürkt 5 pfund pfening.

Wer in das lantgericht eingreift, darinen holz hakt und darauß führet, hat zur straff verfahlen 32 pfund pfening oder 32 fl.

Wer ungewöhnliche weeg und stög ohne erforderlicher noth machet, der hat eben auch 72 pfening zu einen wandl verwürkt.

Wer eine fahlen macht, hat zu seiner straff 6 schilling 2 pfennig und dem gottshauß zu st. Margarethen 1 pfund wachs; und da er solches nit hat, solle ihme ein pfarer alß einen unvermögentlichen schuldner offentlich in der kirchen und umb die kirchen herumb treiben.

Wer rechen oder äden stilt, hat gleichfahls vor ieden zahn 12 pfennig zu erlegen verfahlen.

Item, wann 2 partheien rach und feintschaft auf einander hetten und ein theil darvon im lantgericht vor der kirchen oder auf einen kirchtag sich rechnen wolte, hat er ohne alle gnad 32 pfund pfening zu einer straf zu geben.

Wann ein dieb zu pferd, fueß oder waagen in daß lantgericht kommet und anderstwo von gewand, gelt oder wie es sonst nammen haben mag geplindert hette, sollen dergleichen sachen dem lantgerichtsherrn verfahlen sein.

Man solle in oftgemelten markt und denen 2en dorfschaften Losch und Roitten in die fischwässer, es seint gleich bäch oder wührgräben, wie auch in dem wiltbahn nit gehen. und wird ein außwendiger darinnen ergriffen und erkennet sich darinnen gewesen zu sein, ist er der herrschaft alß ein baur mit 5 pfund pfening in die straff gefahlen und umb den zeug; were es ein ambtman eines andern herrns, so ist er umb 10 pfund nebst den zeug; ist es ein both von eines andern herrns befelch, sambt den zeüg per 20 pfund pfening; ist es aber ein herr selbsten, umb 32 pfund pfening gestrafft.

Da auch ein frembder lantgerichtsverwalter zu pferd in das OberNondorffische lantgericht kombt und auf dem pferd sitzent wein zu trinken verlangt, soll er im wehrenden trunk den rechten fueß auß den steigbigl thuen; und da er dises nicht thuen wolte, were das pferd worauf er sitzet verfahlen, NB und er mit brigl außzujagen.

Item, wann ein solcher lantgerichtsverwalter einen dieb durchfüehren thette und sich darmit nit anmeldete, hat hiesiges lantgericht macht und gewalt den verwalter und dieb ins lantgericht zu nemmen und mit ihnen zu handlen wie es ieden gebühret.

Wer von seinem hauß- oder überlendgrund den dienst in korn oder gelt bestehent zu rechter zeit nit entrichtet, der hat zu einen straffbaren wandl 72 pfening verfahlen.

In denen 3 kirchtägen mögen die kaufleüt crammer fleischhaker und dergleichen ohne mauth verkaufen. dann dise freie pfarrkirchen rühmet sich dreier kirchtägen, alß der erste am sonntag nach st. Margarethen, der anderte an st. Jacobs tag und der dritte an st. Catharin^#ä tag, wie schon von alten zeiten das herkommen ist, und dann auch allezeit 8 tag vor und 8 tag nach denen kirchtägen freiung gehalten wird, darinnen sich keiner vergreifen solle.

Item, wer in seinem hauß frembde personnen weib- oder mänlichen gschlechts über 3 tag ohne vorheriger anzaigung aufhaltet, der ist gestrafft an leib und guet.

Wann sich ein rumor- oder raufhandl in der freiungszeit zuetruege, durch wem solcher auch geschehen möchte, und die nachbarschaft zu keiner rettung kommete, weren sie der herrschaft außspruch nach die straff schuldig.

Wann ein losende mann- oder weibspersonn an eines andern haußthür were und ihn oder sie der haußman verspührent zum fenster herauß todt sticht, so ist er niemanden nichts verfahlen. ergriffe man aber den losenden, ist er in der herrschäftlichen straff.

Wann richter und geschworne feürstött besichtigen herumbgehen, bei denen sie einige mängl funden und solche zu verbessern schaffeten, bei welchen es hernach nit beschehete, hette derselbe 72 pfennig vor ieden zum wandl verfahlen, sovill ihrer schauen gangen seint.

Man soll auch unbekanten leüten weder beim tag noch bei der nacht kein liecht oder feur geben. und wer bei der nacht ein liecht ohne latern über die gässen und höff der heuser traget, der ist zu wandeln umb 72 pfennig, und der solches sihet und nicht sagt oder andeitet ist auch umb sovill straffmessig.

Wer einen marchstain außgrabet, der stehet nach belieben in der herrschäftlichen straff.

Wer es widersaget daß sie Ober-Nondorffer keinen markt haben, ist straffmessig vor 72 pfennig.

Wer der gruntobrigkeit wie auch der herrschaft die gründ verschmöllern will und andern herrn zu gefahlen marchstain außzaichnet und das march in stainern und bäumern auch äkern und wisen bestehent verkehret, ist alß ein vermöglicher umb 32 fl. gestrafft. hat er aber nicht sovill und seint 7 männer verhanden die solches mit ihren trauen und glauben in aitsstatt aussagen, soll man beim march ein grueben graben und den verbrecher biß auf die gürtl dareinstöllen, volglich 2 wohl laufen mögende roß in einem pflueg mit einer seeg einspannen und sie mit dem pflueg vorn an ihm und hinten wider außlaufen lassen und also dardurch einen solchen zur straff und andern zu einen spieglenden exempl einer gruntobrigkeit das march behalten lehrnen.

Wann einem in seinem hauß was gestohlen wurde und solches der dieb ehe er darmit auß dem hauß kombt fahlen liesse, soll es der haußman wider zu sich nemmen. kombt aber der stehler darmit auß dem hauß, so ist es dem lantgericht verfahlen. nemmete er es dan widerumben zu sich, so hat er sich im lantgericht vergriffen und ist in der straff vor 32 pfund pfening.

Wann einem etwas gestohlen und dasselbige hernach vor den dritten tag durch iemanden zum richter gebracht wurde mit aidlicher erkantnus das die jenige personn so es dem richter überbringt weder dieb noch diebin seie, auch solchen nicht wiste, so ist er nicht zu straffen noch zu wandlen.

Wann einer in seinem hauß ein außtragendes weib, knecht oder dirn hette und erfahret es der fromme haußman wo es hinkommen were, solle er dergleichen sachen umb 43 heller lesen. und da sich diser so solches hat darwider setzet, hat er sich des gerichts unterstanden und ist in der straff mit 32 pfund pfening.

Wann ein feur außkommet und ein nachbar darvon weiß und der rettung nicht zuelaufet, hat er 72 pfening straff verwürkt.

Item, soll auch alle maaß gerecht sein, alß metzn eln mühlmäßl weinmaaß und gewicht. wer solches nicht haltet und das unrecht darvon in seinem hauß hat auch daran außgibt, stehet in herrschäftlicher bestraffung bei 32 pfund pfening und nach belieben deroselben noch umb ein mehrers.

Welcher leütgeb ungerechte maaß gibt und man begreift ihme an wahrer thatt, so ist er des getranks, was im vaß am zapfen gehet, verfahlen.
Standort
Steyer | BH: Steyer | Bundesland: Oberösterreich | Eigentümer: Oberösterreichisches Landesarchiv ? | InvNr.: Familienarchiv Lamberg, Sign. Nr. 965, E I/7 |
Herkunft / Fundort
Obernondorf | BH: Zwettl | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1681 - 1687
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 815-819, Nr. 122 (Edition).

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