Obergrub, Dorftaiding (1613)

Vermerkt das pantäding zu Obern-Grueb.

Herr richter, seit ir gesessen zu ainem pantäding hie zu hörn, als von alter herkomen ist, der herrschaft auch des grunds und aigens [gerechtigkeit]? sprecht den nachbaurn zue ob es pantädingzeit sei.

Hie ist vermerkt das pantäding, das ir des aigens richter oder wer hinfür richter ist oder ambtman das vorgenannte pantäding besitzen solt ain mall im jahr, des montags in den heiligen pfingstfeiertagen.

Und zu dem täding da soll auch ain ieder nachbaur zuekomen albeg ân geladen. und ob das wer das das pantäding desselben jars aufgeschoben wurde, das man des nicht hielt wie von alter herkomen, so soll man der gmain darzue ruefen oder sagen lassen.

Zu dem vorgenannten pantäding soll die erber gmain haben iren vorsprecher, do man das pantäding melten soll der herrschaft und auch dem aigen all ir gerechtigkeit, es sei müntlich oder brieflich, zu velt oder zu dorf, damit das aigen bei aller irer gerechtigkeit beleibe als von alter ist. herkomen. - Do mag der richter in die gmain fragen ob es ir aller redt sei?

Und sollen auch da haben ir weiser.

Und zu dem pantäding soll ain ieder nachbaur komen und soll das pantäding helfen besitzen, er hab aigens haus oder ein bstanthaus, und soll dabei verstehen und hörn aigens gerechtigkeit. ob er aber dasselbig nicht wolt und nit darzue komen, so ist er der herrschaft unbeclagt verfallen 12 pfennig, ließ er sich aber beclagen so ist er zu wandl 72, es wer dann das ers mit willen hiet aines ambtman oder das er nicht dahaimbt wer von ehehafter noth wegen, so ist er des wandls vertragen. kombt er zu der driten sprach, so ist er des wandls frei. kombt er aber nicht, so ist er das wandl schuldig.

Es soll auch ein ieder den die sach berürt seinen scheinpotten dabei haben, und soll ainer all sein gerechtigkeit darzue senden und geben das zu dem pantäding gehört. ob er des nicht thuen wolte, so hat in der richter darzue ze nötten zu wandl mit 72 pfennig. - So soll der richter umbfragen ob es ir aller redt sei?

Es hat auch ein itz pantäding drei sprach, darinnen man vermelt der herrschaft und auch dem aigen all ir gerechtigkeit zu velt und auch ze dorf als es von alter herkomen ist.

Herr richter, nun gunnt uns der ersten sprach.

Die gmain vermelt das in der ersten sprach irs pantäding das von alter ist herkomen, das solch gewalt niemand treiben soll in dem aigen weder richter noch ander leit die gwalt da wolten treiben, es wer bei tag oder nacht, es sein ledig oder gesessen. wer da an begriffen wird in solcher mainung, der ist dem herrn verfallen zu wandl 6 schilling 2 pfennig. - Herr richter, fragt in die gmain ob es ir aller redt sei?

Ob auch sach wer das leit in das aigen flichtig wurden, es wer bei tag oder nacht, umb erber oder unerber sachen das dem todt berürt, oder derselben ainer da zaigt wurde, so soll der richter der des aigens ambtman ist nach im greifen und kain ander gwalt nicht. er soll auch aufsein und soll denselben zu grichts handen nemen. und ob dem richter gedeicht er wer im zu krank, so soll er die gmain zu hilf nemen damit derselbig zu creften genomen wirdet des gerichts. und soll dem lantrichter von Gretzenstain das zu wissen thun in dreien tagen das er komb und nemb denselben zu gerichts handen als umb mitten tag; und soll auch die gmain mit dem richter aufsein, und sollen den heraus antworten, als von alter herkomen ist, hinab für das aigen auf das gemerkt; und soll ain ieder mit im aufsein, und soll in hinaus antworten als wie er mit gürtl umbfangen ist. hiet er aber icht ander wöre, wie die genannt weren, die sollen beleiben auf dem grunt und aigen. und ob er icht gestollen hiet oder geraubt, mit dem soll man in hinaus antworten. und soll auch dem lantrichter von Gretznstain drei mall ruefen das er komb und nemb denselben zu grichts handen, und geb im sein gerechtigkeit 72 pfennig. ob aber der lantrichter von Gretzenstain nicht kämb oder sein anwalt, so soll man den binden zu ainem stock mit ainem rischhalbm aus ainem scheb. ist es umb erber sach so soll man im sein hent für sich pinten, ist es aber umb unerber sach so soll man im sein hent hinder sich pinten. und soll auch die gmain hingeen wo si zu schaffen hat. ob er ain schalk wer und biss sich ab und lief wegk, so ist die gmain und der richter des aigens davon er hinaus geantwort worden hinfür dem lantrichter von Gretznstain noch der in bracht hat in venknus, auch niemand verrer darumb ze antworten nicht schuldig.

Es soll auch niemand leut in das aigen laden ain nachbaur dem andern zu schaden, es sei ledig oder gesessen. als oft ainer ainen dahin ladt, so ist er von puegen zu puegen der herrschaft zu wandl 6 schilling 2 pfennig. ob man si begreift so ist ir ieder umb 72 pfennig, und all die wäre die man bei ine begreift sein si auch verfallen hinfür nimer wider ze geben. und soll si darzue halten das si niemand dester feinder sein wellen. und ob si schaden hetten thon, da soll der piessen der si hinein hat geladen in das aigen.

Es soll auch ain ieder freiung in seinem hauß haben, das man in nicht. hinaus fordert aus seinem haus, [es] wer mit scheltworten oder mit andern worten, in kainem ubel.

Und ob ainer flichtig wurd in ains haus, zu wem das were, so soll der freiung haben das im sein feint nit nachlaufen soll in ains haus. ob im aber der wirt darvon hulf und west umb die zwitracht nicht und umb die zuespruch die er zu im hiet, es wer umb erber oder unerber sach, so ist der wirt niemand verrer darumben ze antworten. wer aber das der wirt darumb west, so wer er der herrschaft zu wandl schuldig 5 pfund.

Es soll auch kainer dem andern in sein haus laufen in gever. als oft ainer das thuet, so ist er nach iedem trischibl der herrschaft umb 5 pfund.

Ob ainer hinein fluch und wolt sich der freiung trösten und hielt der freiung nicht und schus oder wurf heraus, oder es wer mit worten das er seinen veint hinaus erzürnet durch ain zorn, und alles das wandl das der pflichtig wer der vorhin ist, dasselbig wandl ist der auch pflichtig der in das haus geflohen ist und helt der freiung nicht.

Ob aber ainer dem andern nachlief unter die tachtropfen, so wer er der herrschaft verfallen 6 schilling 2 pfennig.

Es soll auch ainer dem andern in sein hauß nicht schiessen noch werfen in gever bei tag noch nacht. ob aber ainer das thät, so ist er verfallen nach iedem armbschuß auch messerwurf hackenwurf stainwurf, was in gever geschiecht ainer dem andern in sein haus, so ist er albeg umb 5 pfund; was aber auf der gassen oder bei ainem wein geschiecht, so ist er albeg umb 1 pfund.

Ob ain nachpaur hie wein schenkt, villeicht kämb zween oder drei zu dem wein die ir zwitracht da treiben wolten die si unterwegen hieten angefangen, es sei auf dem weg oder ander enden an frembter statt, und dasselbig da auskriegen und vechten wellen, als balt ainer ruckt die die sach angeet, so sind vill pelder meniger den ainer und ruckt von schaiden den die sach nicht berürt, und sich niemand vor in zu hieten wais, so sind dieselben rucker ir ainer als oft ers thuet umb 12 pfennig.

Wann er ain schwert ruckt oder was zwo schneit hat, 24. auch von ainem degen und stecher die si vor auf der giertl tragen, oder taschenmesser oder pfriemb, sindl, und wer derselben ains ruckt so ist er als oft zu wandl 72 pfennig.

Ob ainer gedecht "soll ich nicht rucken", er schlueg ainen an das maul oder rauften und zug in bei dem har uber den tisch, ir weren mehr dann ainer, so ist er nach iedem finger albeg umb 1 pfund.

Und ob ainer gedecht "ich soll nicht rucken weder messer noch schwert", er hueb ein kandl oder ein ander assich auf dem tisch auf und wurf das ainem zue, so mecht er nicht fällen, er wurf alsbalt ain unschuldigen, damit dem wirth sein urtn zerritt wurd und sein assich zerbrochen, so soll man demselben zu wandl nötten mit 72, und was der wirth an der urtn oder an seinem assich schaden genomen hat soll im der zallen der solchs angefangen und angefüegt hat.

Ob ainer zuckt, hiet nur schaiden wellen, das er bei seinen treuen sagt er hab nur schaiden wellen, so ist er des wandls vertragen.

Von solchem rucken, das dann geschiecht das ainer ainem andern aine oder mehr wunden schlueg, so ist er der herrschaft von ainer fliessenden wunden verfallen 72, und von ainer schamwunden unter den augen oder vor dem preiss oder ain lembwunden so ist er der herrschaft albeg umb 5 pfund. ob auch ainer ainen finger ainem abschlueg, es wer an den henden oder füessen, so ist er albeg umb 1 pfund. schlecht er im ain hant ab, so ist er umb 5 pfund.

Es ist auch verbotten all wör zu wein und gassen. tregt ainer ain hacken ein spieß ain schwert oder wie die wör genant ist zum wein und gibt es dem wirt nit zu behalten, so ist er umb 12 pfennig.

Es ist auch verbotten ein iedem, er lei ledig oder gesessen, sindl pfriem all gespitzt zwegk, auf der taschen oder unter der giertl, in dem erml und wo man der wör aine begreift, im zorn oder bei dem wein oder wo man in begreift in solcher unvernuft, so soll man in anfallen für ein solchen man.

Es soll auch kainer uber den andern wör leichen, er sei ain lediger oder gesessen, oder das ein wirt seinen hawer oder gast aufhelt mit solcher wör, wie die genannt ist, so soll man den wirt piessen oder wer die wör ausleicht, der ist der herrschaft von ieder wöhr verfallen 72; und was der schaden thuet mit der wör die er hat ausgelichen der wirt auf ain andern, denselben schaden sollen bekennen die vier geschworn und soll stehen in ir straff und des richter.

Es soll auch ainer dem andern an seinem haus nicht lisen, es sei bei tag oder nacht. [ob man ainen begreift bei der nacht,] der ist zu wandl umb 6 schilling 2 pfennig, lisent aber ainer bei dem tag, so man in begreift so ist er zu wandl 72, und soll in dahin antworten als ain mörder der ainen verratten wolt. ob sein aber der wirt innen wurt und berueft den was sein thun da sei, und geb im kein antwort, er stäch heraus oder wurf heraus, und was schaden er im thuet so ist er niemand nicht darumb schuldig.

Es soll ainer dem andern in sein haus nit schiessen noch werfen in gever bei der nacht nach bei dem tag. obs aber ainer thet und wirt darüber begriffen, nach iedem schwärn wurf umb 5 pfund. geschicht es aber zum wein oder auf der gassen, so ist er umb 72.

Es soll auch kainer unter die dachtropfen dem andern ainer nachlaufen in gever. wer daran begriffen wird, der ist umb 5 pfund.

Es soll auch ainer dem andern nicht fürwarten bei tag noch nacht. wart ainer ainem für bei dem tag der ist umb 6 schilling 2 pfennig, bei der nacht ist er anzefallen für ein solchen man.

Herr richter, gunt uns der andern sprach.

Ob die gmain icht mangl hiet, so mag sich die gmain bedenken nach der sprach. was [si] mangl darin haben, das mögen si melden.

So melt die gemain in der [andern] sprach des pantäding als von alter ist herkomen, das niemand sein gerechtigkeit soll verlieren ân zu redt setzen nach ân fürpot. was aim noth beschicht, der mag zu dem richter geen und seinen mangl erzellen was im noth ist, so soll der richter nach dem senden und soll in verhörn. und was er im helt, [da hat im der richter genueg umb ze thuen]; und wes er im nicht helt, do soll im der richter ein tag entschaiden vierzehen tag und soll sein vierer erkennen recht darumb lassen, do hat der richter genueg umb ze thuen.

Es soll auch ainer dem andern sein leut nit austädingen aus seinem haus, es sei weib oder man. welcher des thuet, der ist von iedem umb wandl 72 pfennig.

Ob sich die arbeiter mit dem wierth kriegten und zugen sich von im aus, und zu wem si ziehen, da sein si dem wiert nicht umb schuldig. sein si im aber icht schuldig, das haiß er im geben.

Es soll auch ain ieder an den andern ausfriden, es sei zu velt oder zu dorf, vierzehen tag vor sand Georgen tag und vierzehen tag hinnach. ob er aber des nicht tät, so ist er zu wandl umb 72. ob aber ainer ain gruen darn abschlecht so ist [er] umb 4 pfennig, schlecht er aber ain düern darn ab so ist er umb 72. fridt er aber seinen nachbaurn threulich, so ist er des wandls frei.

Es soll auch ein ieder der do viech hat sein viech seinem nachbaurn ân schaden haben, wie das viech genannt ist, nichts ausgenomen, zu rechter weil und zeit das viech inthuen ân schaden seines nachbaurn. ob er aber des nicht tät und was schaden daraus get, den soll er biessen nach rath der vierer und richter.

Er soll auch das [viech] für den halter treiben des morgens oder zum mitten tag, damit es kain schaden thue. wer aber das ers für den herter nicht schlueg und also zu schaden gieng, und wenn es an dem schaden wird begriffen, der soll das inthuen und soll sich an dem viech nit rechen, und wo ers hinbringen mag so ist es als wol than als zu dem richter. und soll den schaden beschawen lassen nach rath der vierer und richter. und soll das viech lösen von richter auf das nehendist er mag.

Ein ieder gesessner ob er icht zu dem wein gieng, so soll er sein hacken oder schnitmesser zu behalten geben dem wirt unzt er ain seidl wein trinkt. wer sich des setzt, der ist so ers bei im verborgen tregt 6 schilling 2 pfennig.

Es soll ein ieder auf ain hacken auf ain legl auf ain molter auf ain haun nicht mehr als 2 pfennig leichen. ob er der ains versetzen wurd, so soll der nicht höher lösen. und soll in der richter darzue nötten mit dem wandl 72.

Es soll auch ainer dem andern sein acker oder furch nit nemen. nimbt aber ainer ainem nachbaurn ain furch so ist er umb 12 pfennig, nimbt er im zwo furch so ist er umb 24 pfennig, nimbt er im drei so ist er umb 72 pfennig, nimbt er aber mehr so ist er anzegreifen für ein solchen mann.

Es soll auch ainer dem andern nicht grebn machen weder unden noch oben seinen nachbaurn zu schaden; der ist von iedem haunschlag oder schauflstich umb 12 pfennig.

Es soll auch ainer dem andern nicht wasser laiten seinem nachbaurn zu schaden; und wer des thut, es sei zu velt oder zu dorf, der ist umb 72 pfennig.

Es ist auch verbotten das niemand mist noch aschen noch todte hüener katzen hunt, nichts ausgenomen, seinen nachbaurn zu schaden legen [soll]. wo man das begreift, der ist zu wandl umb 72 pfennig.

Es soll auch kain fraw mit ascherigen krueg zum prun gehen noch waschen das mit aschen gesotten ist. wer darüber begriffen wierd, der ist umb 12 pfennig.

Es ist auch von alter herkomen das der richter und die vierer sollen alle jar schawen die feurstett. und der ain bese feurstat hat, die soll er in vierzehen tagen wenden; thät er aber sein nit, so ist er umb 72 pfennig.

Hie ist vermerkt das ein ieder geschworner dem richter gehorsam sein soll, dem herrn all sein gerechtigkeit verhelfen und bei all irer gerechtigkeit halten als wie von alter ist herkomen.

Es ist auch von alter herkomen das man meinem herrn all jar jerlich seinen zinß und dienstphening zu sand Geörgen tag oder zu sand Michaels tag zu raichen und geben schuldig ist. wer aber das verhelt, der ist meinem herrn, als oft er das thuet vierzehen tag als oft ist er zu wandl verfallen 72 pfennig.

Mehr ist zu merken: ob ainer wer der dem richter nicht gehorsamb wer von seins herrn gschäft wegen, wie der handl genannt wurd, und wolt den richter darinen widerstant thuen und wolt weder umb sein pott noch umb in nicht gebn und wolt auch zu im nicht komen, der ist dem herrn zu wandl verfallen 6 schilling 2 pfennig.

Item, ob ain prunst, da gott vor sei, auskämb, so soll kainer wecklaufen vom feur, und soll da helfen retten und beistehen und soll nach hilf ruefen als best er mag. ob sich aber ainer verhielt oder das man sein verlaugnet, der ist nach iedem ruef umb 72 pfennig.

Es ist auch zu merken: welcher zu der andern sprach nit kombt, der ist zu wandl umb 12 pfennig. verzeucht er aber lenger und kombt zum richter nit in derselben wochen, so ist er umb 36 pfennig. und verlengt ers aber noch lenger, so soll man im sein frucht verbieten unzt als lang das er sich mit dem richter und geschworn umb den frävel den er an dem verpott veracht und getriben hat veraint.

Standort
Reichersberg | BH: Ried im Innkreis | Bundesland: Oberösterreich | Eigentümer: Stiftsarchiv Reichersberg | InvNr.: Papierhs. von 1613, Sign. 1188/² | Seiten: 1-23 |
Herkunft / Fundort
Obergrub | BH: Hollabrunn | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1613 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 474-480, Nr. 70/I (Edition).

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