Neustift an der Donau, Rechte (1416)

Extract auß deß löblichen stüft und closter Zwethls urbario über Weinzirl de anno domini milesimo quadringentesimo decimo sexto.

Daß sint die rechten deß dorfs zu Neüstüfft zu nagst enhalb Radendorff, daß da gehört zu unser lieben frauen closter gen oder zu Zwethl, [daß] die selben rechten herbracht und gehabt hat mit nutzen und ehren und rechten alß hernach geschriben steth, da von Christi geburth vergangen seind tausent und fünfundfunfzig jahr.

Item, von erst hat daß dorf daß recht daß ain gewahnleich pantaidung alle jahr jährlich da soll sein an st. Georgen tag. darzue sollen kommen all haußgenoßen daselbs zu Neustifft und all die da haben uberlänt in ihren burgfridt; und welcher daß nit thuet, der ist ze wandel 72 pfennig.

Item, si melden daß sie haben drei sprachen, darinn sie sollen ruegen ihre recht und deß dorfs rechten.

Zu der ersten sprach.

Item, sie rugen daß man an dem selbing st. Georgen tag jährlich daß päntaidung soll besitzen der ambtman in sein hauß in gegenwärtigkait des hoffmaisters auß dem Zwethlhof von Weinzierl. derselb hoffmaister soll hören die gerechtigkeit des aigen.

Sie melden daß ain ambtman wol mag erlauben zu sein auß dem tädtung in ehehaften nothdurften. wär aber daß ain herr des hoffs daß täding schueb ab st. Georgen tag und daß darnach haben will, so soll der ambtmann daß den haußgenoßen zu wißen thuen; und welcher nicht kombt, der ist ze wandl 72 pfennig.

Item, auch melden sie daß ain ieder des tags freiung hat für herrn und knecht umb ehrbar sach.

Item ist daß recht daß sie vier geschworne haben auf dem guet. wo den nachbarn noth thuet zu marchen rain stain oder welcherlei gebrechen er hatt, daß sollen sie treulich beschauen ain thail alß dem andern. wer si darinn widertrib, der hat gewandelt umb 2 und 6 ß pfennig.

Item, sie melden auch: alß weit daß guet mit rain und march umbfangen ist und mit den wegen die darzue gehören, daß darauf niemb zu bieten hab noch zu greifen wenn die herrschaft des Zwethlhof in Weinzierl.

Item, der erst weg der geth auß dem dorf, den haben sie berubt in daß dorf genn Raadendorf. der ander weeg der heebt sich an bei der santgrueb, und der haist der Enng weg, und geth ab an den weeg der da geth auf die hait. der dritt weeg geth auß dem dorf auf die hait. item, der viert weg geth auß dem dorf genn Werling nach dem Lüsßen ab. der fünft weeg geth von dem Ruemel ab auf die Krauthwiß. der sechst weg geth zwischen den Fursten und dem Fluckher auf dem Strigl, darinn sie niemb irren noch engen soll. der sibent weeg hinter dem dorf auf und ab, der ist durch der gemain nutz willen, und wer daß widertrib der wehr von ieden hauß zu wandl 72 pfennig.

Item, sie melden: wer wider die gerechtigkeit und freiheit thät, der wär zu wandl 2 und 6 ß pfennig; wer es dann ein baßmann der wer 32 f., wer es ein edlmann so wer er umb 100 f. gold, halben thail dem closter zu Zwethl, halben thail dem fürsten des lants in sein cammer.

Also hat die erst sprach ain end.

Item, hie hebt sich an die ander sprach.

Sie melden: wan ainer oder meniger mit behafter wehr gieng auf daß guet, trueg er ein armbst und spien, schuß er ab so ist er umb ain pfund; schuß halt nuer ain bestall zue, er möcht aber treffen, er käme mit 32 f. davon nit. legt er aber ab, so ist er umb 2 und 6 ß pfennig.

Item, ob ain dieb käm auf daß guet und hiet gestollen, wo daß wer, vill oder wenig, und wurd begriffen auf dem aigen, so soll man ihn antworten hinz dem ambtmann; der soll in halten unzt an den 3ten tag, so soll er ihn anfailen den stattrichter und nit den feldrichter, und soll ihn antworten unzt auf die santgrueb alß er mit gürtl umbfangen ist. so soll man in bünten mit ain ruechhalben und soll dem gericht drei ferth ruefen und soll ihn drei ferth umbkeren; greift der richter nach ihn daß ist guet, geschiecht aber daß nit so ist die gemain unentgolten. wer aber daß der richter spräch: wer im gedroschen hab der soll ihn schopossen, und daß der richter nach dem dieb griff und begehrt daß guet daß er gestollen hiet, so soll er daß guet vergwißen hinwider zu antworten, so soll man ihn geben 72 pfennig zu fürfang.

Item melden sie daß alle banfrid sollen gefridt sein winter und sommer. welcher darwider thett, der ist ze wandel alß oft der ambtmann mit ihm schafft 12 pfennig; er möcht es aber so oft mit ihm schaffen, er wer dem herrn 2 und 6 ß pfennig.

Item, sie melden: ob ainn ain schad durch den banfried geschäch von ainn viech, und ob ain viech derworfen oder derschlagen wurd, so soll er daß ziehen unter die lucken; derselbig der nit verfridt hat soll den schaden zahlen und ist ze wandel 12 pfennig.

Item, sie melden: wer ain marchstain verkert oder außgrueb, wurd er sein iberfahren so wer er verfahlen leib und guet.

Item, sie melden daß man jährlich zu st. Georgen tag soll beschauen die brunn und hertstett von hauß zu hauß. und welcher sein brun nicht gericht hat ze schepfen und die feürstatt nit bewarth ist, der ist ze wandel 12 pfennig alß oft man ihm daß ansagt; man möcht daß alß oft mit ihm schaffen, er were dem herrn 2 und 6 ß pfennig.

Item, sie melden auch daß jährlich der ambtmann daß ambt soll dem herrn aufgeben zu der dritten sprach. ist dann daß er dem herrn und der gemain gehorsamb gewesen ist, so mag man ihn hinwider nehmen. wer aber daß nicht, so mag man ain andern nehmen mit des herrn willen und nach der nachbaurn rath.

Also hat die ander sprach ain ent.

Item, hie hebt sich an die dritt sprach.

Sie melden: wan sich die dritt sprach anhebt, so soll ieder haben sein nachbaurn. wer deß nicht hiet und daß verschwig, der wer zu wandl 12 pfennig.

Item, sie melden: sie sollen haben ain mezen Zwethler maß und ain hämb von der statt zu Crembs; und daß soll man stett fünden auf dem guet hinz dem ambtman. daran mögen sie geben und leichen ainer dem andern und sind deß unentgolten. wer aber daß ainer ain klainer maaß herauß geb, der wer verfahlen 2 und 6 ß pfennig alß oft er daß thett.

Item, sie melden: ob sich ain brunst geb auf dem aigen, hinz wem daß wer, beschreit er die so hat er freiung unzt an den driten tag auf dem guet; wer in darinn laidiget, der wer verfahlen leib und guet. beschrier er die aber nit, so wer er auch umb leib und guet.

Item, sie melden: wan einer feintschaft hiet des guet und gieng seinen feint über daß aigen wolzogentlich, und der daß irretz an und brecht die ferrer zu zorn, alß maniger der wer alß oft wer er verfahlen 2 und 6 schilling. thetten sie ihn aber deß gleichen, so wer ihr ieder auch sovil.

Item, wer daß ainer ain schlueg des guet, wo daß wer, und floch auf daß guet und hiet den geschlagen alß in den todt, und die weil ainer ein pflambfeder gerüren mag so soll dem sein guet unversperth sein. wer daß die feünd so heftig weren, so soll im sein herr deß helfen daß er sein guet unter ain herrn bringt der in gefristen mag, und soll sein herrn geben 2 und 6 ß pfennig.

Item, sie meldent: ob ainer ain schlueg oder geschlagen wurd, wer der wer, und fluch auf daß guet der dem schaden thann hiet in ain hauß, weß daß wer, der hat freiung unz an den dritten tag. wer daß die feünt so heftig weren, so soll ihm der würth helfen hinten oder vor auß, in welcherlai gewant daß ist, und ist des unentgolten. brechen sie aber dariber auf, so wer ain ieder zu wandl 2 und 6 ß pfennig.

Item, wär daß ain schlagen wurd im aigen, und trib ainer dem andern so nachent zu dem marich, schlueg ainer dem andern daß er hinauß füel so büeret er dem veltrichter zue, füel er herin so büert er den dorfrichter zue.

Item, sie melden auch: ain hackenwurf 5 pfund pfennig, ain meßerwurf 5 pfund pfennig, ain stainwurf 1 pfund, mit der faust geschlagen 1 pfund, mit flacher hant 5 pfund, mit der hant gerauft von ain finger 1 pfund, ain blickwunten 72 pfennig, unterwerts 2 1/2 pfund, ain lemb 5 pfund pfennig.

Item, sie melden: ob ain dieb käm auf daß guet und wolt ain 22 stellen und wurd begriffen und wolt sich nit hentlingen laßen, so mag derselb nachbaur wol umb hilf schreien dem andern nachbaurn, so sollen die nachbaurn zuelaufen; ob sie ihm stechen oder zu todt schluegen, so sollen sie ihm pfennig auf die wunden legen und sind des unentgolten.

Item, sie meldent: ob ainer dem andern lueßmiet an sein venster und wurd sein der würth innen und stech in der wierth herauß zu todt durch daß fenster, so solt er in auf die wunten 3 pfennig legen und ist des unentgolten.

Item, sie meldent: ob ainer ain knecht oder diern het und wer geseßen im dorf und sprech ,lieber' oder ,liebe, dein herr oder frau hat traid oder wein oder welcherlei daß wer, trag es mir zue', derselb wer verfahlen, es wer dieberei.

Item, sie melden: ob ainer den andern ain knecht oder diern dinget auß den dienst, waß er des schaden nemb, daß soll er in abtragen und soll im ain andern knecht oder diern stellen.

Item, ob ain kaufmann zu ainen bauern auf daß aigen käm und wolt kaufen welcherlei daß were, und ain ander käm und entzug den sein kaufman, der wer 12 pfennig zu wandl und enen soll er sein schaden abtragen.

Item, käm ain chuzldieb auf daß aigen und stuel hackmeßer, hacken oder welcherlei haußgeschier daß wer, begriff ihn der würth innerhalb der tachtropfen, so mag er in daß nehmen und umb daß maul schlagen und ist des unentgolten.

Item, wer daß ain graserin auf ain andern grunt außerhalb des burgfridt geschrait wurd, kumbt sie auf daß aigen in dem burgfrid, so ist sie niemants nit pflichtig. pfendt er sie aber auf dem guet, so hat er sich gerichts unterwunten. trueg er aber daß phand hinzt dem ambtman des aigen, so ist er niemants nichts pflichtig.

Item, ob ainer ain failn wein hiet auf dem aigen und ob ain feldschärig hinz dem wein käm, der soll steheund trinken ain pfennwert wein; er möcht aber so wol zogen sein, man ließ in umb swert und hantschuech kömen und umb ain guete joppen darzue.

Sie melden: ob ain ain viech schaden thet, will er es pfenten, so soll er es treiben hinz dem ambtman oder wo er es in dem dorf in ain hauß bringen mag. geit er es auß für sich selbst ân des ambtman wißen, so hiet er sich gerichts unterwunten.

Item, sie melden daß sich ein würth mög selbs pfenten umb sein hoffzins. umb gelichens gelt soll er dem ambtman anruefen; thuet er deß nit, so hat er sich gerichts unterwunden.

Item, sie melden: es soll auch keiner ungenemb ding, alß aschen katzen allerlei daß unlustig ist, auf die gaßen schütten. und vor wem man daß findt, der ist ze wandl pfennig; man möcht ihm daß alß oft untersagen, er wer der herrschaft 2 und 6 ß pfennig.

Es soll auch keiner huener haben mit seins nachbaurn schaden. wan ihn daß der nachbaur untersagt, so soll er daß wenden; thuet er aber des nit, würft er ihm drei oder zu todt, so soll er ihm daß zu wißen thuen, daß sie nit verdurben. trueg er sie ab den weg und eß, so ist er zu wandl von ieder henn 12 pfennig und soll die hiener bezahlen.

Item, auch melden sie: ob indert ainer da wer der etwaß wißet zu melden und verschwig daß durch schaden willen der nachbaurn, umb we er sie bringen wolt da soll er selbst umb sein verfahlen.

Item, sie melden auch daß die herrschaft des closter von Zwethl den wiltban auf dem aigen zu verlaßen hab waß in dem burgfridt ist.

Also hat die dritt sprach ain ent.

Standort
Zwettl | BH: Zwettl | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stiftsarchiv Zwettl | InvNr.: Papierhs. (Anfang des 17. Jhs) |
Herkunft / Fundort
Neustift an der Donau | BH: Krems | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1416 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 891-896, Nr. 130 (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Dorf | Taiding - Kloster

<< zurück