Mühlbach am Manhartsberg, Bannbüchel (1586)

Banbüchel iber Mülbach lautent.

Vermerkt die freihaiten, so weilent der hochgeborn fiürst N. herzog zu Össterreich hochlöblicher gedechtnuß dem edlen herrn herrn N. Hoffkhürchern von Kholmüntz auch salligen iber sein vesten Mülbach geben und bestättigt, lautent alß hernocher geschriben stehet.

Erstlichen sollen sich ernents Hoffkhürchers freihaiten gruntobrigkait purgfriet und gebüet gehn Mülbach gehörig oder wer die vesten innen hat anfahen vom schloß dem alten stainhaufen, von demselben biß auf die lantstrassen den Pleckhetten weeg, von der lantstrassen biß gehn Oberndorff, von dem Oberndorff biß auf den Schneutzenpüehel, von dem Schneutzenpüehl biß auf die widen, von der widen biß auf Dienndorffer kürchsteig, von demselben biß mitten auf den see, von der mitten des sees biß in den Thürnbach und von dem Thürnbach biß auf Leuser lantstraß, von der Ieuser lantstrassen biß auf die Schenckhgrueben, von der Schenckhgrueben biß auf die kalchgrueb, von dannen biß auf den Junckhprunnen, von dem Junckhprunnen biß auf den Sarrbach, vom Sarrbach gegen dem Grillenberg auf das staine prückel, von dem stainen prückel biß mitten in das gemerk, von der mitten des gemerks wider biß in den Pleckhetten weg, von dem Pleckhetten weg biß gehn Oberndorff, von dem Oberndorff wider biß gehn Mülbach zu dem alten stainhaufen.

Fürs ander ordnen wir daß alle und ieede underthonen zu Mülbach mit hauß gesessen frei sein mit kaufen und verkaufen, das niemant darumb schuldig ist weder zoll noch maut.

Auch soll inen der kürchtag frei und si mit friet und unangesprochen sein alß von alter herkomen. ob aber ainer daß brach, der ist zu straffen und hat gefreffelt und wandl schuldig zwenunddreissig gulden.

In dem panthaidung haben si drei sprach oder bedechtnuß. in der ersten und in der andern bedechtnuß soll sein die ganz gemain, in der dritten der richter mit der gemain, mit den wier in dem nochthaidung haben zwo bedechtnuß oder sprach. darumben haben si drei bedechtnuß, daß man in ir gerechtigkait in der bedachtnuß lässt ob etwer vor recht widersprechen wurt iere gerechtigkait und alß von alter herkomen noch löblicher gewonnhait, daß si das mit fürsichtigkait und mit gesambter ainigung vorbedacht. das pannthaidung soll angesagt werden von dem edlen herrn herrn N. Hoffkhürchern von Kholmüntz oder seinem anwalt dem richter zu rechter zeit, der soll ainem ieeden nochbarn ansagen drei tag vor, und kainer soll aussenbleiben ohne erlaubnuß des richters, oder er fräffelt umb zween pfening und sechs schilling.

Auch soll absonderlich in das lantgericht gehörn und gebüern dreierlai schult, morderei dieberei und prant. item setzt man darzue verratterei.

Es soll ain ieeder richter des dorfs gesetzt werden mit wissen und willen aines herrn und ainer ganzen gemain. zu dem sollen gesetzt werden auß der gmain vier geschwornen. und wann der richter si erfordert und die gemain im jar von herrngeschäften oder gemain nutz, so sollen si gehorsamb sein, und ain ieeder nochbar soll komen; und welcher das verschmacht oder widersprach, der ist wandl schuldig von dem richter zwenundsibenzig pfening ain fräffel, von den vierern ain fürpott zweenundsibenzig pfening und von ieedem nochbarn zwölf pfening, und gegen dem edlen herrn herrii N. Hoffkhürchern in sein pesserung schicken mit sambt dem wandl, darumb: wer sich des richters setzt, der setzt sich des herrn und der ganzen gemain die den richter gesetzt hat.

Wann etwer in feintschaft herein kamb, es weren geraisig oder fueßknecht, ain geraisig umb zehen pfunt ins velt und zehen wider herauß, und ain fueßknecht umb fünf ins velt und funf wider herauß.

Ain ieder haußgenoß soll freiung haben in seinem hauß soweit sein hoffmarch gehet; alß balt er hienein kombt, so soll er vor seinem feint sicher sein.

Ob in ainer ausfordert oder würf oder schlüeg in hinzu, der wer wandl schuldig und het gefräffelt zwaiunddreissig pfunt pfening.

Ob ainer wer der ainem an soinem hauß ließnet und der wierdt es innen, so möcht er in aussen erschlagen und denet in mitten auf die gassen und legt im ain pfening auf die wunden, so hat er in gepüesst und ist dem gericht nichts darumben schuldig.

Item, ob ainer ain markstain außgrüeb, der ist schuldig das man in mit dem haubt soll in die ert setzen und soll in verschiden unz an die güertl, oder man soll von ime nemen ohne alle gnadt zweenunddreißig gulden.

Ob sich zween mit ainander kriegen oder mit ainander raufen, so sein si wandl schuldig von zwaien händen zehen pfunt ins haar und zehen wider herauß.

Ob si plosse wehr zuckten, so sein si wandl schuldig zweenundsibenzig pfening.

Ob ainer ain schlueg mit ainem spieß oder ainem tremel oder mit ainer grabschaufel, der ist wandl schuldig zween pfening und sechs schilling.

Ob ainer auf den andern mit ainem gespannten armbrust in feintschaft gieng, der ist wandl schuldig ain gulden, scheust er aber umb fünf pfunt.

Ob ain malefitzperson in dem Mülbacherischen purgfriet begriffen wurt, so soll man si nemen und soll si antworten mit der thatt zum valthor zu dem stain.

Ob ain fraw mit der andern verbottene wort redet, so ist si schuldig den pockstain zue tragen.

Ob ain fraw iberfahren wüerdt das si unrain ding in die raine prün wüsch oder trüeg oder schitt in den weeg, so seint si wandl schuldig zwölf pfening alß oft si begriffen wierdt.

Ob ainer bei tag außzeucht ain todts viech in den weeg, der ist schuldig zweenundsibenzig pfening alß oft man iber in erfragt.

Ob ain dieb in das dorf kämb und wurt begritfen mit dem daß er gestollen hat, es wer mann odor weib, so er das auß dem hauß bracht, so ist es dem gericht schuldig und verfallen, und soll den dieb mit schlegen auß dem dorf schlagen. ist es aber im hauß bei dem dieb begriffen worden, das mag der wierth widerumb nemen und ist dem gericht nichts darumben schuldig.

Wann man die weingarten verbeut, wöllen sich nicht daran keren und darinnen grasen, die sein wandl schuldig zwölf pfening alß oft si begriffen und erfrogt werden.

Wann man verbeut man soll hunt anhenken und das man sich nicht will daran kern, der ist wandl schuldig alß oft man in begreift zwölf pfening.

Ob ainer begriffen wurt auf unrechtem weg, der ist wandl schuldig zwölf pfening alß oft man in begreift.

Ob zween nochbarn hetten friet mit ainander, es were vor garten oder zwischen den heusern, das ainer wider den andern claget, und friedet er in nicht auß in vierzehen tagen, so ist er wandl schuldig zweenundsibenzig pfening alß oft das geschiecht.

Ob ainer ain fruchtbarn baum abhacket oder außgräbt, der wer wandl schuldig zween pfening und sechs schilling, von ainem stoßfelber eben so vil.

Es sollen auch alle jar vierzehen tag nach dem pannthaidigung die öffen und rauchfang besichtiget werden. und so man aim ainen offen absagt und er sich nicht will daran keren, so ist man ime schuldig niderzuschlagen mit ainem schlegl und ist wandl schuldig von ainer ieden hertstat zween pfening sechs schilling.

Item, ain ieeder haußgenoß soll verbunden sein zue gehen an s. Geörgen tag zu dem panthaidung. ob es aber an st. Geörgen tag nicht gehalten wierdt, so ist man schuldig den dritten tag darvor zu verruefen. und welcher nicht zu dem panthaidung kombt, der ist wandl schuldig zweenundsibenzig pfening.

Ob ainer ain wurf mit ainem stain oder hacken, in feintschaft thätt, der ist wandl schuldig ain pfunt pfening.

Wir ordnen und wöllen auch das hie ain ainiges schenkhauß sein soll, darauf ain herr oder wierth wein schenken soll. do aber in dreien tagen ain abgang sein wurt, hat macht ain ieeder zu schenken. und wann die nachbarn bei dem wein sitzen, so soll ain wierth denselben gerechte maß geben; thuet aber er das nicht, so ist er wandl schuldig daß man ime soll den zapfen abschneiden und der wein dem richter verfallen sein der noch im vaß bleibt, und ist wandl schuldig zweenundsibenzig pfening alß oft man das iber ine erfragt. da aber frembde komen, mag er sein pfening suechen.

Auch sollen si haimen mit dem emer gehn Khamern und mit dem metzen gehn Eggenburg, und alle jar die maß abzimenten.

Ob ainer verbottene wort außgibt wann man bei dem richter sitzt, der ist wandl schuldig zweenundsibenzig pfening alß oft es geschicht.

Item soll ain ieeder freiung haben vor dem richter; und ob ainer das brach, der hat gefreffelt und wer wandl schuldig zwenundsibenzig pfening so oft er das thuet, und soll deri unrechten straffen in dem stock.

So ainer ainem andern sein pflueg raubet und stilt im die eisen darvon und die rädl, der ist umb zwaiunddreissig pfunt pfening zu wandlen, oder man soll in an ain sail binden mit den füessen und soll in an den pflueg binden und soll in schlaifen so weit das velt ist, auf daß ers nimmer thuet.

Ob ain prister oder geweichter student oder schuler in das leutgebhauß käm und wurt von weins wegen unweiß und wolt nur fechten und schlagen, so sol man in mit gewalt nemen und seinem obristen schicken, so ist er mit gemach.

Es soll ain pfarherr der in dem dorf sitzt auch alle gerechtigkait haben alß ain ieeder nochbar hat, auch hinwiderumb mit den nochbarn ain mitleiden haben zu allen nottürften was der gemain nutz sei.

Es sollen die andern nochbarn die anderer herrn holden sein, es sei munch priester oder andere herrn, ain mitleiden haben, es sei mit haltung oder wie es sich zuetrüeg oder begäb. welcher aber das nicht thuet, dem soll man ainen stecken für die thür schlagen, so ist ime verbotten wait und wasser. ob sich ainer nicht daran keren wölt und gieng herauß, der ist verfallen zwaiunddreissig pfunt pfening ohne alle gnadt.

Es soll auch ain pfarrherr ain gemain oder dorfstir halten und auch ainen bern. und do der ainß verlohren wierdt, so ist ain gemain schuldig dasselb zu bezallen.

Welcher in dem dorf sitzt und dem richter widersassig ist und wolt umb ine nicht geben, derselbig ist verfallen ain fraffel und soll in in des herrn pesserung schicken, der soll in gehorsamb machen in dem thurn.

Welcher der ist der dem dorfrichter nicht beistant wolt thuen domit man dieselbig leut angriff der ist dem herrn verfallen zwaiunddreissig pfunt pfening ohne alle gnadt.

Ob ainer dem andern sein weinstock außreut oder fruchtbare paumb, der ist wandl schuldig von ainem ieeden stock oder paum zween pfening sechs schilling.

Es soll auch ain ieeder leutgeeb so im dorf sitzt gar eben merken was in seinem leutgeebhauß geschicht, es sei mit schlagen oder mit raufen oder mit werfen, daß er das an richter bring. thuet er das aber nicht, so ist er der wandl aller selber verfallen.

Item, es ist auch verbotten die hacken zue tragen auf die scheibstadt oder zum wein. tregt ers aber zu dem wein, so soll ers dem wierth zu behalten geben. thuet ers nicht, so ist er wandl schuldig nach gerechtigkait.

Ob ain flaischacker in dem dorf wer und schlüeg ochsen küe oder kelper, so er nun geschlagen hat und die haut abgezogen und das flaisch aufarbaiten will, so soll er die vierer zu ime nemen, so er si nicht gehaben mag ainen andern nochbarn, der das flaisch bschau ob es rain sei und kain mängl hab.

Ob ainer dem andern zu schaden grasst, es sei im garten ägkern trait, so soll man in pfenden und das pfant zum richter tragen und behalten unz mans lösst umb zwölf pfening.

So man in dem herbst waiche weinber findet und der hütter ain ergreift der mehr dann ainß hat, soll in nemen und zu dem richter führn, der richter soll ine straffen.

Ob ainer dem andern in sein hauß bräch, es were unten oder oben, der ist wandl schuldig von ainem ieeden nochbarn zween pfening sechs schilling und stehet in des herrn pesserung.

Es sollen auch nicht mehr alß drei pachöffen sein, in dem pfarhoff ainer, in der müll ainer und mitten in dem dorf ainer.

Schließlichen: do ainer ain erschlüeg und der thatter in das schloß oder den alten stainhaufen entwich, mag derselb drei tag darinnen sicher sein, und am dritten tag mag er drei schritt herauß für den stainhaufen thuen, und do er nicht begriffen wierdt mag er wider drei schritt zuruckthuen in den stainhaufen, und am dritten tag mag er wider drei schritt herauß thuen; wierdt er nicht ergriffen und thuet wider drei schritt zuruck hienein, ist er wider in den dritten tag gefreit, und kann durch solche mittel ime das leben früsten und in ewig freien, das niemand hienein zu greifen hat.

Wier hernochbenannte: ich Hannsß Hagenreiner der zeit confiermierter pfarherr zu Mülbach bekenne hiemit bei meinen priesterlichen ehrn und würden auch der gelieb domit ich der christlichen kürchen zue- gethon und verwant bin: und wir Michael Hinckher zu Hohenwardt meines alters bei sibenzig jarn, Simeon Winckhler, Sewastian Vogl, Woltfgang Purger zu Mülbach wonnhaftige, ain ieder seines alters bei sechzig jarn; Georg Lanng, Augustin Winckhler, Michael Babel, Hannß und Thoman Weber gebrüeder und ich Rueprecht Oster, alle zu gedochtem Mülbach mit hauß gesessen, unserer jarn zum thail bei vierzigen und zum thail bei dreissig; bekennen sament- und unverschaidenlich bei unsern waren trawen und glauben an aides stat daß uns von dem wolgebornen herrn herrn Wölffen von Hoffkhürchen freiherrn zu Colmüntz, auf Dressidl etc. unserm genedigen und gebietunden herrn vor aussag ditz zum öftermollen gar iberflüssig genueg vorgehalten worden, daß alle und ieede hieoben geschriben freihaiten in dem alten panpüechel so weilent der hochgeborn fürst und herr herr N. herzog zu Österreich hochlöblicher gedechtnuß dem edlen herrn herrn N. Hoffkhürchern von Colmüntz salligen, deren baider namen wir nicht aigentlich wissen, iber die vesten Mülbach geben und bestat hat und hernacher durch Merth Wenuschen ir g. pflegern verlohrn worden, in allen seinen püncteln und clauseln gestanden sein und wir iederzeit von alters hero so verlesen hörn und also gehalten ist worden. das gereden wir bei warem unserm trauen und glauben aideß weiß, alß wir das gegen gott in dem jungsten tag vor seinem richterstull unß unerschrocken zu verantworten getrauen und auf fürfallende noth der warhait zu steur aussagen und verjehen wöllen vor hohen und nidern stants personen, alß oft solches an unß begert und die notturft erfordern wierdt.

Zu urkunt und vester becreftigung diß gib obgedochter ich Hannsß Hagenreiner pharrherr zu Mülbach dissen schein mit hantschrift und pedtschaft verfertigt. und wir ofternente alß bestater und aussager der obbestimbten puncten und fraihaiten bekennen und verjehen unter unsern gewöndlichen pedtschaften solches alles war zu sein. und zu mehrerer becreftigung und auctorisierung der sachen haben die erwierdigen achtbarn und fürnem herrn Nicolauß Wenigl pharrherr zu Meissau und Hainrich Schadt pfleger derselben herrschaft, alß die disser aussag mit- und beigewonnt, iere pedtschaft und hantschrift hierunder gestelt, doch ine ohne schaden. actum Mülbach den vierundzwainzigisten tag juli, gezelt funfzehenhundert und in dem sechsundachtzigisten jare.

Johannes Hagnrainer m. p.                 Hainrich Schad m. p.
Nicolaus Weningell pro tempore pastor in Meissau m. p.

Standort
Mühlbach am Manhartsberg | BH: Hollabrunn | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Schlossarchiv Mühlbach | InvNr.: Papierhs. (1586) |
Herkunft / Fundort
Mühlbach am Manhartsberg | BH: Hollabrunn | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1586 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 695-702, Nr. 104 (Edition).

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