Maissau, Banntaiding (Ende des 16. Jhs.)

Panthäting auf Meissaw

1. Richter, seit ir gesessen als zu ainem panthäting gehört und von alter herkommen ist nach laut der freihait des gottshaus? so sprecht den nachbarn zue ob es panthätingszeit sei und ob ain ieglicher sein nachbarn bei im hab und ob es ir redt und recht sei, die gerechtigkait des panthätings zu hören.

2. Richter, verbiet daß in der meldung unser herrn rechten und der besamung niemant geirrt werde. wer das thät, der ist des wandls phlichtig 72 pfennig.

Die erst sprach.

3. Die unterthanen des gottshaus melden erstlich daß ir genediger herr probst zu Closterneuburg oder sein anwält, wen er verorndt, ain mall im jhar das panthäting, nemblichen zu sanct Georgen tag oder wenn es der herrschaft gelegen, und niemant ander besitzen mag. darzue soll ain ieglicher gesessner holt und underthan des gottshaus in dem ambt Meissaw kommen und da des gottshaus gerechtigkait hören. welcher aber ohn ehehaft noth und ohne des richters willen nit kumbt, der ist zu wandl 24 pfennig, wirdt er aber beclagt so ist er zu wandl 72 pfennig. er soll auch dennoch sein scheinpoten und sein gerechtigkait schicken. es soll auch das panthäting alweg drei tag vor gerueft werden.

4. Si sagen: was si melden, das thuen si bei irem ait.

5. Si melden bei irem ait wie hievor gesagt ist, daß alle handlung so auf des gottshaus gründen beschehen der herr probst oder sein anwalt zu richten haben, ausgenommen was den todt betrifft.

6. Si melden: ob ainer freiung vom stattrichter emphieng und kumbt auf des probst grunt, so soll er alle freihait haben als wär er in dem geschloß oder in der statt.

7. Si melden: ob ain streichenter dieb auf des herrn probsts grunt kämb, so soll in der richter annemben. ob im aber der richter zu schwach wär, so soll der richter die gmain anruefen und in zu gerichts handen bringen, und soll in halten biß an den dritten tag, und solls dem stattrichter und dem lantgericht verkünden, und soll den ubelthäter dem stattrichter heraus auf die gaßen antworten wie er mit gürtl umbfangen ist, der weiß in weiter zu antworten wo er hinghört, und soll dem lantrichter sein gerechtigkait 72 pfennig geben.

8. Auch hat der herr probst das recht: ob ain lantrichter auf seiner holden ainen von inzicht oder ander sachen wegen icht zu sprechen oder zu klagen het, so soll er in vor dem probsten oder seinen anwälden darum beklagen und außerhalb beklagung nichts tätlichs gegen in fürnemben, wie von alter herkommen.

9. Wer da wartunder erb will sein, der soll sein recht inner jarsfrist suechen.

10. Wer umb erbare sach in ain haus gejagt wiert, hilft im der wirth oder etwo anderer daraus, der ist niemant darumb pflichtig. kumbt aber ain ubelthäter ainem aus seinem haus ohn sein wißen, der ist auch niemant darumb phlichtig.

11. Ob ainer dem andern lost an seinem haus oder an seinen fenstern, des er uberweist wiert, der ist darumb zu wandl 72 pfennig.

12. Auch ob sich ain feur bei ainem erhueb, alsbalt es dann derselbig ersiecht bei dem es sich erhebt, der soll aus seinem haus laufen und auch ruefen so laut er mag, also daß man zu rettung kumb. und wann er das also gethan hat, so mag er wider in sein haus laufen und helfen zu retten, sein guet ausbringen so best er mag. und hat auch vor meniglich freiung bis an den dritten tag; und wer im darüber in drei tagen ichtes thät, der ist darumb dem herrn probsten verfallen leibs und guets auf genadt. wär auch daß sich ain feur bei ainem erhueb und das nit beschreien noch öffen wolt, oder daß ainem wurden pränt angehangen und dasselbig anch nit an den ambtman noch an die nachbarn bringen wolt, der ist auch dem herrn probst darumben verfallen leibs und guets auf genadt.

13. Si sagen zu recht daß si haben mit der herrschaft holzleuten alle gerechtigkait der freiung, wait und wasser, zu velt und zu dorf.

14. Si melden daß niemant leut auf des gottshaus grünt laden soll zu schaden ainem nachbarn oder andern leuten, er sei ledig oder gesessen. als oft ainer ainen dahin ladt so ist er verfallen zu wandl 72 pfennig, und ob man si begriff so ist ir ieder umb 72 pfennig, und alle wehr so man bei inen findt oder begreift sein si verfallen, und man soll si auch darzue halten daß si hinfür niemands dester feint wellen sein. und ob si schaden getan heten, den soll der püeßen der si dahin bracht hat.

15. Si sagen auch: ob ainer dem andern freventlich in sein haus lief, der ist zu wandl 72 pfennig. thuet er im aber oder den seinen ain schaden, wie der genannt wär, soll der richter mitsambt den geschwornen den beschauen und in darzue halten daß er dem seinen schaden abtrag, dem herrn probst sein wandl vorbehalten.

Die ander sprach.

16. Es meldet die erbar besamung: ob ain nachbar dem andern sein weib oder kint in das lantgericht unbillich verklagt, der ist der herrschaft des gottshaus nach gelegenhait der zicht in die straf gefallen.

17. Si melden auch: ob ainer den andern mit der faust schlecht so. ist er zu wandl ain gulden, schlecht er in aber mit gewerter hant so ist er zu wandl fünf gulden. zukt ainer ain messer in ainem haus, so ist er zu wandl 72 pfennig. schlecht er im ain lembwunden so ist er zu wandl fünf gulden, umb ain schambwunden unter den augen drei gulden 4 schilling pfennig, umb ain fließente wunden zwen gulden. schlecht er im hent oder füeß ab oder ain finger, so ist er von iedem stumpf fünf gulden.

18. Si melden auch bei irem ait: ob ainer dem andern verbotten wort gibt, der ist zu wandl fünf gulden.

19. Si melden: ob ainer ainem im leutgebhaus ans maul schlueg oder zug in bei dem har, der ist zu wandl ain gulden. wüerft er aber mit ainer kandl oder mit ainem runden assich, so ist er zu wandl 72 pfennig und den schaden zu püessen.

20. Si sagen: wann der richter ainen oder mer fordert und er ungehorsamb erschin und kämb nit ohn ehehaft noth, der ist zu wandl 72 pfennig.

21. Es soll auch kainer mit gewehrter hant für den richter gehen, als mit spießen mit hagken etc., sonder vor zu behalten geben.

22. Si melden: ob si mangl heten, so mögen si sich bedenken nach ieder sprach; was si dann mangl haben mügen si dann wol mündlich anzaigen.

23. Si melden auch das niemants hie auf des gottshaus gründen und güetern aine vogtei hab außerhalb der herrschaft von Closterneuburg, allain der lantsfürst der des gottshaus obrister herr und vogt ist.

24. Si sagen das ain ieder holt der herrschaft sein gruntdienst an dem rechten dienstag bei scheinunder sunnen geben soll. wer aber das nit thuet, der ist zu wandl 72 pfennig und soll dennoch den dienst geben. und als oft er von dem richter darumb angesuecht wirdt ist er im schuldig 12 pfennig.

25. Si melden auch daß ainer dem andern in sein haus bei tag noch nacht nicht schießen noch werfen soll. ob ainer solches thät, so ist er nach ainem ieden schuß, hagken- oder stain- oder andern wuerf, was in beträchtlicher gefähr beschiecht, aines ieden schuß oder wuerf der herrschaft Closterneuburg zu wandl verfallen fünf gulden. was aber vor dem haus auf des gottshaus gründen beschicht, ist zu wandl 6 schilling 2 pfennig.

26. Si sagen: so ainer des gottshaus unterthan oder ain anderer so auf des gottshaus gründen außer bluetsgerichtverbrechung in das geschloß flüchtig wurt, so mag des gottshaus ambtman mit beschaidenhait demselben bis für des herrn tisch ohne einredt nachkommen und zu handen seiner ambtsverwaltung erfordern.

27. Weiter melden si: ob man auf des gottshaus gründen alhie zu Meissaw ainen todten leichnamb funde, das soll der ambtman und sein zuegehörent an das lantgericht bringen, den fürfang 72 pfennig geben, daß es zu rechter zeit kämb. wo es solches nit thäte, so ist die gemain und das gottshaus nichts weiters zu thuen pflichtig.

28. Ob ainer muethwillen auf des gottshaus gründen alhie treiben wolt, soll ain ieder angesessner des gottshaus ambtman hilflich und beiständig sein bei herrn straf.

Die dritt sprach.

29. Des gottshaus Closterneuburg unterthanen melden bei irem ait daß von alter herkommen [daß] die nachbestimbten aigen und güeter sambt iren zuegehörungen alher in das ambt Meissaw mit diensten, robaten und steuer ie und alwegen gebraucht worden, welche mit iren namen hernach bestimbt werden.

30. Mer melden si daß gemelts gottshaus an dem Alten perg und Lintaprunn hat drei joch, drei dritl und neunundzwanzig viertl weingarten, davon gemeltem gottshaus inhalt der urbar der dienst zu raichen gebüert.

31. Deßgleichen sagen si bei irem ait daß gemeltem gottshaus der dienst von hernach bestimbten gründen zuegehört.

Von weingarten: im Heglgraben in der Leuthen, bei der viechtrift auf der Leuthen, bei Wilhalmstorffer graben gegen Meissaw wertz, in dem Sandtgraben, von den gründen unter dem holz, unter dem Hochrain, in dem Reifen, neben dem Sulzer und bei der Huetstill, auf den Egkhendorffern, auf den Letten, in den Pregärten, uber die wiß unten hinauf bei dem weg.

Von ägkern: zu Gumpping am Gaißberg oder Gleisperg genant, von den ägkern zu Wilhalbmstorf am Schauerprunn, auf dem velt von vier jochen genant die Ambtägker.

32. Si melden wie vor daß [das] gemeldt würdig gottshaus, brobst und convent, derselben underthan zu Meissaw haben ain sonder holz und wait genant die Münchleuthen oder Closterpüchel, hebt sich an bei dem weingarten und hölzlein das etwan die schön Anderlin gehabt zu negst an der herrschaft Meissaw holz das bei dem haus ligt, und geht durchaus allenthalben an derselben herrschaft grunt oben in den Sahergraben und unten in den Wilhalmbstorfferbach.

33. Gemeldts gottshaus hat mer besunder wait und viechtrift, die geht bis an den Alten berg.

34. Si melden weiter bei irem ait daß die nachstbestimbten aigen, grünt und güeter sambt iren zuegehörungen, von alter her wie vor gemeldt dem gottshaus Closterneuburg zuegehörig, ie und alweg des gottshaus ambtman zu Meissaw mit einbringen der dienst, steur und andern einkommen bevolhen gewest, der auch all seines ambts handlung treulichen zu verraiten schuldig.

Erstlich hat das gottshaus Closterneuburg zu Paristorf ain lehen und sechs dritl weingarten, zu Nider-Raflspach ain hof, ain müll neben dem hof und zwo hofstet; und wer den hof sambt der müll und gemelten zwaien hofsteten besitzet, ist von der müll und gemelten zwaien hofsteten als oft ain lantsteur angeschlagen wiert ainem ieden des gottshaus richter oder ambtman zu Meissaw zu rechter zeit steur die darauf angeschlagen wierdt zu raichen schuldig.

Item, zu Reinprechtspöla hat das gottshaus siben ganze lehen, ain halbs und sechs hofstet zusambt den purkrechtgründen ägkern weingarten holz und wismat auf der Untrew, auf dem Pauernfeindt, Fueterveldt, Sandtgraben, am Seegraben und Pöla-wißmadt.

Gemeldts gottshaus hat zu Pfaffsteten vier halbe lehen und zu Agkhendorf unter dem Manhartzberg anderthalb lehen und etlich purkrechtgrünt, alles nach inhalt der urbarpüecher.

Das gottshaus hat zu Oedenprun ain hof, zwai halbe lehen, ain hofstat auch etlich purkrechtweingarten, und zu Eisenhartzdorf fünf lehen.

Item, zu Dieterichstogkh Venedig genant sechs hofstet und etlich purkrechtgrünt, ägker im nidern velt, auch veltlehen im obern velt, im Außern grunt und zwaiundzwanzig viertl ain achtl weingarten im Außern grunt.

Item, zu Riettenthal zwai halbe lehen, ain hofstat und purkrecht auf der Schonn, zu Ottentall ain ganz lehen, zu Radaprunn bei Riettenthal ain ganzen hof und zu Amasthal ain lehen.

All hievor gemeldt grünt und güeter sein gemeltem gottshaus Closterneuburg mit aller obrigkait und gerechtigkait zinß und dienstbarkait unterworfen, auch gehorsamb schuldig und gewertig zu sein nach vermügen des gottshaus privilegien freihaiten urbarn brauch und altem herkommen.

Herkunft / Fundort
Maissau | BH: Hollabrunn | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1590 - 1600
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 554-558, Nr. 85 (Edition).

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