Lichtenfels, Banntaiding der Herrschaft (1495)

Pantaidüngbuchl uber die herrschaft Lichtenfelß. 1578.

Vermerkt die gerechtigkait auf den gründen und guetern der herrschaft zue Lichtenfelß ietzt meinem gnedigem herren herren Sebastian herr von Hohenfeldt zuegehörig und in den pantaiding zu vermelden seint.

Herr richter, seit ir gesessen zu dem rechten? - Antwort: ja.

Herr richter, so fragt die erbaren leut ob sie mein bedurfen zum wortredner, meinen gnedigen herren sein herligkait und ir freihait nach alter gewonhait zu vermelden? - Antwort: ja.

Herr richter, so gebt mir daß gezeugnus daß ich mich nach ordenung mag andingen an daß ernant pantaiding. - Antwort: zeugnus sei geben den die es gehört haben.

Herr richter, ir mugt mich fragen ob es woll am tag sei, weil und zeit zu besitzen daß pantaiding? - Antwort: ich frag euch drumb. - Herr richter, ich sprich daß es woll an der zeit sei meinem gnedigen herren sein freihait zu vermelden und daß pantaiding zu besitzen. und setz daß mit frag in daß erbar geding.

Herr richter, mer solt ir mich fragen wer schuldig sei daß pantaiding zue besuchen? - Antwort: frag euch darumb. - Herr richter, alle haußgesessene vogtbare leut auch inleut und vogtleut; und wer nit da ist, ôn erlaubnus deß richters außbleibt, der ist alß oft zu wandel 72 pfennig. und setz daß mit frag in den herren.

Herr richter, es soll auch niemant auß dem taiding gehen so lang bieß das der richter aufstehet von dem gericht. wer darwieder thuet, hat verwandelt 72 pfennig.

Herr richter, es soll auch ainer auf den anderen sehen ob ieder seinen nachpauren oder inman hab. welcher ainer den anderen verschwieg, der ist zu wandel 72 pfennig.

Herr richter, wann ain geschworner ôn erlaubnus auß dem schrang redt, ist zu wandel umb 6 schilling 2 pfennig. redt aber ain gemainer man in die schrang hienein, der hat verwandelt 72 pfennig.

Herr richter, rittermässige gueter sollen in jar und tag besucht und auch empfangen werden; wer daß nicht thuet, so soll man die gueter der herrschaft mit recht einziehen. behaust gemaine und vogtbare gueter sollen die lehenschaft besuchen in 14 tagen; wer es nit thuet, so mag die herrschaft solche gueter mit recht einziehen.

Wellicher die dienst zu rechter dienstzeit bei scheinender sonnen nicht raicht hat verwandelt 72 pfennig, und alß oft er darueber verzeucht vierzehen tag so zwiefacht sich daß wandel; dient er aber in jarsfrist nicht, so ist daß guet der herrschaft verfallen.

Herr richter, ob ainer aus der herrschaft fluchtig wirdt und under welchem herren er fahret, den sol man zu redt halten; und so er in nicht antworten will, so soll man nach ainem solchen stellen, zwischen der kirchthuer und deß hauses nach im greifen und in die herrschaft bringen und straffen.

Ob ainer dienstbare gueter versetzt oder verkauft ône willen und wissen der obrigkait oder der herrschaft, dieselbigen gueter sollen der herrschaft mit recht eingezogen werden und demnach ainen solchen straffen.

Wer heußlich under ainem herren sitzt und voigt sich ône willen und wissen an ainen anderen herren, nach ainem solchen sol man greifen und pesseren an leib und guet.

Ob sich ainer aines richter oder des herren anwalt setzt oder freventlich wieder sie thuet, denselbigen soll man pesseren, wo er es an dem guet nit vermag an dem leib straffen.

Wer ainen anwalt schlegt, der soll ime den schaden abtragen. geschicht es in ainer freiung, hatt verwandelt 32 tal. pfennig.

Wer mark verkert, wellicherlai markt daß sei, und alß oft er daß uberweist wirdt so soll er den schaden zalhen und hat verwandelt 5 tal. pfennig.

Ob ainer dem anderen uberfeng teht, es wäre mit pfluegen mit zeien oder in andere weeg, wie daß wer, so soll es beschaut werden; alß oft daß beschehen ist hat er verwandelt 32 tal. pfennig und den schaden abzutragen.

Wer unrecht weeg macht oder ainem anderen zaun oder baum niederschlug, welcherlei baum daß wer, hat verwandelt 5 tal. pfennig und den schaden abzutragen.

Ob ainer halt ainem anderen zu schaden und im lant nit seßhaft ist, der ist zu straffen an leib und guet und den schaden abzutragen.

So ainer oder aine durch daß lant gingen und nicht feintschaft haben, so soll in der wirt nur an den dritten tag behalten, er wisse[in]dann verner zu verantworten.

Wellicher ainer dem anderen in dem lassung und herbst soll zuefrieden: wann der erst den sack auf dem nack tregt oder sein hagken under der gurtl, der soll daß felt nach im zufrieden; wer es nit thuet, hatt verwandelt 72 pfennig und den schaden abzutragen.

Ob ainer stain auf seinem acker klaubt und seinem nachbaren zu schaden wirft, hatt verwandelt 72 pfennig und den schaden abzutragen.

Wellicher ainem anderen zu schaden helt, sein wait oder trait abetzt mit vich, den soll man straffen an leib und guet alß ainen dieb und soll den schaden bezalhen.

So ainer ain fridt zubricht der von treuen wegen gemacht wirdt, giebt ainer den friet mit der zungen so soll man ime die zungen abschneiden, giebt er den friet mit der hant so soll man ime die hant abschlagen, und den schaden abzutragen.

Helt ainer dem anderen ain weeg frevenlich vor oder vermacht den, daß soll man beschauen und den weeg aufrichtig machen, auch wer unrecht erfunden ist an leib und guet straffen und schuldig den schaden abzutragen.

So ain weib oder man von dienstbotten oder kindern kauft unrecht guet, den soll man straffen nach statten an leib und guet.

Der erst so in den schnitt in daß felt fehret, der soll 13 tag nach ihme zuefrieden, damit der zehent noch anders nit schaden nem. thuet er es nicht, so ist er schuldig den schaden zu zalhen und soll gebessert werden.

Ob ainer beissent oder anfallende thier hett, es sei roß stier oder hunt, die soll er ône schaden halten oder er ist die verfallen. ist es aber verrueft, so ist er den schaden schuldig zue bezalhen und man soll in puessen nach gnaden nach dem der schaden groß ist.

So einer feltgueß oder wasserlauf seinem nachtpauren zue schaden kert, der ist schuldig den schaden abzutragen und hat verwandelet, wo er uberweist ist, der herrschaft 5 tal. pfennig und dem gericht 72 pfennig.

Wann ainem ain roß außkombt oder daß es ime außgespant wurt bei nacht oder tag und ging ledig an seines nachparen schaden und thet im solches nicht ze wissen, den soll man straffen alß ain dieb.

So zween zu ainander nicht geraint oder gefelt sein und ainer dem anderen auf sein grunt treibt, hatt verwandelt 72 pfennig und den schaden abzutragen.

Wer ain gelübt oder versprechen thuet und helt daß nit, der soll gebessert werden nach gnaden und statten.

Underwunt sich ainer der herrschaft wildpan und fischwait, den soll man mitsambt seinem zeug antworten und straffen an leib und guet, und darnach das guet beim rechten bleib.

Ob ainer ain falschen ait schwert, der mit dreien mannen den zue glauben ist uberweist wirdt, so soll man im die drei finger auß den hindern gliederen ziehen und die zungen auß dem nacken und daß alles nemben und an ain galgen binden oder zwicken.

So ainer dem anderen under sein dachtropfen freventlich nachlief, der soll ime sein schaden abtragen und gebessert werden nach statten und gnaden.

Lossent oder lauret ainer ainem an ainem fenster bei nachtlicher zeit, und er mag daß weissen daß er dreimall herauß geschrien hab und gefragt 'wer ist da?' und er hatt ime auf solches nichts geantwortet, mag in der wirt durchs fenster vom leben zum todt bringen, so leg er im drei pfening auf die wunden und pring in auß den dachtropfen hindan, so hatt er in gegen dem lantgericht gebuest.

Wirft ainer mit ainer hacken, mit stain oder mit kuegln, hatt alß oft verwandelt 5 tal. pfennig und den schaden abzutragen.

Schlecht ainer mit ainem stecken oder knittl daran kain eisen ist, hatt verwandelt 72 pfennig und den schaden abzutragen.

Schlecht ainer mit ainem spieß, mit ainem schwert, mit waß daß wer, daran eisen ist, hatt verwandelt 6 schilling 2 pfennig und den schaden zu widerlegen.

Zuckt ainer an dem kirchtag und thuet kainen schaden, der hatt verwandelt 12 pfennig in die schait und 12 pfennig auß der schait. ist es aber in der freihung, so hat er verwandelt 32 tal. pfennig.

Hatt ainer unrecht maß und wag, alß metzen elln kandl daß wag und maß haist, daß soll ain richter oder die vierer beschauen und die ungerechten gerecht machen, auch denselbigen straffen an leib und guet da es bei erfunden wirdt, damit ers furan nimmer thue, und solches zu gerichts handen nemben.

Ob ainer ain jungfraw oder frauen mit gewalt irer ehren beraubt, die soll es klagen dem paumb, der pluem bei dem weeg mit aufgerechten handen und soll es klagen dem almechtigen gott, unser lieben frawen mit allen heiligen und aller creatur. auch so sie zu gericht kumbt, so soll daß gericht ain solchen straffen, daß ers furan nimmer thue.

Wer ainem sein eheweib beschlafft und wirdt an warer taht begrieffen, so mag der deß daß weib ist selbst richten, so er sie an warer thatt findet. will er es aber zu gericht lassen stehen, so soll daß gericht nach im greifen und also richten daß man beede leib auf ainander bunt, den man auf daß weib, in ain grueb, und ain stecken mit ainem schlegel durch sie baide schlagen.

So etliche gingen und elkorn sungen, so man in dann nichts geben wolt, daß sie schaden tetten, fenster aufstiessen und andere ungeheuer oder unfueg trieben, die haben verwandelt 6 schilling 2 pfennig und dannoch zu buessen an irem leib und guet.

Wer mark vertilgt und ganz außreut und verpirgt, welcher daß uberfahren wirdt, den soll man an die stadt graben unden an die gurtel und mit ainem pflueg daß haupt abfueren, damit er daß mark mit dem stumpf außzaig.

Kumbt ain feuer bei ainem frumben man auß, der selbig soll außlaufen an die gassen und daß beschreien zu dreien mallen und darnach hienein laufen und herauß tragen waß er mag, und niemant soll im nichts thuen.

Wer ainer ganzen gemain diener schlecht ône alle klag und zuredtsatzung, hatt verwandelt von iedem haußgesessen, so vill ir in dem aigen sint, 12 pfennig und von deß richters hauß 24 pfennig, auch von seinem so vill alß von den anderen allen, dennoch den schaden abzutragen.

Verspert ainer dem anderen sein thuer bei nächtlicher zeit und daß ain prunst oder flucht außkumbt, daß derselbig nicht heraus mag, wo ain solcher uberweist wirdt daß der ander hat schaden genomben, so ist er schuldig den schaden abzuetragen und man soll in dennoch besseren an leib und guet und hatt verwandelt ône alle gnadt 5 tal. pfennig.

Wo ainer ain banzaun bricht oder ain stecken abhackt, der ist von ainem stecken, so vill ir in dem zaun seint, zu wandel 12 pfennig. ist es aber ain grosser stecken, so hatt er verwandelt 6 schilling 2 pfennig und den schaden zu bezalhen.

Wer sich deß gerichts underwündt und veracht alle klag, der hatt verwandelt 32 tal. pfennig.

Schlecht ainer ainen richter unbeklagt, der hatt verwandelt 32 tal. pfennig; denn er soll dem rath uber in klagen. schlecht aber ainer ainen rathherren, der hatt verwandelt 6 schilling 2 pfennig.

Wo man wäscht bei verbottenen prunnen und an verbottenen enden, hatt verwandelt 12 pfennig.

Herr richter, habt ir vor acht tagen daß taiding beruefen lassen? - Ja. - Welcher dann daß nit besucht und nicht willen hatt euer alß ains richter, ist er ain gemainer man so hatt er verwandelt 72 pfennig, ist er aber ain geschworner im rath der hatt verwandelt 6 schilling 2 pfennig.

Wann man ainem seinen potten freventlich schlecht, derselbig stehet in meines gnädigen herren straff.

Die freihait der herrschaft Lichtenfels meinem gnedigen herren von Hohenfeldt zuegehorig soll berueft werden 14 tag vor und 14 tag hernach.

Wo ainer der freiung notturftig ist, der mag die pestehen mit 2 pfennig, daß er ain messer oder pfant 2 pfennig werth in die freiung werf.

Schlecht oder hacket ainer dem herren in seinen welden oder holzern holz ab ône wissen deß forsters oder anwalt, der ist von ainem ieden stam 5 tal. pfennig oder die hant ab.

Welcher erfunden wirdt daß er unrecht weinmaß giebt, so mag man die kandel oder tiegel zum richter tragen und ist dem leutgeb nichts darumb schuldig.

Ob ainer ainen ratherren fraventlich schendt oder lestert, denselbigen sollen richter und die ratherren nemen und straffen, daß er es nimmer thue.

Sagt ainer auß ainem gehaimbten rath, den soll man darauß thuen und furan nimmer vertrauen und darzue straffen, daß ers nimmer thue, wirdt er deß anderst uberweist.

Schlecht man ainen in ainer furstenfreiung oder in ainem schloß, der hatt verwandelt 32 tal. pfennig oder man soll ime die hant abschlagen.

Macht ainer unrecht weeg uber wiesen oder ecker, wirdt er an dem schaden begriffen, er soll den abtragen und hatt verwandelt 6 schilling 2 pfennig.

So man die fleischacker und becken mit fleisch und brodt unrecht erfindet, so soll man die straffen an leib und guet, auch fleisch und brodt nemen, daß armen leuten geben.

Redet ainer dem anderen unwarhaftig an sein ehr und wirdt deß uberweist, so soll man ime die zung zum nacken außreissen.

Ob sich ainer understunt hantlung die der herrschaft und lantgericht zugehören, ône willen und wissen der obrigkait und ains richters[zu]vertaidingen, den soll man straffen am leib und guet und hatt verwandelt 32 tal. pfennig.

Vermerkt die freihaiten der herrschaft Lichtenfelß zuegehorig und lantgerichtsgemerkt von Lichtenfelß: in grossen Khamp, vom grossen Khamp bieß gen Reinprechtsbrugg, vom Reinprechtsprugg uber den Einsidell bieß zu dem Behaimbtschen staig, vom Bemischem staig bieß an die Schonaw, und von Schonaw unzt zu Sprentzenbach, vom Sprentzenbach nach ab zum Friederspach, vom Friederspach zum klainen Khamp, vom klainen Khamp zum grossen Khamp bieß gen Lichtenfelß.

Daß pantaidingbuchlein ist gemacht zu den zeiten alß der wolgeborne herr herr Sebastian herr von Hohenfeldt die herrschaft Lichtenfelß hatt eingenomben anno domini tausent funfhundert weniger funf.

Dieses pantaidingbuchlein ist abgeschrieben und gegen dem alten collationiert worden durch den edlen und gestrengen herren Hansen Hager zu Altenstaig alß der zeit inhaber der herrschaft Lichtenfelß und röm. kais. maj. obristen falkenmaister etc. a tausent funfhundert und im achtundsiebenzigisten.

     Hanß Hager zu Altenstaig

hant ft.

Standort
InvNr.: Finanz- und Hofkammerarchiv, Niederösterreichische Herrschaftsakten, L 33 |
Herkunft / Fundort
Lichtenfels | BH: Zwettl | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1495 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 808-814, Nr. 121/I (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Herrschaft

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