Krumau am Kamp, Rügung und altes Herkommen des Landgerichts - ältere Redaktion (1499)

Vermerkcht di artickl der lantgericht und besunder zu NewnPolan von alter herkchomen der herrschaft Kchrumaw am Khamph zuegehorund.

Von erstn drei artickl: mart prant und dieberei mit iren zuegehorungen, wie die von alter unzt her im taiding des lantgerichts albeg sint vermelt und gehaltn warden.

Von der dieberei.

Item, wurt einem was gestollen inbendig oder auswendig seines hauß im lantgericht uber 6 schilling 2 pfennig, das scholl er vor dem drittn tag an den lantrichter bringn. thuet er es aber nicht, so ruegt es der richter der ganzen gemain nach, und der selb der es verswigen hatt der ist von ieder hertstatt verfalln 72 pfennig. bringt er es aber zu rechter weil und zeit an den lantrichter, so soll er es im taiding widerum ruegen und darnach im nach- taiding mit aufgerachkten aid darzu redn des zu recht genueg ist, das er nicht wiß wer sein dieb oder diebin sei. verleust er aber hinder zwain und 6 schilling pfennig, so bedorf er es an den lantrichter nicht bringn sunder an seinen dorfrichter, aber im taiding oder im nachtaiding des lantgerichts soll er es dennoch ruegen und mit aufgerakchtn aid darzu redn wie oben vermerkcht ist, das er nicht wiß wer des handls dieb oder diebin sei. so er sich aber mit gewalt des setzt, dem lantgericht wie oben vermelt ist nicht genueg thuet, hat er verbandlt 32 tal. pfennig.

Bo zwen in kchrieg komen.

Item, ob etlich mit einander in kchrieg vielen und an einander schultn mit er-tottundn wartn die dem lantgericht zuegepuern oder die zicht zu solichen scheltn lantgerichtmässig ist, scholl es die gemain so es auf der gassen oder innerhalb irer gemerkcht auf dem velt beschiet, vor dem drittn tag oder an dem drittn tag an das lantgericht bringen; thuen si es aber nicht, so sein si dem lantgericht verfalln 32 tal. pfennig. beschiecht es aber in einem hauß, so scholl es der wirt anbringen oder aus seinem hauß ruegen; thuet er es aber nicht, so entgelt es an der ganzn gemain statt.

Ob ain dieb in aines hauß kumbt, darinne stillt.

Item, ob ainem frumen mann ein dieb oder diebin in sein hauß kchem und etwas stull, wurt sein der wirt oder wiertin oder iemants ander inne in dem hauß und dem dieb das gestolln guet abdrung, wirt es abgedrungen inner hauß, so mag der wiert oder welichen es gestollen ist widerum zu seinen hantn nemen und ist nichts darumb verfalln. bringt es aber der dieb oder diebin heraus fuer di dachtrophen auf die gassen oder auf das velt, so gehört es dem lantgericht zue. wer sich aber des weiter unterstett, der hat sich lantgerichts underbundn und ist dem lantgericht verfallen 30 tal. pfennig.

Ob aber der wiert, sein haußvolkch oder di gemain doselbs den dieb viengn und des gewaltig wurtn, so schullen si den zu dem dorfrichter fuern und dem lantrichter das vor dem drittn tag anbringn und nach dem anbringen den dieb unzt an den drittn tag webarlich haltn. wann dann der landrichter kchumbt vor dem drittn tag oder an dem drittn tag, so schulln si im den antburten heraus zu dem valtorstain oder fuer das dorf mit sambt dem gestollen guet und den mit dreien ruchalbn anpintn, den lantrichter dreimall beruefn. kchumbt der lantrichter und nimbt den, so sein sew im nichts mer schuldig; kchumbt er aber nicht und lauft der dieb begkch, so sein si im aber nichts verfalln. kchumbt aber der lantrichter vor dem drittn tag oder an dem drittn tag nach dem anbringn nicht, so sulln si den dieb dennoch am drittn tag haltn unzt zu abgang der sunne; und ob si in nicht lenger haltn woltn, sullen si in fuern zu dem valtorstain oder an di ent nach ires aigens gerechtikait, den anpindn wie oben vermelt ist, den landrichter dreimalln beruefn; lauft er darnach wegkch in das lantgericht oder aus dem lantgericht, sind si dem lantgericht nichts darum verfalln. ber aber das sew im davon hulfn und den nicht hieldn nach ires aigens und des lantgerichts gerechtikait, oder den lantrichter nicht anprächtn, so sein si dem lantgericht verfalln 32 tal. pfennig.

Ein wehauster dieb in einem aigen.

Item, ob ein behauster dieb in einem aigen saß, so soll in der lantrichter vodern an den dorfrichter. es mag auch der lantrichter die weil das hauß hindn oder vor oder allenthalbn besetzn. will im der dorfrichter den nicht antwuertn nach ires aigen gerechtigkait oder wolt in aufredn oder dovon helfn, so mag in der lantrichter selbs heraus hagkchen und mit allem gestollen guet nemen das er pei im vindet; ob er aber gestolln guet pei im nicht vindt, soll er in nemen oder man soll in den antwuertn wie er mit guertl umfangen ist. und so in der lantrichter heraus gehakcht oder gefangn hat, soll er dennoch den nicht wegkch fuern sunder er scholl in fuern zu dem dorfrichter und dem dorfrichter antwurten und an in wegern das er im den nach ires aigens und nach lantgerichts gerechtikait antwuert. bil in der dorfrichter nicht nemen und nach ires dorfs gerechtigkait antwuertn, so mag in der lantrichter gehaltn und mit im fuern und ist auch niemants darumb was schuldig.

Von einem streichuntn dieb.

Item, ob ein streichunder dieb in ir meilung und gemerkt kchem und ein geschrai auf in wurt, so scholl ieder man auf sein und den helfn zu vachn. welicher aber darzu nicht hilf und peistant thuet, der hat verbandlt 32 tal. pfennig dem lantgericht etc., in Gveler lantgericht zwen und 6 schilling pfennig.

Item, wann man einen solichn streichundn dieb gefangen hat, soll in der dorfrichter und die gemain doselb webarlich haltn und vor dem drittn tag oder an dem drittn tag an den lantrichter pringen, auch nach dem anbringen unzt an den dritten tag wehaltn. kchumbt dann der lantrichter vor dem drittn tag oder an dem drittn tag, soll im der in aller maß und fuerm wie oben vermelt ist mit allem gestollen guet geantwuerdt werdn. wer im aber dovon hilft oder hulf oder hilf und peistant darzue thuet, der ist dem lantgericht verfalln 32 tal. pfennig.

Ber einen dieb vacht oder schäczt den.

Wer einen dieb vacht oder schäczt in ân willn und wissen des lantrichter, der hat sich lantgerichts unterwunden. ist er ein gemainer man, so hat er in das lantgericht verwandlt 32 tal. pfennig; ist er aber des adelß, so ist er dem lantsfuerstn zu seiner genadn straff verfalln, und der dieb soll dennoch gegn dem lantgericht kchainerlai sicherhait oder freihait geniessen.

Von mort wegen.

Belicher der ist der einen menschn vom leben zum todt pringt ân recht, in welichem lantgericht das beschicht, der ist in das lantgericht mit todt verfalln. man scholl in auch hanthabn und in das lantgericht andwuertn auch mit im handln als mit andern ubltätern, wie allenthalbn vermelt ist.

Item, wirt ainer erschlagn, ermordt oder toder erfundn im lantgericht, es sei in einem aigen, in einem hauß oder auf dem veld in eines ieden dorf meilung und gemerkcht, so soll in niemants aufhebn, anruern noch ân des lantrichter willn und wissn nichts von im nemen sunder das an den lantrichter bringn vor dem dritten tag. so soll in der lantrichter beschawen und leibzaichn von im nemen. ob man den selbigen leichnam nicht erkchent und das mort unwissenlich ist, so mag in der richter aufhebn lassn oder schaffen zu begraben und domit ze handln wie lantgerichts gerechtikait obtregt. wer aber darwider thätt und ân willn und wissen des lantgerichts darinn uberfarn wurt, der hat sich lantgerichts underwundn und verbandlt 32 tal. pfennig.

Item, wenn aber ainer entleibt wiert pei dem wein, auf der gassen oder wo es weschicht, des man chundschaft hat, sein weib und kchint oder di freundschaft nach im stett, so sullen si auch den nicht aufhebn ân des lantrichter willn sunder in das lantgericht fuerfuern und weschawen lassen, domit der lantrichter warzaichn von im nemb, und sollen dem lantrichter zu fuerfankch geben zwen und 6 schilling pfennig, und darnach mit seinem willn weiter darin gehandlt werdn. wer aber darinne uberfarn wurt, der hat sich auch lantgerichts underwundn und dem lantgericht verbandlt 32 tal. pfennig.

Ob sich ainer erhenkcht.

Ob sich ainer selbs erhenkcht oder tödt, den schol man auch nicht abnemen oder aufhebn sunder soliches dem lantrichter vor dem drittn tag ee anbringn, sich mit im von lantgerichts wegen vertragn oder weschawen lassen; und so er weschawt ist und mit dem lantgericht vertragn wirdet, mag man mit solchem weiter handln wie di pillichait und das recht obtregt. wer aber ân willn des lantrichter darwider thätt oder uberfarn wurt, der hat sich auch lantgerichts underwundn und in das lantgericht verbandlt 32 tal. pfennig.

Von einem gemerchstain.

Item, wer einen gemerkstain zwischn zwaier lantgericht oder zwischn zwaier herschaft auswirft, ausgrebt oder vernicht, der ist auch dem lantgericht verfallen. in mag auch der lantrichter nemen und soll in an di statt fuern do er den gemerkchstain vernicht hatt und doselbs ein grueb lassen machn und in hin ein in di grueb unzt an die agchsel seczn und verstossen und ob der grueb das haubt lassen abschlachn, domit er dann das gemerkcht mit dem stumph auszaig.

Welicher aber einen marichstain auswirft oder vernicht zwischn zwaier nachpawrn wisen oder ächkern, der hatt dem herrn unter dem dew selbn marich lign sein verbandlt 32 tal. pfennig.

Von prant wegen.

Item, wenn man ainem an sein haus oder dopei anhieng prant pesem plutigew messer oder ander drolich warzaichn, die soll man ân willen und wissn des lantrichter nicht herab nemen sunder das vor dem drittn tag oder an dem drittn tag an das lantgericht bringen. thuet er aber des nicht und solichew drolichew warzaichn haimlich herab nimbt und versweign wolt, dadurich im oder seinem nachpawrn schadn ersten möchte, der hat in das lantgericht verbandlt 32 tal. pfennig.

Item, ob aber ainer dem solhe drolichew warzaichn werdn angehangen soriget man wurt im di haimlich widerum abnemen, so soll er die mit willn und wissn seines dorfrichter oder ambtman oder sunst mit zwain gelanten mannen herab nemen und dem lantrichter das an dem drittn tag oder vor dem drittn tag dennoch anbringn; und so er das anbracht hatt, soll er das im taiding widerum ruegen und dem lantrichter verkchunden wer der droer sei, oder im nachtäding darzu redn mit aufgerachktn aid das er nicht wiß wer der droer sei.

Wer ubltäter aufhelt.

Item, welicher der ist der solich ubltater aufhield oder in verhilft, ist er ein gemainer man so stett er in der straff als der ubltëter selbs, ist er aber des adelß so ist er dem lantsfuerstn darum verpent.

Ber ingriff thuet.

Item, wer frafflich ân des landsfuerstn oder seiner anbelt willn oder geschaft herein greift, dieb oder ubltater hinaus fuert und in das lantgericht nicht antwurtt, ist er ein gemainer man so scholl man in an die selbn ent schlaiphen und das gemerkcht mit im auszaigen, ist er aber ein edlman so ist er dem lantsfuerstn verpent.

Die aidphening.

Vermerchkt wie di aidphening seind aufkchommen. vor zeitn wan di lantrichter das lantgericht wetaidigt habn, so habn di leut all muessn aufsteen und swern mit aufgerachktn aid das si nichts wellen versweigen was an das lantgericht ze bringen sei; uber das selb ist von den fuerstn zuegebn das di leut nimer mit aufgerachktn aid swern, darum gebn si an aid statt phening. aber wann si mit dem redner an di sprach geen, so muessn si im mit handgelobter trew dennoch angreifen und an aides statt redn das si nichts welln versweigen was an das lantgericht zu bringen ist.

Item, wann der lantrichter anhebt zu taidingen in dem lantgericht, wer im oder dem redner oder dem bewarer unterredt oder unerlaubt in die schrann gett, der hatt verwandlt 72 pfennig.

Item, welicher fuer di schrann stett di weil der richter am taiding siczt und hat ein hagkchn pei im und nicht an der seitn umbguertt, der hat auch dem lantrichter verbandlt 72 pfennig.

Item, es scholl auch kchainer verrer ruegen wann sein meilung und gemerkch, rain und stain wern.

Es scholl auch ainer dem andern in sein haus nicht ruegn. will es der wiert oder wiertin heraus nicht ruegen, so entgelt es an der ganzn gemain statt.

Item, wer das taiding versiczt und nicht darein gett, der hat dem lantrichter zu bandl verfallen 72 pfennig.

Item, wer in das taiding gett so der lantrichter taidingt und nicht von herren handn hatt, der hat auch dem landrichter verwandlt 72 pfennig.

Item, ob aber ainer in gottes panden ligt, der pedorf kainn andern in das taiding schikchn sunder die gerechtigkchait.
Standort
Zwettl | BH: Zwettl | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Stiftsarchiv Zwettl | InvNr.: aus dem 1499 von Abt Wolfgang II. Oertel angelegten Stiftsurbar | Seiten: 14a-18b |
Herkunft / Fundort
Krumau am Kamp | BH: Krems | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1499 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 795-800, Nr. 120/III/1 (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Markt | Taiding - Herrschaft

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